Day of the Tentacle Remaster, PS4 Pro, ca. 3 Stunden

Einer der ganz großen Klassiker.

Ich habe es in der Remaster Version jetzt zum ersten Mal in meinem Leben gespielt.

Grundsätzlich gefällt mir die Überarbeitung, der Soundtrack ist der gleiche in modernisierter Form, die Grafiken sind die "gleichen" aber in eine HD-Moderne gehieft ohne den Charme oder den Look des Originals einzubüßen. Von der Authentizität gibt es von mir dafür die vollen Punkte, das Spiel hat wirklich eine zeitlose Präsentation.

Das Gleiche gilt für den Humor und die Atmosphäre. Der Humor ist so typisch Lucas Arts unaufdringlich aber charmant. Es wird noch nicht alles über irgendwelche popkulturellen Referenzen gemacht mit einem Mario Barth typischen "kennste, kennste, ist lustig ne?". Das finde ich in vielen "modernen" Adventures sehr unsympathisch. Der Humor und die Charaktere sind selber präsent genug um für sich zu stehen. Es ist dezent, wohl dosiert und facettenreich. Mal lacht man wegen der lustigen Animationen, mal wegen einem lustigen Rätsel, mal gibt es auch einen frechen Spruch oder intelligente Anspielungen auf historische Begebenheiten oder den direkten Vorgänger Maniac Mansion.

Im Gameplay gibt es gemessen an heutigen Standards schon einige Ecken und Kanten. Die Rätsel sind teilweise ziemlich unlogisch bzw. drei mal um die Ecke gedacht. Ich habe mehrmals in eine Komplettlösung geschaut, weil mir beispielsweise nicht klar war, was man mit den Gründungsvätern machen muss, oder wie ich die Mumie rot lakieren muss und anschließend aufs Dach bekomme, um sie mit dem gefesselten Professor zu vertauschen (bzw. DASS das verlangt ist).

Die Story ist zweckmäßig und besticht eher durch den Humor und die Absurdität der Ereignisse, ich denke aber nicht, dass man sie mit Dingen wie "Night of the Rabbit" etc. vergleichen kann. Aber beide Spiele wollen auch etwas komplett anders. Dafür vermittelt das Spiel einen Charme, der einen wohlig in den 80ern und frühen 90ern schwelgen muss. Der ganze Look und der Aufbau der Räumlichkeiten der Mansion erinnern (mich) total an diesen Teil meiner Kindheit, mit den bunten Kinderzimmern, den Samstagmorgen Cartoons auf Pro7 und RTL, Comics, Videospiele, Skateboards und alles was zu dieser Ära dazu gehört. Nicht nur durch die Zeitreisestory fühlte ich mich teilweise an Zurück in die Zukunft erinnert, das Spiel hat einen aus meiner Sicht sehr typischen Flair von Entertainmentmedien dieser Ära.

Insgesamt finde ich das Spiel aus heutiger Sicht sehr spielenswert und es hat das Genre ganz sicher geprägt und ist ein enormer Meilenstein der Spielegeschichte. Ohne eine gewisse Affinität zu den genannten Aspekten kann ich mir aber vorstellen, dass der ein oder andere heute sagt "Ok, das ist also das berühmte Day of the Tentacle...was ist jetzt besonders daran?". Das Spiel ist (wie jedes Spiel, jeder Film etc.) ein Testament seiner Zeit und vor dem Hintergrund sollte man es auch bewerten. Mir persönlich hat es aber auch neutral einfach Spaß gemacht, der gewisse Kick kam aber eben durch das Einfangen einer bestimmten Epoche meines Lebens.

Wertung: 8,0 / 10