Das Original habe ich nie gespielt, weil ich - wie wohl die meisten hierzulande - keinen Sega Saturn hatte.
Ich habe mir aber sagen lassen dass das Remake ziemlich faithful dem Original gegenüber sein soll.
Ich habe hier und da mal Materialen verglichen und würde sagen dass es tatsächlich eine sehr akkurate 1:1 Umsetzung zu sein scheint. Dafür erst mal dicke Props, weil das was wirklich im Original, nicht sonderlich hübsch anzuschauen ist, nämlich die die graphischen Umgebungen mit der lächerlichen Draw Distance, hat man ordentlich aufgehübscht. Von der Auflösung ist das vielleicht immer noch mehr PS3 Niveau, aber der Artstyle ist gut getroffen, die Welt von Panzer Dragoon, was auch immer man davon erhaschen kann, wirkt geradezu exotisch, Fantasy wie auch Sci-Fi, ich fühle mich regelrecht an Dune erinnert, manche Luftschiff-designs kann man sich physikalisch kaum erklären, dazu noch ein wirklich magischer orchestraler Soundtrack, wobei hier das Stück im ersten Level besonders hervorgehoben werden sollte.
Das ist aber so mitunter das Netteste was ich noch sagen kann.
Ich liebe Remakes wie diese und würde mir wünschen mehr Remakes würden so respektvoll mit ihrer Vorlage umgehen. Leider Gottes finde ich die Vorlage einfach nicht gut.
Ich habe noch nie einen Rail-Shooter gespielt der so "barebones" ist.
Man hat normales Feuern und ein Lock-On, das ist so ziemlich alles an Schüssen. Keine Power-Ups, keine besonderen Flugmanöver, keinerlei coole Bonis und Secrets in den Leveln zu finden, Requisiten abzuschießen oder so... nichts nada!
Dafür kann man kann die Blickrichtung ändern, was an vielen Stellen verlangt wird. Eigentlich ein interessantes Feature, weil es einen auch ermöglicht verpasste Gegner noch zu erwischen. Leider kann man in der Regel während man seine Blickrichtung ändert, nicht länger ausweichen. (außer bei manchen Bosskämpfen) Grundsätzlich ist das Ausweichen in dem Spiel so ne Sache, die komplette Kamera bewegt sich mit der Neigung des Drachen.
Das macht es teilweise wirklich schwer Tiefen von Projektilen einzuschätzen, aber auch so ist der große Drache eher langsam und man kann sich nicht mal um einen großen Radius bewegen.
Während die ersten 3 Level noch problemlos funktionieren mit diesen Eigenheiten, wirds dann bei Level 4 eher frustrierend. Wenn man dann in engen Tunneln in einem Antiken-Alien-Irgendwas-Cyberkomplex mit hoher Geschwindigkeit entlang fliegt. Ich hatte stellenweise keine Ahnung wie ich überhaupt ausweichen soll. Es war mehr so, dass ich das Gefühl hatte ich muss die Gegner killen bevor sie überhaupt den ersten Schuss absetzen können.
Ab da an wirds auch nervig mit dem Blickrichtung wechseln. Man hat zwar einen Radar der einen über die Feinde informiert, aber wer jetzt zuerst schießt, ist nicht wirklich klar. Wenn dann immer mehr Feinde aus allen Blickrichtungen geschwärmt kommen, wirds dann allmählich reizüberflutend für mich. Da hatte ich an vielen Stellen einfach nur das Level geschafft, weil ich gerade noch so genug Schaden getanked habe. Aber eine 100% Abschussrate - was so ziemlich das einzige ist worauf man in dem Spiel, neben dem Durchspielen auf den 3 Schwierigkeitsgraden, hinaussteuern kann würde ich nie und nimmer bekommen.
Ich habs erst auf Hard versucht, bin dann im letzten Level abgekratzt und habs dann auf Normal in einem neuen Spieldurchgang beendet. (das ist ein klassisch arcadiges Spiel wo man nach Game Over von vorne anfangen muss, das Remake hat das so beibehalten)
Ich hatte überhaupt nicht den Drang zu versuchen dieses Spiel zu mueistern, denn im großen und ganzen ist wirklich jeder Run der selbe. Die Feinde tauchen in den vorhersehbarsten Wellenformationen auf, die Szenarien sind so undynamisch wie man es sich nur vorstellen kann. Bosse regelrecht unterwältigend mit mickrigen Angriffsmustern und meist nur einer Phase.
Grundsätzlich ist der Schwierigkeitsgrad auch sehr unbalanced. Der Endboss hält super wenig aus, wenn man sein Arsenal am Anfang überlebt hat, macht er plötzlich für 20 Sekunden so gut wie gar nichts mehr. Die extra Phase die er nur auf "Hard" bekommt, ist komplett lachhaft. Das Level davor wiederum... plötzlich kriegt man unfassbar viel Schaden aus allen Richtungen, das ist so ziemlich der Bottleneck auf allen Schwierigkeitsgraden. Habs zum Glück doch mit nem 1CC gerade so überstanden, aber auch nur auf Normal.
Dann gibt es den "Guardian" Boss in Level 4, der einfach nur zu viele Leben hat und endlos viele Lock-On Angriffe schluckt, mir krampft da irgendwann das Handgelenk. Ganz zu schweigen dass so viele Bosse Szenen haben, wo man sich nicht verwunden kann, gleich der erste ist das schlimmste Beispiel. An einer Stelle soll man z.B 3 Torpedos abwarten, erst DANN kann man den Boss wieder schaden machen, ohne ersichtlichen Grund. Und sowas gibt es häufiger dass man einfach zum warten verdonnert wird, weil die Bosse sich erst mal arsch lange in Position begeben müssen oder die Kamera stilvoll rumfahren will. Das killt für mich einfach den Wiederspielwert. Es gibt zu viele Stellen, eben geraden in den frühen Leveln wo einfach nichts passiert. Bei der kurzen Spielzeit umso gravierender. Für nen Railshooter der 1995 erschienen ist dieses Spiel geradezu archaisch, für mich hat Panzer Dragoon kaum was zu bieten außer den Vibe dieser exotischen Spielwelt.
Und das ist schade, ich finde das Remake sehr sympatisch, man schaltet nach Durchspielen einen Cheatcode frei wo man quasi eine Art "Debug" Menü hat um gewisse Sachen im Spiel frei auszuprobieren. Es gibt sogar einen Cheatcode für eine "Episode 0" wo man ein nicht weniger barebones Highscore Jagd hat (und nur da, statt Highscores hat das Spiel ja sonst die Abschussrate)
Das was Spiele heutzutage als "Accessibility Menü" bezeichnen, gibts hier quasi nach dem Durchspielen erst, da finde ich es dann auch völlig in Ordnung. Hier herrscht einfach genau die Sensibilität für Oldschool-Designparadigmen die ich heutzutage in vielen Remakes schmerzlichst vermisse.
Daher bleibt abschließend nur zu sagen, großartiges Remake, aber Panzer Dragoon hätte ich auch damals schon nicht gemocht.
Für meine Spiel des Jahres 2024 Abschlussliste, wäre das ein: D.