Life Is Strange - Double Exposure (Playstation 5) - 17 Std.

Eigentlich habe ich mich nach drei Jahren Pause auf ein neues Life is Strange gefreut.
Dann noch mit Max, dafür von Deck Nine, was ich etwas mutig finde, da die in meinen Augen Before the Storm völlig ruiniert haben.
Und ich könnte jetzt ewig darüber schreiben, wie sich was entwickelt, mir gefällt oder eben nicht, welch Potenzial es eigentlich hat, doch irgendwie will ich lieber meckern.
Denn mein erstes durchgespieltes Game in diesem Jahr ist nun mal ein Flop geworden.
An manchen Stellen möchte ich es mögen und irgendwie noch als brauchbares Spiel bezeichnen, doch mache ich mir nichts vor: Es ist Blödsinn/Unsinn/Beknackt etc. etc., sucht euch etwas aus.
Es fängt bereits lahm an.
Max hat wieder eine neue nervige beste Freundin gefunden und bricht als Dozentin in einer verlassenen Bowlingbahn ein, um Fotos zu schießen.
Und irgendwie zündet der Anfang so gar nicht und zieht sich wahnsinnig in die Länge.
Denn plötzlich sind gut 10 Jahre vergangen und überall laufen Leute rum, die der Spieler anscheinend kennen sollte.
Wer sich hier bereits verloren fühlt, kann ins Menü gehen und zig Nachrichten auf seinem Handy studieren, um die ach so tiefsinnigen Charaktere besser kennenzulernen, was besonders das erste Kapitel unfassbar öde erscheinen lässt.
Dabei redet sich Max ständig ein, ach so introvertiert zu sein, kennt aber anscheinend den ganzen Campus nach einigen Monaten und hat sofort zwei neue, beste Freunde gefunden.
Die eine ist Safi, die unfassbar selbstverliebt ist und wie eine kleine Diva wirkt, und der andere ist der handzahme Moses, ein riesiges Weichei vorm Herren.
Dazu kommen der arrogante Assistent, der unsichere Student, die starke Studentin mit der großen Klappe, die verzogene Studentin usw.
Dass jeder mit jedem ins Bett springt, gesprungen ist oder springen möchte, ist natürlich logisch, denn Life is Strange bedeutet Pubertät, selbst wenn die Darsteller mittlerweile auf die Ende 20 zugehen.
Und tut mir leid, wenn sich hier jemand auf die Füße getreten fühlt, nur will Deck Nine so divers oder tolerant sein?
Auf mich wirken so viele NPCs unfassbar klischeehaft, und gleichzeitig müssen die alle Bi sein oder sonst irgendwie hervorstechen, was absolut unglaubwürdig wirkt.
Es wird dem Spieler mächtig in die Fresse gedrückt, und hier haben die Vorgänger ein viel besseres Gleichgewicht abgeliefert.
Tell Me Why zum Beispiel, was richtig cool ist, und hat ruhige Töne angeschlagen, und das neue Spiel wirkt so schrecklich bunt und aufgesetzt.
Beispiel: Sofort in der ersten Stunde wird irgendwie versucht, Max sofort eine Beziehung zu der schrillen Amanda reinzudrücken.
Wer das ablehnt, wird im Spiel immer wieder mit dem Vorschlaghammer dazu gedrängt, was echt unmöglich ist.
Denn ich konnte kaum jemanden leiden und fühlte mich wie Beute im Spiel.
Was mich daran aber am meisten stört, ist, der Spieler kennt die alle gar nicht.
Er wird vor vollendete Tatsachen gestellt und hat überhaupt keine Verbindung zu all denen.
Wenn es dann spannend werden soll, grätscht ein Double Exposure direkt rein.
Max wird mehr als asoziale Person dargestellt, die nach einem tragischen Vorfall sich mehr Gedanken macht, schnell aus ihrer Jogginghose herauszukommen, da die mögliche Liebelei die Hormone hochschießen lässt.
Und gleich danach wird ein Schalter umgelegt.
Es wird wieder geflirtet, geholfen und gerätselt, als wäre nichts Großes passiert.
Das war der Moment, wo Max als Charakter bei mir versagte und ich ihn nicht mehr ernst nehmen konnte.
Und jeder Gedankengang über die Mitmenschen ist so ekelhaft blumig formuliert, wie doll lieb Max alle hat, wie süß jemand ist, was früher alles erlebt wurde mit Filmen oder irgendwelchen Kartenspielen – und genau das bringt keine Tiefe, sondern Klischees ins Spiel.
Dabei bimmelt das Smartphone ohne Ende und fühle mich fast wie auf der Arbeit.
Jeder postet und kommentiert etwas, selbst wenn Max direkt vor den Leuten steht und das furchtbar nervt und die Immersion raubt.
Dann die neue Fähigkeit.
Warum so ein Unsinn? Sind wir jetzt bei Marvel?
Ich habe so viele Fragen und keine wird richtig beantwortet.
Warum zwei Realitäten und wirklich nur zwei, wie das Ende verrät?
Nur weil Safi Kräfte hat und ermordet wurde?
Deswegen teilt sich gleich das Universum?
Und warum gibt es keine zweite Max bzw. wie reagiert die Umgebung, wenn Max länger auf der anderen Seite verschwindet?
Warum wieder ein Sturm, und der kann plötzlich betreten werden?
Wo kommt das her? Und könnte Max jetzt nicht genau das mit Chloe machen? Also eine Situation erschaffen, in der Arcadia Bay und Chloe überleben?
Und würde mit solch einer Möglichkeit nicht das geniale Ende des ersten Teils im Nachhinein vernichtet werden?
Dann zum Schluss noch die Kombination zweier Welten in einer, wo sich alle erinnern, es nicht richtig verarbeiten können, und Max macht einen auf Heroes und erzählt ihren Freunden am Ende alles.
Dabei sind die meisten davon ihr eher unbekannt.
Aber damit nicht genug, denn Safi entwickelt sich zu einer Kämpferin für Menschen mit Kräften, und reinzufällig läuft auf dem Campus noch eine dritte Nervensäge mit Kräften herum und ist natürlich erneut eine Frau, welch praktische Zufälle.:hehe:
Die Frage, was passiert, wenn zwei Menschen mit Kräften aufeinandertreffen, ist spannend, aber nicht so wie dargestellt, denn das ist für mich kein Life is Strange mehr, sondern vielmehr ein Marvel is Strange.
Und dann redet die echt über Götter und Monster, wo ich Safi am liebsten selbst erschossen hätte, die dumme Gans.
Nein, ernsthaft, was für ein schrecklicher Charakter, und bleiben dermaßen viele Fragen und Möglichkeiten offen?
Ich kann nur hoffen, dass bei der letzten Deck Nine-Kündigungswelle die Verantwortlichen für dieses Spiel rausgeflogen sind.

Der Campus ist zudem winzig und haben die letzten beiden Kapitel wieder viel zu viele Bugs.
Vielleicht sollte Dontnod das Zepter übernehmen und ein richtiges Life Is Strange 3 veröffentlichen.
Denn mein Favorit ist und bleibt Life is Strange 2, und somit sind das für mich jetzt zwei Flops, zwei Tops und ein ganz gutes Spiel innerhalb der Reihe.
Anscheinend kann ich mich nur auf die Hauptteile verlassen, und bitte lasst in Zukunft die Finger davon, die Geschichte eines Charakters in Fortsetzungen groß weiterzuerzählen.
Dann lieber kleine Hinweise reinstreuen, aber doch nicht so.

Den nächsten Ableger werde ich mir vorher genauer anschauen.