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Thema: "[Release]"PMtoPM und [WIP] Modern Aches

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    1. Epilog, oder: Der Fall „Charlie“

    Als der Wagen endlich hielt, wurde mir bewusst, wie mies es mir ging. Die Auffahrt war der Typ von Straße, der diesen Namen eigentlich nicht verdient. Grotesk große Schlaglöcher und der allgegenwärtige Schlamm erschwerten die Fahrt ungemein. Noch vor fünf Minuten hatte es geregnet und den Weg in eine undefinierbare Schlammbahn verwandelt. Nun nieselte es zwar nur noch, aber vor dem Fußmarsch, der mir noch bevorstand grauste es mir jetzt schon.
    Vom Fahrersitz grinste mir Gwall entgegen, der wusste, wie es mir und meinem Magen gerade erging.
    Der Saltseeker und ich kannten uns schon seit unserer Kindheit, was ihn aber nicht daran hinderte, mich mit meinen Problemen aufzuziehen. „Und da musst du hoch?“ Er blickte an mir vorbei durch die Seitenscheibe des Fahrzeuges. Ich folgte seinem Blick und musste mit Entsetzen feststellen, dass meine neue Arbeitsstelle noch weiter entfernt war, als zunächst angenommen. Langsam nickte ich.
    Allein die Strecke vom Beifahrersitz zum Kofferraum schien ewig zu dauern, immer wieder versank ich mit beiden Beinen im Matsch. Gwall half mir dabei, meinen Koffer auszuladen, doch kaum versuchte ich ihn zu tragen, fühlte ich mich unglaublich müde.
    Zum Abschied drückte mich der Saltseeker noch einmal und es fühlte sich so an, als ob meine Eingeweide nach oben wandern würden. Vorsichtig befreite ich mich aus seinem Griff. Seine Haut glänzte in einem fahlen grün, überhaupt schien alles in der Umgebung düster und trüb zu sein.
    „Und wie lange bleibst du noch mal?“ fragte er mich und sah mich schräg von der Seite an. „Zwei Monate. Auf Probe“ erläuterte ich ihm erneut und strich ihm über seine Ohren, die mit seiner Gemütsstimmung langsam nach unten wanderten. Wie alle Saltseeker war er groß, grün und wirkte sehr kraftvoll. Aber wie alle Saltseeker war er auch, entgegen seines Äußeren, sehr sanft und in der Tiefe seines Herzen eine kleine Mimose.

    (Anmerkung: Ja, ich hätte auch einfach Ork schreiben können. Aber jemand hat behauptet, Orks könnten nicht intelligent sein. Also heißen sie bei mir Saltseeker)

    Als ich ihn einfach so stehen ließ und den Weg den Hügel hinauf lief, kam ich mir unglaublich herzlos vor.
    Jedes Mal wenn ich zurück sah, hob er hoffnungsvoll den Kopf und wenn ich mich wieder meinem Ziel zuwandte ließ er ihn wieder hängen, mit Ohren und seinem gigantischen Unterkiefer. Doch was blieb mir übrig?
    Ich hatte zweieinhalb Jahre Papierkrieg auf dem Arbeitsamt Trokturas ausgehalten, doch am Ende trotzdem keinen Job bekommen.
    Dann hatte ich vor zwei Tagen dieses Inserat in der Tageszeitung gesehen, mich gemeldet -und war sofort eingestellt worden.
    Als ich nach gut fünf Minuten endlich vor der Eingangspforte angekommen war, beglückwünschte ich mich selbst für die gute Idee, dunkle Kleidung anzuziehen, ich war über und über mit Schlamm bespritzt. Während ich klingelte versuchte ich, so weit dies möglich war, einen Teil davon zu entfernen, strich mir noch mal durch die Haare, die durch den Wind und die Nässe wie ein Bündel orangenes Stroh vom Kopf standen und wartete dann auf jemanden, der mir die Tür öffnete. Während der Wartezeit betrachtete ich das Gebäude. Es war ein großes Haus im viktorianischen Baustil, das wenig Fenster, dafür aber einen umso stärkeren Efeubewuchs auf der weißen Wand aufwies. Es hatte fünf Stockwerke, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob das Dach nicht noch ein paar mehr beherbergte.
    Als endlich die große Holztür aufging, stand eine junge Frau im Rahmen, um die fünfundzwanzig, etwas mollig und ein Kaugummi im Mund. „Da ist wohl mal jemand pünktlich. Dass ich das noch erleben darf“ lachte sie und reicht mir ihre Hand. „Claire. Claire Eastworl. Mein Vater ist der Leiter der Anstalt.“

    Die „Modern Aches“- Psychiatrie für Unheilbarkranke entpuppte sich als ein sehr adrettes Sanatorium, das man, wäre da nicht die klinische Sterilität gewesen, ohne Probleme für ein Hotel hätte halten können. Der Boden war schwarz-weiß gekachelt, es gab eine Sitzecke mit Ledersesseln und einen kleinen Empfang. „Sie sind Maggie Haze, nicht wahr? Sie sehen genauso aus, wie ich Sie mir vorgestellt habe. Rothaarig, schlank und grüne Augen. Komisch, nicht wahr? Es muss an ihrem Namen liegen.“
    Claire führte mich einen der zwei Treppenhochgänge hinauf. Es schien viele Treppen im Haus zu geben, alle waren sie schneeweiß. Ich wusste nicht warum, aber ich fühlte mich in diesem Haus sehr wohl. Vielleicht lag es aber auch einfach nur daran, das mir jeder Ort lieber wäre als dort draußen, im Regen.

  2. #2
    Im fünften Stock angekommen entpuppte sich Mister Eastworl als ein, wie seine Tochter fröhlicher und pummliger, Mittsechziger, der, kaum hatte ich den Raum betreten, auch schon seine Hand entgegen streckte.
    „Ich lass euch Beide jetzt allein. Ich muss mich noch um die Post kümmern. Und sag Ed mal, er soll im dritten Stock nach der Frau in Zelle zwölf gucken, sie schreit mal wieder.“ Damit verschwand Claire wieder.
    Ich setzte mich auf eines der roten Sofas, die vor dem Schreibtisch des Anstaltleiters standen.
    „Ist hier immer so wenig los?“ fragte ich, denn die Worte Claires hatten mir ins Gedächtnis gerufen, dass ich weder einen Betreuer noch einen Patienten im Haus gesehen hatte.
    „Nein, nein. Die meisten schlafen. Es ist jetzt…11 Uhr. Und die anderen sind in den Therapiezimmern. Etwas Tee?“ „Ja, gerne“ antwortete ich auf seine Frage, woraufhin er aufstand und sich an einem Wasserkocher, der auf einem kleinen Tischchen stand, zu schaffen. „Sie werden sich jetzt vielleicht wundern, weshalb wir Sie so schnell eingestellt haben“ fuhr Mister Eastworl in einem etwas ernsteren Ton fort. „Die Wahrheit ist, dass Ihr neuer Arbeitsplatz, unsere neue Station, erst vor wenigen Tagen geöffnet wurde und wir so schnell wie möglich geschultes Personal brauchten. Denn genau vier Tage zuvor wurde unser erster Patient eingeliefert, der dringest Ihrer Hilfe benötigt.“ Er reichte mir eine Tasse mit schwarzen Tee. „Wenn Sie mir bitte folgen würden…“

    Von der warmen Heimeligkeit des Vorzimmers wurde ich nun in den unangenehmeren Teil des Stockwerkes geführt – den Zellen.
    Es roch nach frischer Farbe, die Türen waren komplett neu und die Bodenfliesen erst kürzlich verlegt worden.
    Den Gang hinunter zählte ich zehn Räume. Ein Unbehagen ergriff Besitz von mir, gegen das ich mich nicht wehren konnte, eine unheimliche Beklemmung lag über dem Ganzen.
    Doch das, was mich am meisten erstaunte, war ein Zimmer, das ähnlich einem Verhörraum der Polizei war. Eine große Glasscheibe trennte den Gang vom Inneren. Dort saß, den Kopf auf eine Hand gestützt, mit der anderen unsichtbare Kreise auf den Tisch vor ihm zeichnend, ein Mann. Erst nach längerem Betrachten fiel mir auf, was so anders an ihm war. Er war klein. Klein genug um seine Beine vom Stuhl baumeln zu lassen.
    „Das ist Charlie. Unser erster Patient dieser Art.“ Mister Eastworl reichte mir eine Akte. „Hier steht alles drin, was wir über ihn wissen. Morgen wird ein Mitarbeiter der Polizei Sie abholen kommen und Ihnen einmal sein Haus zeigen. Ich lasse Sie jetzt allein. Ich muss mich um die anderen Patienten kümmern. Unterhalten Sie sich mit ihm und sagen mir dann, was Sie von ihm halten“ Damit reichte er mir einen Schlüssel für das Zimmer und verschwan den Gang hinunter.

    Als ich eintrat blickte der Mann nicht auf. Er ließ seinen Finger nur weiter seine Bahnen ziehen, sein struppiges braunes Haar tauchte sein Gesicht in Schatten. Seine Kleidung war normal, ein etwas zerlumpter Anzug. Keine Zwangsjacke. Dass hatte ich bei einem Psychopathen nicht erwartet.
    Dafür war die neue Station geöffnet worden. Für Psychopathen.
    Erst als ich den leeren Stuhl vom Tisch wegzog und mich setzte, musterte er mich mit einem strengen Blick.
    „Guten Morgen.“ Ich versuchte es möglichst freundlich klingen zu lassen, so freundlich, wie man in der Nähe eines nicht „gesicherten“ psychisch Kranken sein konnte.
    „Sie sind neu hier“ bemerkte er trocken. „Ja und ich soll mich um Sie kümmern, Mister…“ verzweifelt suchte ich in den Akten nach einem Nachnamen, doch anscheinend war nur der Vorname vermerkt.
    „Ich bin Charlie. Meine Eltern sind früh gestorben. So früh, dass ich meinen Nachnamen nicht weiß.“ Er lehnte sich zurück. „Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, was ich gemacht habe, dass ich hier so sitze. Hören Sie. Wenn Sie für mich ein gutes Wort einlegen, kann ich hier noch mal raus“ raunte er mir zu. „Also, überlegen Sie sich, was Sie den Leuten hier erzählen. Bitte.“
    „Erstmal sehen wir nach, was du für einer bist, Charlie“ sagte ich ruhig und schlug die Akte erneut auf, diesmal auf der Seite mit dem Krankheitsbild. Währenddessen betrachtete mich Charlie aus seinen braunen Augen.
    Ich fühlte mich ganz und gar nicht mehr wohl.
    Als ich endlich den richtigen Vermerk gefunden hatte, zuckte ich entsetzt zusammen.
    „Du bist…du bist ein…“ stotterte ich. Ich war zwar wirklich nicht ängstlich oder zart besaitet, aber dass war dann doch etwas zu grotesk.
    „Ja, ich bin ‚kannibalistisch’ veranlagt. Ist das so schlimm?“


    So, dass ist der Anfang. Was sagt ihr?

  3. #3
    Schön geschrieben. Hört sich sehr gut an und ich bin gespannt auf die Fortsetzung.
    Bis auf ein, zwei Ausnahmen ließ sich der Text flüssig lesen.

    mfg Skyter

  4. #4
    Hm, schade, dass du die Ich-Form verwendest, das ist eigentlich genau die Form, die ich am wenigsten leiden kann. Aber gut, damit komm ich schon klar. Besonders, da der Rest des Textes wirklich gut ist, gefällt mir.

    Eine Bemerkung muss ich aber dann doch noch machen: Du hast geschrieben, dass die Anstalt geschultes Personal sucht. Da du aber vorher nicht etwas genauer auf Maggies Vergangenheit eingegangen bist, weiß man ja nicht was sie mal war. Nun gut, vom Sinn her könnte man jetzt raten, dass sie in einem ähnlichen Jpb gearbeitet hat. Dies ist jedoch nicht direkt sichtbar, und hört sich somit, finde ich jedenfalls, besonders am Anfang, ein wenig fehlend an. Vielleicht könntest du einfach am Anfang irgendwo kurz unterbringen, was Maggie früher einmal gearbeitet hat (z.B. an der Stelle mit dem Arbeitsamt).

  5. #5
    „So und dass ist das Heim Ihres kleinen Lieblings.“ Ich wusste weder, warum der Polizei Beamte den kleinen Kannibalen „ meinen Liebling“ nannte, noch, wie er die Bruchbude, in die er mich geführt hatte, Heim nennen konnte. Alles war verdreckt, der Boden der Ein-Zimmer-Wohnung war kaum noch zu erkennen, so voll war er mit Müll und Unrat. Angeekelt bahnte ich mir den Weg durch umgekippte Flaschen und schmutzige Kartons.
    Es sah nicht unbedingt danach aus, als ob er den Kannibalismus aus Hunger betrieben hätte.
    „Eine Nachbarin hat uns auf den Gestank aufmerksam gemacht. Dann sind wir hier her gekommen und da waren fast ein dutzend Leichen. Kein Wunder dass die Frau die bis ins zweite Stockwerk runter gerochen hat“ berichtete der Beamte.
    Gestern Abend war nicht mehr viel los gewesen, ich hatte Rücksprache mit Mister Eastworl gehalten und mich danach in dem mir zugewiesenen Zimmer zur Ruhe gelegt. Wie versprochen war ich am nächsten Morgen abgeholt und zu einer Wohnbaracke in Trokturas Slums gefahren worden.
    „Er hat die Leichen also hier…gelagert?“ der Gedanke erfüllte mich mit einem sehr unguten Gefühl. „Ja. Anscheinend größtenteils Prostituierte. Er hat sie einfach angerufen. Nehmen wir an.“
    Mir kam sofort „Essen auf Rädern“ in den Sinn, aber ich verkniff mir den Kommentar. Stattdessen stellte ich die, eher rhetorisch gemeinte, Frage, wie denn jemand in einem solchen Dreckloch wohnen könne.
    „Der wohnte hier schon als kleines Kind. Und da sah es bestimmt genauso aus. Aber fragen Sie ihn selber.“

    Je weiter ich die Wohnung untersuchte, desto mehr bekam ich das Gefühl auch immer weiter in die Vergangenheit des Mannes vorzustoßen. Bilder in zersprengten Rahmen schmückten eine Wand, Bilder seiner Familie. Obgleich ich die Gesichter nicht mehr genau erkennen konnte, wirkte keiner darauf wirklich glücklich.
    Nur ein Bild, das über einer Kommode hing, strahlte ein wenig Wärme aus. Charlie, wohl als Jungendlicher, hielt eine dürre, junge Frau im Arm, mit hellen weißen Haaren und überdimensionalen, grauen Augen.
    „Ach ja, richtig. Seine Ex-Freundin“ meinte der Mann freundlich. „Von der haben wir auch ein paar Stücke gefunden.“ Er deutete auf eine Stelle unterhalb des Bilderrahmens.
    Dort hing, mit Klebestreifen befestigt, ein Büschel fast weißer Haare mit blutig verklebter Wurzel.
    „muss ja die ganz große Liebe gewesen sein“ bemerkte ich sarkastisch. „War sie, war sie. Ihr Körper war der einzige, von dem nur noch die Knochen übrig waren.“ Ich seufzte.

    Zurück in meinem Zimmer der Anstalt blätterte ich in dem Fragebogen, den man mir auf den kleinen Eichentisch gelegt hatte. Damit würde wohl geregelt werden, wie gefährlich Charlie eingestuft wurde. Obwohl ich schon in meiner früheren Arbeitsstädte, dem alten Troktura- Stadtkrankenhaus (Leser von PMtoPM erinnern sich vielleicht), als psychologische Betreuerin solche Entscheidungen treffen musste, fühlte ich mich dennoch unwohl.
    Schließlich würde ich hiermit die nächsten Jahre im Leben dieses Mannes entscheiden. Nicht dass er mir sympathisch wäre. Schließlich machte ich dennoch brav meine Kreuzchen und Häkchen und war auch bald auf dem Weg zum Büro des Anstaltleiters.
    Dabei kam ich am Verhörzimmer vorbei. Charlie saß schon wieder dort. Als er mich durch das Glas erkannte, winkte er mir zu und blickte mich hoffnungsvoll an. Sofort tat er mir wieder leid. Irgendwie wirkte er nicht bösartig auf mich, auch nicht wirklich gleichgültig. Er schien ein Mann zu sein, der mit sich selbst nichts mehr anzufangen wusste, nachdem er bemerkt hatte, was für Dinge er tat. Er spielte den Harten, den eiskalten, psychopathischen Mörder, das war klar, aber er war es nicht. Diese gedankenlosen Kreise, die er immer wieder mit seinen Fingern zog, die traurigen Augen und sein ganzer Körper, zusammengesackt und schlaff, sprachen eine andere Sprache.

  6. #6
    Obwohl ich mehrfach gegen die Tür des Büros schlug, wurde mir nicht geöffnet. Bevor ich jedoch anfangen konnte, zu fluchen, kam ein junger Mann in meine Richtung, mit strohblonden Haaren und einen Lächeln, das man noch nicht mal in vollkommener Dunkelheit ertragen konnte.
    „Mister Eastworl ist nicht da. Er musste zu einer Besprechung mit dem Chefarzt. Kann ich etwas für Sie tun?“ fragte er honigsüß. Möglichst unfreundlich drückte ich ihm den Fragebogen in die Hand. „Ja, es wäre sehr nett von Ihnen, wenn sie die Unterlagen ihm überreichen könnten. Vielen Dank.“ Damit verschwand ich wieder in die andere Richtung.
    Mein Zimmer lag noch weiter hinten im Gang als der Verhörraum. Es war nicht besonders groß, bot aber ein Bett, einen Tisch und einen relativ breiten Schrank. Eine Tür führte zu einem kleinen Badezimmer. Als ich mich auf das Bett fallen ließ, bemerkte ich, dass ich mein Handy auf dem Nachtstisch hatte liegen lassen.
    „Zehn neue Nachrichten in Abwesenheit“ prangte auf dem Bildschirm. Zehn? Normalerweise bekam ich so viele Anrufe nicht in einem Monat. Auf die Frage meiner Mail-Box, ob ich denn automatisch zurückrufen wolle, antwortete ich aus Gewohnheit mit nein, um dann per Hand die Nummer einzugeben. Kaum zwei Sekunden hatte das Telefon Zeit zu klingeln, dann wurde der Hörer aus seiner Position gerissen und Gwall jammerte mir kläglich ins Telefon, wo ich denn die ganze Zeit gewesen wäre.
    Erst jetzt, als ich auf den Wecker neben mir blickte, wurde mir bewusst, wie lange ich weg gewesen war, bzw. wie lange die Fahrt gedauert hatte- es war bereits 9 Uhr. Nachdem Gwall irgendetwas Unverständliches in den Hörer geheult hatte, kamen mal wieder die mütterlichen Gefühle für diesen ach so uneigenständigen Saltseeker hoch.
    „Jetzt beruhig dich erst mal. Gwall, ich arbeite. Ich kann nicht die ganze Zeit für dich da sein.“ Mit solchen oder ähnlichen Sätzen versuchte ich ihn zu beruhigen und gleichzeitig mich zu rechtfertigen.
    Es war mittlerweile Zehn, als sich Gwall entschloss, endlich aufzulegen.
    Mit einem etwas schlechten Gewissen, dass ich ihn am Ende abgewürgt hatte, zog ich mich um und ging zu Bett.

    Am nächsten Morgen fand ich mich recht früh im Verhörsaal wieder, nicht etwa auf Anweisungen von Mister Eastworl, sondern vielmehr, weil Charlie mich um ein Gespräch gebeten hatte.
    Er saß bereits wieder auf seinem Stuhl, so, als ob er die ganze Nacht hier verbracht hätte.
    Im Gegensatz zu Gestern sah er um einiges ärgerlicher aus.
    Als ich mich setzte, fing er an, allerdings sehr undeutlich, zu sprechen. „Ich habe Ihren Abschlussbericht gesehen“, nuschelte er.
    Ich war erstaunt. Ich hatte geglaubt einen ganz normalen Bericht abzugeben und keinen endgültigen. „Ich wusste nicht, dass es der letzte Bericht war“ gab ich zu. „Na und? Selbst wenn nicht, Sie hätten mich so oder so damit tiefer gerissen. Das hab ich alles Ihnen zu verdanken!“ Damit öffnete er leicht den Mund und deutete auf seine Zähne. Ich musste genau hinsehen um überhaupt etwas zu erkennen. Auf den Zähnen lag ein dünner, metallener Schutz, der mit Drähten nach oben gespannt war. Die Drähte führten nach hinten, weiter in den Mund hinein. „Das ist nicht dazu da, dass meine Zähne beim Essen geschützt werden. Wissen sie wofür das ist? Damit ich nicht mehr den Mund öffnen kann! Die Drähte sind hinten so ins Zahnfleisch gedreht, dass sie mir alles aufreißen, wenn ich den Mund aufmache!“
    Im selben Moment kam Claire ins Zimmer. „Na, na, Charly. Übertreib nicht, ja?“ Mit einem Wink forderte sie mich auf, ihr zu folgen. „Ich hoffe, dass Sie wissen, dass das nur Stuss war. Die Drähte reißen ihm natürlich nichts auf. Sie halten nur die Kiefer zusammen. Aber so sind manche eben. Sie sind die Guten, die Psychiater die Bösen, die sie nicht verstehen. Deswegen reden sie sich manchmal was ein. Wo wir gerade dabei sind…ich kann Ihnen jemanden vorstellen.“ „Und der wäre?“ „Ihr zweiter Patient.“

  7. #7
    Klingt abgedreht, im positiven Sinne. Gefällt mir eigentlich ganz gut, und die Atmosphäre ist auch klasse. Allerdings wären ein paar zusätzliche Beschreibungen nicht schlecht. Das Haus von Maggies erstem Patienten hast du z.B. gut beschrieben, ihr eigenes Zimmer dann wieder nur spärlich. Sonst ist es bis jetzt aber gut. Weiter so. ^__^
    Geändert von Streicher (21.05.2009 um 16:08 Uhr)

  8. #8
    „Sie sind doch hoffentlich nicht äußerst religiös, oder?“ Die Frage musste ich mir zunächst selbst beantworten, bevor ich sie beantworten konnte. Nein, eigentlich war ich nicht religiös. Zumindest glaubte ich an keine Gottheit.
    „Nein, bin ich nicht. Warum?“
    Claire war vor einer Zellentür stehen geblieben. „Nun ja. Der da drinnen…er hält sich für Judas“.
    Das Christentum, wie es sich nannte, war vor zwei Jahren nach Troktura gekommen, mit einem Irren, der behauptete, Informationen über eine andere Welt zu besitzen, in der das Christentum sehr viel Macht habe. Es war ein sehr überzeugender Irrer, denn beinahe hätte es die Grundreligion der Endlosen Mutter überrannt.
    Auf Grund dessen wusste ich ungefähr, wer Judas war.
    „Ein Fanatiker?“ Es lag nahe. „Ich weiß es nicht. Die ganze Religion kommt mir komisch vor.“ Damit schloss Claire die Tür auf.
    Die Zelle war sehr gemütlich eingerichtet. Sie war fast so groß wie mein Zimmer, besaß ein gemütliches, blau-bezogenes Bett und war über und über mit Blättern gefüllt. Sie lagen auf den Boden, waren an die Wände gepinnt und lagen auf den eichenen Schreibtisch. Claire hatte die Tür geschlossen.
    „Sie haben sich aber schnell eingerichtet“ bemerkte ich, ohne mir die Gestalt am Schreibtisch näher anzusehen. Erst, als er antwortete, hob ich den Kopf. Er war groß. Nein, er war riesig. Ein menschlicher Mann von der Größe eines Saltseekers. Er sah mich schräg von oben an.
    „Sie interessieren sich für die Schriften?“ Sein Gesicht war sehr ausgezehrt, wirkte fast wie ein Schädel, doch der Rest wirkte gepflegt, er trug saubere Kleider, die Haare waren zurückgebunden. Dafür waren sie äußerst lang, zumindest die in der Mitte des Kopfes, denn außer einem breiten Streifen aus Haaren, der dort verlief und als Zopf nach hinten fiel, war der Kopf kahl geschoren. Wenn man ihn länger betrachtete, ohne zu wissen, das er ein Wahnsinniger war, konnte man ihn für einen der etwas seltsamen Männer halten, die sehr viel schwarz trugen und ab und zu am Bahnhof meiner Heimstadt gestanden hatten. „Ja. Um was geht es?“ antwortete ich. Sich für den Patienten zu interessieren, war das allerwichtigste. Etwas, was ich bei Charlie fast komplett versäumt hatte.
    „Ich schreibe sie um. Ich schreibe alle heiligen Schriften um. Es sind zweihundertundsechzig. Aber alle erzählen sie das falsche.“
    Ich war erstaunt. Zweihundertsechzig. Ich hatte noch nicht mal gewusst, dass es drei gab.
    Bevor ich mir weiter Gedanken um Religionen und deren niedergeschriebenen Blödsinn Sorgen machen musste, öffnete sich die Tür der Zelle und Claire reichte mir eine Akte. „Bevor du dich zu nett mit ihm unterhältst. Er hat Kirchen angezündet. Nur so.“
    Damit schlug sie die Tür überraschend schnell zu und ich hatte das Gefühl in einer schlechten Komödie festzusitzen. „Meine Güte. Sie ist eine sehr resolute Frau, nicht wahr? Ich weiß nicht, was sie gegen mich hat. Es muss etwas persönliches sein.“ Der Mann sah sehr nachdenklich aus.
    „Ich glaube, sie mag es nicht, wenn man Gebäude anzündet“ bemerkte ich kärglich. „Komischerweise kann ich mich gar nicht daran erinnern, so etwas getan zu haben.“ Damit drehte er sich weg und setzte sich an einen kleinen, dunkelholzigen Schreibtisch. Dort begann er ein neues, vergilbtes Blatt Papier zu beschriften. In der Bewegung schwang der Zopf hin und her und ich musste feststellen, dass er bis über die Hüfte reichte, sodass ich mich fragte, wie lange er bereits unter seinem Wahn litt. Oder ob er das einfach nur attraktiv fand.
    Die Akte beantwortete mir die erste Frage, obwohl ich etwas entsetzt über sein Alter war. Fünfundzwanzig. Er sah fast doppelt so alt aus. Bereits vor zehn Jahren war er auffällig geworden, man hatte ihn in der Nähe einer abgebrannten Kapelle gefunden, Unsinn redend und verwirrt.
    Ich schritt auf den Tisch zu, aber bevor ich mir irgendetwas ansehen konnte, hörte ich Geschrei auf dem Gang.
    Ich konnte durch das kleine Fenster in der Tür hinaussehen und erkannte Charlie, der von mehreren Pflegern in mintgrüner Arbeitskleidung den Flur entlang geschleppt wurde. Als ich durch die Tür einen der Pfleger fragte, was denn los sei, antwortete jener:“ Er hat Claire ins Bein gebissen.“

  9. #9

    Wichtiger Hinweis!

    Die Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber ich muss Modern Aches aufgeben. Ich werde mein Leben lang nach meiner kürzlich erfolgten Operation unter schweren Beschwerden leiden, die selbst die Nahrungsaufnahme unerträglich schwer machen.
    Daher werde ich nicht mehr über Kranke schreiben. Es tut mir leid.
    Das heißt jetzt aber nicht, dass der Thread gestorben wäre, ich werde mit einer neuen Geschichte beginnen, zur Verarbeitung meiner Probleme-aber eben auf eine anderer Art und Weise.
    Ich entschuldige mich hiermit bei allen, die sich für Modern Aches interessiert haben und danke ihnen für ihr Interesse-ohne euch ginge es mir noch schlechter.

    Übernächste Woche wird die neue Geschichte vorraussetzlich starten.
    Einige werden sich vielleicht fragen: "Will die uns veralbern? Auf krank tun und dann eine neue Geschichte anfangen?" Nun ja, sagen wir's so: Ich habe jetzt eine Menge Zeit.

    Ich hoffe auf euer Verständniss und auch auf eine Rückmeldung, ob das in Ordnung geht, oder ob ich unbedingt weiterschreiben soll (vielleicht kriegt ihr mich ja doch noch mal rum ),
    mfg Lobstercookie

  10. #10
    Sorry, daß es solange gedauert hat mit der Antwort:
    Ich würde sagen, du kriegst Dich erstmal wieder hin. Darauf kommt es jetzt an. Wenn Du irgendwann doch Lust zum Weiterschreiben hast, kannst Du das immer noch machen.
    *Lobster ins Bett steckt und ihren Rechner, Papier, Stifte und persönlichen Butler in bequemer Reichweite platziert*

    Gute Besserung

  11. #11
    Vielen Dank für deine Führsorge, Glannaragh

    So, ich habe hier zwei Geschichten zur Auswahl, ich bitte bis spätestens Donnerstag um Rückmeldung.
    Bildmaterial wird erst nach der Auswahl bereitsgestellt.
    Falls jemand noch eine ganz andere Idee hat, darf er sie natürlich gerne nennen.

    1. Erde
    Es war einmal eine junge Frau, die meinte, mitten auf dem Hauptplatz des in der Zukunft gelegenen Trokturas einschlagen zu müssen. Weil sie nach ihrem Erwachen sich nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte gab man ihr einfach den Namen des Planeten, von dem sie zu stammen behauptete: Erde.
    Alle hielten sie für verrückt, nur ein junger Mann schenkte ihr glauben.
    So könnte es heißen, wenn es auf Troktura Märchen geben würde. Tut es aber nicht, also lautet der Inhalt eher so:
    Erde ist eine junge Frau Anfang zwanzig die steif und fest behauptet von der „Erde“ zu stammen. Die Trokturaner glauben ihr nicht, was bei einem Planeten mit einem so unoriginellen Namen wie „Erde“ auch nicht verwunderlich ist.
    Lediglich der Berater der Bezirksherrin zeigt sich an ihrer Geschichte interessiert, was aber auch nur daran liegt, dass er jahrelang verlacht wurde, als er die Idee von einer Parallelwelt hatte.
    Das hört sich jetzt vielleicht klischeehaft an, aber anstelle mit Erde zu kooperieren, zwingt er ihr seinen Willen auf, bis die Beiden vor einem gemeinsamen Problem stehen: Ein altes Reich wird auferstehen, ein altes Troktura. Und in der Kanalisation scheinen sich Dinge zu regen, die lange vergessen waren…

    Diese Geschichte verspricht:
    - Eine weitaus düstere Atmosphäre als in PM to PM
    - Sarkastischen Humor (falls ich das so nennen kann)
    - Einen vertieften Einblick in den Alltag Trokturas
    - Und das Schließen von Lücken, die PM to PM offen gelassen hat sowie ein Wiedersehen mit
    etwas Bekannten.



    2. Maskenball
    Das NSJDANE Prinzip ist der Lebensinhalt von Beanie, denn es bedeutet nicht mehr als „No Sex, Just Drugs And Nothing Else“.
    Früher ein Beamter bei der Polizei kann er sich jetzt gerade noch so als Masseur durch sein erbärmliches Leben in den Straßen eines einst vom Genuss gekennzeichneten, nun aber verfallenen Trokturas kämpfen.
    Daher widmet er sich ausschließlich seinen Drogen und dem Hinterherlaufen seiner Exfreundin. Als er ihr bis zum alljährlichen Maskenball hinterherläuft, wird sie direkt vor seinen Augen erschossen. So zu, wie er mal wieder ist, bemerkt er das allerdings noch nicht mal und darf daraufhin einen ehemaligen Dienstkollegen auf das Polizeirevier begleiten, besser gesagt, er soll.
    Stattdessen rennt er weg, was er fast immer so macht, wenn er wieder mal in die Nähe seiner alten Dienststelle kommt, was eventuell mit seinem häufigen Drogenkonsum zu tun haben könnte. Auf dem halben Weg vom Präsidium zu seinem Haus, durch die Trümmer hinweg, findet er ein kleines Mädchen- und findet sich nach einer Ohnmacht wieder auf dem Maskenball- als Attraktion des Abends.
    Mit Metallkuppen über den Fingerspitzen, Ketten um Hals und Gliedmaßen sowie einer Maulsperre ausgerüstet, halten ihn die anderen Leute für relativ sicher- aber Beanie ist verdammt sauer. Nachdem er erneut geflohen ist macht er sich auf die Suche nach dem Mädchen.
    Aber für den nach seiner seltsamen Begegnung immer mehr Mutierenden wird die Suche ein Trip durch eine sich immer mehr verzerrende Realität.


    Anmerkung: Beanie ist die Frühfassung des bekannten Fazzo, weshalb Parallelen auftreten können wie im Äußeren, das aber bei Beanie noch dreckiger, schmutziger und abartiger wirkt.
    Zumal sein Charakter ein anderer ist. Beanie ist skrupelloser, gleichzeitig aber auch irgendwie drolliger als sein „Nachfolger“ Fazzo.
    Die Ähnlichkeit liegt daran, dass „Maskenball“ eine Vorfassung zu PM to PM war, aber wieder verworfen wurde.
    Die Geschichte ist relativ ruhig, nicht in jeder Sekunde passiert etwas Atemberaubendes oder Actiongeladenes- sie setzt sich vielmehr mit dem Schicksal und dem Innenleben der Charaktere auseinander- das im Gegensatz zu PM to PM um einiges verlorener und teils auch melancholischer ist, was aber nicht heißen soll, dass nur herumgejammert wird.

  12. #12
    Ich bin ganz klar für den "Maskenball" - die Geschichte hat mich gleich angesprochen!
    Wie auch immer das Votum letzlich ausfällt, ich freue mich drauf!

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