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Das Spiel gab es vor einiger Zeit als wöchentliches Gratis-Spiel im Epic Store. Lediglich mit dem Vorwissen, dass es sich um ein Puzzlespiel handeln sollte, habe ich damit angefangen.
Das Spiel beginnt damit, dass man mit seinem kleinen Raumschiff an einem deutlich größeren Raumschiff andockt. "Man" ist dabei irgendein Raumfahrer, über den man das gesamte Spiel über absolut nichts erfährt, ein persönlichkeitsloser Spieler-Avatar.
Kaum hat man das Schiff betreten, bekommt man es mit einem großen Gerät (diese werden im Spiel als "Anker" bezeichnet) zu tun. Aktiviert man dieses, wechselt die Perspektive zu der eines kleinen Roboters mit einer Glühbirne auf dem Kopf (Helferlein?), der an einem Stromkabel hängt. Das Ziel ist es dann, zunächst alle leuchtenden Säuen in dem Raum zu aktivieren (indem man dafür sorgt, dass das Kabel an ihnen hängen bleibt), woraufhin sich die Ausgangstür öffnet, durch die man dann auch noch gehen muss (nein, der letzte Punkt ist nicht trivial, ich hatte ein paar Fälle, bei denen zwar alles aktiviert aber danach keine Möglichkeit mehr hatte, zur Tür zu kommen).
Das Grundprinzip bleibt zwar immer gleich, allerdings variiert die Umsetzung im Spielverlauf immer wieder: Mal muss man das Kabel erst durch das aktivieren bestimmter Blöcke einfärben, bevor andere Blöcke aktiviert werden können, mal müssen die einzelnen Blöcke mehrere Male akiviert werden, usw.
Nebenbei bemerkt war ich selbst am Ende des Spiels nicht sicher, ob man tatsächlich einen kleinen Roboter fernsteuert, oder ob das einfach nur eine abstrahierte Darstellung davon ist, dass der Spielercharakter irgendwie das Gerät kurzschließt.
Jedenfalls bestehen diese Anker meist aus 5 Räumen, die man nacheinender absovieren muss und 2-3 Ankern, die zusammenhängen. Der erste Anker dient dabei meist dazu, zu zeigen, was diesmal die Besonderheit ist, die anderen sind dann die wirklichen Level.
Zunächst tut man das nur, weil das Spiel sonst nicht weiter geht, doch ziemlich schnell meldet sich eine Frauenstimme, die erklärt, dass sie Teil der Besatzung des Schiffes sei und in der Brücke des Schiffes festsäße, weil die ganzen Anker die Steuerung des Schiffes behindern. Daher bittet sie einen, die ganzen Dinger zu deaktivieren (im weiteren Verlauf erzählt sie immer mal wieder etwas über sich, die Besatzung oder das Schiff). Zur "Belohnung" bekommt man nach fest jedem Anker eine kurze Audionachricht der Frau und/oder eine Schlüsselkarte eines Besatzungsmitglieds. Mit diesen kann man die persönlichen Tagebücher und den E-Mail-Verkehr des entsprechenden Besatzungsmitglieds innerhalb einer Woche nachverfolgen und erhält dadurch im Laufe der Zeit einen Einblick, was auf dem Schiff vorgefallen ist, so dass es inzwischen (bis auf die Frau) menschenleer ist.
ZUsätzlich dazu gibt es auf dem Schiff noch eine Menge zu entdeckende Gegenstände und "Rätsel", die weitere Nachrichten, die sogeannten "Corrupted Logs", die generell mehr Details zu Welt enthüllen, verhelfen. Diese reichen von trivial (zähle Dosen) über anspruchsvoll (setze ein 16-teiliges Schiebepuzzle richtig zusammen, ohne Hinweis, wie die richtige Lösung aussehen soll und ohne dies im Spiel selbst manipulieren zu können - vermutlich macht man am besten einen Screenshot und druckt es aus, ich habe es in Paint gemacht) über strunzdumm (notiere dir etwa 80 Symbole, wobei diese sich ständig bewegen und immer nur 1-2 auf einmal zu erkenen sind, natürlich ohne eine Möglichkeit, die Bewegung zu pausieren, um in Ruhe mitzuschreiben!) bis hin zu
Teilweise war es auch schon ein Problem, zu erkennen, was überhaupt ein Rätsel sein soll, und was einfach nur Teil der Umgebung ist (zumindest gibt einem der Computer an, in welchen Räumen man noch etwas offen hat).
Da ich on meinem Leben noch andere Pläne habe, bin ich relativ schnell dazu übergegangen, die Lösung für sämtliche Rätsel, die mir zu anstrengend oder zu umständlich waren, oder die ich gar nicht erst gefunden habe, im Internet nachzusehen.
Nicht nachsehen musst ich hingen für die oben beschriebenen eigentlichen Ankerrätsel (ok, ganz am Ende musste ich zwei- oder dreimal nachsehen, was bei einem Rätsel überhaupt von mir erwartet wurde, aber gelöst habe ich sie anschließend trotzdem selbst). Also zumindest an dieser Front alles in Ordnung? Leider nicht ganz.
Die Räume bestehen leider aus viel Trial & Error. Jeder Raum steht für sich selbst und es gibt keine klare Lernkurve. Es kann sein, dass man an einem Raum eine Stunde rumknobelt und den nächsten beim ersten Versuch löst. Das liegt daran, dass man üblicherweise nicht auf einen Blick erkennen kann, was die Schwierigkeit des aktuellen Raumes ist:
Oft fängt man einfach an, und merkt nach dem ersten Versuch, dass irgendetwas nicht funktioniert. Dann ändert man sein Vorgehen etwas und versucht es erneut, bleibt diesmal aber an einer völlig anderen Stelle hängen. Meistens weiß man auch nicht, ob man bloß einen einzelnen Schritt falsch gemacht hat, oder ob bereits der ganze Ansatz verkehrt war. (Das Spiel bietet zwar eine Hilfefunktion an, die habe ich aber von Anfang an deaktiviert - wie gesagt konnte ich alle Ankerpuzzles selbst lösen, bei den deutlich nervigeren Umgebungsrätseln funktioniert sie hingegen ohnehin nicht.)
Die Story des Spiels ist auch nicht wirklich atemberaubend. Wie gesagt bekommt man immer wieder die Tagebucheinträge und E-Mails eines Besatzungsmitglieds einer Woche auf einmal, kann sie dann durchlesen, und setzt sich dann an das nächste Rätsel. Die Geschichte ist jetzt nicht wirklich schlecht aber auch nicht wirklich gut, auf jeden Fall ist sie sicher kein großer Motivator zum Weiterspielen, wenn man an den Rätseln keinen Spaß hat.
Als größtes Problem würde ich an dem Spiel aber bezeichnen, dass es einfach zu umfangreich ist. Man sucht die Umgebung nach Rätseln ab, liest die E-Mails (meistens in sechsfacher Ausfertigung, einmal für jedes Besatzungsmitglied) und löst vor allem die Anker, aber der Punkt, an dem es von spaßig zu Arbeit umschwenkt, ist bereits lange vor dem Finale erreicht. Laut interner Anzeige hatte ich am Ende über 53 Stunden gebraucht, was für ein Spiel, das hauptsächlich aus einer Sorte Rätsel besteht, schlicht und ergreifend zu viel ist. Dazu zählt zwar auch wirklich alles, also auch das Ablaufen der Räume, um nach weiteren Umgebungsrätseln zu suchen, das Lesen der E-Mails usw. und wenn man besonders gut in dieser Art von Rätseln ist, lassen sich vermutlich auch die Anker schneller lösen, aber trotzdem handelt es sich hier keinefalls um eine kleines Rätselspiel, das man mal eben durchspielt, wie ich mir anfangs erhofft hatte.
Alles in allem bin ich eher froh, dass ich es jetzt hinter mir habe, als dass ich ein es wirklich genossen hätte. Andererseits war es aber auch nicht so schlecht, dass ich es einfach abgebrochen hätte (Stichwort: while True: learn()). Fazit.