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Thema: gerade durchgespielt

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  1. #10
    Twin Mirror, Spiellänge: ca. 6 1/2 Stunden


    Ja, ich habe es mir direkt am Dienstag nach Feierabend geholt, auch angefangen und in insgesamt zwei Sessions durchgespielt. Und was soll ich sagen? Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Da sich der Preis ähnlich ansiedelt wie bei Tell Me Why habe ich eine ähnliche Spielzeit von 12 bis 14 Stunden erwartet, was dem Spiel sicher gut getan hätte. Mit aber gerade mal 6 1/2 Stunden, und ich habe wirklich viel erkundet und mir viel im Hintergrund angeschaut wie ich es immer bei Spielen machen, hat sich die Story sehr gerusht angefühlt. Die Prämisse und der Anfang an sich war ziemlich stark, hat dann aber extrem nachgelassen, meiner Sicht nach in dem Moment nach der ersten Szenenrekonstruktion, die man hier im Laufe eines Detektivabenteuers öfter mal machen muss.

    Eben diese Gameplayszenen empfand ich als stärkstes Element im Spiel. Man muss an einem Ort nach Hinweisen und Beweisen suchen und im Anschluss diese Beweise kombinieren, um eine Szene nachstellen oder nachempfinden zu können. Insgesamt gab es aber 3 oder 4 recht kurze solcher Szenen, von denen ich echt hoffte, dass sie das Schlüsselelement des Spiels werden, jedoch waren die immer sehr kurz gehalten und auch leider irgendwie unmotivierend. Anfangs habe ich mir noch etwas Druck gemacht, da ich dachte, wenn ich hier etwas falsch kombiniere mir später gewisse Hinweise und Spuren fehlen könnten und ich im Extremfall sogar auf ein "falsches" Ende komme, ähnlich wie bei Heavy Rain. Schnell merkte ich, dass aber auch dieses Detektivabenteuer mit Trial and Error arbeitet, wie sehr viele Spiele, die es leider nicht schaffen richtig zu machen. Aus meiner Sicht leider eher schlechtes Gameplaydesign und in späteren Szenen, habe ich auch nur noch alle Kombinationen durchprobiert, da ich die Lösungen zum Teil als sehr zufällig und willkürlich empfand, vor allem jene Szene in "The Cove". Generell habe ich mir mehr Detektivarbeit in diesem Adventure gewünscht, da es auf der Website als eben ein Detektivabenteuer beworben wird. Das Gefühl bekam ich selbst leider nie, was sehr schade ist, da ich die meisten Charaktere als sehr uninteressant empfand.

    Der Protagonist Sam war da noch am reizvollsten aus dem gesamten Cast, da man die ganze Zeit nicht wusste, was es mit seiner "Gabe" auf sich hat. Ich hatte zwischendurch immer wieder die Theorie, dass er ein hochfunktionaler Autist ist oder an einer Art Schizophrenie leidet. Insgesamt bin ich mit der Auflösung ganz glücklich, dass man es nie so wirklich erfahren wird, da so unnötige Labels und auch damit einhergehende Stigmata bewusst ignoriert wurden.
    Dennoch war die Messlatte hier beim Cast sehr niedrig angesetzt und selbst Sam, mit dem man das ganze Spiel erlebt, wirkt insgesamt eher... oberflächlich und ohne Tiefe. Und meiner Meinung nach zieht sich das so durch den ganzen Cast. Selbst das liebenswürdige Patenkind wirkt irgendwie eher wie ein Abziehbild eines Teenagers und so empfand ich alle Nebencharaktere, es hat sich sehr überzeichnet angefühlt, wie eine Karikatur. Auf der anderen Seite fühlt es sich vielleicht so an in einer US-amerikanischen Kleinstadt zu wohnen...

    Jedenfalls hat mich der Gesamteindruck sehr enttäuscht zurück gelassen. Ich habe mir von der Story als auch von den Charakteren nach Life Is Strange und auch nach dem etwas bodenständigeren Tell Me Why viel erhofft, viel Liebenswürdigkeit und Realitätsnähe. Jedoch habe ich nichts in der Richtung bekommen. Selbst die paar kleinen Twists, die es in der Geschichte gab, wurden sehr unnatürlich und steif eingearbeitet. Insgesamt denke ich mir, hätte man den Content verdoppelt und die Detektivarbeit mehr in den Fokus gestellt (es gibt ja viele gute Beispiele, an denen man sich orientieren kann, wie Tangle Tower oder Return of the Obra Dinn), dass man die Story viel organischer hätte entwickeln können und auch den ein oder anderen Charakter hätte man so mehr Tiefe und interessante Geschichte geben können. Sehr schade, dass diese Möglichkeit verpasst wurde, denn ich sehe in der Gameplayidee und der Prämisse echt viel Potential. So werde ich mir die restlichen Enden lediglich im Internet anschauen, da ich zu wenig Bindung an dieses Spiel habe, um da noch mehr Energie rein zu stecken. Insgesamt also ein eher unterdurchschnittliches Spielerlebnis.

    (Ich habe btw trotzdem alle Silbertrophäen auf der PS5 (PS4 Version) bekommen dafür, dass ich alle wichtigen Ereignisse ohne Hilfe geschafft hätte... Obwohl ich es mit Trial und Error meist erst bei der letztmöglichen Kombination raus hatte. Wtf )

    Geändert von poetBLUE (04.12.2020 um 10:32 Uhr)

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