Quod hatte sich bei den letzten beiden Abstimmungen enthalten. Bei Lars war es der Grund, dass keine Indizien für seine Schuld sprachen, Aurelia war sowieso schon längst dem Tod geweiht, auch hier musste er sich nicht zu Wort melden. Er musste zugeben, dass er sich ziemlich sicher war, dass sie zu diesem elenden Pack gehörte, das immer mehr Tote unter den ihrigen forderte. Leider war dem nicht so. Wenigstens hatte er sich nicht versündigt und so konnte er vor seinen Schöpfer treten ohne sich noch weiter mit unnötiger Schuld beladen zu haben. Vorerst jedenfalls.
Es war mitten in der Nacht, bestimmt wüteten die Ungeheuer schon wieder im Dorf. Er mochte sich gar nicht vorstellen was draussen gerade abgehen mochte, doch noch schien ihn niemand heimzusuchen. Nach der Hinrichtung hatte er sich noch kurz in Margerys Taverne begeben um den Kummer hinunterzuspühlen. Doch der Schlummertrunk schien ihm nicht zu bekommen, seit Stunden lag er nun schon wach im Bett und fürchterliche Bauchschmerzen plagten ihn. Was war bloss los mit ihm? Hatte ihm jemand in einem Moment der Unachtsamkeit etwas in sein Bier gemischt? Das Gebräu schmeckte wie sonst immer, vorzüglich, und gespürt hatte er jedenfalls nichts und doch, irgendwas war da mit ihm im Argen, das wusste er genau.
Es fiel ihm ein besonderes Erlebnis ein, dass er einmal mit einem Fremden teilte. Es war eine regnerische Nacht - genau wie heute - und ein einsamer Wanderer suchte für die Nacht Unterkunft in Quods bescheidener Hütte. Das Geld um sich ein Zimmer in der Pension zu leisten hatte er nicht. Bereitwillig nahm ihn Quod auf. Der Fremde bescherte ihm als Gegenleistung einen kurzweiligen Abend. Aus seinem vom langem Wandern abgenutzen Rucksack zog er ein kleines, karriertes Spielbrett hervor. Danach postierte er vorsichtig die verschiedensten Figuren darauf. Quod erinnerte sich an die Worte, als wären sie erst gestern gesprochen worden. "Junge, lass mich dir das Spiel der Könige beibringen. Das hier sind die Bauern" und er deutete mit einer Hand auf die kleinsten und unscheinbarsten Figuren, die prozentual die grösste Gruppe von gleichen Spielfiguren darstellten. "Viele fallen in der Regel zuerst, aber auch wenn du ein einfacher Bauer bist, so schützt du damit nur die mächtigeren und wichtigeren Figuren. Denn diese Figuren sind es letztendlich, die das Spiel entscheiden. Mit dem Leben eines einfachen Bauern, kannst du diese schützen und die Bauern helfen dabei, indirekt das Spiel zu gewinnen".
Schweissgebadet stand er auf und kleidete sich an. Er musste an die Frische Luft, hier drin erschien ihm plötzlich alles so stickig. In seiner linken Hosentaschen fand er das, wonach er suchte. Seine Hand umschloss eine kleine hölzerne Figur, die er seit seiner Begegnug mit dem Fremden ständig als Talismann bei sich trug. Es war ein Bauer, wie er selbst einer war. Er würde ihn schützen, aber auch wenn es mitten in der Nacht war, er musste die Hauptfrau um ein kurzes Wort ersuchen, ihm war urplötzlich eine Idee gekommen, nun erschien ihm alles vollends klar. Er wusste nun ziemlich sicher zumindest eine Person, die einen unscheinbarereren Eindruck von sich selbst vermittelte, als sie in Wirklichkeit war.
Es regnete leicht, von irgendwoher vernahm er Geräusche. Er war nicht alleine, irgendwer anderes trieb sein Unwesen da draussen. Er rannte, rannte so schnell wie er seinen Lebtag nie gerannt war. Sie waren hier, nur orten konnte er sie nicht. Er musst die Taverne erreichen, bevor sie ihn einholen konnten. Sein Atem wurde immer kürzer, je weiter er kam. Etwas stimmte nicht, sein Körper spielte verrückt, er fühlte sich schlecht und erbrach sich fast. Kurz vor der Taverne musste er sich zügeln. Seine blutunterloffenen Augen begannen langsam überzuquollen. Er veränderte sich. Würde bei den Werwölfen der gleiche Prozess stattfinden? Angestrengt umklammerte er die kleine Figur in seiner Hosentasche und holte sie hervor. Doch sie entglitt ihm augenblicklich und landete neben ihm im Schlamm. Zu Schwach fühlte er sich. Auch er konnte sich kaum noch halten, torkelte umher. Er wusste, dass er beobachtet wurde, nur wer beobachtete ihn? Er musste weiter, er musste die Taverne erreichen. Die Geräusche wurden lauter, je näher er seinem Zielort kam. Er vernahm ein leises Röcheln und sah wie vor ihm eine menschliche Silhouette zusammenbrach. Margery? Gott bewahre, sie hatten sich die Taverne, und mit ihr deren Besitzerin, ausgesucht. Ein letztes Mal mobilisierte er alle noch ihm zur Verfügung stehenden Kräfte und stürmte mit einem lauten Kriegsruf nach vorne. Er würde sie ihnen nicht kampflos überlassen. Er würde sie schützen. Es war seine Pflicht die Königin vor den angreifenden Figuren zu schützen. So war es vorgesehen, das waren die Regeln des Spiels. Noch bevor er den Ort des Schreckens ganz erreichen konnte, brach er zusammen. Alles erschien ihm so unwirklich, vor sich sah er im fahlen Licht des Mondes den Mensche, Margery, liegen, über den sich eine grosse, animalische Gestalt breitgemacht hatte und weiss Gott allein, was mit ihr anstellte. Auch sie war gefallen, gefallen um vielleicht eine noch mächtigere Figurn in diesem Spiel zu schützen, die letzte Figur, in die er jetzt noch seine Hoffnung hegte.
Traurig dachte er daran, dass es praktisch keine Bauern mehr auf dem Spielfeld gab und die Macht des Gegners mit jedem erfolgreichen Zug weiter wuchs. Noch trauriger war er über den Umstand, dass es ausgerechnet Margery getroffen hatte. Er hatte ihr immer vertraut und ihren Charakter geschätzt.
Mit seinem letzten Atemzug hoffte er, dass die Dorfbewohner doch noch obsiegen würden. Dann wurde ihm schwarz vor den Augen.
Der leblose Körper Quods, des normalen Dorfbewohners, lag leblos im Schlamm der Vergessenheit.
[ooc]So, jetzt bin ich ja mal gespannt. Auch ich erbitte Zugang für das Werwolf Interne.[/ooc]