Paper Mario, Nintendo 64

Nach neun Monaten ist es endlich vollbracht und ich habe diesen Klassiker nachgeholt und ein weiteres Spiel von meinem N64-Backlog gestrichen, nachdem ich letztes Jahr im Spätsommer das erste Mal eigene Berührungspunkte mit der Reihe in Form von Origami King hatte.

Das Spiel hat mir sehr gut gefallen und ich muss natürlich den Nostalgie-Bonus abziehen, da ich es nicht in meiner Kindheit gespielt habe aber dennoch kann ich ob meiner Verbundenheit mit dem N64 und „alten“ Nintendo-Zeiten den Charme des Spiels, den es damals ausgeübt hat, nachempfinden.

Interessant finde ich den Vergleich zu der modernen Iteration in Form von Origami King. Tatsächlich gefällt mir das ursprüngliche Kampfsystem von Paper Mario besser, es ist jedoch nüchtern betrachtet auch eine relativ simple JRPG-Korsage, die spielerisch funktioniert und auch Spaß macht, jedoch keine Bäume ausreisst. Dennoch kann das Spiel in Sachen Humor und Design durchaus mit dem modernen Switch-Ableger mithalten, auch wenn der Humor in Letztgenanntem logischerweise etwas „moderner“ wirkt. Das ist ein wenig wie beim Vergleich klassischer Lucas Arts Adventure mit den meisten modernen Point and Clicks: Während der Humor der Klassiker in sich geschlossen funktioniert, ist der heutige Humor dieser Spiele meist eine Aneinanderreihung von Popkultur-Referenzen und bedient sich einer bestimmten Art von „Bissigkeit“, die frech wirken soll aber aufgrund der häufigen Nutzung etwas inflationär wirkt. Ganz so extrem ist es beim Paper Mario Vergleich nicht, aber dennoch wirkt der Humor in Origami King in Summe etwas erzwungener und Slapstick-lastiger.

Das original Paper Mario bedient sich einer sehr schönen Atmosphäre und das Pilzkönigreich wirkt in der Tat sehr bilderbuchartig als dass es wirklich einem Märchenbuch entstammen könnte. Die Locations sind nicht so facettenreich wie in der Switch-Iteration aber dennoch sehr eigenständig und geben den Kapiteln einen sehr uniquen Charakter, bedienen gleichermaßen aber die typischen Mario-Formlen (Geisterhaus, Vulkan, Yoshi-Djungel, Eiswelt, Wüste etc.).

Insgesamt muss ich sagen, dass ich das Spiel sehr gut fand, es meiner Meinung nach – und hier werde ich mit Sicherheit einige beinharte Fans verärgern – jedoch nicht vollumfänglich dem Ruf gerecht wird, den es genießt. Ja, es ist ein sehr gutes Spiel. Aber auch im Kontext der damaligen Zeit gab es schon damals umfangreichere, tiefere und fesselndere RPGs und auch abseits der reinen Spielmechanik plätschert das Spiel zum Teil doch recht seicht vor sich hin, ist dabei nie „nur“ durchschnittlich und macht immer Laune aber es ist auch aus meiner Sicht nur zeitweise wirklich herausragend. Einige Passagen fand ich auch tatsächlich ein wenig langweilig, wie das ganze Kapitel in dieser Blumen-Dimension (das sechste Kapitel, wenn ich mich nicht täusche).

Ein Klassiker ist der Titel mit Sicherheit und es ist schwierig und mit Sicherheit ein wenig unfair, das Spiel heute zu bewerten. In meine Top 10 N64-Spiele schafft es Paper Mario somit nachträglich nicht mehr. Ich bin gespannt, wie sich der Nachfolger, der ja gemeinhin als Star der Reihe gilt, im Vergleich behaupten wird. Den werde ich sicherlich im Laufe des nächsten Jahres mal unterbringen.

Spielzeit: Ca. 25 Stunden
Wertung: 8,5/10