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Mythos
Niniel war schwer erschüttert darüber, dass schon wieder ein unschuldiger getötet wurde. Und das wiedermal mit seiner Zustimmung...
"Wie soll es denn nur weitergehen? WIE? So sagt es mir doch..."
Die verbliebenen Dörfler starrten ihn erstaunt an, aber das war ihm egal. So langsam war ihm alles egal... Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und ging Richtung Hütte, die Nacht brach herein.
Es wurde schließlich dunkel, nur der Vollmond spendete ein wenig Licht.
Niniel lag in seinem Bett. Er war zu niedergeschlagen, um noch irgendetwas anderes tun zu können. Allerdings schlief er nicht. Er schaute unruhig auf das helle Mondlicht, das durch die schiefen Wandbretter hindurch schien. Nein! So durfte es nicht enden. Es musste doch einen Weg geben, um den oder die verbliebenen Wölfe zu identifizieren.
Leise zündete er sich eine Kerze an und nam sich sein altes Buch zur Hand, ein Erinnerungsstück aus dem Kloster. Der Inhalt war unverständlich geschrieben und machte eher keinen Sinn. Zumindest sah er bis dato keinen in den Schriften. Niniel kritzelte ein wenig darin rum, während er die Seiten, die er doch schon so oft studiert hatte, in Gedanken versunken überflog.
Plötzlich sprang er auf:
"HEUREKA! Ich hab’s! So sollte es uns möglich sein, die Bestien zu identifizieren! Aber etwas fehlt noch... ich muss etwas überprüfen!"
Er zog sich rasch seine Kutte über, steckte das Buch ein und wagte sich raus in die eiskalte und sternenklare Nacht. Er rannte Richtung Wald, wobei er versuchte, möglichst leise zu sein. Es gelang ihm, sich unbemerkt aus dem Dorf zu schleichen. Nur wenige Minuten später erreichte er den dichten Wald, der im kalten Licht des Mondes nun noch um einiges bedrohlicher aussah, als am Tage. Er betrat ihn und sofort kam es ihm so vor, als habe er die Orientierung gänzlich verloren, dabei hatte er den Wald seit seiner Reise vor ein paar Tagen noch sehr gut in Erinnerung. Trotz des dichten Baumwuchses war der Himmel klar zwischen dem Geäst erkennbar.
Des Mondes Rund faszinierte den Mönch. Er starrte hinauf in die unerreichbare Ferne und verharrte einen Augenblick an Ort und Stelle.
Plötzlich fuhr Niniel zusammen, als ein markerschütterndes Heulen aus der Ferne drang.
Es kam näher.
Das Laub unter seinen Füßen raschelte, als er durch den Wald rannte. Ja, er hatte sich verlaufen, aber er hoffte das Dorf zu finden. Das Heulen kam näher, es rannte förmlich auf ihn zu. Die Bestie schien ihn gewittert zu haben. Endlich erreichte er den Waldrand und er konnte das Dorf im Mondlicht sehen. Er sammelte ein Stück Holz auf, das ihm im Notfall als Waffe dienlich sein sollte, als eine Bestie aus dem Gehölz hervorbrach.
"Das ist... ich erkenne es. Ich erkenne EUCH!"
Unter tosendem Gebrüll stieß der Wolf vor, als Niniel prompt das Stück Holz packte und Richtung Wolf warf. Es verfehlte sein Ziel nicht und traf das Ungeheuer am Schädel, worauf dieses knurrend zu Boden ging.
"Ich könnte es töten, hätte ich eine silberne Waffe... VERFLUCHT!"
In Panik rannte er Richtung Dorf. Er wollte die anderen warnen, ihnen sagen, wen er soeben erkannte. Er erreichte das Dorf.
"HEDA, WACHT AUF, HÖRT HER! EINER DER WÖLFE IST..."
Ein furchbarer Prankenhieb streckte ihn zu Boden. Er erkannte nicht, ob es der soeben k.o.-gegangene oder ein anderer Wolf war. Er wusste nur ein: Die Bestie war im Dorf und im Begriff ihn zu töten. Schwer verwundet von dem Hieb, konnte er sich kaum mehr bewegen, als die Bestie zu einem weiteren Schlag ausholte.
"Nein... bitte..."
Der Wolf verrichtete seine Arbeit, ohne auch nur eine Sekunde dabei gezögert zu haben. Der Hautmann war tot. Während sein lebloser Körper zu Boden ging, fiel das eingesteckte Buch aus seiner Kutte. Das Buch mit den wirren Notizen, Texten und Kritzeleien.
Der Wolf schnappte nach dem Buch und verschwand in der Dunkelheit. Was der Bestie allerdings entgangen war, war ein unscheinbarer Brief, der aus dem Buch gefallen war. Der Brief, den Hauptmann Niniel vorsorglich nach seinem Amtsantritt geschrieben und in dem Buch versteckt hatte. Er hatte selber nicht mehr daran gedacht, als er es einsteckte, doch nun lag er dort im Staub. Die verbliebenen Dorfbewohner würden ihn finden und lesen, so war es gewollt. Aus ihm würden sie erfahren, dass Mivey wohl den Posten des Hauptmanns übernehmen müsse:
"In der Hoffnung die richtige Entscheidung getroffen zu haben: Möge Er mehr Glück bei seinen haben. Er würde es brauchen.
Hauptmann, solltet Ihr dennoch wider Erwarten zu den Bestien gehören... fahrt zur Hölle!"
Mit Hauptmann Niniel starb ein weiterer einfacher Dorfbewohner. Sein Nachfolger soll Mivey sein.
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