Ergebnis 1 bis 20 von 4130

Thema: gerade durchgespielt

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Hab' gestern »Life is Strange: True Colors« (PS5-Version) beendet. Sehr tolles Spiel. Sehr gut und wie immer sehr emotional erzählt. Über den einen oder anderen Bug kann man leicht hinwegsehen. Hab auch direkt nach dem Ende gleich auf die Deluxe Edition aufgerüstet, damit ich dann den DLC spielen kann. Für alle, die etwas nicht so hektisches Gameplay und gute Geschichten mögen, kann ich das Spiel zu 100% empfehlen. Ich würde es sogar an die Spitze der Reihe geben, muss aber dazu sagen, dass ich "Before the Storm" nie zu Ende gespielt habe.

    LG,
    Mike

  2. #2
    @Mike

    Wie lange hast du für das Spiel gebaucht?

  3. #3
    Zitat Zitat von Ὀρφεύς Beitrag anzeigen
    @Mike

    Wie lange hast du für das Spiel gebaucht?
    Es ist gar nicht so lang wie die vorherigen Teile, ich habs am Wochenende durchgespielt. Die Kapitel kamen mir subjektiv kürzer vor, besonders das vierte. Zw. 5-8h, mehr ist nicht drin.

    Ich kann Mike allgemein zustimmen, für mich der beste Teil der Reihe, wobei das auch bei den beschissenen Vorgängern nicht schwer ist. Positiv hervorzuheben ist die, meiner Meinung nach, erwachsenere Geschichte und die reifere Protagonistin (im Gegensatz zu den Kindergartenvereinen der früheren Teile). Visuell fand ich das Spiel sehr stimmig, die Musik und Gesichtsanimationen bzw. Mimik waren richtig gut. Dafür alle Bärte und Haare nicht so, die teilweise sehr unecht wirkten und das Gesamtbild störten. Storytechnisch fand ich True Colors ebenfalls gut gelungen, besonders Kapitel 3 war echt mega (besonders spielerisch gesehen). Bei den Charakteren gibts wie immer immer Himmel und Hölle; mache waren gut geschrieben, andere wiederum nicht (zB. Ryan der sowohl optisch als auch charakterlich purer Stereotyp war. Und Steph konnte ich nie leiden).

    Geändert von Rusk (27.09.2021 um 14:18 Uhr)

  4. #4
    Je später der Abend, desto illustrer die Gäste
    Auch wenn ich tatsächlich etwas spät dran bin, habe ich nun endlich mal einen DER Indietitel schlechthin - Undertale - durchgespielt. Und, bitte, weist mich mal in eines der (für mich) größten Mysterien der Menscheitsgeschichte ein... Wieso hat das Spiel einen Metascore von ~93%?!?!

    Wenn ich so im Netz schaue, wird es ja geradezu abgöttisch verehrt (die Fanbase soll wohl auch ziemlich toxisch sein), nur leider kann ich das trotzdem in keiner Weise nachvollziehen.
    Story und Charaktere haben mich komplett kalt gelassen (wo war jetzt das stark emotionale Erlebnis, das überall angepriesen wird?), der Humor war imho erzwungen bzw. will sich clever geben, war dennoch so gar nicht mein Fall (habe im Spiel nicht einmal schmunzeln müssen) und die Kämpfe mit den Geschicklichkeits- und Reaktionstests waren teils nervig as hell. Spielerisch ist es eh sehr reduziert.
    Okay, die Musik war ganz gut, aber auch hier ist es imho meilenweit von einem Chrono Trigger oder Secret of Mana oder auch anderen Indiegames wie FEZ und Hyper Light Drifter entfernt.
    Grafisch ist es bekanntlich zweckmäßig, aber daran lag es eher nicht, dass ich so gar keine Freude mit dem Spiel hatte.

    Habe übrigens das neutrale Ende bekommen, obwohl ich KEINEN einzigen Gegner getötet habe. Weitere Durchgänge tue ich mir aber nicht mehr an, dazu reizt mich das Universum leider so gar nicht.
    Für mich ist das jedenfalls ne gut gemeinte 6/10. Wie auch immer, es hat wohl einfach nicht klick gemacht. Soll es ja geben
    FEZ ist da bis heute mein Favorit, das aber ja von vielen wegen Phil Fish gehasst wird.

    Geändert von Cooper (03.10.2021 um 13:30 Uhr)

  5. #5
    Das mit dem Ending dürfte daran liegen, dass du immer erst einmal das neutrale Ending bekommst, sagt Google.

    Das große Mysterium kann ich direkt auflösen: Unterschiedliche Menschen mögen unterschiedliche Dinge. Nur weil viele Undertale für absolut großartig halten, muss es dir noch lange nicht gefallen, und du musst dich auch nicht irgendwie rechtfertigen, objektive Gründe suchen oder sonstwas. ^^ Alles cool!
    Wenn du es aus Interesse verstehen willst, guck doch mal in den Thread zum Spiel, da haben wir viele gute Begründungen, und toxisches Fandom gibt es hier natürlich auch nicht.





    Nur am Rande: Ich finde die Idee von "dem" Indietitel schlechthin (zumindest über Werbesprech hinausgehend) irgendwie sehr befremdlich, weil man dann, kA, City Builder mit Walking Sims und Rennspielen vergleicht. Ist halt wie "der Anime schlechthin" oder "das Videospiel schlechthin"; es sind absurd breite Medienkategorien.

  6. #6

    Badass Freakin' Administrator
    stars_admin
    Castlevania: Circle of the Moon (EU Xbox One, Castlevania Advance Collection)
    Eigentlich besitze ich das Spiel auf dem Game Boy Advance, aber die Castlevania Advance Collection wollte ich dann doch haben (ursprünglich für die Switch, aber seit einigen Monaten akzeptiert es im eShop meine Kreditkarte nicht mehr und bringt mir immer eine Fehlermeldung; also wurde es dann für die XBox One gekauft als ich sah dass das Spiel auch dafür erschienen ist). Jedenfalls hat es wie schon beim ersten Durchgang anno 2001 Spaß gemacht, wobei ich das Rewind-Feature schamlos ausgenutzt habe. Zum einen wollte ich alle Karten haben und zum anderen ist die Battle Arena noch immer so beschissen... und zwei Karten gibt es nur dort, so dass man fast gezwungen wird zu bescheißen). Mal gucken, wann ich mir dann den Rest der Collection gebe, denn zuerst will ich Tales of Arise beenden.

  7. #7
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Das mit dem Ending dürfte daran liegen, dass du immer erst einmal das neutrale Ending bekommst, sagt Google.

    Das große Mysterium kann ich direkt auflösen: Unterschiedliche Menschen mögen unterschiedliche Dinge. Nur weil viele Undertale für absolut großartig halten, muss es dir noch lange nicht gefallen, und du musst dich auch nicht irgendwie rechtfertigen, objektive Gründe suchen oder sonstwas. ^^ Alles cool!
    Wenn du es aus Interesse verstehen willst, guck doch mal in den Thread zum Spiel, da haben wir viele gute Begründungen, und toxisches Fandom gibt es hier natürlich auch nicht.

    Nur am Rande: Ich finde die Idee von "dem" Indietitel schlechthin (zumindest über Werbesprech hinausgehend) irgendwie sehr befremdlich, weil man dann, kA, City Builder mit Walking Sims und Rennspielen vergleicht. Ist halt wie "der Anime schlechthin" oder "das Videospiel schlechthin"; es sind absurd breite Medienkategorien.

    Ich habe ja eigentlich auch geschrieben, dass es "einer" der Indietitel schlechthin ist und nicht "der". Diesen einen Titel gibt es wie du schon sagst nicht.
    Wenn man sich jedenfalls diverse Listen mit den besten Indiegames so ansieht, landet es doch immer ziemlich weit vorne. Außerdem hat es ja doch einen sehr großen Hype vor einigen Jahren ausgelöst. Zumindest was ich so am Rande mitbekommen habe. Gerade auch auf Youtube. In bis heute sieht man auch immer noch unzählige Undertale Memes im Netz. Darauf und auf den imho absurd hohen Metascore bezog ich mich dann mit meiner Aussage ^^

    Nur ist es bei mir so, dass ich mich extrem selten hypen lasse (Zelda ist da z. B. eine der ganz wenigen Ausnahmen). Und irgendwie hatte mir mein Gefühl schon immer gesagt, dass es kein Titel für mich ist (daher hab ich es auch so lange ignoriert).
    Letztlich wollte ich mich trotzdem "weiterbilden" und mir meine eigene Meinung bilden, habe dann doch mal zugeschlagen und es durchgespielt.
    Ich hab ja, wie bereits geschrieben, dann selbst erkannt, dass nicht jedes Spiel mit toller Reputation dann auch bei bei jedem Klick macht. Kommt halt vor. Ich vergöttere BotW, während andere den Hype um das Spiel nicht nachvollziehen können. That's Life

    Bei mir liegt es vermutlich einfach an dem Humor und den Charakteren, die so gar nicht zünden wollten. Satire mit geschwollenen Reden und Monologen zählt jetzt auch nicht zu meinen favorisierten Humorformen gebe ich zu

    Trotzdem danke für den Link, ich werde beizeiten hineinlesen.
    Ich kann mir aber nun mit etwas Abstand schon vorstellen, weshalb es doch bei vielen so beliebt ist. Nur ist und bleibt "FEZ" dann trotzdem eher "mein" Indiespiel "schlechthin", hehe

    Geändert von Cooper (03.10.2021 um 20:30 Uhr)

  8. #8
    Gibt einige Gründe, aus denen man Undertale mögen kann. Aber Du triffst den Nagel schon recht gut auf den Kopf, wenn Du sagst, dass man die Charaktere / den Humor zumindest sympathisch finden muss, um davon was zu haben. Z.B. entfalten Pacifist und Genocide Routen natürlich nur ihre richtige emotionale Wirkung, wenn man zumindest grundlegend mit den Bewohnern der Unterwelt was anfangen kann. Nur um das klarzumachen: Mich hatte das Spiel bereits, als man Toriels Haus am Anfang verlässt, weil ich die Inszenierung einfach unglaublich stark fand.

    Dann kombiniert Undertale auch einfach auf eine so großartige Art Gameplay mit Storytelling, was es alleine schon besser macht als eine enorme Menge an (J-)RPGs, die beide Sachen häufig strikt voneinander trennen. Das macht sich in Bosskämpfen bemerkbar, aber auch durch Sachen wie dass Gebiete im Genocide Run tatsächlich komplett leer werden. Man also nicht nur die "Trashmobs" vertreibt, sondern alle Bewohner der Welt.

    Was aber den Hype darum ausmacht:
    Denke für viele Spieler war die Tatsache, dass das Spiel direkt mit dir (als Spieler) interagiert eine der Sachen, die es "persönlich" macht. Das benutzt das Spiel ja sehr direkt, im ersten Ende aber auch für einige clevere Twists und Subversionen. Wie sehr das zündet hängt wohl vom Spieler ab. Ich mag so ein Meta-Storytelling eigentlich nicht, aber Undertale ist meiner Meinung nach eine der besten Umsetzungen davon.
    Auch haben viele NPCs einfach ihren sehr eigenen Charakter und genug Details, dass man sich wunderbar mit ihnen etwas ausmalen kann. Übrigens fängt Undertale aus meiner Sicht den Charme der SNES RPGs ein, bei denen man nicht jedes winzige Detail über jeden Misthaufen erfährt (was ja viele Spiele heute mit ihren aufgeblähten Dialogen machen). Man erfährt aber genug, dass man einem Großteil der Charaktere Attribute und einen Platz in der Welt geben kann und wenn man aufpasst gibts auch ne Menge an Environmental Storytelling. Sowas regt die Fantasie von Leuten an, vor allem weil man auf den drei Routen auch komplett anders mit ihnen interagiert - mit den wichtigeren sogar in Kämpfen, in denen ihre Persönlichkeiten rauskommen (was ebenfalls viel zu selten in J-RPGs ist). Hier hilft auch, dass das Kampfsystem so "simpel" ist, weil das die Nuancen und Änderungen so effektiv macht.

    Vielleicht noch relevant für Dich: Super Eyepatch Wolf hatte mal ein Video zu dem Undertale Fandom gemacht, die ersten ~15 Minuten gibt er ein paar Punkte wieder, was den Appeal ausmacht und danach, wieso es vermutlich so explodiert ist in der Community. Natürlich nur anschauen, wenn Du Pacifist und Genocide Route nicht spielen willst (oder Dir Spoiler egal sind^^). Wobei ich schon sagen muss, dass die Fanfic Community von Undertale irgendwie verrückt ist, von dem, was er da so auflistet. Da würde ich nicht mal in die Nähe von gehen wollen
    Einige der Fan Videos von den Kämpfen sind aber ziemlich cool, die er da zeigt. Ist schon beeindruckend, wie viel Herzblut die Leute da reinstecken.


    An einer Stelle fässt er es so zusammen:

    "This is the strength of Undertale: It presents you with a choice through it's battles, gives this choice meaning through it's world and characters and consequence in how the game reacts to your decisions. And it uses that to reach out beyond the screen and form a real connection with you, the person holding the controller. It makes a direct statement on how you choose to engage with the lifes of beings in an inherently weaker position than you. And at it's best, that is a powerful personal experience."

    Geändert von Sylverthas (05.10.2021 um 09:28 Uhr)

  9. #9
    Danke für die ausführliche Antwort. Da steckt wohl doch weitaus mehr Tiefe drin, als ich in meinem neutralen Durchgang erlebt habe. Werde mir auch mal ein paar Videos dazu anschauen.
    Letztlich bleibt es trotzdem dabei, dass ich mit der Spielwelt und seinen Charakteren leider nicht warm wurde. Das Highlight des Spiels war für mich dann wohl die Musik (hatte phasenweise sogar nette Chrono Trigger Vibes) ^^

  10. #10
    Zitat Zitat von Cooper Beitrag anzeigen
    Danke für die ausführliche Antwort. Da steckt wohl doch weitaus mehr Tiefe drin, als ich in meinem neutralen Durchgang erlebt habe. Werde mir auch mal ein paar Videos dazu anschauen.
    Letztlich bleibt es trotzdem dabei, dass ich mit der Spielwelt und seinen Charakteren leider nicht warm wurde. Das Highlight des Spiels war für mich dann wohl die Musik (hatte phasenweise sogar nette Chrono Trigger Vibes) ^^
    Also bei mir war es ähnlich wie Sylverthas, die Dialoge und das Potenzial der Handlung sowie die Prämisse des Kampfsystem haben für mich schon sehr früh großes Potenzial gezeigt, weswegen mich das Spiel quasi schon im Tutorial abgeholt hat. (und dann nicht zu vergessen die großartige Musik)
    Klar die Gebiete sind größtenteils linear und die Rätsel wirken teils sehr zweckmäßig (aber auch als guter Garant für Gags) aber durch die Interaktionen mit den NPC's wurde ich eigentlich permanent an der Stange gehalten. Es gibt eigentlich kaum eine Situation die sich wie die vorherige anfühlt.
    Aber klar wenn man für diese Art des Writings, der Präsentation und den Humor nicht zu haben ist, wird das vermutlich an einem abprallen.
    Zudem ist es natürlich nicht so praktisch von vorne rein zu wissen dass es in dem Spiel sowas wie einen "Pazifisten-Run" gibt. Die Idee dahinter ist dass man es mindestens 2x spielt.

    Wenn du aber niemanden gekillt hast und dich mit Papyrus als auch Undyne angefreundet hast, musst du nun noch mal zurück zu Alphys, dann geht das Spiel noch mal ein bisschen weiter so dass du zum "Guten" Ende kommst. (und wird auch etwas ernsthafter und düsterer, falls du sowas bisher vermisst haben solltest)

    Vielleicht hast du ja auch Lust noch mal den Genocide-Run zu spielen, hier gab es mal einen User der das Spiel gehasst hast, bis er den Genocide-Run gespielt hat, so hat er zwar nur einen kleinen optionalen Teil vom Spiel gemocht (der im Kontext der Metanarrative jedoch nicht unerheblich ist) aber wenigstens konnte er diesem dann noch etwas abgewinnen. xD
    Wobei wenn du die Geschicklichkeitskämpfe "nervig" findest, ist das vielleicht nicht unbedingt was für dich, denn da wird das Kampf/Ausweich-System auf die Spitze getrieben.

  11. #11
    Dragon Quest V, Nintendo DS

    Hmmm, Dragon Quest V.

    Also nachdem ich vor ca. 18 Monaten Dragon Quest XI in der Definitive Edition verschlungen habe, war der Hunger geweckt und ich habe mir nach und nach alle Ableger der Serie in der ein oder anderen Variante angeschafft.

    Schnell war klar, dass ich Teil V als nächstes spielen möchte, da das Spiel allgemein hin als einer der besten der Serie angesehen wird.

    Ich bin nach dem Durchspielen relativ ernüchtert und versuche kurz zu umreißen, warum ich von DQV extrem genervt war.

    Auf narrativer Ebene ist das Spiel sicherlich im Rahmen der Zeit, in der es veröffentlicht wurde, revolutionär. Auch heute ist das Konzept der mehreren Generationen, die man durchlebt relativ unverbraucht und charmant gestaltet, wenn sich natürlich auch einige Dinge gerusht anfühlen und minimalistisch sind. Die grundsätzliche Story ist relativ klassisch. Ein böser Overlord tut eben Böses und man spielt die Gruppe aus Helden, die sich dem Bösen entgegenstellt. Nachher gibt es noch einen kleinen Zwist, der aus heutiger Perspektive (und auch schon zu Zeiten von Final Fantasy IV, was ungefähr zur gleichen Zeit erschien) niemanden mehr überrascht. Dafür ist der Titel zumindest lose in die Lore der Zenitia Trilogie (Dragon Quest IV, V und VI) eingebettet, was ich für damalige Zeit als interessante Design-Entscheidung halte und mir als Gegenelement zu Final Fantasy, wo damals noch jeder Teil absolut losgelöst war, gut gefällt. Es hat ein wenig von den heutigen Dark Souls Spielen, die zwar zusammenhängen, wo man sich die chronologische Logik und Zusammenhänge im Detail aber selbst erschließen muss, indem man zwischen den Zeilen liest.

    Zu sagen, dass das Spiel einen heute nicht mehr hinter dem Ofen hervorlockt durch seine Story, wäre etwas unfair. Ich finde es aber auch unpassend oder falsche Erwartungen weckend, wenn in vielen Reviews von „einer der besten JRPG-Stories aller Zeiten gesprochen wird“. Das finde ich selbst im Kontext der damaligen Zeit überzogen und weckt insbesondere vor dem Hintergrund heutiger Standards eine vollkommen falsche Erwartung.

    Auf spielerischer Ebene hatte ich wirklich nervige Momente mit dem Spiel. Zum Einen führte dieser Titel ja die Monsterfang Mechanik in das Dragon Quest Franchise ein und ist neben Shin Megami Tensei wohl der Mitbegründer für das Pokémon Franchise. Leider merkt man, dass das Konzept hier noch extrem schlecht gebalanced ist. Die Monster fungieren als richtige Partymitglieder neben anderen rekrutierbaren Charakteren, also sie sind keine Mechanik in der Mechanik. Man kann eine gewisse Anzahl im Wage mit sich führen (man bekommt einen Pferdewagen relativ zu Beginn), so dass man einige Party Mitglieder in Reserve hat, die auch passiv mitgelevelt werden. Ist der Wagen voll, so kann man überschüssige Monster, die man evtl. auf dem Weg „rekrutiert“ in eine Auffangstation schicken. In einigen Kämpfen kann man diese Reservemonster sogar in den Kampf einwechseln bzw. mit dem B-Team den Kampf fortführen, sollte man ausgelöscht werden. Leider hat sich mir bis zum Ende des Spiels nicht erschlossen, in welchen Kämpfen dies der Fall ist (nicht dass man es wirklich brauchen würde, das Spiel ist relativ einfach). Auch gibt es die Möglichkeit, in manchen Dungeons von den passiven Fähigkeiten (hauptsächlich Heil-Magie) der Reserve-Monster Gebrauch zu machen, was insofern ressourcen-schonend ist, als dass man die Magiepunkte der aktiven Monster dann im Kampf nutzen kann. Auch hier ist nicht ersichtlich bzw. wird nicht kommuniziert, in welchen Dungeons dies der Fall ist. In manchen Höhlen und Kerkern kann man die B-Monster nutzen in anderen nicht. Mir erschloss sich da keine Logik. Zunächst dachte ich, dass in geschlossenen Örtlichkeiten der Wagen nicht mit kann, aber man hat in einigen Höhlen dennoch die B-Monster zur Verfügung. Es war nicht wirklich störend aber doch seltsam und für mich nicht stringent.

    Ein weiteres massives Problem ist der RNG-Faktor in dem Spiel. Zum Einen ist die Encounter Rate an einigen Orten wirklich brutal hoch, was aber auch der Zeit geschuldet ist. Dennoch hätte man dies im Remake etwas besser balancen können meiner Meinung nach. Zudem ist auffällig, dass effektives Spielen nicht belohnt sondern sogar bestraft wird. Folgendes ist mir aufgefallen:
    In einigen Passagen des Spiels habe ich gelevelt (hauptsächlich, um Geld zu farmen für bessere Ausrüstung, was aufgrund der immens niedrigen Dropraten der Gegner sehr mühsam und langwierig war). Nun versucht man natürlich eine Gegnergruppe so effizient wie möglich auszulöschen und überlegt – nachdem man Schwächen gegenüber physischen oder magischen Angriffen sowie ungefähre HP-Bestände der Gegner rausgefunden hat – wie man die unterschiedlichen Feindes-Gruppen in möglichst wenig Zügen mit möglichst wenig Hitpoint Verlust bezwingen kann.
    Und egal wie gut man in der ersten Runde die meisten Gegner ausschaltet, der letzte Gegner wählt dann aus Prinzip immer die eine stärkste Attacke, die zu allem Überfluss auch noch alle Party Mitglieder trifft. Nicht, dass man dadurch oft in Bedrängnis kommt, aber das Spiel zeigt einem den Stinkefinger. „Du willst effektiv spielen? Ätschibätschi, haste Dir gedacht. Wir ziehen Dir jetzt erst recht nochmal viele Hit Points ab, damit Du nach dem Kampf wieder heilen darfst“. Das ist genau die Konsequenz: Man muss nach fast jedem Kampf heilen, da die eigene Truppe häufig um die Hälfte der HP reduziert wurde.
    Die Ausnahme ist, wenn man von bestimmten Monstern mit Zustandsveränderungen (Fluch) belegt wird, die bis zu einem späten Zeitpunkt im Spiel nur in der Kirche geheilt werden können. So ist es vorgekommen, dass ich ein optionales Verlies (die Garderobengruft zu Deutsch, ich glaube im Englischen war es mantle cave) voll vorbereitet betreten habe, nur um in der ersten Begegnung verflucht zu werden und in die letzte Stadt zurückkehren zu müssen. Was mir auch passiert ist, dass ein Monster im letzten Gebiet einen Todeszauber wirkt, der die ganze Truppe trifft und bei Pech die gesamte Truppe auslöscht. Das ist mir zwei Mal passiert und auch Gegenstände, die vor Zustandsveränderungen schützen, bewahren einen davor nicht. Es ist einfach vollkommen random, ob gar nichts passiert oder man schlimmstenfalls den Game Over Bildschirm zu sehen bekommt. Und man kann nichts dagegen tun.

    Der Heilvorgang ist zudem extrem nervig, da man jedes Mal ein Menü öffnen muss, Magie auswählt, den Charakter der die Magie wirkt, und das Ziel, auf das die Magie gewirkt werden soll. Solange man noch keine (extrem magiepunktefressende) Multimagie hat, muss man das dann mehrfach für jeden Charakter wiederholen. Bei der Multimagie erhält man für jeden Charakter separat den Hinweis „XYs Wunden wurden geheilt, YZs Wunden wurden geheilt…“, was sich auch auf die B-Truppe fortsetzt, so dass man nach jedem Kampf ca. 8x „Person xy wurde geheilt“ wegklicken muss. Insgesamt hat das Spiel das Problem extreeeem langsam zu laufen. Im Kampf werden alle Aktionen kommentiert, was wohl ebenfalls am NES-Ursprung des Spiels liegt, aber in der Ära des Remakes hätte man das benutzerfreundlicher visualisieren können, ohne jeden Step des Kampfes per Text zu erläutern. Ähnlich verhält es sich in der Kirche bei Speicher- Wiederbelebungs- und Fluchbereinigungsprozessen, wo man sich jedes Mal durch elendig lange Texte klicken muss, wo man beim Speichervorgang am Ende sogar gefragt wird, ob man das Spiel fortsetzen möchte und bei versehentlich falscher Bestätigung der DS runtergefahren wird.
    Ein weiteres Problem ist die Monster-Rekrutierung. Diese ist vollkommen zufällig und das Spiel kommuniziert nicht mal, welche Monster rekrutierbar sind. So kann man inhärent im Kampf nicht identifizieren, ob ein Monster sich einem ggf. anschließen kann. Manchmal erscheint nach Beendigung eines Kampfes die Nachricht, dass sich ein Monster anschließen möchte. Bei den stärkeren Vertretern kommt dies entsprechend seltener vor und so ist mir trotz 4-stündiger Grind-Session im letzten Abschnitt verwehrt geblieben, eines der Top-Monster zu rekrutieren.

    Monster haben im Übrigen Geschlechter und es kann durchaus sein, dass man diese paaren und züchten kann. Ich habe die Monster-Auffangstation nach der ersten Erläuterung aber nie wieder besucht und mich zunächst mit den obligatorischen Party-Mitgliedern plus einem Schleimritter durch die erste Hälfte des Spiels gekämpft, bevor ich diesen in der zweiten Hälfte durch einen Golem ersetzt habe.

    Diese ganzen Mechaniken und Design-Entscheidungen ergeben zusammen mit der stellenweise Unklarheit, wie es weiter geht (wobei ich dies immer noch besser finde als viele der heutigen Schlauch-Spiele), ein für mich extrem frustiges Spielerlebnis und zwar genau aus den falschen Gründen. Das Spiel ist nämlich in keinster Weise wirklich schwer, es wirkt aber einfach nicht fair, nicht gebalanced und wirft einem keine wirklichen organischen Herausforderungen entgegen sondern NERVT schlicht und ergreifend den Spieler.

    Grafisch und akustisch ist das Spiel sehr schön, man erkennt den Toriyama Stil exzellent (was für den einen gut, für den anderen schlecht sein mag; Ich persönlich mag die Dragon Ball Ästhethik), die Spritearts sind spitzenmäßig und mit viel Bewegung und tollen Animationen versehen, die Hintergründe schön gezeichnet und farbenfroh. Die Umgebung lässt sich komplett drehen (wieder: An einigen wahllosen Stellen nicht). Die Vermischung in der Field-Map mit 3D-Grafik erinnert an PSX-RPGs, aber auch hier fand ich die Entscheidung, bestimmte Elemente durch Polygone statt Sprites darzustellen eher unschön. Es gibt in dem Spiel z.B. einen Drachen, der aus Polygonen besteht ganz ähnlich wie in Breath of Fire IV. Das wirkt irgendwie unstimmig und passt nicht zur sehr schönen Präsentation. Die Klänge sind klassisch und eben das typische Dragon Quest Gedudel. Das hat einen ähnlichen Effekt wie die Artworks: Entweder man empfindet es charmant und heimelig und zu simplifiziert und altbacken.

    Insgesamt bin ich wirklich sehr genervt gewesen von dem Spiel und aufgrund meiner hohen Erwartung kommt das Spiel jetzt so kurz nach dem Durchspielen ziemlich schlecht bei mir weg. Ich habe mir für den Text extra eine Woche Zeit gelassen, damit alles was sacken kann, aber ich kann Stand jetzt nicht sagen, dass Dragon Quest V mir positiv in Erinnerung geblieben ist oder meine Erartungen im Ansatz erfüllt. Ein wenig scheue ich mich jetzt auch, die übrige Serie anzugehen, denn die Erfahrung mit DQV steht sehr im Kontrast zu XI, wo ich wenig erwartet und mit einem hervorragenden Spiel überrascht wurde. Auch habe ich mich sehr auf das DQIII Remake gefreut. Da das Grundgerüst dieses Spiels aber noch weiter zurück liegt und ich abseits der Grafik nicht weiß, inwieweit einige Design-Entscheidungen angepasst werden, schwingt da jetzt ein gewisser Unmut mit, so sehr mir der Octopath Stil für dieses Spiel auch zusagt.
    Eine Wertung lasse ich an der Stelle weg, da ich niemanden verärgern möchte und selber hoffe, dass die Erfahrung mit etwas Abstand bei mir selbst noch korrigiert und relativiert wird.

    Spielzeit: Ca. 30 Stunden
    Wertung: X,X / 10

  12. #12
    @N_Snake

    Also das Spiel besitzt tatsächlich eine Heilfunktion wo automatisch unter Berücksichtung des geringsten MP Verbrauchs (gleichmäßig aufgeteilt nach Charakter) die komplette Truppe geheilt wird. Ist glaube ich unter dem Punkt "Verschiedenes" aufgelistet, was einem das Spiel nicht mitteilt. Das erpart einem eine Menge Klickerei. Zudem gibt es eine Möglichkeit unter den Optionen die Geschwindigkeit der Kampftexte zu erhöhen. Ich weiß nicht ob das gemacht hast, aber so spielt es sich um einiges angenehmer.

    Das die Story als Meilenstein gelten soll, halte ich auch für überzogenen Quatsch, es ist ja schon lächerlich wie schnell die eigene Frau schwanger wird und Kinder bekommt, mit Zeitgefühl nimmt man es da wohl nicht so genau, jedoch finde ich die Einbindung des Party Chats für die Zeit immer noch was spezielles. Ich weiß nicht wie ausgiebig du das genutzt hast, aber dadurch entfalten die Dialoge erst recht ihre charmante Seite. Generell sind es wirklich die kleinen Details die ich bei den Spielen immer sehr zu schätzen weiß.

    Zu den unfairen AI-Momenten im Kampf. Ich glaube bestimmte Gegner sind wirklich so geskriptet dass sie ihre starken Angriffe erst in Bedrängnis verwenden (wenig HP oder wenn sie in der Unterzahl sind). Du findest das irgendwo unfair, weil damit das effektive Ausschalten der meisten Gegner gerügt wird, auf der anderen Seite kann das jedoch auch eine große Hilfe sein. Es gibt ja durchaus Feindgruppen mit starken AoE Angriffen, würde diese alle ihren stärksten Angriff in der ersten Runde verwenden, wäre die Situation noch kritischer.

    Bei dem Monster-System kann ich dir bedingungslos zustimmen. Ich fand die Komponente generell sehr aufgesetzt, weil es bereits haufenweise menschliche Charaktere im Spiel zum rekutrieren gibt. Dass es sogar Paarungsmechaniken gibt ist mir neu, finde ich aber nur umso unnötiger.
    Es gab im Monsterbuch zwar Indikatoren ob ein Gegner leicht oder schwer zu rekutrieren ist, aber was einem nicht gesagt wird, ist dass die Voraussetzung unter anderem auch mit dem eigenen Level zusammenhängt. die schwierigsten zu rekutrierenden Monster haben eine Fangchance von 1/256. Also das ist wirklich etwas was ich nebenher habe so laufen lassen, aber nicht im Besonderen verfolgt habe.

    Wie du zum Rest stehen würdest kann ich schwer einschätzen, die anderen beiden Spiele der Zenithia Trilogie sind sich prinzipiell sehr ähnlich und werden auch die Eigenschaften die du am Kampfsystem so bemängelt hast mitnehmen. (vielleicht ist es mit Wissen der Heilfunktion und evtl der höheren Geschwindigkeit angenehmer) was mir an Teil IV besonders gefallen hat, war die aufgeteilte Spielstruktur, da jeder Charakter aus der späteren Party zunächst eine eigene kleine Miniepisode getrennt bekommt. Zusammen macht das Circa 40% des Spiels aus. Erst sehr spät beginnt man dann den eigentlichen Helden zu spielen.
    Es ist etwas ungewöhnlich weil man hier quasi 5x das Early Game von Dragon Quest nacherlebt immer beginnend von Level 1 in unterschiedlichen Party-Konstellationen. Ganz besonders erinnerungswürdig ist das Kapitel des Händlers. Der ein weitaus bescheideneres Ziel verfolgt und dementsprechend gestaltet sich sein Kapitel stark von dem der anderen Figuren.
    Schade ist jedoch bei dem DS Remake, dass man den Party-Chat in den nicht japanischen Versionen entfernt hat um Kosten bei der Lokalisierung zu sparen. Dadurch geht eine Menge Charme verloren.

    Geändert von Klunky (05.10.2021 um 21:42 Uhr)

  13. #13
    Ich denke, Dragon Quest V ist auch einfach ein klassisches Produkt seiner Zeit. Es war das erste SNES-Dragon Quest, es war das erste Spiel mit einem Generationen-System (und auch das erste, in der die Schwangerschaft eines Partymitglieds behandelt wurde), es war eines der ersten Spiele, in denen Monster für das Team rekrutiert werden konnte (wie schon erwähnt, noch vor Pokémon und Co.) etc. man könnte die Liste wohl noch unendlich lang fortführen. Ich denke gerade deshalb, weil es eben so viele erste Male gewagt hatte, genießt das Spiel unter JRPG-Kreisen einen Kultstatus, ähnlich wie bei Super Mario 64, das ja auch geradezu vergöttert wird, obwohl es aus heutiger Sicht hoffnungslos überholt erscheinen sollte. Was man diesen Avantgarde-Spielen eben zugutehalten kann, ist eben, dass sie trotz des Umstandes, in damals unerforschte Gebiete vorgestoßen zu sein, noch überraschend spielbar sind.

    Natürlich könnte man argumentieren, dass das DS-Remake eine Reihe von QoL-Verbesserungen hätte einführen können, was das sperrige Menü und das Balancing angeht. Aber gerade bei Dragon Quest muss man halt davon ausgehen, dass die Entwickler und (größtenteils japanischen) Fans nicht wollen, dass ihr geheiligtes klassisches Gameplay angerührt wird und die Spiele so originalgetreu wie möglich in die jetzige Generation übertragen möchten. Die Philosophie bei Dragon Quest ist ja auch irgendwie, dass man sich durchs Grinden so lange bufft, bis man halt wirklich die Random Encounters in den Dungeons mühelos übersteht und am Ende vor dem Boss als mächtiger Held der Legende da steht (also ist nicht unbedingt auf No-Grind-Strategien ausgelegt). Daher bin ich mir bspw. beim DQIII-HD-Remake auch ziemlich sicher, dass das Spiel hauptsächlich audiovisuell mächtig aufgebohrt, aber gameplay-mäßig kaum aufgeschraubt wird.
    Zitat Zitat
    Schade ist jedoch bei dem DS Remake, dass man den Party-Chat in den nicht japanischen Versionen entfernt hat um Kosten bei der Lokalisierung zu sparen. Dadurch geht eine Menge Charme verloren.
    Falls es irgendjemanden interessiert: In den Handy-Versionen wurden diese Party-Chats nachträglich hinzugefügt (nur auf Englisch) und lassen sich ggf. auch auf die japanische DS-Version nachpatchen.

    Geändert von Ligiiihh (10.10.2021 um 15:45 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •