Journey ist genau das, was alle sagen: Eine tolle, runde Erfahrung, die genauso lang andauert, wie sie andauern sollte, mit perfektem Pacing, großartiger Atmosphäre und vielen mitreißenden Kleinigkeiten. Eindeutig aus der Abteilung "Sollte man unbedingt gespielt haben", Punkt!



Alpha Protocol, on the other hand ... eher diese faszinierende Abteilung am Ende des Elektronikmarkts, in der Dinge herumstehen, die mit Sicherheit irgendjemanden so richtig anmachen, aber die für den Otto-Normal-Besucher total kryptisch und fehl am Platz wirken. Wie die Reiskocher. Unser Saturn hat ein komplettes Regal voll mit Reiskochern?!
Alpha Protocol ist fucking WONKY. Wenn man diese(s?) Genre(s?!) sonst nicht spielt, wie ich, kommt man wahrscheinlich mit dem generellen Gameplay klar (das Durchcheesen hat mir sogar Spaß gemacht!), aber gut ist es keinesfalls. Eher schlecht. Gerade die Stealth-Mechanismen. Und es ist Obsidian, also hat man einen Haufen an kleinen und großen Bugs. Alles andere jedoch? Faszinierend as fuck. Erstmal ist das Spiel 100% Agententhriller, Bourne und Bond in Reinform. Selbst die fragwürdigen Tropen sind alle dabei, und es passt hervorragend. Auch das Writing ist qualitativ hochwertig – Chris Avellone sei Dank, wegen dem ich das Ganze btw. überhaupt nur gespielt habe –, und während die Story erstmal ein paar Stunden vor sich hinplätschert, zieht sie überraschend krass an, sobald man Saudi-Arabien hinter sich lässt. Plötzlich tauchen NOLF- und Austin-Powers-esque Figuren auf und bringen einen guten Schuss ins Spiel. Und letztendlich ist da der kleine, wahnsinnige Fakt, dass es wahrscheinlich kein anderes West-RPG gibt, in dem die Entscheidungen so spürbare Konsequenzen haben, in dem die Agency (ahaha), die mit dem Medium einhergehen kann, so verdammt deutlich wird. Man spielt zwar einen bestimmten Mann, aber WIE man ihn spielt, ist ein dickes Spread Sheet an Entscheidungen, das sich keinesfalls wie ein Spread Sheet anfühlt – etwa im Gegensatz zu Dragon Age oder Mass Effect, die für mich immer irgendwie "künstlich" waren. Perfekt klappt es übrigens immer noch nicht, aber es ist echt ein anderer Level.
Am Ende also ein richtiges Liebhaberding für West-RPG-Fans, die auf Agentenkram stehen, und für alle, die sich für interaktive Narrativen interessieren. Bin froh, dass ich mich durch den ersten Eindruck (und die ersten Stunden) gekämpft habe!