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Auserwählter
Luigis Mansion 3
Ich war ja nach Dark Moon ziemlich skeptisch, weil dieser Teil für mich 0 Charme versprüht hat und nach der ersten Villa teils richtig hingeklatscht wirkte.
Umso überraschter war ich dann wie wahnsinnig detailverliebt Luigis Mansion 3 ausgefallen ist. Hier merkt man, dass die Entwickler richtig Bock auf das Spiel hatten, es gibt eine schwindelerregende große Auswahl an Settings, nahezu die komplette Umgebung lässt sich aufsaugen, die Physikengine ist der Wahnsinn und wird mit allerlei unterschiedlichen Gimmicks bereichert, kurzum das Spiel ist eine Augenweide und alles mögliche einzusaugen fühlt sich gut an.
Die Struktur hatte mir zunächst auch etwas besser gefallen, statt voneinander abgetrennte Level erkundet man ein Hotel mit 17 Stockwerken, jedes dieser Stockwerke hat ein eigenes Thema. Was mir zunächst sehr gefallen hat war dass die Progression wie man sich durch die Stockwerke fortbewegt nicht ganz so linear war, man schaltet neue Etagen durch Aufstuhlknöpfe frei die man Bossgegnern ab...knöpft..
manche Etagen hat man auch zu Fuß erreicht oder war dort schon mal anwesend gewesen, es war manchmal notwendig backzutracken und jede Etage wirkte irgendwo logisch und passte zu einem Hotel Setting - bis Etage 6 dann.
Danach fing das Spiel an in einer weitaus klassischeren Levelmanier nur noch eine Etage nach der anderen freizuschalten in Themen die gar nicht mehr zu einem Hotel passen. Elemente wie Räume die man erst später betreten kann gibt es bis auf eine Ausnahme gar nicht. Was man daraus gemacht hat war dann trotzdem meistens gut, manche Etagen haben sich wie ein großer Dungeon angefühlt, darunter war besonders die Pyramide mein Highlight, ein ganzes Level was darauf ausgerichtet ist auf Zeit komplizierte Fallenmechanismen zu deaktivieren, die Einführung des Sands war hier auch äußerst gelungen, man konnte nämlich sämtliche Partikel einsaugen oder aufeinander stapeln, das hat man auf vielfältige Weise clever genutzt und sah einfach großartig aus.
Länge und Aufbau der Etagen haben sich stets voneinander unterschieden, was für den Überraschungseffekt ganz gut war, so war jedoch manche Etage im weitesten Sinne nur ein Bosskampf, gerade aus der Strandbar und der Disko hätte man wie ich finde viel mehr rausholen können.
Die überraschendste und beste Passage für mich dann aber wirklich das Filmstudio, hier musste man einen bestimmten Gegenstand erreichen in dem man in Adventure-Manier Gegenstände aus verschiedenen FIlmsets in andere FIlmsets bringt. Dabei gab es einen "Kulissen" und "Hinter den Kulissen" Modus wo die Attrapen plötzlich zum Leben erwachen und das Geschehen einem dynamischen Skript folgt.
Wenn das schon an sich echt unüblich war, hatte man für das Finale des Kapitels noch einen Godzilla mäßigen Kampf in einer Miniaturstadt, während der Bossgeist dort der einzig freundliche war. Am Ende hatte man eine Telltale mäßige Entscheidung ob man den Geist trotzdem einsaugt oder seinen Film schneiden lässt. Ich habe ihn natürlich eingesaugt, wir sind ja schließlich nicht zum Freunde machen hier.
Die Einführung von Fluigi war meiner Meinung nach genau das richtige um dem Leveldesign frischen Wind zu geben, der stetige Wechsel zwischen 2 Charakteren mit identischen Movesets wurde auf eine Vielzahl an Weisen genutzt dass man mehr als einmal einen Aha-Effekt hat. Allgemein muss ich die Rätsel hier loben, denn im Gegensatz zu den Kämpfen hatten sie durchaus noch etwas Substanz, besonders die Sammelgegenstände in dem Spiel wurden manchmal fies versteckt und haben um die Ecke denken belohnt.
Leider hat das Spiel dann gegen Ende hin doch etwas abgeflaut, ich finde die Länge kann sich trotz mancher kurzen Etagen echt sehen lassen,da wäre es nicht nötig gewesen dass die Macher stellenweise die Spielzeit strecken. So kommt es 2x im Spiel vor dass man eine Katze durch mehrere Etagen scheucht, das ganze Unterfangen bietet überhaupt nichts neues trotzdem, muss man hier eine halbe Stunde irgendeinen blöden Geist in wiederholten Konfrontationen (die immer gleich sind) durch altbekannte Räume hinterhertrotten und wird ständig von Kämpfen unterbrochen. An einer anderen Stelle musste man noch mal in ein Stockwerk zurück um irgendeinen Gegenstand zu holen der nur einmal im Spiel wirklich genutzt wird. Es gab dabei auch ein paar neue Räume, aber alles in allem wirkte auch das wie billige Spielzeitstreckung die das Spiel wirklich nicht nötig gehabt hätte. Eine andere Sache die mir auch schon beim Vorgänger irgendwann auf den Zeiger gegangen ist, ist Luigis ängstliches Verhalten bzw seine nicht vorhandene Charakterentwicklung. Angst zu haben scheint Luigis einzige Charakteristik zu sein und nach all den Errungenschaften ändert sich das auch im Spiel nicht, vermutlich erwarte ich hier wohl einfach zu viel von einem Nintendo Spiel, aber einfach weniger Animationen wo er so aussieht als könnte der jeden Moment an einem Herzinfakt sterben hätten mir da schon gereicht.
Leider beginnt das Spiel in späteren Abschnitten vemehrt Kämpfe aneinanderzureihen. Die Frequenz ist zum Anfang merklich gestiegen, der Anspruch leider kaum. Das Kampfsystem hat mit diesem "Geisterklatscher" eine Option bekommen mehrere Geister am Stück zu erwischen, was dafür gesorgt hat dass es nie wirklich schwieriger wurde bei großen Gegnermassen. Überhaupt gab es zu wenige Gegnertypen von normalen Geistern, weswegen die Situationen sich ständig wiederholt haben. Bei den Bossgegnern sieht es zum Glück anders aus und die fand ich größtenteils alle sehr ideenreich, besonders der Kampf gegen die Hotelmanagerin ist mir gut in Erinnerung geblieben.
Hätte man den Rätsel-Anteil erhöht und evtl noch mehr Geschlichkeitspassagen eingebaut, die nicht mit Geisterkämpfen zu tun haben, hätte ich vermutlich am Ende nicht so ein flaues Gefühl von Belanglosigkeit im Mund gehabt.
Und joa Belanglosigkeit ist so ein Ding, das Spiel schafft an sich ganz gut diesen Drahtseilakt aus belangloses Casual Spiel und Spaß an kreativen Ideen. Ohne die Adventure Aspekte hätte mich das Spiel zum Ende hin nicht gut unterhalten und das ist eine Sache die Luigis Mansion 3 sehr viel besser als sein Nachfolger macht. In Teil 2 war die Sachlage immer offensichtlich und der Fokus sehr viel mehr auf Kampf mit wenig Geistertypen. Hier ist Luigis Mansion 3 einfach insgesamt ein abwechslungsreicheres Spiel und natürlich durch die Technik allgemein hochwertiger. Nintendo-typisch bietet das Spiel bei der Erkundung nicht wirklich Belohnungsfaktoren weil das Geld nur das Ende beeinflusst und man sich damit lediglich nutzlose Items kaufen kann. (Radar zur Suche von Edelsteinen - die auch keine Belohnung bieten, Goldknochen die den Spieler mit vollen Leben wiederbeleben -> kann man sich für schmales Geld en masse kaufen um unbesiegbar zu werden *gähn*) trotzdem sammelt man immer alles ein weil es einfach ein befriedigendes Gefühl ist all die Geldscheine und Goldbarren mit ihren ASMR Geräuschen in seinen Staubsauger einzusaugen.
Man merkt auf jeden Fall dass sehr viel Liebe in dem Spiel steckt und all die Animationen der Geister sind eine Wonne zum betrachten. Alles in allem macht Luigis Mansion 3 seine Sache wirklich gut und vertröstet mich für den in meinen Augen schwachen Vorgänger. Trotzdem wird es vom Charme nicht ganz an Luigis Mansion 1 für mich dran kommen und ich glaube ein Stück weit liegt das einfach an dem westlichen Entwickler. Es ist ziemlich eigenartig manchmal, denn so rein von der Umgebung und den Animationen habe ich selten das Gefühl gehabt wirklich ein Spiel im Mario Universum zu spielen. Das kommt schon beim Intro gut rüber wo man diese vollkommen untypische Landschaft für Mario Verhältnisse sieht und geht weiter zu dem teils eigenartig realistischen Verhalten der Charaktere, die Geister erschienen mir manchmal eher so als wären sie aus einem Comic oder einer Walter Moers Geschichte entflohen, es hat auf jeden Fall diesen westlichen Anstrich den ich bei Luigis Mansion 1 und auch anderen Mario Spielen nicht verspüre.
Geändert von Klunky (03.01.2020 um 21:32 Uhr)
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