Dipl. User mit summa cum laude
Ineluki schwieg eine ganze Weile und hoerte sich die Anschuldigungen von Margery und den anderen an. Schliesslich hob er Schwert und Gehstock um sich Ruhe zu verschaffen. Kurz darauf kehrte Stille ein.
"Ihr habt ganz recht. Egal, wie ich mich entscheide, egal was ich tue, ich werde mich immer verdaechtig machen. Daher ..."
Ineluki rammte Daens Schwert in den Boden vor sich, wo es stecken blieb.
" ... kann sich jeder, der meint, ein besserer Hauptmann zu sein, gerne dieses Schwert nehmen, und das Amt fuer sich beanspruchen. Aber bedenkt folgendes:
Der Hauptmann macht sich immer verdaechtig. Ein Werwolf in dieser Position kann viel Schaden verursachen.
Der Hauptmann ist ein strategisches Ziel fuer die Werwoelfe, denn sie allein wissen, ob der Hauptmann einer von ihnen ist, oder nicht. Greifen sie ihn an, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass einer von Ihnen der naechste Hauptmann wird, greifen sie ihn nicht an, ist das verdaechtig, und die Menschen kuemmern sich um den Rest.
Der Hauptmann wird immer Neider haben, weil die meisten meinen, es besser zu machen, bessere Entscheidungen fuer das Dorf zu treffen, denn sie haben nicht die Last zu tragen.
Der Hauptmann muss letztlich ueber Leben und Tod entscheiden. Liegt er richtig, und es ist ein Werwolf, so jubeln ihm alle zu oder meinen dass es doch offensichtlich war, aber was ist, sollte er sich irren ? Dann hat er einen Unschuldigen zum Tode verurteilt und schwere Last auf seine Seele geladen.
Wollt Ihr WIRKLICH diese Last auf Euch laden ?
ICH will diesen Posten nicht. Aber einer muss ihn schliesslich besetzen. Ich tue dies nur, weil ich das Gefuehl habe, dass ich es der Gemeinschaft schuldig bin. Ihr wisst, ich gelte nicht als Hitzkopf sondern als besonnener und gelehrter Mann, der es versteht, Fuer und Wider abzuwaegen, der viel gesehen hat, und vieles ueber die Welt weiss, dass euch verborgen ist. Also sehe ich mich in der Verpflichtung, Euch dadurch zu schuetzen, dass ich dieses Amt an mich nehme, zumal ich weiss, dass viele von Euch fuer mich in der ersten Wahl gestimmt haben.
Nur zu, ergreift dieses Schwert. Hier steht es ja. Macht euch ruhig zur Zielscheibe der Werwoelfe und des Misstrauens gleichermassen.
Daen Wallace war mein Freund. Und auch wenn es mich sehr schmerzt, dass er dem Feind anheim gefallen ist, ja, selbst einer der Werwoelfe war, kann und WILL ich nicht glauben, dass das, was er uns gepredigt hat, falsch gewesen sein soll.
HALTET ZU SAMMEN, SEID STARK, SEID WACHSAM, SEID MENSCHLICH UND VERTRAUT EINANDER, DANN WERDEN WIR DEN DRECKSVIECHERN IN IHRE HAARIGEN EIER TRETEN.
Das waren seine Worte. Und ich sehe darin keinen Fehl. Ich bin der festen Ueberzeugung, dass Daen uns als Mensch und Hauptmann schuetzen wollte. Ich weiss nicht, ob er nicht wusste, dass er ein Werwolf war oder ob er deswegen nur um so verbissener versucht hat, uns gegen sie zusammenzuschweissen. Aber ALLES in mir widerstrebt dem Gedanken, dass er versuchte, uns bewusst zu taeuschen.
Erinnern wir uns an ihn, wie er als MANN gelebt und gewirkt hat, denn darin war er meiner Meinung nach fuer uns alle ein Vorbild. Und lassen wir die Bestien dafuer buessen, was aus ihm geworden ist."
Ineluki wirft einen Blick in die Runde der versammelten Dorfbewohner, die schweigend und betroffen um ihn und das Schwert herumstanden. Keiner von ihnen hatte auch nur einen Schritt in seine Richtung getan.
"Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ICH bin bereit, Schuld und Verantwortung auf mich zu laden, wenn es sein muss."
Mit diesen Worten zog Ineluki Daens Schwert aus der Erde und hob es ueber seinen Kopf, damit alle es sehen konnten.
"Ich werde mir ALLE Anschuldigungen heute Abend anhoeren. Jedes kleine Argument, jedes Indiz. Ich werden jeden Beschuldigten zu Wort kommen lassen. Und dann werde ich meine Entscheidung bekannt geben. Wie ihr abstimmt, kann ich nicht beeinflussen. Aber ich werde mein bestes tun, um die ganze Angelegenheit nicht in ein Blutbad verkommen zu lassen. Wenn wir schon Gefahr laufen, Menschen, Bekannte und Freunde hinzurichten, dann sollen sie wenigstens eine faire Anhoerung bekommen haben."
Ineluki senkte das Schwert des Hauptmanns und bahnte sich einen Weg durch die Doerfler in Richtung seines Hauses. Kurz bevor er seine Tuer erreichte rief er:
"Margery ? Kann ich dich bitte kurz unter vier Augen sprechen ?"
dann betrat er sein Haus und wartete auf seinen Gast, ehe er hinter ihr die Tuer schloss.