Er stand vor der Türe, wartete auf seinen Tod. Doch für solche Anlässe soll man doch gut aussehen. Der Griff um den Dolch verhärtete sich, und die Knochen schienen aus dem Fleisch herausbrechen zu wollen...
*Rumms...rumms...rumms* Die Türe flog auf, und die letzten 3 lebenden Menschen betraten das Haus von Lumino. Nichts auffälliges. Nur ein leerer Raum und am Ende zwei Türen. Gedeckter Esstisch, Kleiderhaken, ein Schrank voller Bücher und vieles mehr. Doch keine Spur von Lumino.
Mit zaghaften Schritten durchquerten die 3 den Raum. Spärlich und schlecht bewaffnet und mit der festen Überzeugung dem Wahnsinn der sie alle zugrunde richtete zu beenden.
Die Wände schimmerten teilweise in hellem Rot und zum anderen teil waren sie trocken und matt.
Die Drei erkannten ihren Fehler erst, als es schon zu spät war.
Die Türe flog mit einem gewaltigen Krach in Schloss und versperrte den Dreien den rettenden Ausweg aus dem Loch des Verrückten Lumino.
Da stand er vor ihnen. Mit nichts weiter als einer Hose bekleidet. Den Oberkörper frei und verziert. Über seinen Körper verstreut fanden sich Zeichen, Zahlen, Buchstaben, frisch mit einem Dolch hereingeschnitten.
„Ihr dachtet ihr könntet mich töten? Mich? Niemand kann mich töten. Mich eure Geißel.“
Langsam näherte sich Lumino den Drei Überlebenden. Er hob die Hände an und präsentierte sie.
„Seht nur, seht was mir die Saat geschenkt hat. Ich bin nicht zu verletzen“
Tatsächlich, seine Hand war geheilt. Lediglich eine rosa farbene Stelle wies auf kürzliche Heilung hin.
„Ihr seid so jämmerlich, genau wie meine Brüder. Liesen sich einfach von euch töten. Törichte Brüder.“
Er kam immer näher, breitete die Arme fast schon einladend und freundlich aus.
„Ich bin stärker als ihr Drei zusammen, ihr wisst das. Selbst wenn ich wie ein kümmerlicher kleiner Kerl aussehe. Sobald sich der Mond nur ein Stückchen zeigt, töte ich euch. Und wisst ihr was? Es ist soweit“
Entsetzliches Knacken und Krachen ertönte aus dem Körper des Händlers. Seine Knochen brachen und ordneten sich neu an. Ihm wuchsen Krallen, eine lange Schnauze mit riesigen Fängen. Fell fing an sich auf seinem Körper auszubreiten.
Die Drei sahen wie versteinert zu, wie sich Lumino unter Schmerzen zu einem Monster verwandelte.
Und endlich stand er auf. In voller Pracht stand der Wolf vor ihnen. Er knurrte, schien kaum noch Herr seiner Sinne.
„Das Blut, das Fleisch. Es gab mir Kraft. Kraft weiterzuleben. Wisst ihr, als eines dieser Monster mich anfiel lag ich im sterben, doch ich habe es geschafft und stehe nun vor euch. Wollt ihr nicht auch so ein Leben? Ihr seid euer eigener Herr. Könnt tun was ihr wollt und ihr könnt die Ekstase fühlen wenn sich eure Zähne in Fleisch graben.“
Die Antwort der Drei war deutlich. Eine Klinge durchschnitt die Luft und lies ein Zischen ertönen. Ein Messer stecke in seiner Schulter und wackelte noch.
„Aber aber liebe Freunde, wollt ihr mich verärgern? Wisst ihr denn nicht wo ihr dann endet?“
Die Krallen deuteten auf den gedeckten Esstisch. Um genau zu sein auf eine Schüssel voller Fleisch.
„Eure Freunde...und seht nur dort“
Schwungvoll deutete seine Pranke nur auf die Wände.
„Ich habe sie verteilt. Wunderschön, nicht wahr?“
Ein weiterer Schritt und ein weiteres Messer welches in ins Bein traf.
„Wenn ihr es so wollt. Zuerst töte ich den Hauptmann, mein Stigma. Danach den Deppen. Und zum Schluss werde ich mir das Mädchen vornehmen. Das zarte Fleisch von Margery, ganz alleine durfte ich kosten, wie zart wird erst ihr Fleisch sein?“
Lumino ging in die Hocke und setzte zum Sprung an, pfeilschnell flog er durch die Luft und versuchte auf Mivey dem Hauptmann zu landen. Aber er konnte ausweichen. Lumino durchbrach die hölzerne Trennwand und flog in den Nebenraum.
Die Dorfbewohner ergriffen ihre Chance und flüchteten zu ihrer wohlmöglich letzten Bastion. Dem Laden von Mivey. Dort würde sie genug Waffen finden.
Lumino wollte es gar nicht erst dazu kommen lassen, er rappelte sich wieder auf und folgte ihnen. Er konnte sie riechen, das Abendessen würde ihm nicht entkommen.
Er sprengte die Türe des Ladens aus dem Rahmen heraus und entdeckte sofort seine Beute. Doch diese wollte nicht wehrlos untergehen. Die Frau und der Depp, bewaffnet mit versilberten Mistgabeln und der elende Hauptmann hielt ein Jagdgewehr in seinen Händen. Noch bevor Lumino reagieren konnte spießte man ihn an den Armen auf und rammte in an eine Wand.
Das Silber brannte nun wie Feuer, es verzehrte ihn, wollte ihn töten.
Doch die Mistgabeln sollten nicht sein Ende sein.
*PENG* Der erste Schuss fiel und traf ihn in den Bauch. Blut spritzte aus der Wunde heraus und verteilte sich auf dem Boden.
„Verdammter Dreckskerl, ich hätte dir schon vor langer Zeit den Kopf abbeißen sollen.
*PENG* Die Zweite Kugel flog aus dem Gewehr und sprengte seinen Brustkorb. Das Leben floss aus ihm heraus.
Die dritte, und letzte Kugel, traf ihn ins Auge. Leblos sackte der Wolf zusammen. Die Bedrohung war vorbei.
Die Mistgabeln wurden aus Lumino herausgezogen und er fiel zu Boden.
Ein leises Atmen und röcheln, mehr brachten seine Lungen nicht mehr zustande.
„Hütet euch....vor....den groß....en Alten....“
Lumino spuckte Blut, noch war er nicht tot, und diese Worte wollte er noch aussprechen.
„Wenn sie dichter werden....werdet ihr dünner...wenn sie dunkler werden....werdet ihr lichter....“
Ein letztes Atmen, ein letzter Herzschlag und das Leben war aus ihm gewichen.
Die Bewohner des Waldes waren wieder sicher. Mit Lumino ging der letzte Werwolf von ihnen und lies sie ihn der Gewissheit zurück, dass ihr eigener Wahn fast zu ihrem Verderben wurde.