Ich persönlich will noch kein ausführliches Review zu einem so neuen Spiel schreiben, da ich es eigentlich immer ganz gerne mag, meine Gedanken und Meinungen noch ein paar Monate reifen zu lassen, da durch den recency bias oftmals viel Neues erstmal gut und schön und toll wirkt oder aber alles absolut scheiße und total doof ist, das merkt man häufig bei Leuten, die Reviews über neue Spiele schreiben, da gibt es selten Nuancen. Bevor ich aber gar nichts zu schreibe, will ich zumindest ein paar kleine Sachen zu Silent Hill f sagen. Insgesamt bin ich ehrlich gesagt ganz glücklich, dass hier mal etwas Neues probiert wird, denn eigentlich war Silent Hill schon immer sehr dafür bekannt, dass jeder Teil der Reihe Neuerungen mit sich bringt. Als Silent Hill 3 raus kam, war es eine große Überraschung für alle, dass das Spiel mehr mit dem ersten Teil verbunden ist als man auf den ersten Blick sieht, da das Spiel als was komplett Neues beworben wurde und der Schauplatz auch auf den ersten Blick nicht Silent Hill ist. In 4 hat man ja auch dasselbe Schema und obwohl es im Gameplay sehr viel Negatives zu 4 gibt, fand ich die Mechanik mit dem Apartment zusammen mit der eigentlichen Geschichte und Symbolik insgesamt extrem stark und mit eine der besten Geschichten in der Serie. Was leider nicht viel hilft, wenn das Spiel ansonsten langweilig ist. Es wäre sehr einfach für Konami gewesen hier auf sogenannten "Nostalgiabait" zu setzen, einfach wieder ein Spiel nach Schema F zu machen, wieder irgendeine Form von Pyramid Head reinzusetzen, wie sie es mit Silent Hill Origins, Homecoming und Downpour gemacht haben, und darauf zu setzen, dass das schon genug sein wird, damit alle drauf zeigen, sich freuen und glücklich sind. Viele Serien machen das seit Jahren so und fahren damit zumindest eine finanziell sichere Schiene. Leider auch viele Franchises, die ich eigentlich mal sehr liebte, wie beispielsweise Star Wars, was dazu führt, dass ich viele der neueren Sachen noch nie gesehen habe, weil es eben nur das ist: billiger Nostalgiabait, der Versuch so viel Fanservice der alten, guten Teile der Reihe rein zu bringen, damit Fans glücklich drauf zeigen, ohne den Anspruch zu haben mal was Neues, was Frisches zu machen.
Stattdessen bin ich ganz glücklich, dass sie sich hier an ein neues Setting gewagt haben, welches aber genug Gemeinsamkeiten mit alten Silent Hill Spielen mit sich bringt. Es gibt wieder extrem viel Symbolik, die dazu einlädt zwischen den Zeilen zu lesen und dir wird nicht alles vom Spiel vorgekaut. Ich mag es sehr, dass das Spiel sein Publikum respektiert und es dem Spieler zutraut, dass man die Lücken der Story schon selbst ausfüllen kann, dass man sein Gehirn nutzt, statt einem eben alles wortwörtlich zu sagen oder 1:1 zu zeigen was passiert. Für jeden, der mehr Lücken ausgefüllt haben möchte, gibt es dann noch New Game+ mit neuen Szenen, neuen Dokumenten, neuen Endings, aber wenn man gerne zwischen den Zeilen liest, hat man schon aus dem ersten Durchlauf genug Informationen und generell genug gesehen, um sich ein Bild von allem machen zu können. Das ist etwas, was ich seit jeher sehr an Silent Hill schätze, dass viel vom Horror und der Geschichte subtil unter der Oberfläche statt findet statt dass es extrem viel Exposition gibt. Ich mag es wenn ein Spiel mich als erwachsene Person ernst nimmt und mir sowas zutraut. Außerdem mag ich es, dass das Gefühl von Hilflosigkeit wieder etwas zurück ist. Ein Grund, wieso ich Resident Evil 4-6 nicht wirklich im Survival Horror Genre sehe, ist der riesige Fokus auf "over the top" Action. Um richtig Atmosphäre aufkommen zu lassen ist es für mich in Horrorspielen schon sehr wichtig, dass die ludonarrative Dissonanz nicht zu groß wird. Und hier habe ich Silent Hill 1-4 immer sehr geliebt. Kämpfen hat sich immer schwierig und bedrohlich angefühlt, wenn es ging bin ich Kämpfen immer aus dem Weg gegangen und habe eine Konfrontation nur dann zugelassen, wenn es sich nicht verhindern lies. Gerade der Anfang ist hier in Silent Hill f richtig stark. Man will hier Gegnern immer aus dem Weg gehen, weil sie zu bedrohlich, zu gruselig wirken, die Gefahr ist zu groß dass man mehr Ressourcen verliert als dass man etwas dazu bekommt. Das verstärkt das Gefühl von Hilflosigkeit und Angst sehr und es baut immens Stimmung auf. Leider ist hier auch das größte Manko des Spiels verborgen, zumindest aus meiner Sicht. In der zweiten Hälfte des Spiels gibt es immer weniger Gelegenheiten Kämpfen aus dem Weg zu gehen und man wird mit so viel Ressourcen zugeworfen, sodass genau dieses Gefühl von Hilflosigkeit verschwindend gering wird. Da hilft auch das System nicht, das Waffen nach gewisser Zeit kaputt gehen, weil man eh immer genug Werkzeuge hat, sodass man seine Lieblingswaffen immer weit oben halten kann. Und wenn doch mal eine kaputt geht, ist die nächste Ersatzwaffe auch meist nicht weit. Auch der begrenzte Inventarplatz trägt später nicht mehr dazu bei, dass man Ressourcenknappheit wirklich spürt, da man vor und nach jedem großen Kampf mehr als genug Items findet, um sich die Taschen wieder voll zu machen. Es gibt sogar eine Stelle im Spiel, wo ich für mehrere Stunden nicht mehr wirklich Sorge oder Angst vor Kämpfen, nicht mal vor größeren, schwierigeren Gegnern, hatte, weil der Kampf einfach so leicht geworden ist, dass er fast schon Spaß gemacht hat. Da hat sich das Spiel für meinen Geschmack zu sehr in die Actionriege gelehnt, obwohl es auch zur Narrative zu dem Zeitpunkt des Spiels passt, ohne zu viel spoilern zu wollen.
Insgesamt hatte ich auch keine Probleme mit dem Kämpfen. Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten mich an das Kampfsystem zu gewöhnen, aber da es ohnehin nicht sehr viele Gegnertypen gibt, lernt man deren Repertoire an Angriffen sehr schnell gut zu lesen und ich habe zum Ende hin nur noch perfekte Konterangriffe gemacht, weil das Zeitfenster für diese eben super großzügig ist. Lediglich die 3-4 Bosskämpfe verlangen einem da ein kleinen Wenig mehr ab, ohne dabei aber jemals super anspruchsvoll zu sein. Im späteren Spielverlauf waren diese meine Highlights und die einzigen Momente, in denen für mich noch wirklich dieses Gefühl von Hilflosigkeit aufkam, welches den atmosphärischen Horror des Spiels unterstreichen sollte, und gerade der Endboss ist sehr stimmungsvoll und alles was ich mir von den Bossen in diesem Spiel erhofft habe. Wie gesagt, dass man später nahezu in Gauntletkämpfe von zig Zombies geschmissen wird, zieht für mich etwas von der Atmosphäre ab, was ich echt schade finde. Insgesamt mag ich auch sehr die Liebe zum Detail hier. Das Design jedes Monsters trägt zur Handlung und zum Unbehagen Hinakos extrem bei beispielsweise gibt es ein Monster, welches aussieht wie ein Bündel aus Geschwüren, aus welchen es kleinere Monster gebärt, was sehr zeigt, wie extrem die Angst Hinakos ist vor Schwangerschaft und vor Kontrollverlust und vor Verlust der Selbstbestimmung über den eigenen Körper und über das eigene Leben. Die Veränderung des Körpers, die damit einhergeht, ist für sie gleichbedeutend mit einer vollständigen Deformation. Generell gibt es die gesamte Symbolik hinter der Blume, welche dafür sorgt, dass die Leute sterben, zu Monstern werden und auch dafür sorgt, dass ihr Gesicht sich abpellt. Das Verlieren des Gesichtes steht direkt dafür die eigene Identität zu verlieren und Aufgeben zu müssen, in voller Blüte zu stehen ist insgesamt eine Metapher für die Folgen der Pubertät und wird gerade häufig benutzt, um junge hübsche Frauen zu beschreiben. Auch die Fruchtbarkeit einer Frau wird damit beschrieben und die Frau damit, ob absichtlich oder nicht, auch sehr auf ihre Rolle als Frau reduziert. Zeitgleicht steht die rote Spinnenlilie in Japan für das Jenseits und den Tod, was nochmal verdeutlicht, dass für Hinako eine Veränderung bevorsteht, die für sie auch direkt mit dem Tod vergleichbar ist. Das Naginata, eine Waffe, welche Hinako im Spielverlauf bekommt, wurde in der japanischen Geschichte traditionell von Ehefrauen von Samurai benutzt, damit diese ihre Familie und ihr Haus beschützen können, wenn der Mann nicht da ist und weil diese natürlich auch vermehrt gezielt angegriffen wurden. Ich könnte noch unendlich weitere Sätze schreiben, da es so viel Symbolik in allen Details dieses Spiels gibt, welche die Narrative und Geschichte rund um Hinako untermalen und komplementieren. Man kann hier so viel finden und das ist für mich schon immer die Essenz von Silent Hill. Ich erinnere mich als ich das erste Mal Silent Hill 2 gespielt habe und das Spiel immer und immer wieder durch gespielt habe, um so viele kleine Dinge zu finden wie es nur möglich ist und so vieles in der Spielwelt zu sehen, welches zu einem großen Ganzen beiträgt, hebt für mich die Atmosphäre und damit auch den atmophärischen Horror auf eine ganz neue Ebene. Selbiges habe ich dann auch bei Silent Hill 3 und 4 getan und als langjähriger Fan der Reihe, bin ich einfach so glücklich, dass genau diese Sachen hier wieder kommen. Natürlich ist das alles Inhalt, der einem nur geboten wird, wenn man denn auch gewillt ist auf so einer Ebene mit dem Spiel, welches vor einem liegt zu interagieren. Für viele Spieler wird das nichts sein, sehr viele Leute mögen es sehr, wenn man sowas nicht explizit suchen muss, sondern es direkt serviert bekommt. Ich persönlich suche immer und überall in meinen Spielen nach genau diesen Dingen (wahrscheinlich hat mich deswegen der erste Durchlauf 14 Stunden gekostet) und solche Kleinigkeiten machen mich immens glücklich und tragen zu einem runden Gesamteindruck bei.
Zudem liebe ich es auch, dass Rätsel zurück sind. Sowohl welche in kleinen Dimensionen, bei denen man ein direktes Problem vor sich hat, welches man mit wenigen Hinweisen direkt lösen muss bis hin zu Rätseln, die mehrere Gebiete umfassen. Beispielsweise gibt es in der letzten Hälfte des Spiels ein Gebiet, welches es in 3 verschiedenen Iterationen gibt, so wie es in 3 verschiedenen Zeiten der Narrative mal aussah. Hier muss man mehrere Gegenstände in verschiedenen Versionen der Umgebung finden, diese Umgebungen dabei gut navigieren und diese Gegenstände dann richtig einsetzen. Solche Problematiken gibt es ein paar Mal im Spiel zu lösen. Sie waren dabei für mich niemals zu schwierig oder unfair (ich habe auf hard gespielt) und es war für mich der größere Spaß diese Puzzle zu haben im Vergleich zu den Kämpfen. Achja, ein großer Pluspunkt sind auch die wunderschönen Illustrationen auf der Karte sowie in Hinakos Journal. Es ist ein kleiner, schöner, persönlicher Touch den die Karte dadurch bekommt, da es Zeichnungen sein sollen, die Hinako selbst anfertigt (auch wenn ich mich frage, wann sie in so kurzer Zeit so aufwendig wunderschöne Zeichnungen macht) und trägt auch positiv zum Gesamtgefühlt bei. Insgesamt muss ich sagen, dass ich sowohl das Creature Design als auch die Art Direction des Spiels super gut und stimmig finde und sich alles wunderschön zu einem großen Ganzen fügt.
Zum Schluss will ich natürlich noch erwähnen, wie gut das Sounddesign und der Soundtrack von Akira Yamaoka mal wieder sind. Es ist alles wunderschön gruselig, häufig kommt es vor, dass alles furchtbar still ist und genau diese Stille eine innere Anspannung aufbaut, die einen fast erdrückt, nur um dann von ekligen Geräuschen im Hintergrund durchbrochen zu werden, welches das Gefühl des Grusels wirklich noch betont. Soundeffekte und auch Musik werden sehr sparsam genutzt und wirken dadurch deutlich effektiver und haben einen höheren Effekt auf die Gefühle des Spielers und die Musikstücke, die es gibt rangieren von tragisch schön über herzzerreißend bis hin dazu, dass sie ein Gefühl des Unbehagens und Unwohlseins auslösen. Ich persönlich liebe alles daran. So, ich glaube ich habe deutlich länger und deutlich mehr geschrieben, als ich ursprünglich wollte. Ich weiß gar nicht so wirklich ob ich dann nochmal jemals ein ausführlicheres Review schreiben werde. Vielleicht eher so in einem Jahr als Retrospektive, wenn die Gefühle und Gedanken insgesamt mehr Zeit hatten sich zu festigen und mehr zu formen. Insgesamt ist es für mich ein sehr gutes Spiel und es könnte eine Rückkehr zur alten Form für Konami sein. Ich finde es auch gut, dass sie bereits sagten, dass sie in neuen Silent Hill Spielen auch mehr neue Sachen probieren. Ich mag es immer nicht so, wenn ich über Jahre hinweg, dasselbe Spiel mit anderem Skin immer und immer wieder bekomme.![]()