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Ehrengarde
The Last of Us Part II - 22:42 Stunden.
Ich weiß ja bis heute nicht was vor einigen Wochen bei all den Leaks genau kritisiert wurde und da ich nicht der größte Freund vom ersten Teil bin, waren meine Erwartungen an Part 2 durchaus niedriger.
The Last of Us, war damals für mich zwar von der Handlung und besonders in Sachen Grafik & Präsentation ein tolles Spiel, nur rein vom Gameplay her empfand ich es als zu eintönig.
Der größte Fan von Ellie war ich auch nie und habe diesen DLC damals ausgelassen.
Reviews, die direkt von einem Meisterwerk sprechen und eine Wertung jenseits der 90% vergeben, werden erst Recht mit skepsis betrachtet.
Sag da nur Red Dead Redemption 2 (2018) & Death Stranding (2019), die in den Himmel gelobt wurden und ich nichts mit anfangen konnte.
Dann folgte letztens also die Fortsetzung, die mich in den ersten zwei Stunden ziemlich mitgerissen hat.
Der brutale Mord an Joel war brachial und wollte unbedingt mehr wissen.
Denn diese Idylle in Jackson wurde mal eben von der unbekannten Gruppe gesprengt und man will wissen wer das ist und warum die das getan haben?
So, bis hierhin mochte ich dieses Spiel und danach ging es über 20 Stunden lang mit jeder weiteren Szene bergab.
Zum einen mag ich das Gameplay noch viel weniger.
Es hebt sich keinerlei von der Masse ab und stellt sich mir die Frage, was es denn im Vergleich zur Konkurrenz besser macht?
Crafting und das Upgraden von Waffen ist zum einen zu simpel und auf der anderen Seite zu zeitaufwendig.
Man sammelt bloß eine Handvoll Materialien und geht man immer und immer wieder gleich vor.
Bei einem 12 Stunden Spiel will ich nichts gesagt haben, aber bei 22 Stunden?
Sucht Häuser ab, finde immer irgendeine Notiz mit Hinweis für den xten Safe, schaue dir die ewig langen Animationen zum upgraden der Waffen an oder krame weitere 1000x in deinem alten Rucksack rum.
Gleicher Fehler wie in Red Dead Redemption 2, man legt dermaßen viel Wert auf Realismus, bis es irgendwann nervt (also mich zumindest).
Dann die Hindernisse, die sich unendlich oft wiederholen.
Eine Tür zum aufdrücken, weil ja jede zweite Tür auf diesen Planeten blockiert werde musste, die Spalten durch die man sich quetscht oder das klemmende Rolltor, der kaputte Maschendrahtzaun und mein Favorit: die Leiter die gelöst werden muss.
Es wird bis zum erbrechen wiederholt.
Die zahlreichen Konfrontationen sind dann zwar ganz nett, nur störte mich der übertriebene Gewaltgrad.
Wenn ein Spiel generell darauf aufbaut, wie in etwa ein Doom, Madworld oder Mortal Kombat, die sich nicht immer ernst nehmen oder mit riesigen Dämonen locken, dann kann das ein Stilmittel sein.
Bei einem realistischen Spiel wie The Last of Us Part 2, wirkt dieser Gewaltgrad auf mich - der sich durchs gesamte Spiel zieht - wahnsinnig gewollt.
Hauptsache schockieren, bloß nicht nachlassen und alles und jeden schocken.
Dabei eine geile Grafik und die Community jubelt wie wahnsinnig tief das Spiel doch sei und ein voll mitnimmt.
Tja, bei mir hat man das genaue Gegenteil erreicht.
Die erwähnte eine Szene hat Eindruck hinterlassen, bloß danach nicht mehr.
Fühlte mich wie in einem billigen Gore-Streifen und habe mir später einen Spaß daraus gemacht wie wer sterben wird, denn man kann sich all das schön zusammenreimen über die lange Spielzeit hinweg.
Und mein größter Kritikpunkt: Story & Charaktere.
Meine Fresse, was hat man hier denn bitte abgeliefert?
Man lernt unheimlich viele neue Gesichter kennen und mit vielen davon ist man unterwegs, aber nur ein einziger konnte mich restlos begeistern.
Die Rede ist von Schäferhündin Alice.
Treu, nervt nicht, hält die Schnauze.
Wem haben wir denn sonst so?
- Dina
Die hätte ich bereits ab Stunde 3 gegen die Wand klatschen können.
In jeder Minute muss man erfahren wie hart sie doch ist, wann sie getötet hat, das sie grausamer quälen würde und ist so pseudo cool, dass man am liebsten schreien möchte.
Wenn dann Sätze folgen wie:
Ellie: So ist die Natur.
Dina: Die Natur ist ein Arschloch.
Oder dieser eine Moment, wo beiden klar wird, dass die WLF für Wolf steht (eigentlich für Washington Liberation Front) und das ja Sinn ergibt... argh, zum Haare raufen.
Dann folgt in jedem zweiten Satz Fuck, Scheiße, Mist und passiert exakt das gleiche wie beim erwähnten Gewaltgrad, es wirkt übertrieben gewollt.
Was noch? Ach ja, die Gute ist plötzlich schwanger.
Reichte eine Schwangere im Spiel nicht? Zufälle gibt's!
Nicht zu vergessen ihre noble Art sich mit in den Kampf zu stürzen.
Sie trennt sich eine Woche vor Beginn des Spiels von Jesse, nähert sich Ellie an und zack, nach Joels tot kommt die direkt mit auf Ellies Rachefeldzug.
Wirkt ein wenig spontan, oder?
Hätte man deren Beziehung nicht ein Jahr vor Beginn des Spiels ansetzten können?
Dann würde ich ihr abkaufen, warum die unbedingt mit möchte.
Aber nicht nach 1 Tag Beziehung On/Off.
Wenn dann beide Monate lang unterwegs sind und man im Tagebuch bloß 1-2 Notizen über ihr miteinander findet, wirkt das auf mich viel zu gewollt.
Auch das miteinander in Seattle ist wie in Jackson, als wäre keine Zeit vergangen.
Mir fehlt da die ehrliche Tiefe zueinander, die all das glaubwürdig erscheinen lässt und somit Dina auf Platz 1 der nervigsten Charaktere in The Last of Us hebt.
Wenn dann zum Ende hin Abby kurz davor ist ihr die Kehle aufzuschlitzen, war ich für einen Moment wieder voll im Spiel drin, leider kann man nicht alles haben.
- Ellie
Ach ja, die hat mir nicht besser gefallen, nur weil sieben Jahre vergangen sind.
Weiß gar nicht wo ich anfangen soll? Vielleicht bei der ersten Rückblende?
Ellie hat Geburtstag und Joel verbringt den Tag mit ihr.
Alles ganz nett, nur passt das nicht zum Charakter aus Teil 1.
Man könnte meinen man lernt Ellie mit 8 kennen, aber die muss in der Rückblende um die 16-17 sein.
Wie ein kleines Mädchen kichert sie rum, ist aufgedreht und wurde das Gefühl nicht los das falsche Spiel eingelegt zu haben.
Die Szene war nicht emotional für mich, sondern out of Character.
Ihr Rachefeldzug hat dann mehr Löcher als ein Schweizerkäse.
Man ist ja ach so hart und schlachtet alles ab, aber wenn die Story es verlangt, ist man plötzlich über sich selbst erschrocken? Ja, bestimmt.
Natürlich werden Szenen dann so gedreht, wie es gerade am besten passt.
Ellie wird gefasst und kurz bevor Dina zur Rettung eilt, soll sie hingerichtet werden.
Öhm, warum dann erst fassen? Das ist völlig sinnbefreit.
Kopfschuss wie beim Pferd und gut ist.
Was wäre gewesen wenn man durch Zufall sein potenzielles Opfer in die Arme gelaufen wäre und ein Kampf entbrennt?
Das wäre für mich glaubwürdiger gewesen.
Und dann die ganzen Szenen am Ende.
Plötzlich kann man sich vergeben, dann nicht, dann wieder doch.:wat:
Entscheidet euch mal oder konnte man sich nicht dazu durchdringen Ellie oder Abby zu opfern?
Das Ende war dann der Knüller, wenn Ellie sogar sich mit der dritten Gruppierung im Spiel anlegt, um an Abbys ranzukommen und hat man das Spiel damit locker 2 Stunden zu lang gemacht.
Kampf im Kino, dann der eine Zeitsprung mit dem Baby und gut ist.
Das wäre ein vernünftiges Ende gewesen, aber nicht dieser abwegige Unsinn.
- Jesse
Joa, der Typ kommt 1x kurz am Anfang vor und statt Tommy steht diese Knalltüte plötzlich vor ein.
Der Erzeuger des Kindes darf natürlich nicht fehlen für ein bisschen mehr Drama zwischen unserem Trio.
Sätze, wo Jesse stolz auf Dina ist, weil Ellie ihm erzählt wie knallhart die ist und wie viele Wolfs sie bereits umgebracht hat, ist nur eine weitere Schattenseite im diesen Spiel.
Gott, verleiht euch doch gegenseitig Ordnen für eure tollen Taten, aber jammert dann am Ende nicht rum, wenn man eure Familie & Freude mit einem Golfschläger den Kopf zertrümmert, man heulend mit einem Trauma in der Ecke hockt oder wie im Falle von Jesse eine Kugel in die Fresse kriegt.
Joel wirkt von all denen noch am glaubwürdigsten.
Er steht zu seiner Tat und sagt sogar er würde genauso wieder handeln.
- Abby
Ja, unsere Keine-Ahnung-was-ich-machen-soll-Abby.
Schwer drei Tage in Seattle mit ihr zu füllen, wenn man keinen Schimmer (warte, so hieß doch das Pferd das in eine Sprengfalle gelaufen ist, oder?) hat, was man in all der Zeit machen soll.
Warum nicht ein Geschwisterpaar ins Spielgeschehen schmeißen, die bis zum Schluss immer wieder gerettet werden müssen?
Nein, wirklich, der Part ist völlig aus dem Kontext gerissen.
Ein Treffen okay, aber das was direkt nach dem Aquarium folgt ist Bullshit.
Plötzlich fühlt man sich genötigt die zu retten, dann muss man die Schwester retten, dann den Bruder, dann beide, dann stirbt die Schwester, dann rettet man wieder den Bruder usw.
Und wenn der Bruder als Lev und nicht als Lily leben und verheiratet werden möchte, hätte man einfach weglaufen können.
Aber nein, man rasiert sich den Kopf und präsentiert sich einen Kult, der für alles was anders ist kein Verständnis zeigt und ein zu 100% grausam töten wird.
Wieder so ein aufgesetzter Punkt, den ich Naughty Dog zu keiner Sekunde abkaufe, denn da hätte man sich etwas glaubwürdigeres ausdenken können.
Zum Beispiel das Lev sich jemanden anvertraut und verraten wird oder während der Hochzeit abhaut und dann gejagt wird.
Yara wiederum hat ihr Todesurteil spätestens mit der Hammer-Geschichte besiegelt bekommen und dann dieses tapfere Getue von ihr Lev retten zu wollen, obwohl man gerade erst seinen Arm verloren hat... schrecklich.
Und zum Rest der Handlung: Müssen alle die sich eine Zombieapokalypse ausdenken sich an Robert Kirkman bedienen?
Der Mann hat mit The Walking Dead bereits die Abgründe der Menschheit nach einer Katastrophe hervorragend umgesetzt.
Aber anscheinend hat sonst keiner eigene Ideen.
Sei es in Filmen, Serien oder Games, man kopiert wirklich alles von ihm.
Immer irgendwelche Gruppierungen, die völlig unterschiedlich sind, Gewalt neu definieren und sich gegenseitig bekämpfen.
The Last of Us hatte 2013 den Vorteil, man war vom Thema nicht so gesättigt.
Die Mehrheit kannte die Comicreihe nicht und die Serie war erst bei Staffel 3.
Jetzt sind sieben Jahre vergangen und hat man alle möglichen Gruppierungen durchgekaut, ausgespukt und erneut durchgekaut.
Nichts davon konnte mich die letzten Jahre noch begeistern und zuletzt ist mir Days Gone sauer aufgestoßen.
Dann kommt The Last of Us Part 2 und wieder gibt es eine Sekte, eine militante Organisation und als Supergau die Rattler, die man keine zwei Stunden vor Ende des Spiels einführt.
Jede Gruppe besonders brutal und dadurch so schockierend, blablabla.
Ja, hatten wir jetzt gefühlte 1000x und warum sich innerhalb einer Zombieapokalypse nicht mal was neues ausdenken?
Menschen die sich von Anfang an die Hand reichen oder Zombies die immer bedrohlicher werden?
Nein, die Enttäuschung sitzt tief und kann erneut die vielen positiven Reviews nicht nachvollziehen.
Ich mag das Spiel nicht mit allem was dazugehört.
Einen dritten Teil benötige ich wirklich nicht mehr.
Mortal Kombat 11 - 9 Stunden.
Meine Trash-Reihe geht in die zweite Runde.
Viel kann ich dazu nicht schreiben.
Es spielt sich exakt wie Mortal Kombat X und ist in so ziemlich allen Punkten eine Stufe besser.
Bin sehr gespannt wo der nächste Teil ansetzt oder es folgt demnächst ein weiteres Mortal Kombat vs. DC Universe?
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Geändert von Ὀρφεύς (26.07.2020 um 18:51 Uhr)
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