„Rachsüchtiges Weib...“, meinte Juan zu Tantchens Ansprache nur, und seiner Meinung nach waren auch nicht mehr Worte als die nötig, denn es sagte alles aus, was diese Situation beschrieb aus der Sicht des Agenten. Sie sieht in mir ein Stück Dreck und wünscht mit den Tod, aber will sich Mühe geben, meine Ehre in den Dreck zu ziehen? Was passt an dieser Geschichte nicht? Und sie hat Angst vor dem Tod und ganz offensichtlich ohne den Beschwörer nichts dem Nekromanten entgegen zu setzen? Was passt an dieser Geschichte nicht? Und ihre ach so bedauernswerte Vorgeschichte, herrscht sie nach Mitleid? Ja, das tut sie. Rachsüchtig, von sich eingenommen, keine Ehre im Körper. Warum versuche ich überhaupt, mit dieser Person zu reden, es hat doch sowieso kein Sinn. Ich werde mich wohl auf den wesentlich aufgeschlosseneren Beschwörer konzentrieren, denn diese Frau, die mich als nicht lebenswert hinstellt, ist es selbst nicht.

Dann lauschte er Arranges Kundgebung, überraschend direkt sprach er Tantchen auf ihre Hilflosigkeit an, und innerlich grinste er darüber. Doch als der Beschwörer das Wort an ihn, an Juan, richtete, gefror dieses innerliche Grinsen. Dieser Kerl wusste gar nicht, wie recht er damit hatte, aber der Agent ließ sich äußerlich nicht das Geringste anmerken. „Dass meine Wenigkeit keine Angst vor dem Tod hat, dies habe ich nie in den Raum gestellt. Natürlich empfinde ich schon eine gewisse Furcht davor, jedoch gehen mich die Geschehnisse in dieser Festung nichts, aber auch gar nichts an. Ihr begreift meine Lage nicht, werter Herr Arranges. Wenn ich mit dieses Gemetzel, welches stattfinden wird wenn ich euch helfe, überleben sollte und zu meinem Auftraggeber zurückkehre, dann wird mir mit Sicherheit ein noch grausameres Ende bereitet als wenn ich jetzt sofort zurückkehre. Warum? Das kann ich euch sagen. Ich bezweifel, dass mein Auftraggeber von alle dem hier nichts gewusst hat, und wenn ihr um den Einfluss jener Person wüsstet, dann würde sich euch jetzt an meiner Stelle dieselbe Frage durch den Kopf gehen.“. Dann straffte sich Juan. „Und wagt es nicht noch einmal, mir fehlende Ehre vorzuwerfen, das wäre meine Bitte an euch“, und er warf Tantchen einen Seitenblick zu der sagen sollte So trägt man Bitten vor. Dann fuhr er fort. „Als Agenten haben wir Auftragsdiskretion, egal welcher Art dieser sein sollte. Noch nie bin ich von dieser abgewichen bis auf diesen hier. Schicksal wird es sein, dass mir dieser einzige Fehler mich das Leben kosten wird. Was glaubt ihr, warum wir Agenten so unglaublich beliebt sind? Während unseres Auftrages rücken wir für gewöhnlich unseren eigenen Gefühle und Meinungen in den Hintergrund, um zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers zu handeln. Was das betrifft, habe ich versagt, und da sollte ich jetzt alles nur noch schlimmer machen? Ihr habt keine Ahnung von den Mühlen der Politik, eure Nekromantie ist nur ein kleiner Randbereich, seid ihr einmal richtig tief drin dann wird euch der kleinste Fehler das Genick brechen. Ich bin seit meiner Geburt in diesen Mühlrädern, ihr könnt euch nicht in meine Lage versetzen. Da ist es jetzt vollkommen klar, dass ihr meint, ein Zerschlagen des Ringes würde meiner Ehre helfen. Im Gegenteil, solch eine Handlung würde den Rest davon zerstören. Jedem ist der Begriff Ehre anders definiert...“. Mit diesem Kaiserlichen kann ich wenigstens vernünftig reden, dachte er nach dem Ende seiner Rede.
Und er schloss mit einem Lächeln an, mit herausfordernder Stimme: „Und demnach habt ihr auch keine Daseinsberechtigung, wie dieses Kloster, Herr Nekromant?“. Dass er damit voll ins Schwarze treffen würde war ihm bewusst, aber er ließ sich seinen Triumph nicht anmerken. Nicht umsonst hatte er mit dieser Äußerung bis zum Schluss gewartet, sie sollte den Nekromanten schließlich vollkommen aus dem Nichts treffen. In der Konversation war er ausgebildet worden, und auch solche Nebensächlichkeiten sog er auf wie ein Schwamm um sie dann gegen seinen Gesprächspartner zu verwenden, wenn dies angebracht war.
Juan stützte sich dabei mit den Händen am Bettende ab und wartete, wie sich Arranges darauf rechtfertigen würde, denn dieser hatte sich mit seiner Aussage der Daseinsberechtigung selbst in's Aus geschossen.