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Dragon Quest V: Die Hand der Himmelsbraut

Der Liebling unter den Dragon Quest Teilen und ich kann schon erahnen wieso, schließlich ist es das einzige Spiel der Reihe wo man sich ab Mitte für eine von 3 Waifus entscheiden kann und später mit ihr 2 Kinder zeugt und so insgesamt ein 3 Generationen überspannendes Familiendrama erlebt, da man zu Beginn selbst noch ein Kind ist was seinen Vater begleitet.

Es ist daher auf jeden Fall mal was anderes und die Familienkomponente fühlt sich nicht allzu aufgesetzt an, anders als das Monsterfang-System was man wohl der Beliebheit von Dragon Quest Monsters wegen wohl unbedingt ins Spiel quetschen wollte, obwohl es schon genügend menschliche Charaktere zum rekutrieren gibt.

Storytechnisch würde ich es aber auf jeden Fall bis dato als Höhepunkt der Reihe ansehen, gerade was einige Twists später anbelangt, auch wenn man sich 90% aller Charakterinteraktionen wieder über den Party-Chat geben muss, so mag ich doch das Prinzip dass man damit quasi selbst entscheidet wie viel Dialog man im Spiel haben möchte, so kann man es auch als komplett archaisches oldschool RPG spielen wo kaum geredet wird oder nach allem, ja wirklich allem, sei es ein Mapwechsel oder das ansprechen von NPC's. nach Ereignissen oder auch sonst teilweise random, können die Begleiter ihren Senf dazu geben. Sehr schön dass das seinen Weg ins Spiel gefunden hat, denn aus der DS Version von IV hat man den Party-Chat gestrichen, was sich sichtlich auf das Spiel auswirkt, wodurch die Charaktere nach ihrer Einführung nur allzu sehr wie leblose Hüllen wirken.

Besonders die Einbindung der Kinder hat mir in dem Spiel gefallen, da diese sich eben wirklich sehr stark wie Kinder verhalten, was aber auch der hervorragenden Lokalisierung geschuldet ist, die wie immer par excellence in Dragon Quest ist und vielleicht der wichtigste Grund ist, warum ich die Spiele überhaupt einwerfe.

Was das Gameplay betrifft, hat sich auch grafisch zum Vorgänger noch mal einiges getan, so weisen die Dungeons visuell noch mal um einiges mehr Abwechslung auf, gerade weil die Kulisse sich immer über beide DS Bildschirme erstreckt, gibt man sich viel Mühe bei den Deckendetails. Zudem stehen Dungeons nun häufiger in einem gewissen Storykontext was ja im Nachhinein betrachtet bei Teil IV nur sehr selten der Fall ist. Gleichzeitig gibt es immer noch die gute Mischung aus verwinkelten Labyrinthen und Rätseln und sonstigen kleinen Aufgaben, das Dungeondesign würde ich daher als recht souverän bezeichnen völlig entgegen was leider später daraus in der Serie wurde.

Bei den Kämpfen wiederum ist mir das Spiel dann letztich doch nen Ticken zu leicht gewesen, während manche Konfrontationen in IV und vor allem VI ohne stärkere Grindsessions einzulegen ziemlich knifflig sein konnten, kommt man in V eigentlich die meiste Zeit sehr gut durch. Vielleicht liegts aber auch daran dass ich meine Ausrüstung gut auf den aktuellen Stand gehalten habe, denn im Gegensatz zu IV sind die Preise besser balanced und man findet bis zum Schluss Ausrüstung die man brauch, aber sich nicht sofort leisten kann. Zum Teil liegt das aber wohl auch daran dass man die Monster die man rekutriert immer wieder neu ausstattet.
Dennoch Teil IV hatte einige weitaus interessantere Encounter zu bieten, allen voran der Endkampf war mir hier viel zu klassisch. Da war das Viech mit den 7 Phasen aus Teil IV, was ab jeden bestimmten HP-Threeshold sich weiterentwickelt weitaus cooler inszeniert. Wenn man mal das mechanische auslässt finde ich jedoch die Schach-Symbolik der Gegner ganz witzig.

So sind die Gegenspieler alles Figuren auf dem Brett, wie ein böser Bischof, ein muskulöses Ross, etwas was entfernt an einen Turm erinnern soll usw. Nur etwas Ernsthaftigkeit geht wohl flöten wenn eine böse Vereinigung der "Orden des Zugzwang" heißt. Auch so finden sich aberdutzende Schach-Referenzen noch im Spiel. Am meisten hat mir gefallen dass das Mastermind am Ende dann selbst ein Schachspieler war, der quasi alle Figuren auf dem Brett bewegt und sie manipuliert hat. Passenderweise ist sein Name auch noch die Kurzform eines Schachspielers: "Nimzo" angelehnt an "Aaron Nimzowitch" und wenn man auf ihn trifft, ist sein Sprechfont an kyrilischen Zeichen angelehnt. Ich liebe einfach den Hang zu Detail.

Das Spiel bietet neben dem üblichen Kram den man so kennt auch noch mal einiges an Minispiele und Nebenbeschäftigungen. Am herausstechendsten waren da die T&T Bretter, Brettspiele wo man mit einer bregrenzten Anzahl von Würfeln das Ziel erreichen muss und je nach Feld auf dem man landet staubt man noch anderen Krimskrams ein, muss kämpfen oder wird komplett gegrillt, es gibt insgesamt 5 T&T Bretter im Spiel die man Laufe des Spielfortschritts begegnet und diese werden von mal zu mal verzweigter, wodurch man gut seine Routen planen muss, ingesamt ein sehr spaßiges Minispiel für das man auch immer odentlich belohnt wird, sollte man es bewältigen.

Dazu gesellt sich noch das Firlefanzeum, da wusste ich anfangs selbst nicht was ich davon halten soll. Während seiner Reise kann man Antiquitäten finden und in einem Museum ausstellen, mit der Zeit kommen immer mehr Leute in das Musem und man hat so ne gewisse Planungskomponente auf welchen Podesten man seine Exponate aufführen möchte, so packt man die billigen oder zu gruseligen Stücke in den Keller, wo sie kaum jemand sieht, die wertvollen wiederum auf verzierte Podeste und das teuerste Stück an der Spitze auf einem Spezialpodest. Die Art und Weise wie man an manchen Firlefanz dran kommt ist ganz schön kryptisch und man muss häufiger mal um die Ecke denken. Das betrifft dabei nicht nur das erhalten von neuen Firlefanz, sondern auch das aufwerten von Alten. So kann man den Wert eines Medallion steigern in dem man in die Vergangenheit reist, seinen Vater 2 andere Firlefanz Gegenstände mitbringt, die man zu dem Zeitpunkt wohl längst ausstellt und ihn durch eine Reihe weiterer kryptische Aktionen dazu bringt ein Bild von seiner Mutter zu malen, dadurch verändert sich das Medallion insofern dass es nun auch ein Porträt der Mutter erhält und steigert sich so im Wert, sehr merkwürdiger Kram der sich auch nur zu bestimmten Zeitpunkten im Spiel erfüllen lässt und nicht impliziert wird. Insgesamt frödert das jedoch das Backtracking und es macht schon Spaß so ein Teil mal durch Zufall zu ergattern weil man zur richtigen Zeit am richtig Ort war. Ob es dafür auch eine Belohnung gibt weiß ich nicht, weil ich längst nicht an jedem Firlefanz dran kam.

Ein Post-Game wie IV gibt es dieses Mal leider nicht, nichts was die Story fortführt, bzw zu einem alternativen Ende führt. Dragon Quest V war das erste Dragon Quest was überhaupt sowas wie ein Post-Game bot, daher fällt das hier mal vergleichweise mau aus, ein kleiner Minidungeon mit einem altbekannten Gegner aus der Reihe und ein besonders hartes T&T Brett zum Schloss. Es gibt 2 neue Monster zu rekutrieren, doch ab dem Zeitpunkt wo man diese erhält, gibt es eh keine weiteren Gegner im Spiel mehr zu bekämpfen. Wer aber ein Statmaxing-Completionist ist, kann sich hier wohl lange beschäftigen denn die Dropchancen um manche Monster zu rekutrieren sind unterirdisch und mir selbst haben sich vielleicht nur 25% vom möglichen Kader angeschlossen.

Fazit: spielerisch nicht wirklich das anspruchsvollste- aber definitiv bisher beste Gesamptpaket mit viel Abwechslung, überraschend innovativer Story (zu der Zeit) guten Dialogen und viel zum Personalisieren. Das Remake fügt noch einige Sachen hinzu, so konnte man im Original nur 2 Waifus heiraten, aber alles in allem bleibt es seiner Vorlage treu die schon damals einige mutige Schritte nach vorn gemacht hat. Die Zenithia Trilogie ist auf jeden Fall der Punkt wo das Dragon Quest Team noch besonders experimentiell war und vieles ausprobiert hat, dadurch fühlen sich die Spiele trotz identischen Unterbau (in den Remakes) trotzdem immer ein kleines bisschen frisch an.

Schöner Bericht und Du hast mich gerade motiviert, das Spiel selber mal weiterzuspielen, nachdem ich vor ca. einem Jahr nach einigen Stunden von etwas anderem abgelenkt worden bin. Aber wenn ich das so lese, kribbelt es direkt wieder im Bauch und ich kriege Lust auf ein DQ-Abenteuer.


Ich habe gestern

A Plague Tale: Innocence auf der Xbox Series X beendet.

Das Spiel war absolut fantastisch und sticht meiner Meinung nach The Last of Us 1 locker aus, was Originalität, Setting, Gameplay, Story und Emotionalität sowie Charaktere betrifft.
Für mich im Rückblick eines der Highlights als Gesamtpaket der letzten Generation und ein moderner Klassiker.
Ich freue mich sehr auf den Nachfolger und hoffe, dass dieser die paar kleineren Schwächen (das "Kampfsystem") ausmerzt und auch entsprechenden Erfolg haben wird.

Spielzeit: Ca. 13 Stunden
Wertung: 9,1/10