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Ritter
„Es reicht!“ Ted schleuderte den Zombie zu Boden, stand kurz darauf über ihn und drückte die spitzen Klauen seiner Füße in dessen Augen. Fazzo reagierte erst, als bereits die Flüssigkeit des Augapfels wie Tränen aus den Augenwinkeln lief. Er hob das Bein und trat von hinten in Teds Kniekehle, wodurch dieser zur Seite kippte. Sofort setzte er nach, drückte mit seinen Füßen die Arme des Mannes zu Boden, während er mit seinen Händen ganze Hautfetzen aus dem Gesicht und dem Hals riss. Ted bekam einen Arm frei, packte den Zombie an den Haaren und zog daran. Einige der Stränge rissen aus der maroden Kopfhaut. Überströmt vom eigenen Lebenssaft wanden sich Untoter und Blutkreatur auf den Boden, immer versuchend, den Leib des Anderen zu zerstören.
Fazzos Zähne bohrten sich in den bereits geöffneten Bauch seines Gegners, Ted griff die Wirbelrücken und riss daran. Die Eingeweide des Einen und die Wirbelsäule des Anderen rissen aus den geschwächten Körpern, der Boden war blutüberströmt, doch immer aggressiver wurde das Beißen und Zerren, bis sich die beiden Männer tiergleich bekämpfend die Haut gegenseitig zerrissen und hielten erst inne, als sich die Tür erneut öffnete.
Cassy starrte entsetzt auf die Beiden, deren Krallen sich langsam aus dem Gegenüber lösten, die sich langsam von einander wegbewegten, wie getretene Hunde. Blut, Fleisch und Organe blieben zurück.
„Ihr macht das weg. Sofort.“ Mehr fiel Cassy dazu nicht ein. Langsam erhoben sich die Beiden, sich langsam wieder zu Personen entwickelnd und machten sich daran, ihre Einzelteile aufzuheben, wobei sie immer wieder auf Cassy starrten. Im düsteren Raum herrschte Stille. Erst im Flur begegneten sich die Blicke der Männer wieder, blickten auf ihre lädierten Körper. Arme, Brust und Bauch, sowie die Gesichter waren kaum noch zu erkennen.
Ted brach zusammen, ging auf die Knie, schlug die zerstörten Hände vor die Überreste seines Gesichtes.
Das Salz seiner Tränen, die wie Blut waren, brannte in den Wunden, die sich nur langsam schlossen.
„Wie bist du…gestorben?“ Es war nun spät in der Nacht, doch sie hatten sich gemeinsam auf ein Sofa gesetzt, eingewickelt in Decken und Mullbinden. Fazzo sah von seinem Becher mit Tee auf. „Warum fragst du?“
„Was sollte ich sonst tun? Mir geht es nicht besser als dir. Und ich habe keine Kraft mehr, um mich zu streiten.
War es ein Autounfall? Irgendetwas in der Richtung hattest du gesagt, oder?“
„Der Autounfall war nicht das tödliche…ich bin in ein Krankenhaus gekommen und dann dank einer Fehldiagnose in die Leichenhalle…als ich aufwachte bin ich herumgelaufen und mit irgendetwas zusammengestoßen…keine Ahnung, was das war…. Na ja, auf jeden Fall bin ich von einer Bahre erschlagen worden.“
Ted rümpfte die Nase. „So was Blödes kann ja auch nur dir passieren.“ „Ach ja?! Was ist dir denn passiert, dass du jetzt hier so sitzt.“ Der Zombie beugte sich mit wütender Miene zu ihm herüber. „Ich“, sagte Ted und hielt sich mit einer wichtigtuerischen Gestik die Hand an die Brust, „bin hinterrücks ermordet worden. Das ist um EINIGES besser, als sich selbst der fahrlässigen Tötung zu unterziehen.“
„Jetzt streitet ihr euch schon darum, wer die ehrenvollere Sterbeart hinter sich hat. Habt ihr nichts Besseres zu tun? Geht ins Bett.“ Cassy stand in der Tür zum Wohnzimmer. Sie trug ein langes, flauschiges rosa Nachthemd und sah sehr müde aus. “Na los. Ruht euch aus.“ „…Und Morgen sieht die Welt ganz anders aus, ja, ja, ich weiß.“
Der Blutkopf rieb sich die Augen. „Ich kann jetzt nicht schlafen.“ „Geht das euch beiden so in den Köpfen rum? Warum musste das eigentlich sein?“ „Manche Konflikte kann man eben nur mit Gewalt lösen. Was mich wundert…warum hast du angefangen zu weinen, Ted?“ Der Gefragte lief bis zu seinem kahlen Schädel rot an, antwortete dann aber erstaunlich ruhig und sicher. „Das war nur der Schock und das Entsetzen darüber, dass ich mich auf die gleiche geistige Stufe begeben habe, auf der du dahin vegetierst.“ „Jetzt fangt bloß nicht wieder damit an. Den Blutfleck im Schlafzimmer bekomme ich sowieso nie wieder weg, ich will nicht dass ihr mir auch noch das Wohnzimmer versaut. Ich geh jetzt wieder zurück ins Bett. Wenn ihr die ganze Nacht da sitzen wollt, könnt ihr das gerne tun.“ Fazzo gähnte und seine Rippen dehnten sich weit. „Ich geh auch.“ Schlurfend bewegte er sich in die andere Richtung wie Cassy.
Ted blieb zurück. Langsam stand er auf und blickte aus dem Fenster. Es regnete wieder. Leise fing er an zu summen. Die Schwärze seiner Augen absorbierte das Licht der Kerze. Die Wärme verschwand. Und der Regen ward Schnee.
Und wieder einmal bitte ich um Kritik!
Geändert von Lobstercookie (24.02.2009 um 20:19 Uhr)
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