Hollow Knight

Ein sehr sehr umfangreiches Spiel welches voller Geheimnisse steckt, in den ersten 2 Dritteln des Spiels wurde ich häufig überrascht und war zeitweise auch gelähmt von all den möglichen Wegen die man begehen kann, man hat hier wirklich eine große Entscheidungsfreiheit darüber welchen Weg man als nächstes nimmt, auch wenn man bestimmte Orte erst durch sequentiell freischaltbare Fähigkeiten erreichen kann, stößt man auf diese meist eher zufällig, da man nie weiß ob man sich jetzt gerade in ein optionales- oder ein zwingendes Gebiet begibt. Ständig findet man irgendwas neues und man kann auch nie mit Bestimmtheit sagen was es ist.

Am aller schönsten fand ich es dass einem wirklich nichts im Spiel markiert wurde und man wenn schon sich ggf Spielehilfen der Navigation erkaufen muss. Wobei das natürlich kein großer Aufwand ist, weil Geld fand ich in dem Spiel leider relativ nutzlos und ich bin irgendwann mit über 20k durchs Spiel gelaufen.
Durch das Heilsystem, sind die Exkursionen des Spiels doch relativ stressbefreit und es kommt seltener zu engen Situationen, bei den Bossen hingegen, kommt da mitunter eine taktische Komponente hinzu, weil man hier gut abstimmen muss, wann man sich denn jetzt heilen möchte. Das ist ungemein befriedigender als würde man einfach aus irgendeinem Menü gesammelte Ressourcen zu sich nehmen.

Ab dem letzten Drittel des Spiels musste ich leider mit erschrecken feststellen dass sich das Spiel selbst torpediert, was den Spaß an das entdecken betrifft, so findet man kurz vor dem finalen Kampf eine Steintafel vor die einen plötzlich den gesamten Fortschritt des Spiels enthüllt.

Das bedeutet:
- fortan erinnert einem eine Prozentanzeige daran wie viel man noch zu holen hat.
- man sieht die Anzahl aller Gegner die man noch ins Journal einzutragen hat
- die Karten aller Gebiete stehen direkt zur Verfügung

Das hat den Entdeckerdrang einen heftigen Dämpfer verpasst, weil man nun mehr für eine Fortschrittsanzeige um Vollständigkeit spielt und viel weniger für sich selbst. Später findet man auch noch Radar der einen alle Larven auf der Karte anzeigt, auch in unentdeckten Gebieten, was auch die letzten großen Gebiete dem Spieler komplett offen legt.

Ich wäre persönlich viel lieber aus Zufall auf solche großartigen Entdeckungen gestoßen; entweder das oder gar nicht. Denn das Spiel ist wirklich schon groß genug und auch motivierend so dass man gerne weitere Spieldurchläufe bei Zeiten investiert. Man hätte das bei solch einem Monster von Umfang gar nicht nötig gehabt, die Spieler die zwanghaft alles im Spiel haben wollen, würden sowieso früh genug das Internet konsultieren.

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels hängt teils stark davon ab welche Talismane man ausrüstet, ohne habe ich es als relativ ausbalanciert empfunden, so manchen Extra-Boss wie die Traumvariante der falschen Ritters, kann man effektiv erst mit späteren Fähigkeiten angehen, ansonsten entwickelt sich der Kampf schnell zum Glücksspiel.
Der einzige Boss der mich tatsächlich mal dazu verleitet hat mit der großen Anzahl an Talismanen und ihren Effekten zu experimentieren war der letzte, denn dieser dieser hat es wirklich und bietet so ziemlich alles was ich von einem finalen Boss erwarte obendrein war die Inszenierung noch top.

Auch allgemein würde ich das Bossdesign als zum Großteil gelungen bezeichnen, so manch einer fühlte sich wie ein Füller an, doch bei der großen Anzahl stört das nicht. Ich fand es lediglich auf Dauer etwas abwechslungsarm das wirklich jeder Boss in Soul-Manier präsentiert wurde, das heißt keine Schwachstellen, besondere Taktiken und grundessentiell andere Phasen (außer beim letzten)
Es war dann zu 99% ein draufkloppen und ausweichen ohne Besonderheiten in der Umgebung oder sonst was in der Art.

Besonders gefallen hatte mir ein bestimmtes Gebiet in dem Spiel bei dem der Fokus plötzlich auf reines Plattforming lag, dort musste man dann mit seinen begrenzten Leben einen kleinen Hindernis-Parcour bewältigen, während das Spiel das gesamte Moveset und seine Verkettungsmöglichkeiten vom Spieler erfordert.
Da ich es schade fand dass sie Plattforming Sequenzen in dem Spiel immer schon ein bisschen zu kurz kamen, obwohl es davon einige echt gute gibt, war das Gebiet für mich eine Wonne, besonders da es innerhalb dieses Gebietes im Spiel NOCH mal ein Nebengebiet gibt, was sogar noch einmal mehr Geschick von einem erfodert: "Der Pfad der Schmerzen" Insgesamt hatte ich mit dem Gebiet am meisten Spaß in dem Spiel, was aber eben auch meiner Affinität an Plattformern geschuldet ist, ich denke mal Leute die nicht viele Plattformer spielen werden das Gebiet verteufeln.

Zum Artdesign muss ich wohl nicht mehr viel verlieren, einfach unglaublich stimmig und kohärent, besonders der Grim Troup DLC mit den ansonsten im Spiel doch sehr spärlich auftauchenden Rottönen hat mir besonders gefallen und hat dem Look noch mal einen besonderen Touch gegeben.
Die Charakterdesigns sind zwar nicht sonderlich detailiert, dafür aber äußerst markant, überhaupt das ganze Spiel ein Käferthema zu geben fand ich schon unglaublich erfrischend, auch wenn ich nicht finde dass man das Setting vollkommen ausgeschöpft hat, besonders die Fähigkeiten die man findet waren bisweilen etwas unoriginell. Dem zu Gute halten muss man es aber jedoch dass die Fähigkeiten nicht allein für die bloße Fortbewegung gestaltet wurden sondern auch für einen gewissen Nutzen im Kampf.


War wirklich ein tolles Spiel, hätte es sich nicht zum Schluss doch nehmen lassen sich an die Completionists anzubiedern, wäre es vielleicht mein bisheriges Game of the Year geworden. So oder so bleibt es eines der stärksten Titel und die Speerspitze an Argumenten wenn man hochqualitative Indie Spiele nennen möchte. Denn dieses Spiel ist nicht nur verdammt gut, sondern kann sich auch Spielzeittechnisch mit vielen Triple A Titeln messen ganz ohne (all zu viel) Spielzeitstreckung.
Bei 15€ und stetigen Nachschub durch kostenlosen Inhalts-DLC bekomme ich das Gefühl dass sich die Entwickler selbst beklauen.