Es beginnt mit dem Pärchen, und damit meine ich nicht, weil es ein gemischtrassiges Pärchen ist (es gibt sogar mehrere davon im Spiel, auch fraglich aber naja). Sondern, dass hier die Frau bewusst als starke Persönlichkeit präsentiert wird, die die Richtung vorgibt und die das Konzept der Ehe ablehnt (sie stammt aus Kuba!). Ihr Partner wird durch das gesamte Spiel hindurch als schwach, psychisch labil und sehr unterwürfig gg. ihr dargestellt. Ich empfand Red (so heißt der Mann) überhaupt als sehr langweiligen Charakter. Er ist sehr generisch und sagt zu fast allem was Antea (die Frau) von sich gibt, Ja und Amen. Ihm fehlt es an Persönlichkeit und an eigenen Entscheidungen, er bringt kaum Farbe aufs Papier. Generell werden die meisten Männer im Spiel als schwach, dumm oder unterwürfig (oft sogar alle drei Eigenschaften) präsentiert, viele der Frauen hingegen als stark und selbstbewusst - die wichtigsten davon sind auch Anführerinnen einer Gemeinschaft oder haben grundsätzlich eine Führungsrolle. Kaum welche haben einen Partner oder Ehemann und ihre Tageswerke sind für diese Zeit sehr frauen-untypisch (zB. jagen gehen, patrouillieren gehen oder eine Bierbrauerei führen). In einem Fall war ein Mann sogar der Sklave einer Frau. Es gibt auch einige homosexuelle Beziehungen (die meisten lesbischer Natur), über die offen geredet wird (und auch geschrieben). All das Aufgezählte von mir widerspricht doch sehr der Historie des 17. Jhd., wo es all das nicht gab und wenn dann sehr vereinzelt bzw. gut versteckt.
Das Spiel ist auf spielerischer Ebene wirklich nicht schlecht, es macht sogar Spaß, doch so ganz kann ich den Rest nicht gutheißen. Obwohl die Entwickler zu Spielbeginn auf die Misshandlungen und Unterdrückung dieser Zeit eingehen, und darauf Rücksicht nehmen oder sogar mit dem Finger drauf zeigen, so schaffen sie es nicht mit dem Rest. Und ich verstehe schon, wenn La Ciplloa sagt, man muss mit der Zeit gehen, aber muss man dafür die Geschichte so mit den Füßen treten? Hätte man dafür nicht eine komplett fiktionale Epoche mit ihren eigenen Sitten, Bräuchen und Kulturen für das Spiel nehmen können? Oder hätte man nicht eher die Beziehung der beiden, die für diese Zeit untypisch war, nicht mehr in den Fokus rücken können? Mit allen den Vorurteilen und Anfeindungen, mit denen sie zu kämpfen
hätten (davon gibt es im Spiel überhaupt keine).
So wie ich deine Beiträge verstanden habe, dürfte meine Kritik dein Spielerlebnis nicht stören - da es wenig bis gar nicht die Atmosphäre beeinflusst. Das Spiel bietet ungeachtet dessen durchaus eine düstere, kaputte und "zerstörte" Welt, die zwar inhaltlich fragwürdig ist, aber seinen Zweck auch erfüllt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß gehabt und soweit wie in manchen Reddit-Threads, wo es um wüste Beschimpfungen an die Entwickler geht, würde ich nicht gehen. Aber mit diesem "Scheiß" hat sich Don't Nod in meinen Augen trotzdem keinen Gefallen getan. Es passt einfach nicht zum Spiel.
Nur das beste, was glaubst du denn?

Ich wollte eher damit ausdrücken, dass ich es gut finde, wenn mittelgroße Entwickler, die was drauf haben, auch noch weiterhin gute storyfokusierte Spiele entwickeln und damit Erfolg haben (siehe BG3). Ich habe schon ewig kein Ubi-Spiel mehr angerührt, und bei EA war mein letztes Immortals of Aveum (und das war auch ein reines Singleplayer-Spiel ^^).
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