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Thema: gerade durchgespielt

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  1. #11


    Watch Dogs: Legion

    Casual-Klunky checks out und hat doch tatsächlich großen Gefallen an einem absolute Ober-Mainstream Ubisofttitel wie Watch Dogs Legion gefunden. Was wiederum mein erstes Ubisoft Spiel seit Rayman Legends sein dürfte und davor seit Rayman Origins und davor seit Child of Light und davor... naja gut man weiß wohl worauf ich hinaus will, die Ubisoft-Formel konnte mich noch nie tangieren.

    Aber dennoch WD:L hatte etwas, was andere Spiele nicht haben... nämlich Roleplaying Qualitäten. Der Fakt den wahrscheinlich die meisten an dem Spiel gehasst haben, war für mich der größte Selling Point, man kann jeden im virtuellen London rekutrieren und als Spielfigur nutzen. Dadurch gibt es keine groß inszenierten Haupthelden mehr, der Name ist Programm, wir sind Legion und wir sind viele, der Protagonist ist ein Konglomerat aus Agenten die man im Laufe des Spiels rekutriert und die als Gefäß dienen um sich in seinem Headcannon eigene Geschichten auszudenken.

    Die Entwickler haben sich durchaus Mühe gemacht den Wechsel zwischen diesen Agenten natürlich zu gestalten, so dass sie eben wirklich wie Teile einer verdeckten Widerstandsbewegung wirken. Jeder Agent, bleibt ein NPC wenn man ihn nicht spielt, jeder NPC hat einen eigenen prozedural generierten Tagesablauf bei dem man ihn verfolgen kann und damit Beziehungen zu anderen Personen die auch einen Tagesablauf haben. Besonders charmant sind dann die Übergangszwischensequenzen wenn ein Agent zur Tat gebeten wird während sie gerade im Restaurant essen, Sport machen, sich besaufen, Daten o.ä.

    Die Idee ist zwar noch stark ausbaufähig, doch die prozedurale Generierung der Bewohner hat die Spielwelt sehr lebendig wirken lassen, da es nicht nur Personen waren, sondern hinter jeder Person eine eigene Bio hinter stand, hat es sich viel übler angefühlt dann doch eine versehentlich mal über den Haufen zu fahren, die üblichen Killing Sprees die man in dem GTA führt, will man hier gar nicht durchführen und dabei besitzt das Verhalten der NPC's genug systemische Komponenten dass das Chaos auf den Straßen sehr gut rüber kommt.

    Ein weiterer wichtiger Grund warum sich die Spielwelt halbwegs glaubwürdig und realistisch angefühlt hat lag aber auch an einem Spielmodus, der zu Release des Spiels noch nicht verfügbar war. Der Resistance Mode und oh boy, selten habe ich mich so verstanden gefühlt. Da kommt so ein Mainstream-Studio wie Ubisoft vorbei dem vorgeworfen wird ein seelenlos Massenprodukt nach dem anderen zu erschaffen (was vermutlich etwas überspitzt ist bei Teams in der Größenordnung) und haut einfach mal so nen Modus raus, der eine Open-World Sandbox Erfahrung in einer Intensität bietet, wie es vermutlich kein anderes aktuelles Produkt auf dem Markt in dieser Größenordnung vermag.

    Ich habe niemals das Spiel in seinem normalen Modus gespielt, aber mir im Nachhinein eine Liste angeschaut, was sich alles geändert hat. Und es ist unglaublich, Dinge die ich als selbstverständlich wahrnehme sind normalerweise im Basis-Spiel nicht vorhanden. Deswegen muss man sich gewahr sein, wenn ich von Watch Dogs Legion spreche, rede ich von einer Erfahrung, die nur 0,1% aller registrierten PSN Spieler zu Ende durchgeführt haben und damit entsprechend nicht repräsentativ bezüglich der Berichterstattung über das Spiel als es raus kam und wie es wohl in der Regel immer noch zunächst angegangen wird, ist.



    Die prägnanteste und alles bestimmende Änderung ist dabei der Perma-Death. Wenn ein Agent stirbt wars das. Mit etwas Glück wird man verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert oder verhaftet dann kann man nach circa 2 Spielstunden wieder wechseln. Wenn aber der Agent hinüber ist, naja dann muss man sich nach was neuem umschauen. Stirbt jeder Agent (was bei umsichtiger Spielweise nicht passieren sollte, weil man rechtzeitig daran denkt neue zu rekutrieren) ist das Spiel vorbei. Wer gerne ein Attachement zu seinen Figuren aufbaut, die man schon seit etlichen Spielstunden spielt, wird vielleicht dieses harte Gefühl in der Magengrube kennen, was mitunter nicht nur ein Ärgernis ist, sondern wirklich ein bisschen Trübsal hinterlässt. Aber ebenso pocht das Herz wenn man in einer knappen Kampfsituation gerade noch so davon kommt. Das verschafft eine gewisse Ehrfurcht vor den Gefahren der Spielwelt die mich mitten in London rein zieht.

    Ach und einmal gewählt kann man nicht einfach den Resistance Mode ausschalten, dieser bringt das Spiel sofort zusätzlich mit all den immersiveren Änderungen endgültig auf den härtesten Schwierigkeitsgrad. Man startet das Spiel -> wählt was man will -> und dabei bleibts dann. Perfekt genau so will ich das, so und nicht anders, keine Ablenkung, keine Kompromisse aka "ich schalt jetzt mal kurz permadeath aus, weil ich den Rückschlag doch nicht vertragen würde", einmal entscheiden und feddich, das erzeugt genau den Druck den ich will & brauche.

    Neben dem Perma-Death gibt es noch dutzende weitere Änderungen die vor allem die Spielfiguren zerbrechlicher machen, Gegner werden aber ebenfalls gefährlicher und agressiver, bestimmte Spieltaktiken die nen klarer Cheese im Hauptspiel waren (z.B Spiderbot Hinterhalte) funktionieren nun nicht mehr.
    Was nicht bedeutet dass das Spiel komplett durchdacht oder "hardcore" ist, denn natürlich kann so ein Spielmodus für ein "eher-Casual Spiel" nicht alle Spuren verwischen, besonders bei den genrefremden Gameplaysegmenten, wie Plattforming-Parcoure mit den Spiderbot stellt sich keine Änderung ein und das sind Segmente die sich entsprechend der Zielgruppe wie von selbst spielen. Doch das fällt nicht allzu sehr ins Gewicht, wo es doch Abwechslung ist mal zu wissen dass man beim Scheitern eines Segmentes nicht seinen Agenten verliert und diese Sequenzen keinen Löwenanteil am Spiel einnehmen.

    Außerdem gibt es ein paar ich nenne sie mal "instanzierte Bereiche", wo man aus technischen Gründen ebenfalls nicht sterben kann, sondern der letzte Checkpoint geladen wird. Im Falle des einziges Bosskampfes im Spiel gegen Nigel Cass, war ich aber dann auch ehrlich gesagt etwas froh drum, so oft wie ich dann dort gestorben war. (den ich btw nur mit nem Bauarbeiter und seiner Nagelpistole aus seinem "Shagohod" geholt habe *gg*)

    Jedenfalls war das ein starker Kontrast zu so ner Gurke wie Saints Row und seit langem mal ein Open-World Spiel wo ich mich mehr in der Stadt drin, als über ihr gefühlt habe. Was vermutlich auch an der sehr authentischen Repräsentation Londons liegt, hier haben die Designer wirklich ihre Hausaufgaben gemacht und die Stadt in all ihren Impressionen (wenn man mal dagewesen) war, in einer etwas dytopischeren Version, sehr gut eingefangen. Auch die vielen "restricted areas" muss ich hier noch mal lobigend erwähnen, es macht Spaß zu stealthen weil die Abschnitte alle insgesamt sehr unterschiedlich und kreativ designed wurden und dabei nen Mix aus mehreren Heransgehenweisen bieten, die dann je nach Agent dann mal mehr und mal weniger umständlich ausfallen-, man aber immer einen Weg finden kann.

    Die Story war soweit nichts besonderes, konnte aber mit der charmanten Bagley AI und der Bösewichts-Struktur doch ein paar Punkte gut machen, es ist auf jeden Fall ein relativ abwechslungsreiches Spiel gewesen, wenn man nicht gerade Technikpunkte und andere Collectibles abgrast, die man btw im Resistance Modus vermutlich viel eher brauch und sich damit belohnender anfühlen.

    Geändert von Klunky (19.04.2023 um 22:18 Uhr)

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