Dieses Spiel ist based. Warum habe ich das noch nie im "Neu bekommen" Thread gesehen. Immerhin ist es eine...
...rein physische Veröffentlichung?!
Dafür braucht man Eier, wo man sich doch heutuztage so weltoffen als Publisher gibt.
Auch nur ne Sache die vermutlich Devolver Digital (digital *gg*) bereit ist abzuziehen
"NUR physisch, NIEMALS digital" prangt auf der Verpackung. Das ist nicht nur ein Versprechen, sondern auch ein Verkaufsargument behauptet man, weil es ja vom psychologischen Mittel der "FOMO" Gebrauch macht um Spieler dazu zu locken es zu kaufen bevor es nicht mehr verfügbar ist. Auf ResetERA bezeichnen sie es sogar als "Gatekeeping"
Quatsch will ich behaupten. Wie kann etwas Gatekeeping sein, wenn der Kaufbedarf gedeckt wird. Dieses Spiel ist nicht limitiert und wird es in nächster Zeit auch nicht sein. Auf Amazon, auf der Herstellerseite als auch in manchen hiesigen Verkaufsläden wartet eine jede Kopie auf ihren Besitzer.
Es ist bezeichnend für unsere digitale Ära wenn man mittlerweile ein Fass darum aufmacht, was damals der Status Quo war.
Aber auch grundsätzlich finde ich diesen Marketing-Kniff unglaublich clever. Zum einen setzt das Spiel mit seiner frechen Weigerung es digital zu veröffentlichen ein Statement, die vor allem Sammler anspricht, für diese Sammler ist das Spiel auch offensichtlich geschaffen denn es ist von seinen Spielsystemen und der Ästhetik bewusst so oldschool wie nur möglich gestaltet. Damit sticht es natürlich deutlich hervor von den 10 millionen anderen wannabe Retro Indie Spielen im eShop oder auf Steam.
Für mich persönlich hat die fehlende digitale Veröffentlichung noch weitere Vorteile, aber erst mal zum Spiel:
Es handelt sich hierbei um einen vertikal scrollenden Shooter, bei dem man sich jedoch auf dem Boden befindet und damit auch Plattforming eine Rolle spielt.
Man spielt 2 Figuren zwischen denen man im Singleplayer hin und her wechseln kann, jeweils mit ihrerer eigenen Lebensleiste. Der Revolverheld, schießt 5 Schüße hintereinander nach vorne ab und eignet sich für konzentrierten Schaden, die Vampirin schießt 3 Schüsse gleichzeitig in einem Kegelbereich ab womit man eher Flächenschaden verursacht oder nah an Gegner ran geht.
Das wirklich clevere an dem Spiel für mich ist das Level-Up System. Ja, normalerweise beschwere ich mich ja wenn in jedem Spiel "RPG-Elemente" vermixt werden, hier jedoch macht es absolut Sinn. Der Bildschirmbereich ist sehr breit so dass man schon ordentlich auf Zack sein muss um wirklich alles im Umfeld zu erwischen. Überall gibt es zerstörbare Blöcke, Feinde, Büsche Wandstrukturen. Wirklich alles davon zu erwischen ist schlicht unmöglich. Man könnte durchaus mit einer feigen Spielweise einfach nur auf einer Linie blieben und alles nur was sich unmittelbar vor einen befindet wegwichsen und den Rest ignorieren.
Dann erhält man jedoch keine Erfahrungspunkte, die dringend notwendig sind um den immer höher werdenden Gegneranteil in den späteren Stages gerecht zu werden. Also wird man durch das Levelsystem dazu gebracht, optimal zu spielen und so plant man Spieldurchgang für Durchgang seine Route wie man seine Figuren am besten für die späteren Stages und insbesondere den Endboss aufwertet. Denn nichts an den Layouts ist zufällig, alles bleibt fix, bis auf eine wichtige Sache, zu der ich später komme.
Neben den Erfahrungspunkten für besiegte Gegner gibt es überall noch Power Ups zu finden, die insgesamt 5x einen von 3 Statuswerten auffüllen. Schussfrequenz, Laufgeschwindigkeit und Glück. Alle unglaublich wichtig und gerade letzteres erlaubt einen gerne mal einen freie Treffer oder freie Benutzung der Spezialmunition die genau so wie die normalen Schüss je nach Charaktere unterschiedlich genutzt werden müssen, wenn man sie ausreizen möchte.
So nutzt man die Dynamitstangen des Revolverhelden vor allem für große Gegneransammlungen an einem Fleck, bzw um möglichst viele zerstörbare Blöcke zu erwischen und die darunterliegenden freien Felder zu erwischen. Während die Vampirin Verfolgungsprojektile nutzt die bei unübersichtlichen Situationen mit vielen Feinden durcheinander oder oben für Bosse sehr gut sind. Beide Spielfiguren starten auch mit einem Geschwindigkeitsunterschied. Da die Vampirin von vorne rein etwas schneller ist, macht es Sinn den Revolverhelden zunächst die Geschwindigkeitsupgrades zu verpassen, während die Vampirin dringend erst mal ein bis 2 Schussfrequenz Upgrades gebrauchen könnte.
Das Spiel ist im Grunde genommen super kurz, es gibt nur 4 Stages und diese lassen sich in 15-20 Minuten alle durchspielen. Allerdings erreicht man mit dem Nötigsten nur das "Bad Ending" was einen unbefriedigt zurück lässt. Ein Bonusziel in jedem Level ist es einen versteckten Eingang zu finden. Der befindet sich in klassischer Zelda Manier unter einem x-beliebigen zerstörbaren Feld. Der Clou ist jedoch die Position dieses Feldes ist in jedem Spieldurchgang anders. Es gibt je nach Level 2-4 mögliche Plätze wo so ein Eingang versteckt sein kann, daher muss man sich die Positionen gut merken.
Unter diesen gibt es dann besondere Höhlenabschnitte mit stärkeren Gegneraufkommen, die aber eben auch mehr Erfahrungspunkte abwerfen, inklusive Zwischenbossen. Hat man diesen besiegt erählt man einen Kelch. Man benötigt aus den Leveln alle 4 Kelche um den Endboss in seiner 2. Phase zu bekämpfen so dass man an das wirkliche Ende zu bekommen.
Das wird auf jeden Fall einiges an Zeit beanspruchen da das Spiel nicht sonderlich barmherzig mit dem Spieler umgeht. Der Cowboy hat 5 und die Vampirin 4 Leben. Man kann neue Leben in Form von Herzen in den Stages finden und wird auch nach Abschluss eines Bosses- oder nach einem Levelup geheilt. Alles cool.
Nur wenn man doch das Zeitliche segnen sollte, geht es zurück an dem Anfang. Dieses Spiel bietet keine Leben oder Continues, keine Checkpoints/Rücksetzpunke oder sonst was und das ich auch gut so.
Denn gemessen an der Kürze ist es nicht das Ziel des Spiels gewesen den Spieler von Anfang das Ding durchzudaddeln zu lassen, dann würde es natürlich schnell langweilig werden. Eine Bestrebung kann so unglaublich wichtig sein für den Wiederspielwert.
Man sollte auch nicht verzagen, denn das Spiel schaltet laufend über die Zeit, rein durch das Akt des Spielens selbst, neue Features frei. So kommen nach einiger Zeit neue Alternativversionen der klassischen 4 Stages. So ist in der 2. Stage plötzlich ein Schneesturm, wodurch es viel mehr Schneeblöcke gibt und man in seiner Bewegung eingeschränkt wird. Oder in der 3. Stage fallen plötzlich Felsbrocken vom Himmel, die alles im Level beschädigen, sogar die Spielfigur, die man gerade nicht spielt und einen hinterher trottet.
Je nach erreichten Meilenstein spielt man dann noch später einen schwierigeren Modus frei, bei dem die Layouts der Stages komplett angepasst wurden und schon sehr früh sogar Gegner von den späteren Leveln auftauchen, sowie komplett neue.
Der Entwickler hat natürlich mitgedacht und durch die erhöhte Anzahl und Schwierigkeit der Gegner muss man jetzt doppelt so viele Erfahrungspunkte sammeln um aufzusteigen. Definitiv ein Schwer Modus, wie ich ihn am meisten zu schätzen weiß da es im Prinzip den Umfang des Spiels verdoppelt. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die Bosse alle gleich geblieben sind und damit auch gleich schwer.
Es gibt noch viel mehr Content zum freispielen den ich hierbei in Spoiler packe, weil darunter auch richtige Gamechanger sind:
Dazu noch freispielbare Ränder die das 4:3 Format halten, darunter auch welche animiert oder sich verändernd- je nachdem welche Spielfigur man gerade einwechselt.
ich kann nicht mal sagen ob das alles ist, denn das Spiel hat keinerlei Indikatoren dafür wie groß es ist, oder wie viel noch freizuspielen ist. Oder überhaupt wie man etwas freigeschaltet hat.
Umso besser, im Internet gibt es kaum Informationen, der 3. Punkt in meinem Spoilertext wurde nirgendswo im Internet dokumentiert, man muss auch schon ne ganze Weile spielen um diesen Kram zu erleben.
Das macht es aber so besonders für mich, denn es fühlt sich tatsächlich mehr als jedes andere Spiel, wie etwas an, was zu einer analogen Zeit erschienen ist. Leider Gottes und damit gebe ich euch einen Ratschlag - ist in der europäischen Version NUR das Spiel enthalten. Kauft euch wenn möglich unbedingt die amerikanische Version auf der Seite des Herstellers, die kommt mit einer schicken 32 seitigen Anleitung, gedruckt auf Hochglanzpapier daher, die sehr viele interessante Tipps und Tricks, Levelbeschreibungen, einen geheimen Cheat dem man durch das erwärmen einer Seite erhält (Einmal pro stage Bubbleshield bei Eingabe -> ein Extra Treffer) und einiges mehr. Wie damals, als es noch Anleitungen gab. Es ist unglaublich liebevoll aufgemacht.
Wo wir von liebevoll sprechen, ich habe noch nie einen so beeindruckenden Flimmerbild-Bildschirm Filter gesehen. Als ich das in den Trailern sah, war ich mir nicht mal sicher ob der im Spiel verfügbar sein wird.
An letzter Stelle muss ich noch erwähnen, so putzig und charmant die Pixel-Grafik auch aussieht, ist das Spiel nicht zu schade "NSFW" zu sein. Der dritte Boss ist eine Skorpionsdame mit nackten Oberkörper und entblößten Titten. Die nach jeden Treffer stöhnt.
Der Oberbösewicht "Dave" Thont zusammen mit seinem prächtigen Gemächt (immerhin verpixelt) der auch gleichzeitig seine Schwachstelle ist.
Die paar Dialogfetzen die man so findet, sind unglaublich bescheuert und nehmen sich nicht ernst. Wer die Toleranz für den bewusst geschmacklosen Humor aufbringt, der sehr gut zu Devolver passt, wird seine helle Freude damit finden.
Ich bin jedenfalls unglaublich begeistert von dem Spiel und werde es noch viele weitere Male spielen und bin gespannt, welche Geheimnisse noch darin schlummern. Natürlich werde ich nichts davon im Internet dokumentieren, da es für mich einen großen Teil des Reizes ausmacht dass man das Spiel komplett selbst entdecken kann und nicht mal alle Lösungen für Freischaltbares präsentiert bekommen würde, wenn man es denn wollte.
Und darin sehe ich eben auch nen Vorteil in der rein physischen Veröffentlichung. Auf Steam oder sonst wo wäre schon irgendein Spacko aufgetaucht der die Entwickler damit erpressen möchte dass er das Spiel nicht kauft, wenn es keine Achievements gibt, das 30€ ja sowieso zu viel wären, dass es nicht Accessible genug für die breite Masse ist weil es keine Speicherpunkte gibt oder man immer am ersten Boss verreckt.Und natürlich viel mehr Leute die auf completion um jeden Preis pochen und vermutlich sämtliche Inhalte des Spiels erfragen, in Nebensätzen spoilern und punktgenau festhalten.