Ich hoffe, man nimmt mir den Doppel-Post nicht übel, allerdings habe ich vor dem eigentlichen Text noch ein Vorgedicht, das ich jetzt gerne nachsetzten möchte.

Märchen


Im Kamin liegt ein Buch,
es ist verbrannt
und verrußt.
Noch nicht einmal des Schreibers Hand
packt die schwarzen Seiten an.

Es gibt keine Märchen mehr,
schwarze Lettern verlaufen zu Teer.
Schwarze Tränen auf weißem Papier,
zerstörte Geschichten von Mord und Gier.
Es gibt keine Märchen mehr,
leere Seiten bleiben leer.

Im Kamin steckt eine Frau,
Gretel wusste ganz genau,
dass sie eine Hexe war,
obwohl’s die Tote anders sah.

Doch was würdet ihr denn tun,
ohne diese Männer und Frauen,
die euch stets Fallen legen
und früh Gräber bauen?
Ohne sie würdet ihr gar nicht leben,
denn ohne sie würde es keine Märchen geben.

Wir gehören einfach dazu,
und Zerstörung ist unser Leben,
gäbe es uns nicht,
würde es auch euch nicht geben.

Es gibt keine Märchen mehr,
schwarze Lettern verlaufen zu Teer.
Schwarze Tränen auf weißem Papier,
zerstörte Geschichten von Mord und Gier.
Es gibt keine Märchen mehr,
leere Seiten bleiben leer.

Wegen Mordes und Sachbeschädigung,
bringt man Hänsel und Gretel um.
Schafft sie beide aufs Schafott
Dann ist die Geschichte tot.

Das ist alles unser Werk,
verbreiten Kummer, sähen Schmerz.
Bald wird es auch uns nicht mehr geben,
denn dazu müssen auch die Guten leben.

Es gibt keine Märchen mehr,
schwarze Lettern verlaufen zu Teer.
Schwarze Tränen auf weißem Papier,
zerstörte Geschichten von Mord und Gier.
Es gibt keine Märchen mehr,
leere Seiten bleiben leer.





Rotkäppchen geht stets ab vom Weg,
obwohl sie doch weis, dass der Wolf dort steht.
Und schön anzusehen ist auch die Flasche Wein…
Wie gut kann doch das Leben sein.

Doch wir sind nicht immer schuld,
das Glück ist euch nicht immer hold.
Und wer als Kind schon Säufer war,
wird als Frau wohl wunderbar.

Wegen Alkoholmissbrauchs
Hängt man eben Rotkäppchen auf.
Um ihren Hals ein fester Strick
Und der böse Wolf stirbt mit.

Es gibt keine Märchen mehr,
schwarze Lettern verlaufen zu Teer.
Schwarze Tränen auf weißem Papier,
zerstörte Geschichten von Mord und Gier.
Es gibt keine Märchen mehr,
leere Seiten bleiben leer.

Dornröschen, die solange schlief,
bekommt einen liebevollen Brief,
der sie zu einer Scheune rief.
Von dort kam sie nie zurück,
zumindest nicht in einem Stück.

Ihr nennt uns böse und Gemein,
wie sollt es denn auch anders sein.
Doch alles Klagen ist vergebens
Denn wir sind da, bis ans Ende eures Lebens.

Alle Dornen sind gestorben,
keine Rosen mehr geboren.
Das gefällt dem Schreiber nicht
Und wirft das Buch ins helle Licht.

Es gibt keine Märchen mehr,
schwarze Lettern verlaufen zu Teer.
Schwarze Tränen auf weißem Papier,
zerstörte Geschichten von Mord und Gier.
Es gibt keine Märchen mehr,
leere Seiten bleiben leer.

Doch wie soll’s auch anders sein,
sind doch alle nur ein Schein,
und gehen langsam in ihm ein.