Dipl. User mit summa cum laude
Obwohl es draussen heller Tag war, sass Ineluki in seinem Haus am Schreibtisch und hatte die Fenster verdunkelt und die Tuere verriegelt. Im trueben Schein einer Kerze betrachtete er einige blutrote Kristalle unter seiner Mechanica Optica, wohl bedacht mit einem kleinen Spiegel moeglichst viel Licht einzufangen. Von draussen toenten Geschrei und Rufe an sein Ohr, jedoch zum Glueck gedaempft durch die schwere Tuer und die dicken Mauern. Man konnte sich schon etwas einbilden, wenn man eines der wenigen Steinhaeuser in Mitten der sonst ueblichen Lehmhuetten sein Eigen nannte.
Ineluki blickte ob dieser akustischen Stoehrung auf, runzelte veraergert die Stirn, rueckte seine Brille mit den kreisrunden Glaesern zurecht und beugte sich erneut ueber sein Okular, behutsam den Spiegel neu einstellend. Er war eine seltsame Erscheinung, wie er so da sass, gross, jedoch nicht kraeftig sondern ehr hager. Er wirkte stets kraenklich und blass, was durch die dunklen Ringe unter seinen Augen, Zeichen fortgeschrittenen Schlafmangels, noch verstaerkt wurde. Obwohl er erst Mitte dreissig war, durchzogen doch schon die ersten weissen Straehnchen sein Haar.
Irgendwie vermochte seine Erscheinung nicht so recht in dieses Laendliche Idyll passen, und doch wurde er bereits in diesem Haus geboren. Seine Eltern, reiche Geschaeftsleute, die es sich Leisten konnten, die meisten ihrer Geschaefte durch Kuriere vom Lande aus zu taetigen, waren schon kurz nach seiner Volljaehrigkeit bei einer Geschaeftsreise in den Karpaten mit einer Kutsche verunglueckt, und die bald darauffolgende Erbschaft von einem Reichen Onkel sicherte schliesslich Inelukis vollstaendige finanzielle Unabhaengigkeit. So kam es, dass er sein begonnenes Studium der Juristerei, welches ihn bereits seit langem zu Tode langweilte, abbrach, und sich der Mathematik und dem Studium der Alchemie widmete, welche er beide mit einem Magistertitel suma cum laude abschloss. Doch auch diese Wissenschaften konnten ihn nicht auf ewig fesseln, weswegen er sich fuer eine Weile dem Studium der Theologie zuwandte, jedoch schnell an den verbohrten Interpretationen und eingefahrenen Dogmen verzweifelte. Ein Dekanatsstreit ueber seine ungenehmigten Untersuchungen in der medizinischen Fakultaet, die er auf der Suche nach einer phsysikalischen Reraesentation oder Rueckstaenden der Seele an Leichen durchfuehrte, besiegelten schliesslich seine Exmatrikulation. Verbittert ueber die Unzulaenglichkeit der theologischen Dozenten wandte er sich von nun an im Geheimen dem Studium des Okulten zu, um vielleicht dort abseits der Dogmen die Antworten zu finden, die man einem zu wissbegierigem Geist in der Theologie versagte. Er begann sich mit Magie auseinander zu setzen, nur um festzustellen, dass das meiste profane Scharlatanerie und der Rest grossteils aus verklaehrten Mythen und Legenden bestand, setzte sein Studium bei Heidnischen Kulten, Naturreligionen und Volks(-aber-)glauben fort und unternahm schliesslich eine mehrjaehrige Studienreise in die entlegendsten Winkel Europas. Einem Gluecklichen Zufall hatte er es zu verdanken, dass er in den undurchdringlichen Waeldern Rumaeniens auf einen der letzten Druiden traf. Angetan von ihrer Philosophie verbrachte er ein ganzes Jahr an seiner Seite. Als jedoch sein Mentor eines Tages aus seiner tiefen Meditation oder Geistwanderung, wie er es nannte, nicht mehr erwachte und er ihn nach alter Vaeter Sitte zur ewigen Ruhe gebettet hatte, brach Ineluki seine Zelte ab und kehrte in die ihm bekannte Welt zurueck. Er versuchte zuerst in die Stadt an die Universitaet zurueck zu kehren, doch das Leben dort war ihm unertraeglich geworden. Schliesslich besann er sich auf seine Wurzeln und kehrte in das Haus seiner Eltern zurueck, um in der Einsamkeit des laendlichen Idylls seinen eigenen Forschungen nachzugehen,
Anfangs misstrauisch von den Bewohnern ob seiner langen Abwesenheit beobachtet, machte er sich jedoch Freunde und gewann Respekt, als er (dank seines Sturmglases, einer Alchemistischen Aparatur aus Alkohol, Salzen und Aetherischen Oelen) erfolgreich einen schlimmen Sturm vorhersagte und somit die Ernte sprichwoertlich in letzter Sekunde gerettet werden konnte. Seit dem war sein Ruf rehabilitiert und er gewann schnell an Ansehen, Einfluss und einen Ruf als klugen Kopf. Doch auch dies konnte nicht verhindern, dass man noch immer zuweilen ueber ihn hinter vorgehaltener Hand tuschelte, wenn er sich mal wieder tagelang in sein Haus einschloss oder fuer ueber eine Woche spurlos im Wald verschwand.
Nun jedoch war er zu Hause, und hatte wichtige Arbei zu erledigen. Er stand kurz vor einem Durchbruch, das fuehlte er, doch noch fehlte das letzte Puzzelteil um das Bild zu vervollstaendigen. Da konnten die Doerfler noch so sehr Zetern und Schwatzen. Sofern sich nicht unmittelbar auf dem Dorfplatz die Hoelle auftuen und abscheuliche Monstrositaeten ausspeien sollte, wuerde er nicht herauskommen, so hatte er sich vorgenommen.
Es sei denn, es waere wirklich wichtig.
Geändert von Ineluki (28.02.2009 um 06:30 Uhr)