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Auserwählter

SMW: Gaiden
Ich schreibe ja sonst nichts über Mario-Hacks , weil es so extrem Nische ist, aber dieses Mal mache ich eine Ausnahme.
Das war eine der mit Abstand härtesten Errungenschaften, die ich jemals erzielt habe, vielleicht der härteste Plattformer, gerade wenn man berücksichtigt, wie viel Erfahrung ich in Super-Mario-World-Hacks habe. Das hier ist kein Kaizo. Es ist ein Standard-Hack , der sich „The Lost Levels" als Vorbild nimmt, aber die Brutalität auf x10 aufdreht. Es folgt im Groben einer klassischen Super-Mario-World-Struktur und verwendet auch größtenteils Vanilla-Sets. Es gibt zwar auch Custom-Elemente, die werden jedoch nur spärlich und dezent eingesetzt, stattdessen werden bestehende Gegnertypen teilweise schwieriger gestaltet, indem z. B. die Zeit, in der man eine Shell mit einem Koopa halten kann, drastisch verkürzt wurde.
Der Hack ist vor allem „technisch" im Sinne, dass es Leveldesign zu einer Wissenschaft erhebt. Nein, wirklich, das ist schon höhere Mathematik, was dort abgeht. Alles dreht sich um die Philosophie, wie man es dem Spieler mit möglichst wenig Elementen maximal unbequem machen kann. Jeder Sprung, jeder Gegenstand, der beim Scrollen des Bildschirms aufploppt, ist minutiös geplant, um einen maximalen Effekt zu erzielen. Das passiert in einer derartigen Frequenz durchgängig auf so einem hohen Niveau, das ist schon erstaunlich.
Ich habe einige Kaizo-Hacks gespielt, die in ihrer Levelstruktur natürlich komplett railroaded sind, und das hier ist kein Vergleich. Kaizo- und „Standard: Very Hard“-Hacks sind zwei vollkommen unterschiedliche Paar Schuhe, die man schwierigkeitsgradtechnisch nicht vergleichen kann, weil sie einen völlig anderen Fokus setzen.
Der Hack beginnt hart, härter als jedes Super-Mario-World-Level, und steigert sich einfach nur kontinuierlich. Nie hatte ich das Gefühl, dass die Schwierigkeitsstufe stagniert. Es wird einfach konsequent schwieriger. Wenn man ein Level gepackt hat, ist gewiss, dass das nächste einen draufsetzen wird. Ausgenommen sind Schlösser, die noch mal ’ne größere Spike darstellen für einen kurzen Moment, und Geisterhäuser, die durch das Puzzle-Trial-and-Error-Prinzip fast schon ’ne Art Erholung sind (und dabei HASSE ich sonst Geisterhäuser). Das macht den Hack unglaublich anstrengend, dass ich seit über 6 Monaten daran sitze. Mit 124 Exits ist es auch einer der größten Super-Mario-World-Hacks.
Leider geht es dann gerade nach der Hälfte auch allmählich ins Trolling-Territorium, ein paar Mal einige fiese „vor dem Kopf-Stoßer" für ein paar Lacher sind ja okay, gerade wenn man noch die Chance hat zu reagieren.
Aber der Hack übertreibt es irgendwann, dass gefühlt jedes 2. Level irgendeinen unfairen „ Gotcha“-Moment hat. Worst Offender: Hier das vorletzte Special World Level, bei dem man kurz vor dem Ziel instant verhindern muss, dass 2 Gegner sich gegenseitig mit geworfenen Shells umbringen, sonst ist man softlocked. Sowas kann man unmöglich wissen und das Level ist der absolute größte Rotz, der mir je untergekommen ist, mit konstanter Ice-Physik (auch auf beweglichen Plattformen) Frame-genauen Blue-Block-Jump-Up-Throws , während man von einer fahrenden Plattform springt, die mit riesigen Kugelwillis beschossen wird, und das ist eine von vielen sadistischen Stellen in einem Level, was keine Checkpoints besitzt. Da so was hinzupacken geht halt echt gar nicht klar.
Am Ende geht das Spiel noch mal völlig steil, die letzte Welt ist eine Hommage an Super Mario Bros. 3, Bowsers Schloss hingegen ist vom Prinzip her ähnlich wie in Super Mario World oder Yoshi's Island, dass man unterschiedliche Räume betritt.
Allerdings auch hier mit einem Kniff versehen. Man kann sich nicht aussuchen, welchen von 4 Räumen man betritt. Die Räume werden rein zufällig ausgewählt.
Hat man einen Raum abgeschlossen, ist der nächste Raum wieder einer von 4 zufälligen Räumen. Danach geht es in einen Zwischenraum und dann erfolgt das nächste Set von 2 × 4 Räumen. Also schon deutlich länger als Bowsers Schloss und die Räume unterschiedlich tödlich. Heißt, man kann sich nie zu sicher sein etwas komplett aus dem effeff gelernt zu haben, da man beim nächsten Mal wieder eine x-beliebige Kombination aus unterschiedlichsten Räumen erhält. Das erfordert noch deutlich mehr Zeit bis man wirklich hinter allem gestiegen und natürlich haben mir manche Räume besser gelegen als andere.
Hat man DAS geschafft, ist es immer noch nicht vorbei. Dann landet man in einer Art 8-3 Bowsers-Vorhof-Level mit klassischer Super-Mario-Bros.-Musik, mit zahlreichen Hämmerbrüdern und auch solchen auf Crack, die 20 davon in eine Reihe werfen, mit einem Scrolling-Abschnitt kurz vor Schluss.
Ab da sind wir bestimmt schon 8 Minuten im Level drin. (Timer steht auf 10 Minuten)
Und wenn man dann kurz vor dem rettenden Checkpoint steht, kommt es zu einem LETZTEN Troll, der einfach nur aus purem, ungezügeltem Sadismus eingebaut wurde. Die Brücke bricht ein, normalerweise werden die Stellen markiert und man kann dann mit Mario noch kurz nach vorne oder hinten „bouncen", dieses Mal ist es nicht indiziert, also drückt man panisch nach vorne, wo bereits eine bewegliche Bowser-Statue auf einen zuspringt. Mein Herz hat wirklich kurz vorher aufgehört zu schlagen, holy fucking shit, aber es ging noch alles gut. Sonst aber war das Level absolut fair.
Und dann kommt man endlich zum Endkampf, der völlig konträr zu einem Hack wie diesen steht, der darauf aus ist, alles aus den klassischen Elementen herauszuholen. Komplett Custom ist mit ’nem mehrphasigen Mecha-Bowser, dann gegen einen riesigen Giftpilz (es hätte keinen passenderen Antagonisten geben können, so oft wie Giftpilze in dem Hack plötzlich spawnen).
Mit dem einzigartigen Twist, dass man in den großen Giftpilz springen muss, sich bewusst treffen lässt, damit dieser kleiner wird. Hier ist quasi alles ’n One-Hit, weil man eine Ressource sammelt, um sich absichtlich treffen zu lassen. Es spawnen unentwegt Giftpilze und manchmal ist da auch ein normaler Pilz dabei. Zum Schluss setzt sich der Giftpilz in die eigene Item-Box und man muss ihn mit Select herunterholen, sobald man wieder einen Pilz hat, während man einem Fließband aus ewig spawnenden weiteren Giftpilzen ausweicht. Das ist einfach nur genial! Das ist Undertale-Level-Shit und lässt diesen Hack auf einer so starken und erinnerungswürdigen Note enden, dass ich all das Gefluche und all die Momente, in denen ich den Hack verabscheuen könnte, fast schon wieder vergessen habe. (Und glaubt mir, es sind viiiiiele.)


Ich kann nur sagen: absolut krankes Ding, was eine Odyssey! Das hätte ich niemals geschafft, würde ich nicht schon seit 20 Jahren Super Mario World Hacks spielen und selbst das hat mich wirklich bis zum Äußersten getrieben. Ich könnte bestimmt Aufsätze bei über 30 der Exits schreiben, aber boah ne, lassen wir das lieber.
Geändert von Klunky (10.02.2025 um 22:12 Uhr)
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