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Ritter
Sofort vergaß der Gebissene seinen restlichen Schmerz. Dieser wurde nun von einem viel Größeren verdrängt.
Es waren nicht die Zähne, die sich in sein Fleisch bohrten. Der Schmerz stammte von der seltsamen, immer noch unbekannten Krankheit, die nun langsam in seinen Körper, der schon immer sein Heiligtum gewesen war, injiziert wurde, um ihn zu verunstalten.
Obgleich er immer noch nicht ganz klar im Kopf war, packte er den Zombie an den Haaren und schleuderte ihn von sich. Doch die Zähne wurden zu spät aus dem Arm gezogen, was durch die seltsame Verfärbung der Wundränder deutlich wurde.
Ted wusste nicht, ob er wirklich zu einem Zombie werden konnte, doch die Wunde ließ es befürchten.
Er griff zur letzten, allerdings etwas rabiaten Hilfe, obwohl er wusste, dass sie nicht besonders Erfolg versprechend war. Ted riss sich die Haut vom Arm. Mit seinen Fingernägeln ritzte er sich vorsichtig hinein, dann griff er in die Verletzung und zog sie von dort aus ab.
Als er sah, dass sich die kreisförmige, graue Verfärbung bereits bis ins Fleisch fortgesetzt hatte, fiel er verzweifelt auf die Knie. So lange hatte er an sich gearbeitet. So lange hatte er darauf geachtet, nicht gebissen zu werden. Und jetzt wo er Doloress wieder sehen sollte war alles schief gelaufen.
Moment.
Eigentlich war damit nicht nur die Sache mit ihr gelaufen, sondern auch die mit Cassy. Und Fazzo…hatte einen Grund sich zu freuen. Vielleicht war das das größte Problem.
„Du hast ihn jetzt nicht wirklich gebissen, oder?“ Cassy starrte auf Ted herab. „Doch. Er soll nicht immer denken, dass er sich alles erlauben kann“ antwortete der Zombie und pflückte sich vorsichtig ein paar Hautfetzen aus den Zähnen. „Aber er hat das gleiche Blut wie jeder Andere auch. Es schmeckt scheiße.“
„Na ja, du kannst schlecht erwarten, dass er es sich parfümiert hat. Außerdem…eigentlich hätte ich ihn beißen müssen, wenn du ne ‚Racheaktion’ haben wolltest“ gab sie zurück und lief um den Blutkopf herum, der sich immer noch kleine Stückchen seiner Haut abzog.
„Hätte aber nicht so viel Sinn gemacht. Äh…Ted was soll das? Du müsstest eigentlich wissen, dass deine Enthäutung jetzt auch nicht mehr hilft.“ Ted antwortete nicht. Er blieb einfach da wo er war und blickte bemitleidenswert auf seinen Arm. „Was passiert mit ihm? Wird er jetzt auch ein Untoter?“ Cassy war sich nicht ganz sicher, ob etwas, dass bereits tot war noch…töter… werden konnte. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich nicht. Wird aber ein paar Pickel und so kriegen. Einen Ausschlag eben. Urgh… wenn ich so darüber nachdenke, mache ich mir sorgen um den Gestank…“ Damit wankte Fazzo wieder zurück zu seiner Liege.
„Schlaf gut“ rief Cassy zu ihm hinüber, aber es hatte keinen Zweck, der Untote schlief bereits wieder. „Manchmal braucht er ewig zum einschlafen, selbst wenn er Kilometer um Kilometer gelaufen ist und manchmal fällt er ohne die geringste vorherige Anstrengung um“ dachte sie bei sich. Dann ließ sie sich neben Ted nieder. „hast du gehört? Du wirst kein Untoter. Eigentlich finde ich es schade, dass du nicht noch mal sterben kannst. Ich nehme an, du weiß warum?“ raunzte sie ihn an. Er nickte erst nur, dann sagte er leise: „ Es geht mir nicht darum, ob ich untot bin oder nicht, aber deiner Meinung nach bin ich ja jetzt schon zu hässlich. Was mache ich dann mit den ‚Pickeln’, wie es Fazzo nennt. Die Dinger sind in Wahrheit so groß wie Pestbeulen.“ „Aufstechen“ meinte Cassy. „Wie bitte?“ „Aufstechen. Die Pickel. Oder Beulen. Mit einer heißen Nadel. Dann kommen die nie wieder. Aber ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass du dir darum wirklich Sorgen machst. Wenn du doch schon so von deiner Schönheit überzeugt bist…“ seufzte die Frau. Ohne etwas zu erwidern stand Ted auf und ging zu seinem Bett.
Er war eingeschnappt. Cassy hatte noch nicht einmal Mitleid mit ihm und Fazzo hätte er so oder so am liebsten die Beine ausgerissen. Zu dem Ärger kam die Müdigkeit, die Krankheit schien zu wirken.
Ted ließ sich auf das Bett fallen, sein Körper sackte schlapp zusammen. Aus dem Augenwinkel betrachtete er Cassy, die aufstand und zu…Fazzo hinüber lief. „Oh verdammt.“ Das war das Einzige dass er noch denken konnte. Dass sie ihn verschmähte, war nicht so schlimm, aber Fazzo…. Es ging ihm einfach nicht in den Kopf was sie an jemanden, der einen offenen Brustkorb hatte so attraktiv finden konnte. Außerdem hatte er Dreadlocks, die so lang waren, dass man ihn von hinten ohne große Probleme für eine Frau halten konnte. Woran sein Körperbau auch nicht ganz unschuldig war.
Er konnte noch so schöne in Plastikfolien einlaminierte Bilder seiner jungen Selbst an seinem Gedenkkranz hängen haben, jetzt hatte er keinen einzigen Muskeln in seinem modrigen Körper, der nicht nötig war um den Organismus am Leben zu erhalten.
Cassy hatte sich Mittlerweile zu dem Zombie gelegt, der äußerst tief am schlafen war. Er wirkte ungemein friedlich, als wäre er wirklich tot. Nur ein paar leise Geräusche, die er von sich gab, wenn er träumte, zeugten von seinem, wenn auch untoten, Leben. Sie dreht sich mit dem Rücken zu ihm und versucht ebenfalls zu schlafen.
Erstaunlicher Weise gelang es ihr ohne große Probleme.
Es war gänzlich dunkel, als der Blutkopf sich langsam erhob und zu der Liege schwankte. Der Raum war durch nichts mehr erleuchtet. In einer Ecke sah er Shrashhs schleimigen Körper glänzen, sie musste, als alles wieder ruhig war, zurückgekommen sein.
Doch sein einziges Ziel war die schlafende Frau, die vor ihm auf der Liege ruhte.
Vorsichtig, ohne ein Geräusch zu erzeugen beugt er sich hinab und strich ihr sanft über die Schultern. Sie fühlte sich sehr kalt an, was aber ohne Decke auch nicht verwunderlich war.
Er näherte sich ihrem Gesicht noch mehr, aber gerade, als sein Mund ihr am Nächsten war, riss sie die Augen auf.
Sie waren bleich. Die Pupille klein… Irgendetwas war falsch. Aber das Begriff der Blutkopf nur sehr, sehr langsam. Die Augen starrten ihn immer noch an. "Cassy. ich..." versuchte er eine Entschuldigung zusammen zu stammeln. "Wenn du mit ihr reden möchtest wende dich bitte an die schlafende Person neben mir. Und mach bitte schnell, ich will nicht, dass sie glaubt, dass ich Gefallen an dem fände, was du gerade tust" raunzte eine Stimme zurück, die garantiert nicht die Cassys war. "Fazzo?" Ted musste mehrmals hinsehen, wobei sich sein Kopf stückweise ruckartig von der Gestalt wegbewegte. "Ach nein. Und ich bin immer noch nicht weiblich. Du kannst also gerne deine Hand von meiner Schulter nehmen."
Geändert von Lobstercookie (16.03.2009 um 16:59 Uhr)
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