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Thema: gerade durchgespielt

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Command & Conquer Remastered - Tiberian Dawn (beide Kampagnen auf Hard):
    OK, das war ne Reise in die Vergangenheit! Sicherlich schon über 10 Jahre her, dass ich das Game das letzte Mal durchgezockt habe und vielleicht so 25 Jahre, seit ichs das erste Mal gezockt habe. Und nun sogar das erste Mal auf Hard!
    Was soll ich sagen? Immer noch recht gut spielbar, auch wenn es ein paar Aspekte gibt, die spätere RTS definitiv besser gemacht haben. Die größten Sachen sind dabei sicher die Wegfindung, bei der die Einheiten ewig über ihre eigenen Füße stolpern (wobei man damit *irgendwie* arbeiten kann, wenn man die Spielgeschwindigkeit nicht zu hoch macht und die eigenen APM hochtreibt *g*) und die KI, die ziemlich... naja, dazu etwas später mehr *g*

    Wie sich das gehört hab ich mit Nod begonnen und ich mag irgendwie dieses Setup mit Seth, der einen immer weniger leiden kann, je erfolgreicher man ist. Und dann natürlich Joe Kucan als Kane, bin immer noch beeindruckt dass er eigentlich nur fürs Directing der Videos verantwortlich war aber dann selber die Rolle des charismatischen Sektenanführers eignenommen hat. Die Missionen der Nod sind auch insgesamt n bisschen härter als von GDI und auch ein wenig abwechslungsreicher. Oft stiehlt man sich ne Base oder muss mit sehr wenig auskommen. Am krassesten war die 8b, wo man mit nur 8 Goons und Ingenieuren auf ner isolierten Insel startet. Man muss dann nicht nur n paar GDI Einheiten mit dem winzigen Trupp vernichten, sondern danach dann mit nem Heli übersetzen und die GDI Basis einnehmen. Und muss strikt aufpassen, nicht die Aggro (ja, so kann man das hier echt nennen xD) von zu vielen Gegnern zu ziehen, also sehr vorsichtig vorgehen. Das war auch eine der Missionen, die über nen längeren Zeitraum anspannend blieb, weil man schnell von der GDI überwältigt werden kann.

    Denn bei den meisten Missionen muss man leider sagen, dass Hard nur in der Anfangsphase wirklich schwerer ist. Ausnahmen sind hierbei die Missionen, bei der man keine Basis hat. Aber sobald man ne Basis etabliert hat und die ersten Panzer rollen, dann wirds meistens einfach. Bei GDI können auch Geschütztürme OK sein, um die Infantrie wegzuballern. Ach ja, zu den Fixes des Remasters gehört, dass die künstliche Dummheit nicht mehr ihre Angriffe auf das nördlichste Ziel konzentriert, wie es im Original war. Was auch bedeutet, dass man nun die Luftschläge der GDI nicht mehr so gut baiten kann und oft fetzen sie einem nun die Sammler weg. Oder nen Obelisken des Lichts, wenn man ihn bauen sollte. Oder nen dichten Panzerverband. Die FLAK Geschütze kann man dabei total in der Pfeife rauchen, weil sie zu lange brauchen um ausm Arsch zu kommen. Wie dem auch sei, das macht die Nod Missionen dann noch mal nen Zacken schwerer. Aber nichts, was n bisschen Savescummen nicht beheben könnte. Und ja, gerade in der Anfangsphase ist das zwar nicht nötig, aber hilfreich. Wenn man noch praktisch nichts hat und die Truppen gut allokieren muss.

    Wobei einem hier die KI zur Hilfe kommt. Ich konnte mich echt nicht erinnern, dass diese so~ schlecht ist. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass sie broken ist, wenn einfach mal mehrere Minuten *gar nichts* von ihnen kam. Und auch sonst schickt sie die meisten Missionen immer nur kleinere Infantrieverbände bestehend aus ~6 Einheiten. Manchmal aber sogar von mehreren Seiten aus! Und wenn sie richtig fancy sein will, dann so 1-2 Panzer
    Bis auf die Luftschläge scheinen sie aber wenig gefixed zu haben. Man kann die KI immer noch durch Sandsackbarrieren blocken, damit von Ressourcen abschneiden und in ne schön verteidigte Zone schleusen. Die KI baut immer noch Gebäude nur an exakt der gleichen Stelle nach, wo sie vorher standen, womit man sie davon abhalten kann indem man eine Einheit dahinstellt. Praktisch auch in der letzten GDI Mission, wo der Gegner an nem bestimmten Punkt aus dem Nichts heraus Gebäude aufbaut, die einen dann in den Rücken fallen. Kann man damit schön stoppen, bzw. erscheint mir das sogar die einzig sinnvolle Strategie, weil sie einfach nicht aufhört die Gebäude immer wieder zu bauen. Sie ist immer noch seltsam passiv, außer sie bekommt nen kurzen Blutrausch - z.B. wenn man nen Sammler angreift, dann wird der Rageboner so groß, dass sie einfach alles auf einen schmeisst
    Oder wenn man während eines Angriffs heimlich Gebäude von ihr übernimmt, worauf sie auch in der Regel nicht reagieren kann - man bedenke, dass sie Gebäude nur exakt an die gleiche Stelle setzt, wo sie vorher waren. Wenn da aber immer noch das Gebäude ist, aber dem Spieler gehört - ja, Pech. Vermutlich auf Hard auch eine der besten Arten, den Gegner zu besiegen, weil die Gebäude ziemlich viel aushalten und man die Produktion halt direkt stoppen kann, wenn man die Waffenfabrik einnimmt. Auf Nod-Seite bekommt man noch den besonderen Vorteil, dass man dann die stärkeren GDI Panzer bauen kann *g*

    Preis für die fummeligsten Einheiten gehen hier absolut an die Nod Artillerie. Die sind so ungelenk und brauchen ne halbe Ewigkeit zum Drehen, da ist der Gegner schon wieder weg. Auch ist das Witzige an ihr und auch am Raketenwerfer der GDI, dass sie echt keine besonders hohe Reichweite haben und somit sehr leicht weggeballert werden. Ich hab sie am meisten genutzt um Infantrie zu grillen. Zweitgrößter Scherz sind die Orca, wobei man da wieder die dumme KI mit harassen kann. Denn wenn man aus der Luft die Sammler angreift, dann kapiert die KI das nicht und lässt es über sich ergehen und verfällt nicht in Rage. Auch wenns mich ein wenig in den Wahnsinn treibt, aber an sich find ichs sogar ganz gut, dass die KI ihre Infantrie nicht so leicht überrollen lässt, wie es z.B. in Red Alert (was ich natürlich direkt angefangen habe) der Fall ist. Das gibt der Infantrie ne gewisse Stärke gegen Panzerverbände. Dass sowohl Grenadiere als auch Flammenwerfer explodieren und ihre umstehenden Einheiten mit wegfetzen ist ein netter Grad an Realismus, macht sie aber IMO auch zu fummlig um damit effektiv zu arbeiten (außer man stellt die Geschwindigkeit geeignet niedrig und micromanaged die Sau raus xD).

    Wie dem auch sei, mit Nod Afrika zu erobern und dabei alle Zivilistendörfer niederzubrennen (dass Kirchen immer Geldvorräte horten ist schön edgiger anti Religionshumor ) hat was. Während Kane sich natürlich als Befreier hochstilisiert. Auf die Endcutscene hatte ich mich dann besonders gefreut, denn die ist einfach purer 90s Charme. Den richtigen Campstatus hat die Reihe mit diesem Teil aber noch nicht erreicht, das ist IMO erst mit Red Alert 2 passiert. Wobei das Acting hier halt schon echt auf Amateurlevel ist, also vielleicht ist das für einige auch schon campy genug xD
    Danach wurde dann mit der GDI Europa "erobert", und ... ich muss mal sagen, wie fucking cool ich die Strategiekarten zur Missionsauswahl immer noch finde! In der Schule hatten wir damals sogar inspiriert hiervon auf Papier aufgemalt Welteroberung gespielt, das waren Zeiten

    Insgesamt hatte ich wieder einigen Spaß mit dem Spiel, auch wenn die KI sich halt extrem leicht abusen lässt. Und da das RTS Genre praktisch tot ist, ist das einzige, was man effektiv tun kann, wirklich zu den Urgesteinen zurück zu kehren. Hier war das Remaster dann ganz nice, obwohl es auch mit einigen Problemen zu kämpfen hat. So hatte ich extrem lange Ladezeiten und ein laggiges Menu, welche ich erst via DXVK beheben musste. Tipp für die, die auch das Problem haben: Erst die Spiele normal starten und in den Windowed Mode gehen, danach die Dateien in die Ordner kopieren. Auch ist mir das Spiel einmal abgestürzt in der letzten Nod Mission und hat meine gesamten Speicherstände der Mission geschrottet. Also ja, so *richtig* sauber ist das Remaster dann leider auch nicht.
    Ansonsten sind noch ein paar nice to have Dinge drin, wie z.B., dass man Einheiten per Linksklick anwählt, ihnen aber per Rechtsklick Befehle gibt (wie es z.B. Starcraft macht). Oder dass man nun mehrere Einheiten queuen kann. Gibt auch noch nen hässlichen geglätteten Grafikmodus, aber den würd ich nie wählen, will die schöne Pixelpracht! Leider gilt das auch für die Cutscenes, die früher definitiv mal imposanter waren. Die CG Szenen wurden ganz gut geupscaled, aber die LA sind enorm schwammig und verpixelt... schätze die Originalaufzeichnungen gibts nicht mehr? xD


    Geändert von Sylverthas (23.03.2024 um 08:56 Uhr)

  2. #2
    Alone in the Dark Remake (Xbox Series X) - 12:39:03 Std.

    Lange darauf gewartet und ein klein wenig eines der besten Horrorgames der letzten Jahre erwartet.
    Habe mir sogar extrem viel Zeit mit Edward Carnby gelassen und bin einerseits leicht enttäuscht und gleichzeitig ein wenig froh darüber, keinen Totalausfall serviert bekommen zu haben.
    Gerade im Hinblick auf weitere Teile.
    Also ein Horrorspiel sollte der Spieler keineswegs erwarten und falls doch, dann erst in der letzten Stunde.
    Denn Alone in the Dark lebt von seiner Atmosphäre und der sich erst später entfaltenden Geschichte.
    Es ist vielmehr ein Mystery-Spiel, welches am Anfang nicht viel hermacht.
    Von Horror keine Spur, und sobald eine Waffe gezogen wird, folgt der eigentliche Schrecken, da die Zielfunktion totaler Müll ist und es vielleicht vier Gegnertypen gibt, die kein Stück besonders sind.
    Die Handlung wirkt bis dahin auch nicht spannend, die Anwohner von Derceto Manor können nicht zugeordnet werden, und so irren Edward oder Emily von einem Ort zum nächsten und bleiben dabei erstaunlich abgeklärt.
    Viele Rätsel oder Objekte, die benötigt werden, befinden sich zudem meistens im selben Raum und es wiederholt sich eine Art Rätsel relativ oft.
    Und dann gibt es einige Bugs, die zwar nicht schwerwiegend, aber einfach unnötig sind.
    Das Spiel ließ sich nämlich super spielen und hatte keine Abstürze.
    Bloß bleibt der Spieler gerne irgendwo hängen und dann geht das Rumgeeiere los.
    Auch lassen sich Dokumente nicht nach unten scrollen und das Tagebuch erstellt später im Spiel dutzende gleiche Einträge. 
    All das hat dafür gesorgt, dass ich nach nur einem Durchgang kein Interesse mehr hatte, einen weiteren mit Emily zu starten, da für die Handvoll anderer Szenen sich der Aufwand nicht lohnt.

    Doch es ist nicht alles schlecht.
    Derceto Manor hat eine ganz eigene Atmosphäre und ich bin froh über diesen Wechsel zwischen Ruhe und Action.
    Denn hier kommen gut 80 % mehr Rätsel vor als in den meisten Survival-Horror-Games der letzten Jahre, auch wenn diese nicht sonderlich schwer waren.
    Auch gibt es viele unterschiedliche Orte zu entdecken, und so öffnet sich Stück für Stück die Handlung, die am Ende besser war als nach den ersten 3 Stunden angenommen.
    Die Sprachausgabe und der OST passen ebenfalls, und was bleibt, ist das ein netter Reboot einer alten Reihe.
    Denn Alone in the Dark hat grenzenloses Potenzial und hebt sich gut vom Rest ab, nur irgendwie ist da der Wurm drin.
    Und wenn das stimmt, was andere schreiben, waren die letzten beiden Teile Sondermüll, und da bin ich froh, wenn nun etwas halbwegs Brauchbares erschienen ist.
    Zwar bedient sich das Remake nur ganz leicht an dem Original, nur das Grundgerüst steht jetzt - zwar als minderwertiges AA-Game - aber es steht.
    Hoffentlich baut Pieces Interactive darauf auf und gibt sich dann mehr Mühe, weil ich weitere 10 Jahre nicht nur von Resident Evil und Dead Space leben möchte.

  3. #3
    Banishers: Ghosts of New Eden



    Das neueste Spiel von Don't Nod wird seit dem Release mit viel Lob zugeschüttet, vor allem die Story scheint viele Spieler und die Fachpresse zugleich überzeugt zu haben. Ich kann zumindest sagen, dass es wieder erfrischend gut tat, ein reines Singleplayer-Spiel mit Fokus auf Story gespielt zu haben. Kein Multiplayer, kein ingame-Shop und kein Live-Service. Auch die Open-World kann durchaus überzeugen, hat man sich hier vom Aufbau her sehr an das God of War Reboot orientiert. Leider schwächelt das Kampfsystem umso mehr. Es erfüllt ... seinen Zweck, aber das war's auch. Es ist viel zu leicht, geht nicht wirklich übers stupide Gekloppe hinaus und es gibt kaum unterschiedliche Gegnertypen, weswegen man sich schnell satt gesehen hat. Einzig der Aspekt, dass man zwei Main-Chars gleichzeitig spielt, lockert das Kampfsystem und auch das Gameplay etwas auf. Die restlichen Gameplay-Elemente sind eher rudimentär umgesetzt, es gib ein flaches Crafting-System, ein gewöhnliches Skill-System und halt die Möglichkeit seine beiden Mains auszurüsten. Aber dafür ist die Atmosphäre gut gelungen und die Optik ist auch sehr solide (besonders die Beleuchtung lässt die Natur richtig schick aussehen). Ansonsten hatte ich auf der technischen Seite nur einen wirklich großen Mangel: Das Spiel stürzt in den meisten Gebieten regelmäßig ab (sicher alle 45-60min). Man merkt hier, dass die UE5 in manchen Hardwarekonfigurationen noch ziemlich experimentierfreudig ist. Ich habe im Netz viele andere Leidgeplagte mit der gleichen Fehlermeldung gelesen, leider ohne wirkliche Abhilfen. Das Glück im Unglück ist, dass das Spiel regelmäßig automatisch speichert (also sicher alle 1-2min). Trotzdem nervten diese Crashes massiv und ich hetzte die letzten Stunden durch die Spielwelt...

    Ein weiterer Punkt, der mir sauer aufstieß, ist die Tatsache, dass es Don't Nod mittlerweile mit ihrem Wokeness stark übertreibt. Was sich langsam im ersten Life is Strange abgezeichnet hat, wird hier an die Spitze getrieben. Trotz des expliziten Hinweises zu Spielbeginn wg. der Unterdrückung in dieser historischen Zeit, vernachlässigen sie genau diesen Punkt in der historischen Genauigkeit. Hier werden bewusst Inhalte verdreht und verändert, und ins Spiel eingebaut, die es so im 17. Jhd. nicht gegeben hätte. Das beginnt schon bei den beiden Mainchars und zieht sich bis in diverse Nebenquests und die Story hinein. Ich frage mich langsam: Warum Dont't Nod? Macht doch einfach Spiele, und lasst den Scheiß bleiben.

    Geändert von Rusk (11.04.2024 um 21:02 Uhr)

  4. #4
    Zitat Zitat von Rusk Beitrag anzeigen
    Banishers: Ghosts of New Eden
    ...
    Ein weiterer Punkt, der mir sauer aufstieß, ist die Tatsache, dass es Don't Nod mittlerweile mit ihrem Wokeness stark übertreibt. Was sich langsam im ersten Life is Strange abgezeichnet hat, wird hier an die Spitze getrieben. Trotz des expliziten Hinweises zu Spielbeginn wg. der Unterdrückung in dieser historischen Zeit, vernachlässigen sie genau diesen Punkt in der historischen Genauigkeit. Hier werden bewusst Inhalte verdreht und verändert, und ins Spiel eingebaut, die es so im 17. Jhd. nicht gegeben hätte. Das beginnt schon bei den beiden Mainchars und zieht sich bis in diverse Nebenquests und die Story hinein. Ich frage mich langsam: Warum Dont't Nod? Macht doch einfach Spiele, und lasst den Scheiß bleiben.
    Kannst Du das konkretisieren? Habe die Tage mit einem Kauf geliebäugelt und hatte mich auf grimdark Fantasy gefreut, wenn das durch ideologische Trickgriffe konterkariert wird und die Atmosphäre stört, wäre ein großer Kaufgrund für mich dahin.

  5. #5
    Keine Sorge, ihr werdet sicherlich eine Menge Reddits & Co. finden, die punktgenau ihre Beschwerden aufschlüsseln. Einfach den Namen des Spiels und die bevorzugten Kampfbegriffe eingeben, dann wird das schon.
    ... dann allerdings: Viele dieser Seiten darf man im deutschen Internet wahrscheinlich nicht verlinken, also doch lieber selbst posten!

    Zitat Zitat
    Ich frage mich langsam: Warum Dont't Nod? Macht doch einfach Spiele, und lasst den Scheiß bleiben.
    Ich gehe mal wohlwollend davon aus, dass das eine rhetorische Frage ist, und beantworte sie trotz allem.
    Wenn das inzwischen seit beinah 10 (!) Jahren so läuft, ist es eventuell an der Zeit, die Realität zu akzeptieren: Dass sowohl das Studio als auch die Hauptzielgruppen "den Scheiß" wollen, weil sie "den Scheiß" für das Richtige halten. Du musst dich nur entscheiden, ob du damit leben kannst oder nicht.

    Natürlich kann man kritisieren (und sticheln und ragen – alle Macht den Gequälten!), aber letztlich ist die Zeit, in der man einen mittelgroßen Developer mit ein bisschen Culture-War-Kram beeinflussen konnte, seit langem vorbei, auch wenn die Rage-Bait-Youtuber, -Poster und -Influencer es natürlich anders aussehen lassen wollen. Das klappt vielleicht noch bei AAA-Spielen von den ganz Großen, die auf Teufel komm raus das letzte Quäntchen "line up" für die Investoren aus den Produkten quetschen wollen, aber da ist das Ergebnis dann auch wirklich herunterreduziert, bis gar keine harten Reibungspunkte mit irgendjemandem mehr bestehen, der nicht die allerweirdesten Sichtweisen hat.





    Edit: Lol zum nächsten Post ... Timing. xD

  6. #6
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Keine Sorge, ihr werdet sicherlich eine Menge Reddits & Co. finden, die punktgenau ihre Beschwerden aufschlüsseln. Einfach den Namen des Spiels und die bevorzugten Kampfbegriffe eingeben, dann wird das schon.
    ... dann allerdings: Viele dieser Seiten darf man im deutschen Internet wahrscheinlich nicht verlinken, also doch lieber selbst posten!
    Bin mir nicht sicher, wie ich das verstehen soll. Mich persönlich interessiert, ob die Atmosphäre eines Dark Fantasy Titels durch Elemente, die dazu eben nicht passen, zersägt wird. Mir persönlich geht es hier nicht um eine Bewertung von "woken" Inhalten, sondern dass grimdark Fantasy (und so habe ich den Titel aufgefasst) eben durch nihilistische, düstere, morbide Inhalte definiert wird. Wenn man mal ein berühmtes Beispiel der Literatur heranzieht: Song of Ice and Fire. Die Geschichte mit Elementen zu durchsetzen, die der sozialen Gerechtigkeit entsprechen, würde eben nur bedingt funktionieren. Sicher in Bezug auf Diversität in der Darstellung von anderen Kulturen, aber z.B. weniger in einem modernen, emanzipierten Frauenbild (durchgehend).

    Sich dahingehend einen Eindruck über Reddit zu verschaffen, ist aus bekannten Gründen schwierig - bei Rusk oder anderen Forenusern, die man persönlich kennt, ist da doch eher eine nüchterne Einordnung zu erwarten.

  7. #7
    Ich glaube nicht, dass eine nihilistische, dunkle Atmosphäre dadurch getrübt wird, wenn der Protagonist eine Beziehung mit einer Woman of color hat und die zusammen halt durch die Gegend ziehen und ihre Quests durchziehen. Django Unchained kommt doch mit einer ähnlichen thematischen Epoche umher und auch da wird klar: Oh, es gibt People of Color, die freigekauft wurden und dann frei leben dürfen, ja sogar zu Helden werden können. Und da hat es komischerweise irgendwie niemanden interessiert. Hm. Fast so als wäre die Unterstellung alles sei woke eine erst kürzlich aufgekommene Modeerscheinung, die Menschen eines gewissen Spektrums gern nutzen ohne dabei irgendwie so genau erklären zu können, was sie genau meinen, ganz zu Schweigen davon woher der Begriff eigentlich kommt.

    Selbst Final Fantasy VII sagte 1997 bereits, dass die Guten halt auch eben mal Bomben zünden müssen, um großen Firmen einen Strich durch die Rechnung zu machen, bevor sie eben die Welt kaputt wirtschaften. Würde das Spiel heute raus kommen, würden die selben Leute schreien "Oh nein, alles woke, hilfe!".

    Btw: Gerade in "A Song of Ice & Fire" geht es in eine der größeren Plotpoints der Bücher darum, dass eine Familie gespalten wird, weil eine Seite es so empfindet, dass die älteste Tochter das Haus weiter führen sollte, während die andere Seite denkt, es sollte lieber der Bruder übernehmen, weil Frauen das ja nicht können. Das artet in der Welt in einem Krieg aus, in welchem - Oh Wunder - die erste Hälfte "gewinnt". Wird durch diese Emanzipation laut deinen Aussagen nicht auch die düstere Stimmung getrügt der dark fantasy? Ebenso, dass einige der mächtigsten Personen im Buch Frauen sind, ich dachte diese emanzipatorischen Botschaften zerstören das?

    Geändert von poetBLUE (12.04.2024 um 12:18 Uhr)

  8. #8
    Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
    Ich glaube nicht, dass eine nihilistische, dunkle Atmosphäre dadurch getrübt wird, wenn der Protagonist eine Beziehung mit einer Woman of color hat und die zusammen halt durch die Gegend ziehen und ihre Quests durchziehen. Django Unchained kommt doch mit einer ähnlichen thematischen Epoche umher und auch da wird klar: Oh, es gibt People of Color, die freigekauft wurden und dann frei leben dürfen, ja sogar zu Helden werden können. Und da hat es komischerweise irgendwie niemanden interessiert. Hm. Fast so als wäre die Unterstellung alles sei woke eine erst kürzlich aufgekommene Modeerscheinung, die Menschen eines gewissen Spektrums gern nutzen ohne dabei irgendwie so genau erklären zu können, was sie genau meinen, ganz zu Schweigen davon woher der Begriff eigentlich kommt.

    Selbst Final Fantasy VII sagte 1997 bereits, dass die Guten halt auch eben mal Bomben zünden müssen, um großen Firmen einen Strich durch die Rechnung zu machen, bevor sie eben die Welt kaputt wirtschaften. Würde das Spiel heute raus kommen, würden die selben Leute schreien "Oh nein, alles woke, hilfe!".

    Btw: Gerade in "A Song of Ice & Fire" geht es in eine der größeren Plotpoints der Bücher darum, dass eine Familie gespalten wird, weil eine Seite es so empfindet, dass die älteste Tochter das Haus weiter führen sollte, während die andere Seite denkt, es sollte lieber der Bruder übernehmen, weil Frauen das ja nicht können. Das artet in der Welt in einem Krieg aus, in welchem - Oh Wunder - die erste Hälfte "gewinnt". Wird durch diese Emanzipation laut deinen Aussagen nicht auch die düstere Stimmung getrügt der dark fantasy? Ebenso, dass einige der mächtigsten Personen im Buch Frauen sind, ich dachte diese emanzipatorischen Botschaften zerstören das?
    Daher habe ich ja gefragt, ob das konkretisiert werden kann, da der Term "woke" für mich nicht inhärent aufzeigt, welche Inhalte damit gemeint sind und ich das Spiel nicht gespielt habe. Dass Paare mit unterschiedlicher Hautfarbe eine grimdark Story nicht konterkarieren, habe ich ja schon angedeutet, als ich von verschiedenen Ethnien gesprochen habe. In der First Law Reihe ist eine solche Beziehung z.B. auch Teil des Hauptplots und First Law ist grimdark at its finest (viel mehr als das überbewertete SoIaF).

    Der Plotpoint von SoIaF rückt zwar eine Frau in einen "unnormalen" Kontext im Rahmen der Handlung (wenn man denn davon ausgeht, dass das europäische Mittelalter als Inspiration für das Setting dient) jedoch adressiert die Handlung ja genau den Punkt, dass es eben ungewöhnlich ist, ein Haus unter die Herrschaft einer Frau zu stellen.

    Was einer grimdark Story aber im Wege stehen würde, wenn die Handlung durchzogen von moralischen Messages wäre, die sich an unserem heutigen Zeitgeist orientieren (Unterdrückung wird abgestraft, das Gute gewinnt, es gibt männliche wie weilbliche Marie Sues, denen alles gelingt, der erhobene Finger weist auf moralische Missstände hin etc.). In grimdark sterben auch Unschuldige, es wird gemordet und schlimmer, Unterrdrückung findet statt,Sklaverei ist ein Thema und zwar nicht die romantisierte Sklaverei, die im Kontext der Handlung aufgelöst wird und so fort. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Malazan Book of the Fallen den modernen moralischen Vorstellungen angepasst werden würde, dann käme da niemals das kompromisslose, dunkle und mit Sicherheit teils auch zurecht inhaltlich kontroverse Werk bei raus, das es eben ist. Ich habe aber auch bisher kien Spiel des Entwicklers gespielt, kenne LiS nicht und kann mir daher auch unter dem Stil der Schmiede nichts vorstellen.

    Zitat Zitat von Rusk Beitrag anzeigen
    Es beginnt mit dem Pärchen, und damit meine ich nicht, weil es ein gemischtrassiges Pärchen ist (es gibt sogar mehrere davon im Spiel, auch fraglich aber naja). Sondern, dass hier die Frau bewusst als starke Persönlichkeit präsentiert wird, die die Richtung vorgibt und die das Konzept der Ehe ablehnt (sie stammt aus Kuba!). Ihr Partner wird durch das gesamte Spiel hindurch als schwach, psychisch labil und sehr unterwürfig gg. ihr dargestellt. Ich empfand Red (so heißt der Mann) überhaupt als sehr langweiligen Charakter. Er ist sehr generisch und sagt zu fast allem was Antea (die Frau) von sich gibt, Ja und Amen. Ihm fehlt es an Persönlichkeit und an eigenen Entscheidungen, er bringt kaum Farbe aufs Papier. Generell werden die meisten Männer im Spiel als schwach, dumm oder unterwürfig (oft sogar alle drei Eigenschaften) präsentiert, viele der Frauen hingegen als stark und selbstbewusst - die wichtigsten davon sind auch Anführerinnen einer Gemeinschaft oder haben grundsätzlich eine Führungsrolle. Kaum welche haben einen Partner oder Ehemann und ihre Tageswerke sind für diese Zeit sehr frauen-untypisch (zB. jagen gehen, patrouillieren gehen oder eine Bierbrauerei führen). In einem Fall war ein Mann sogar der Sklave einer Frau. Es gibt auch einige homosexuelle Beziehungen (die meisten lesbischer Natur), über die offen geredet wird (und auch geschrieben). All das Aufgezählte von mir widerspricht doch sehr der Historie des 17. Jhd., wo es all das nicht gab und wenn dann sehr vereinzelt bzw. gut versteckt.

    Das Spiel ist auf spielerischer Ebene wirklich nicht schlecht, es macht sogar Spaß, doch so ganz kann ich den Rest nicht gutheißen. Obwohl die Entwickler zu Spielbeginn auf die Misshandlungen und Unterdrückung dieser Zeit eingehen, und darauf Rücksicht nehmen oder sogar mit dem Finger drauf zeigen, so schaffen sie es nicht mit dem Rest. Und ich verstehe schon, wenn La Ciplloa sagt, man muss mit der Zeit gehen, aber muss man dafür die Geschichte so mit den Füßen treten? Hätte man dafür nicht eine komplett fiktionale Epoche mit ihren eigenen Sitten, Bräuchen und Kulturen für das Spiel nehmen können? Oder hätte man nicht eher die Beziehung der beiden, die für diese Zeit untypisch war, nicht mehr in den Fokus rücken können? Mit allen den Vorurteilen und Anfeindungen, mit denen sie zu kämpfen hätten (davon gibt es im Spiel überhaupt keine).

    So wie ich deine Beiträge verstanden habe, dürfte meine Kritik dein Spielerlebnis nicht stören - da es wenig bis gar nicht die Atmosphäre beeinflusst. Das Spiel bietet ungeachtet dessen durchaus eine düstere, kaputte und "zerstörte" Welt, die zwar inhaltlich fragwürdig ist, aber seinen Zweck auch erfüllt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß gehabt und soweit wie in manchen Reddit-Threads, wo es um wüste Beschimpfungen an die Entwickler geht, würde ich nicht gehen. Aber mit diesem "Scheiß" hat sich Don't Nod in meinen Augen trotzdem keinen Gefallen getan. Es passt einfach nicht zum Spiel.


    Nur das beste, was glaubst du denn? Ich wollte eher damit ausdrücken, dass ich es gut finde, wenn mittelgroße Entwickler, die was drauf haben, auch noch weiterhin gute storyfokusierte Spiele entwickeln und damit Erfolg haben (siehe BG3). Ich habe schon ewig kein Ubi-Spiel mehr angerührt, und bei EA war mein letztes Immortals of Aveum (und das war auch ein reines Singleplayer-Spiel ^^).
    Cool, danke für die Einordnung. Ich sehe, was Du meinst, ich glaube es ist für mich aber kein Dealbreaker (genau kann man sowas ja erst sagen, wenn man es wirklich konsumiert) auch wenn ich kein Freund von so überzogenem Akzentuieren moderner Gesellschaftsvorstellungen in einen anderen - wenn auch fiktiven - Zeitkontext. Dass Männer in den Werken bestimmter Künstler als durchweg negativ, schwach oder diametral zu ihrer eigentlichen Rolle (die meisten Männer sind eben einach nicht unterwürfig, devot etc. gegenüber Frauen), die mehrheitlich eingenommen werden, finde ich zwar daneben aber am Ende des Tages zeigt es eher auf, dass die Künstler ein eher widersprüchliches Bild von sozialer Gerechtigkeit habem, die sie mit solchen Darstellungen wohl forcieren wollen. Aber auch hier gilt: Es ist künstlerische Freiheit.

    Geändert von N_snake (12.04.2024 um 18:03 Uhr)

  9. #9
    Zitat Zitat von N_snake Beitrag anzeigen
    Kannst Du das konkretisieren? Habe die Tage mit einem Kauf geliebäugelt und hatte mich auf grimdark Fantasy gefreut, wenn das durch ideologische Trickgriffe konterkariert wird und die Atmosphäre stört, wäre ein großer Kaufgrund für mich dahin.
    Es beginnt mit dem Pärchen, und damit meine ich nicht, weil es ein gemischtrassiges Pärchen ist (es gibt sogar mehrere davon im Spiel, auch fraglich aber naja). Sondern, dass hier die Frau bewusst als starke Persönlichkeit präsentiert wird, die die Richtung vorgibt und die das Konzept der Ehe ablehnt (sie stammt aus Kuba!). Ihr Partner wird durch das gesamte Spiel hindurch als schwach, psychisch labil und sehr unterwürfig gg. ihr dargestellt. Ich empfand Red (so heißt der Mann) überhaupt als sehr langweiligen Charakter. Er ist sehr generisch und sagt zu fast allem was Antea (die Frau) von sich gibt, Ja und Amen. Ihm fehlt es an Persönlichkeit und an eigenen Entscheidungen, er bringt kaum Farbe aufs Papier. Generell werden die meisten Männer im Spiel als schwach, dumm oder unterwürfig (oft sogar alle drei Eigenschaften) präsentiert, viele der Frauen hingegen als stark und selbstbewusst - die wichtigsten davon sind auch Anführerinnen einer Gemeinschaft oder haben grundsätzlich eine Führungsrolle. Kaum welche haben einen Partner oder Ehemann und ihre Tageswerke sind für diese Zeit sehr frauen-untypisch (zB. jagen gehen, patrouillieren gehen oder eine Bierbrauerei führen). In einem Fall war ein Mann sogar der Sklave einer Frau. Es gibt auch einige homosexuelle Beziehungen (die meisten lesbischer Natur), über die offen geredet wird (und auch geschrieben). All das Aufgezählte von mir widerspricht doch sehr der Historie des 17. Jhd., wo es all das nicht gab und wenn dann sehr vereinzelt bzw. gut versteckt.

    Das Spiel ist auf spielerischer Ebene wirklich nicht schlecht, es macht sogar Spaß, doch so ganz kann ich den Rest nicht gutheißen. Obwohl die Entwickler zu Spielbeginn auf die Misshandlungen und Unterdrückung dieser Zeit eingehen, und darauf Rücksicht nehmen oder sogar mit dem Finger drauf zeigen, so schaffen sie es nicht mit dem Rest. Und ich verstehe schon, wenn La Ciplloa sagt, man muss mit der Zeit gehen, aber muss man dafür die Geschichte so mit den Füßen treten? Hätte man dafür nicht eine komplett fiktionale Epoche mit ihren eigenen Sitten, Bräuchen und Kulturen für das Spiel nehmen können? Oder hätte man nicht eher die Beziehung der beiden, die für diese Zeit untypisch war, nicht mehr in den Fokus rücken können? Mit allen den Vorurteilen und Anfeindungen, mit denen sie zu kämpfen hätten (davon gibt es im Spiel überhaupt keine).

    So wie ich deine Beiträge verstanden habe, dürfte meine Kritik dein Spielerlebnis nicht stören - da es wenig bis gar nicht die Atmosphäre beeinflusst. Das Spiel bietet ungeachtet dessen durchaus eine düstere, kaputte und "zerstörte" Welt, die zwar inhaltlich fragwürdig ist, aber seinen Zweck auch erfüllt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte keinen Spaß gehabt und soweit wie in manchen Reddit-Threads, wo es um wüste Beschimpfungen an die Entwickler geht, würde ich nicht gehen. Aber mit diesem "Scheiß" hat sich Don't Nod in meinen Augen trotzdem keinen Gefallen getan. Es passt einfach nicht zum Spiel.

    Zitat Zitat von Sylverthas Beitrag anzeigen
    Was für Games zockst Du denn? Nur den neuesten AAA Schund? Ich hab in den letzten Monaten tonnenweise Games gespielt, die keines dieser Elemente hatten
    Nur das beste, was glaubst du denn? Ich wollte eher damit ausdrücken, dass ich es gut finde, wenn mittelgroße Entwickler, die was drauf haben, auch noch weiterhin gute storyfokusierte Spiele entwickeln und damit Erfolg haben (siehe BG3). Ich habe schon ewig kein Ubi-Spiel mehr angerührt, und bei EA war mein letztes Immortals of Aveum (und das war auch ein reines Singleplayer-Spiel ^^).

    Geändert von Rusk (12.04.2024 um 16:53 Uhr)

  10. #10
    Okay, da ihr das Ganze ernst nehmt, ziehe ich mit!

    Ich wäre vorsichtiger mit dem historischen Argument, selbst wenn es um Europa geht.
    Der aktuelle Stand der Geschichtswissenschaft ist (meines Wissens immer noch?), dass unser Bild von historischen Sitten- und Moralvorstellungen massiv von den letzten 200 Jahren geprägt ist – namentlich von den Umbrüchen, die um die industrielle Revolution herum geschehen, also Urbanisierung, Entwicklung eines Mittelstands, extreme Kolonialisierung etc. Und das ist auch die Zeit, in der die wildesten Prüderien um sich greifen und vor allem massentauglich (!) werden: In viktorianisch-englischen Mittelstands-Wohnzimmern wird das Nicht-Arbeiten (und "Verniedlichen") der Frau zu einem Statussymbol, Seife ist en vogue, um sich symbolisch "reich(und weiß-)zuwaschen", und die Biedermeier in Deutschland wollen am liebsten gar nicht mehr wissen, was draußen auf den Feldern und in den Fabriken passiert; stattdessen gibt es ein eskapistisch-geordnetes, gänzlich "unpolitisches" Familienleben mit Gott und einem – beizeiten wortwörtlich – ausformulierten Geschlechterbild.
    Die Sache ist: Davor könnte es ziemlich anders ausgesehen haben! Und ich sage "könnte", weil sich die Quellenlage in der vorindustriellen Zeit plötzlich ähnlich zweiteilt wie die Gesellschaft. Stark vereinfacht gesagt gibt es einen zahlentechnisch winzigen Adel, der regelmäßig Historiker und Schreibende bezahlt, um sich so zu verewigen, wie es ihm passt, und es gibt die 95%, über die kaum jemand berichtet, und erst recht nicht aus ihrer Perspektive. Und was wir heute, über den Umweg des 19. Jahrhunderts, wie selbstverständlich über diese Zeit zu wissen glauben, ist OFTmals 1. eine Idealvorstellung 2. des Adels. Denn genau das wollten die ganzen neuen Mittelständler nach 1800 erreichen, das war das Idealbild ... und die Geschichtswissenschaft hat ihnen ziemlich lange geglaubt.
    Relativierung: "Oft" und "ziemlich" und "könnte" sind hier natürlich essentiell, weil niemand mit Verständnis behaupten wird, dass Leute vor 3000 Jahren unsere Vorstellungen von Geschlechtergleichheit & Co. geteilt hätten. Aber das ist ja auch das andere Extrem. Die Idee allerdings, dass Frauen "niemals gekämpft" und "selten geherrscht" oder überhaupt "wenig gesagt" hätten, dürfte genauso (!) falsch sein – zumindest für den größten Teil der Bevölkerung, der von der materiellen Realität getrieben ist.
    Gute Beispiele sind Geschlecht und Religion. In unserem Kopf sind Mittelalter-Bauern immer megachristlich, was sich aber nicht unbedingt mit allen historischen Fakten verträgt. Natürlich gab es eine "selbstverständliche Religion" in Mitteleuropa, aber wenn es praktisch oder notwendig war (durch Invasionen oder eine wilde Herrscheridee), wurde die auch schon mal gewechselt, von einer nicht unerheblichen Menge der Leute; und im Alltag dürfte es sowieso drittrangig gewesen sein. Wahrscheinlich ist dieses Megachristliche also zumindest teilweise eine religiöse Propaganda, der die Akademik lange aufgesessen ist. Macht Sinn, Mönche haben halt besonders gerne "Geschichte" geschrieben. Und ähnlich vermuten viele Wissenschaftler heute auch die Geschlechtersache: Eine Rollenverteilung hat es sicherlich gegeben, aber in den zahlentechnisch relevanten Ständen dürfte das eine sehr pragmatische Geschichte gewesen sein. Dass arme Frauen in kriegerischeren Kulturen gar nicht kämpfen konnten, wäre ähnlich weird wie in einer Agrarkultur nicht auf dem Feld zu arbeiten. Das sind alles Ideen aus dem 19. Jahrhundert, wo sich (Geld vorausgesetzt) plötzlich auch der neue Mittelstand leisten konnte, jemanden dauerhaft "zuhause" zu lassen.



    Am Ende des Tages finde ich die Geschichte aber zweitrangig, und tatsächlich irreführend in dieser Diskussion, außer als Krücke.
    Die spannendere Frage bleibt für mich: Warum stört genau DAS so viele Menschen? Warum ist 90% unserer "Gamer" völlig egal, dass Leute die komplett unrealistische Klamotten tragen, komplett ahistorische Waffen benutzen, dass ihre ganze SPRACHE nichts mit tatsächlich historischer Sprache zu tun hat, dass im mittelalterlichen Europa plötzlich Kartoffeln gegessen werden und religiöse oder mystische Praktiken komplett verzerrt werden? Und das ist imho der Punkt, der immer wieder reflektiert werden muss: Was genau macht die Themen, die Leute immer noch unter "woke" zusammengefasst werden, so explosiv, dass wir nicht nur SOFORT merken, wenn etwas "off" erscheint, sondern uns auch gleich emotional angegriffen fühlen? Was macht sie so persönlich? Warum ist es so wichtig, dass genau diese Dinge in unser Weltbild passen? Etc.

    (Ich hatte oben erst "99%" stehen, aber seien wir ehrlich, Gamer sind weird. Ich weiß, dass zu viele von uns Probleme mit den falschen Schwerter oder den Kartoffeln hätten ... )

  11. #11
    Ich finde es einfach auch so geil, dass sich Leute häufig über das Hauptfeature von Videospielen aufregen, um einer scheinheiligen Integrität irgendeiner willkürlichen Zeitepoche gegenüber Willen: um halt eben unübliche Geschichten zu zeigen. Selbst wenn wir so weit gehen und annehmen, dass im 17. Jahrhundert starke Frauen, unterwürfige Männerfiguren (was ich als extreme Übertreibung empfinde, aber naja, man nimmt die Sachen, die man nicht mag halt eben immer extremer & stärker präsent war) und lesbische Paare deutlich versteckter waren, dann sind doch gerade Videospiele, Bücher und Filme doch die Medien, um diese Geschichten zu sehen. Ich persönlich fände es extrem langweilig, immer denselben Alltagskram zu sehen, für sowas würde ich eher Dokumentationen anschauen oder eben historische Spiele raus suchen, in denen man auch gewisse Geschichten nachspielen kann, wie beispielsweise Crusader Kings 3. Es kommt auch in 90% der heutigen Bevölkerung nicht vor, dass ein Mann im Zeugenschutzprogramm ist und sich aus Langeweile und der Antipathie, die er seiner Familie gegenüber hat, in organisierte Kriminalität stürzt und das zusammen mit seinem hillbilly Freund aus vergangenen Tagen, welcher aufgrund seines vorgetäuschten Todes psychisch labil ist. Trotzdem ist es cool, dass es diese Geschichten gibt und ich glaube, wenn wir in modernen Spielen so kritisch drauf achten würden, dass jede Einzelheit genau so sein muss wie in unserem Alltag, weil es sonst nicht authentisch wäre, dann hätten wir unglaublich langweilige Spiele. Gerade das Erleben außergewöhnlicher Geschichten abseits der (gesellschaftlich willkürlich gewählten) Norm ist eine stärke des Mediums und ich verstehe echt nicht, wieso man sich darüber aufregen will. Wenn ich irgendwo starke Frauen und lesbische Liebesgeschichten mit nativer amerikanischer Mythologie erleben kann, dann in einem Videospiel!

    Und am Ende kann man immernoch sagen: Das Spiel sagt nie, dass es 1:1 den historischen Kontext der Epoche widergibt. Diesen Anspruch hat es nicht. Die mythischen Kreaturen gibt es wahrscheinlich auch nicht, also können wir davon ausgehen, dass es sich um eine alternative Welt zu unserer handelt, in welcher es gewisse Ähnlichkeiten gibt.

    EDIT um Doppelpost zu vermeiden


    Zitat Zitat von N_snake Beitrag anzeigen
    Daher habe ich ja gefragt, ob das konkretisiert werden kann, da der Term "woke" für mich nicht inhärent aufzeigt, welche Inhalte damit gemeint sind und ich das Spiel nicht gespielt habe. Dass Paare mit unterschiedlicher Hautfarbe eine grimdark Story nicht konterkarieren, habe ich ja schon angedeutet, als ich von verschiedenen Ethnien gesprochen habe. In der First Law Reihe ist eine solche Beziehung z.B. auch Teil des Hauptplots und First Law ist grimdark at its finest (viel mehr als das überbewertete SoIaF).

    Der Plotpoint von SoIaF rückt zwar eine Frau in einen "unnormalen" Kontext im Rahmen der Handlung (wenn man denn davon ausgeht, dass das europäische Mittelalter als Inspiration für das Setting dient) jedoch adressiert die Handlung ja genau den Punkt, dass es eben ungewöhnlich ist, ein Haus unter die Herrschaft einer Frau zu stellen.

    Was einer grimdark Story aber im Wege stehen würde, wenn die Handlung durchzogen von moralischen Messages wäre, die sich an unserem heutigen Zeitgeist orientieren (Unterdrückung wird abgestraft, das Gute gewinnt, es gibt männliche wie weilbliche Marie Sues, denen alles gelingt, der erhobene Finger weist auf moralische Missstände hin etc.). In grimdark sterben auch Unschuldige, es wird gemordet und schlimmer, Unterrdrückung findet statt,Sklaverei ist ein Thema und zwar nicht die romantisierte Sklaverei, die im Kontext der Handlung aufgelöst wird und so fort. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Malazan Book of the Fallen den modernen moralischen Vorstellungen angepasst werden würde, dann käme da niemals das kompromisslose, dunkle und mit Sicherheit teils auch zurecht inhaltlich kontroverse Werk bei raus, das es eben ist. Ich habe aber auch bisher kien Spiel des Entwicklers gespielt, kenne LiS nicht und kann mir daher auch unter dem Stil der Schmiede nichts vorstellen.
    Das trifft aber doch auf SoIaF zu einem großen Teil gar nicht zu. Sklaverei wird in vielen Instanzen groß bestraft und am Ende ist es sogar ein sehr junger (in einem Großteil der Geschichte minderjähriger) weiblicher Charakter, welcher das schafft und der Großteil der Leute folgt ihr, der Widerspruch ihr gegenüber ist nicht unbedingt extrem präsent. Ja, hier und da ist es Mal ein Plotpunkt, aber absolut nicht viel stärker als halt eben das Spiel auch mal weibliche Charaktere kritisiert. Und sorry, aber wenn ihr wisst, dass das Setting angelehnt an das 17. Jahrhundert ist und man oft genug von Leuten ausgesprochen hören muss, dass es ungewöhnlich ist, dass es so starke Frauen gibt, dann ist eure Fähigkeit zwischen den Zeilen zu lesen in Medien genau so kaputt, wie von den Leuten, die verlangen, dass in Horrorspielen/-filmen am Ende aber am Besten jemand in die Kamera guckt und einmal sagt "Leute umbringen ist schlecht" bevor das Ganze endet. Und das sind zum Großteil minderjährige und sehr junge Erwachsene online und ich glaube den Schuh braucht ihr euch echt nicht anziehen. Das ist implizit, dass das eine außergewöhnliche Geschichte ist über außergewöhnliche Menschen.

    Spoiler zu Banishers

    Die Frau in Banishers ist wortwörtlich tot und kann nicht mehr in vollem Umfang mit ihrer Umwelt agieren. Wenn sie im Austausch dafür andere Fähigkeiten erhält, die sie auf anderen Gebieten fähiger macht, und Red sehr vieles tut, was sie will, weil er sich sehr schuldig ihr gegenüber fühlt, dann ist das kein Mary Sue Geschreibe, sondern durchaus eine fähige Dynamik. Nur weil das nie wortwörtlich gesagt wird, heißt das nicht, dass man diese Beziehung zwischen den Aktionen und Dynamiken während der Handlung nicht raus lesen kann.

    Zudem hat das Spiel auch wortwörtlich Entscheidungen, bei denen du Unschuldige töten kannst und es kommen Personen vor, die nie eindeutig böse oder gut sind, aber zum Teil Schlimmeres getan haben als Cersei in SoIaF. Nur weil in einem Spiel, welches vom 17. Jahrhundert als Setting inspiriert ist, niemand in die Kamera guckt und sagt: "Frauen und schwarze Personen und Personen nativer Herkunft werden verfolgt und haben es nicht leicht." heißt das nicht, dass das nicht der Fall ist. Es ist einfach von dieser isolierten Story in einer ganzen Welt gerade nicht die Hauptthematik.

    Geändert von poetBLUE (12.04.2024 um 18:37 Uhr)

  12. #12
    Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
    Ich finde es einfach auch so geil, dass sich Leute häufig über das Hauptfeature von Videospielen aufregen, um einer scheinheiligen Integrität irgendeiner willkürlichen Zeitepoche gegenüber Willen: um halt eben unübliche Geschichten zu zeigen. Selbst wenn wir so weit gehen und annehmen, dass im 17. Jahrhundert starke Frauen, unterwürfige Männerfiguren (was ich als extreme Übertreibung empfinde, aber naja, man nimmt die Sachen, die man nicht mag halt eben immer extremer & stärker präsent war) und lesbische Paare deutlich versteckter waren, dann sind doch gerade Videospiele, Bücher und Filme doch die Medien, um diese Geschichten zu sehen. Ich persönlich fände es extrem langweilig, immer denselben Alltagskram zu sehen, für sowas würde ich eher Dokumentationen anschauen oder eben historische Spiele raus suchen, in denen man auch gewisse Geschichten nachspielen kann, wie beispielsweise Crusader Kings 3. Es kommt auch in 90% der heutigen Bevölkerung nicht vor, dass ein Mann im Zeugenschutzprogramm ist und sich aus Langeweile und der Antipathie, die er seiner Familie gegenüber hat, in organisierte Kriminalität stürzt und das zusammen mit seinem hillbilly Freund aus vergangenen Tagen, welcher aufgrund seines vorgetäuschten Todes psychisch labil ist. Trotzdem ist es cool, dass es diese Geschichten gibt und ich glaube, wenn wir in modernen Spielen so kritisch drauf achten würden, dass jede Einzelheit genau so sein muss wie in unserem Alltag, weil es sonst nicht authentisch wäre, dann hätten wir unglaublich langweilige Spiele. Gerade das Erleben außergewöhnlicher Geschichten abseits der (gesellschaftlich willkürlich gewählten) Norm ist eine stärke des Mediums und ich verstehe echt nicht, wieso man sich darüber aufregen will. Wenn ich irgendwo starke Frauen und lesbische Liebesgeschichten mit nativer amerikanischer Mythologie erleben kann, dann in einem Videospiel!

    Und am Ende kann man immernoch sagen: Das Spiel sagt nie, dass es 1:1 den historischen Kontext der Epoche widergibt. Diesen Anspruch hat es nicht. Die mythischen Kreaturen gibt es wahrscheinlich auch nicht, also können wir davon ausgehen, dass es sich um eine alternative Welt zu unserer handelt, in welcher es gewisse Ähnlichkeiten gibt.
    Da stimme ich Dir zu. In einem Fantasy-Spiel - und das ist das Game ja scheinbar - ist auch eine alternative Darstellung geschlechterspezifischer Rollen m.E. kein Problem, ebenso wie wenn ein alternatives 1st World War Szenario im Steampunk skizziert wird. Entleiht sich ja auch Elemente der realen Geschichte und mixt diese mit Fiktion. Die einseitig dümmliche Darstellung von Männern finde ich dennoch genauso schwach wie z.B. Überbevorzugung von Frauen im Beruf, nur um irgendwelche Quoten oder Trends zu bedienen - das hat mit Gleichstellung einfach nichts zu tun sondern ist gezielte Ungerechtigkeit.

    Und auch hier nochmal, die künstlerische Freiheit, die ich auch gerne als Argument für keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad anbringe, muss man hier auch gelten lassen. Sollte man dann aber auf der anderen Seite auch andersrum argumentieren, wenn Entwickler ein realistisches Mittelalter RPG schaffen wollen (wie z.B. Kingdom Come) und dort tauchen keine schwarzen Personen auf. Am Ende des Tages können Künstler ihre Kreationen so gestalten, wie sie wollen. Das muss nicht jedem gefallen, es muss nicht überall Zuspruch für jedes Videospiel geben und wenn Person a) sagt, aus Gründen xyz möchte sie ein Spiel nicht spielen oder mögen, dann beeinlusst das ja mich in meiner Wahrnehmung und meiner Entscheidung nicht, wie ich das Produkt wahrnehme.

  13. #13
    Zitat Zitat von N_snake Beitrag anzeigen
    Da stimme ich Dir zu. In einem Fantasy-Spiel - und das ist das Game ja scheinbar - ist auch eine alternative Darstellung geschlechterspezifischer Rollen m.E. kein Problem, ebenso wie wenn ein alternatives 1st World War Szenario im Steampunk skizziert wird. Entleiht sich ja auch Elemente der realen Geschichte und mixt diese mit Fiktion. Die einseitig dümmliche Darstellung von Männern finde ich dennoch genauso schwach wie z.B. Überbevorzugung von Frauen im Beruf, nur um irgendwelche Quoten oder Trends zu bedienen - das hat mit Gleichstellung einfach nichts zu tun sondern ist gezielte Ungerechtigkeit.

    Und auch hier nochmal, die künstlerische Freiheit, die ich auch gerne als Argument für keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad anbringe, muss man hier auch gelten lassen. Sollte man dann aber auf der anderen Seite auch andersrum argumentieren, wenn Entwickler ein realistisches Mittelalter RPG schaffen wollen (wie z.B. Kingdom Come) und dort tauchen keine schwarzen Personen auf. Am Ende des Tages können Künstler ihre Kreationen so gestalten, wie sie wollen. Das muss nicht jedem gefallen, es muss nicht überall Zuspruch für jedes Videospiel geben und wenn Person a) sagt, aus Gründen xyz möchte sie ein Spiel nicht spielen oder mögen, dann beeinlusst das ja mich in meiner Wahrnehmung und meiner Entscheidung nicht, wie ich das Produkt wahrnehme.
    Das ist btw eine Kritik, die ich noch nie in irgendeinem ernsthaften Maß an Kingdom Come Deliverance gehört habe. Ich glaube dein Argument würde hier stärker wirken, wenn du Spiele nehmen würdest, die beispielsweise wirklich gereviewbombed wurden, weil die künstlerische Freiheit des Machers nicht respektiert wurde, wie beispielsweise bei The Last of Us Part 2.

    Geändert von poetBLUE (12.04.2024 um 18:31 Uhr)

  14. #14
    Zitat Zitat von N_snake Beitrag anzeigen
    Da stimme ich Dir zu. In einem Fantasy-Spiel - und das ist das Game ja scheinbar - ist auch eine alternative Darstellung geschlechterspezifischer Rollen m.E. kein Problem, ebenso wie wenn ein alternatives 1st World War Szenario im Steampunk skizziert wird. Entleiht sich ja auch Elemente der realen Geschichte und mixt diese mit Fiktion. Die einseitig dümmliche Darstellung von Männern finde ich dennoch genauso schwach wie z.B. Überbevorzugung von Frauen im Beruf, nur um irgendwelche Quoten oder Trends zu bedienen - das hat mit Gleichstellung einfach nichts zu tun sondern ist gezielte Ungerechtigkeit.

    Und auch hier nochmal, die künstlerische Freiheit, die ich auch gerne als Argument für keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad anbringe, muss man hier auch gelten lassen. Sollte man dann aber auf der anderen Seite auch andersrum argumentieren, wenn Entwickler ein realistisches Mittelalter RPG schaffen wollen (wie z.B. Kingdom Come) und dort tauchen keine schwarzen Personen auf. Am Ende des Tages können Künstler ihre Kreationen so gestalten, wie sie wollen. Das muss nicht jedem gefallen, es muss nicht überall Zuspruch für jedes Videospiel geben und wenn Person a) sagt, aus Gründen xyz möchte sie ein Spiel nicht spielen oder mögen, dann beeinlusst das ja mich in meiner Wahrnehmung und meiner Entscheidung nicht, wie ich das Produkt wahrnehme.
    Ich habe doch explizit gesagt männliche und weibliche Mary Sues. Wo liest Du jetzt raus, dass ich das geschlechterspezifisch kritisiere?
    Und wo habe ich hier dem Spiel eine Nicht-Treue zum 17. Jahrhundert angekreidet? Nochmal: Ich habe gefragt, wie diese "woken" Inhalte zu verstehen sind, ich habe an keiner Stelle das Spiel (oder konkrete Inhalte) irgendwie kritisiert. Ich habe lediglich angebracht, dass ein zu modern-idealistisches, buntes und optimistisches Weltbild in ein grimdark Setting nicht reinpasst bzw. nicht das Szenario untermauert, was ich mir darunter vorstelle.

    Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
    Das ist btw eine Kritik, die ich noch nie in irgendeinem ernsthaften Maß an Kingdom Come Deliverance gehört habe. Ich glaube dein Argument würde hier stärker wirken, wenn du Spiele nehmen würdest, die beispielsweise wirklich gereviewbombed wurden, weil die künstlerische Freiheit des Machers nicht respektiert wurde, wie beispielsweise bei The Last of Us Part 2.
    Ob es gereview-bombed wurde, weiß ich nicht. Es ist aber zumindest auf Youtube mehr als kontrovers besprochen worden. Es gibt einen deutschen Videospiel "Journalisten" aus einem sehr erfolglosen Youtube-Duo, der das Spiel aufgrund dieser Tatsache zerrissen und die Entwickler als hart rechts dargestellt hat (was er aber generell gerne tut). Das Last of Us 2 Fass will ich hier gar nicht aufmachen, nur so viel: Ich habe mich an anderer Stelle hier im Forum bereits mehr als positiv zu TLoU2 geäußert und gerade aufgrund der Story, die nämlich gekonnt moderne Charakterbilder mit unerbittlicher Härte, Sanftheit mit Schock und Horror und weitere Gegensätze miteinander verknüpft. Dass das Spiel von einigen Spielern so auseinander genommen wurde, hat mit Sicherheit mit einigen "woken" Themen zu tun, andrerseits mit der narrativen Entscheidung einen geliebten Hauptcharakter zu opfern und drittens auch sicherlich einen Zusammenhang mit dem doch kontroversen Lead Developer.

    Geändert von N_snake (12.04.2024 um 18:38 Uhr)

  15. #15
    Da habe ich das Wort "männliche" wohl überlesen, habe den Absatz dementsprechend angepasst, my bad. Es gilt dennoch: Ich persönlich empfinde es übertrieben das alle männlichen Charaktere im Spiel "dümmlich" oder "schwach" dargestellt sind und vor allem in Bezug zu Alteas und Reds Beziehung macht vieles im Kontext Sinn, da eben aus Storygründen eine gewisse Ungleichheit herrscht, das habe ich halt eben im Spoiler beschrieben und da gibt es durchaus auch Aktionen und Dynamiken aus denen man herauslesen kann, warum dies so ist.
    '
    Ich finde das Wort "woke" halt eben super schwach, weil es mehr oder weniger seine Bedeutung komplett verloren hat, weil irgendwie heutzutage alles und nichts "woke" ist und man damit gut dem Thema ausweicht, warum XY jetzt genau schlecht ist. Und ja, dass das prominenteste Beispiel ein erfolgloser YouTuber ist, welcher kaum Einfluss auf die Szene hat, sagt sehr viel darüber aus, wie schlimm das Spiel dafür kritisiert wurde. Wenn man stark genug sucht, findet man bei jedem Spiel für jeden Aspekt eine Person, die dies oder jenes kritisiert. Solange das keine große oder laute Gruppe ist und das kaum Auswirkungen mit sich zieht, ist das glaube ich nicht unbedingt so groß ein Ding. Ich persönlich finde es beispielsweise merkwürdig, dass in den Wüstenregionen in JRPGs wie Final Fantasy und auch anderen Vertretern, die Dynamiken und Kleidungsstile eindeutig sehr orientalisch geprägt sind, die Charaktere aber zu sehr großen Teilen einfach trotzdem weiß sind. Und ich akzeptiere das, dass das nicht groß kritisiert wird, oft kommt das Totschlagargument "Das kommt halt aus Japan/Südkorea/China.". Da kommt aber eben halt die Scheinheiligkeit zu Tage, dass Leute zumeist nur "nicht authentische" Sachen kritisieren, die halt eben "woke" sind, die auf der anderen Seite eben nicht.

    Und btw, der ganze Kram mit dem 17. Jahrhundert bezog sich auf alle, die davor geschrieben hatten, als ich anfing, war dein, n_snake's, Beitrag noch gar nicht da. Alles was sich auf dich bezieht ist nur das Edit. Ich hoffe das macht es etwas verständlicher, nicht alles so persönlich nehmen.

    Geändert von poetBLUE (12.04.2024 um 18:54 Uhr)

  16. #16
    Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
    Da habe ich das Wort "männliche" wohl überlesen, habe den Absatz dementsprechend angepasst, my bad. Es gilt dennoch: Ich persönlich empfinde es übertrieben das alle männlichen Charaktere im Spiel "dümmlich" oder "schwach" dargestellt sind und vor allem in Bezug zu Alteas und Reds Beziehung macht vieles im Kontext Sinn, da eben aus Storygründen eine gewisse Ungleichheit herrscht, das habe ich halt eben im Spoiler beschrieben und da gibt es durchaus auch Aktionen und Dynamiken aus denen man herauslesen kann, warum dies so ist.
    '
    Ich finde das Wort "woke" halt eben super schwach, weil es mehr oder weniger seine Bedeutung komplett verloren hat, weil irgendwie heutzutage alles und nichts "woke" ist und man damit gut dem Thema ausweicht, warum XY jetzt genau schlecht ist. Und ja, dass das prominenteste Beispiel ein erfolgloser YouTuber ist, welcher kaum Einfluss auf die Szene hat, sagt sehr viel darüber aus, wie schlimm das Spiel dafür kritisiert wurde. Wenn man stark genug sucht, findet man bei jedem Spiel für jeden Aspekt eine Person, die dies oder jenes kritisiert. Solange das keine große oder laute Gruppe ist und das kaum Auswirkungen mit sich zieht, ist das glaube ich nicht unbedingt so groß ein Ding. Ich persönlich finde es beispielsweise merkwürdig, dass in den Wüstenregionen in JRPGs wie Final Fantasy und auch anderen Vertretern, die Dynamiken und Kleidungsstile eindeutig sehr orientalisch geprägt sind, die Charaktere aber zu sehr großen Teilen einfach trotzdem weiß sind. Und ich akzeptiere das, dass das nicht groß kritisiert wird, oft kommt das Totschlagargument "Das kommt halt aus Japan/Südkorea/China.". Da kommt aber eben halt die Scheinheiligkeit zu Tage, dass Leute zumeist nur "nicht authentische" Sachen kritisieren, die halt eben "woke" sind, die auf der anderen Seite eben nicht.

    Und btw, der ganze Kram mit dem 17. Jahrhundert bezog sich auf alle, die davor geschrieben hatten, als ich anfing, war dein, n_snake's, Beitrag noch gar nicht da. Alles was sich auf dich bezieht ist nur das Edit. Ich hoffe das macht es etwas verständlicher, nicht alles so persönlich nehmen.
    Ich nehme das nicht persönlich, mein Duktus neigt im Geschriebenen glaube ich auch dazu, schärfer zu klingen, als er es sein soll und ich danke Dir für die Erklärung, wollte nur verstehen, ob Du vllt. verschiedene Kommentare vermischt hast oder ob ich mich auch nicht klar genug ausgedrückt habe.

    Im Übrigen empfinde ich die Wahrnehmung von "woke" genau wie Du und daher wollte ich auch verstehen, was an dem Spiel diesen Eindruck erwecken kann. Ich denke, dass ich dem Spiel eine Chance geben werde und mir selber ein Eindruck davon mache, es spricht mich - auch wenn Rusk ein paar Sachen beschrieben hat, die ich ggf. eher störend empfinden würde - von der Grundidee, Setting etc. schon an (daher habe ich Deinen Spoiler auch nicht gelesen, ich würde die Geschichte gerne ohne Vorwissen erleben).

    Was Du bei Final Fantasy adressierst: Das habe ich ehrlicherweise nicht so vor Augen. Gab es in FFXVI nicht zB auch Wüstenvölker in den entsprechenden Regionen? Aber Du hast sicherlich Recht, dass die Hautfarbe wohl unterm Strich unterrepräsentiert ist, ob es jetzt im Setting Sinn macht oder nicht. Und natürlich kann man auch darüber sprechen, ich finde solche Diskussionen immer gut, wenn sie nicht emotional geführt werden. Das gelingt im Internet leider selten.



    Ich würde auch gerne auf Chipos Beitrag Bezug nehmen, aber ich glaube da fehlt mir gerade einfach die Muße zu, da ich mich da inhaltlich echt reinarbeiten müsste. Finde den Beitrag aber super gut und wollte das nicht ungewertschätzt lassen. Zugegebenermaßen habe ich das tatsächliche Rollenbild der Frau im Mittelalter noch nie hinterfragt, ich meine nur mich erinnern zu können, dass das Christentum schon in Teilen versucht hat, die Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau vorzugeben aber ich denke, um da wirklich sattelfest drauf antworten zu können, müsste ich mich selbst erst einlesen.

  17. #17
    Zitat Zitat von Rusk Beitrag anzeigen
    Ich frage mich langsam: Warum Dont't Nod? Macht doch einfach Spiele, und lasst den Scheiß bleiben.
    Wenn es eine Entwicklerfirma gibt, bei der sich ihre Ideologie unmissverständlich durch ihre Games zieht, ist es doch Don't Nod. Ich habe zwar nicht alles gespielt, aber LiS1+BtS, LiS2 und TMW so als Beispiele. Im Gegensatz zu den Gigantenfirmen gehe ich hier auch davon aus, dass viele im Team die Nachrichten auch beführworten und es nicht nur getan wird, um damit Geld zu machen. Also ja, ihre Spiele enthalten die Ideologien der Entwickler, weil diese dahinterstehen. Muss einem natürlich nicht gefallen, aber wenn ich ein neues Don't Nod Spiel reinschmeisse würde es mich eher überraschen, würde es keine politischen Botschaften enthalten.

    Zitat Zitat
    Ich kann zumindest sagen, dass es wieder erfrischend gut tat, ein reines Singleplayer-Spiel mit Fokus auf Story gespielt zu haben. Kein Multiplayer, kein ingame-Shop und kein Live-Service.
    Was für Games zockst Du denn? Nur den neuesten AAA Schund? Ich hab in den letzten Monaten tonnenweise Games gespielt, die keines dieser Elemente hatten

    Geändert von Sylverthas (12.04.2024 um 08:29 Uhr)

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