Hier das kurze zweite Kapitel:

Kapitel 2

Grnrszh hielt ein glänzendes Tablett voller Delikatessen auf einem seiner vier Arme. Er war ein Snrszh, eine mannsgroße und intelligente Wespe. Wobei intelligent vielleicht ein bisschen übertrieben war. Natürlich gab es intelligente Snrszh, aber Grnrszh gehörte auf keinen Fall zu ihnen. Er war ein einfacher Sklave, er war als Sklave geboren und würde auch als Sklave sterben. Nur dank seines guten Aussehens wurde er als Kellner eingesetzt. Er versuchte so elegant wie möglich zu seinem Herrn zu laufen, da er hoffte, die Überreste der Mahlzeit zu bekommen. Er arbeitete in der größten Stadt des Reiches, die gleichzeitig auch die Hauptstadt war, in Mrszh. Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen bis er endlich vor dem Herrn stand. Er senkte den Kopf und dem Herrn das Tablett entgegen.
Der Herr riss es ihm aus der Hand und begann die Maden nur in sich hereinzustopfen. Er war wohl wieder sauer über die Vorkommnisse. Grnrszh wusste, dass nichts übrig bleiben würde. Man konnte am Bauchumfang der Snrszh ihre Wichtigkeit feststellen, je dicker desto wichtiger, und sein Herr war definitiv eine der wichtigsten Personen der Stadt.
Nachdem der Herr fertig gegessen hatte, nahm Grnrszh das Tablett entgegen und lief rückwärts mit gesenktem Blick aus dem Zimmer. Doch dann geschah etwas, das besser nicht geschehen wäre: Grnrszh stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel auf dem Boden. Er rappelte sich sofort auf, doch der Herr hatte das Unglück schon bemerkt.
„Wachen, tötet ihn!“
„Gnade Meister! Es tut mir leid!“
Doch es war zu spät. Drei Speere hatten ihn bereits durchbohrt. Röchelnd sank er zu Boden.
„Wischt ihn weg und gebt die Reste den Sklaven zu fressen.“, Snrszh waren für ihre Brutalität bekannt, „und vergesst nicht den Küchenchef zu exekutieren. Die Maden waren zu trocken.“

An einem anderen Ort in Mrszh stapfte Wrnszh gerade durch die dreckigen Tunnel der Stadt. Mrszh war wie alle Städte der Snrszh wie ein riesiger Wespenbau aufgebaut. Wrnszh trug ein kleines Bündel auf dem Rücken, in dem er tote Ratten aufbewahrte. Er war ein Rattenfänger eines vornehmen Restaurants. Ratten waren für die Wespenwesen eine leckere Mahlzeit.
Müde kam er endlich am Restaurant an. Er lieferte die Ratten ab und ging sofort in den Aufenthaltsraum. Der Raum war klein. Einige Bänke standen an der Wand und in der Mitte des Raumes stand ein Tisch, auf dem die magere Verköstigung der Arbeiter zu finden war. Spinnen. Würmer. Käfer. Nichts im Vergleich zu den schmackhaften Maden und Ratten der Reicheren. Seufzend ließ Wrnszh sich auf eine der Bänke fallen. Er war unzufrieden.