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Doki Doki Literature Club (PC, ~4h):

Manche Ideen waren dennoch gut. Aber sie wären für mich effektiver gewesen, wenn man einfach nicht auf diese Metaebene gezogen worden wäre. Beispielsweise ersticht sich eine von den Mädels selber, und der Hauptcharakter bleibt dann ein ganzes Wochenende geschockt neben ihr sitzen. Das wird dadurch dargestellt, dass man ne ewige Zeit lang gibberish wegklickt (oder auf Skip stellt^^). IMO ein effektiver Moment, welchen man aber auch ganz normal hätte umsetzen können (statt gibberish z.B. eine Wand von "..."?) und der so IMO viel effektiver gewesen wäre. Auch der Monolog am Ende, bei der man von Monika zugebrabbelt wird, aber zwischen den einzelnen Themen immer eine unkomfortable Pause von ~30s ist, hätte man problemlos umsetzen können indem sie den Mainchar z.B. entführt und auf einen Stuhl schnallt. Wäre auch eine viel effektivere Szene geworden.
Bezüglich der Szene mit dem Wochenende: Der Text den Yuri da von sich gibt enthält sogar eine sinnvolle Nachricht. Sie wiederholt nämlich ganze Zeit den Beschreibungstext, den man auf der Steam Store Page von DDLC lesen kann. Wer achtsam ist merkt zudem wie Yuris Körper langsam anfängt zu "verrotten". Ihre Augen werden völlig leer und das rote Blut wird langsam braun. Insofern find ich den gibberish ganz passend, vorallem wenn man bedenkt wie einladend die Steammessage ist im Sinne von "Doki Doki Literature Club bedeutet Spaß und Freude für alle!" aber im Endeffekt hat es nur dazu geführt, dass Sayori sich erhängt und Yuri sich mit dem Messer tötet.

Der Monolog mit Monika (irgendwie auch witzig, dass es ein Monolog ist, weil ja Monika grundsätzlich mit dem Spieler reden möchte :D ) war auch ziemlich cool. Ich find aber, dass dieses Entführen und auf den Stuhl schnallen absolut _nicht_ passen würde, weil Monika im Vergleich zu Yuri (die so etwas bestimmt getan hätte) dem Spieler nichts antun möchte. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass sie als einzige nicht den Protagonisten (also diesen braunhaarigen Typen, den man in der einen Szene mit Sayori kurzzeitig sieht) sondern wirklich den Spieler liebt (was sich dadurch zeigt, dass sie sagt sie weiß, dass er [also der Protagonist] ein Mann ist, aber sie weiß nicht welches Geschlecht der Spieler hat) und sie dem Spieler so etwas eben nicht antun möchte. Nebenbei erwähnt find ich es cool, dass Monika auf verschiedene Sachen reagiert, wie z.B. dass man nicht mehr speichern kann und sie sowas sagt wie "There is no need to save the game anymore, I won't go away." oder, wenn man mit OBS oder so das Gameplay aufnimmt dann bemerkt sie das auch und sagt sie ist beschämt, dass man sie nicht vorher gefragt hat, oder wenn man das Spiel beendet und dann wieder startet kommt man sofort zum Screen mit Monika zurück und sie erklärt, dass es ihr quasi seelische Schmerzen bereitet, wenn man das Spiel beendet, weil sie dann sowas wie einen schlechten Traum hat. Ich find diese... "subtile Gebundenheit" an Monika viel besser, als eine grobe Bindung, wie eben durch das Festschnallen an einen Stuhl.

Ansonsten kann ich verstehen, dass dir das Spiel vielleicht nicht so gefallen hat, aber andererseits muss man fairerweise sagen, dass DDLC wirklich keine Horror-VN sein will, sondern eben ein Metagame und das primäre Problem dabei besteht, dass man als Metagame nicht sofort revealen will, dass man ein Metagame ist, weswegen die falsche Erwartungshaltung natürlich so eine 50/50 Chance ist. Das Metagame zeigt sich auch durch all die Easter Eggs, die es so gibt. Man kann beispielsweise bevor man das Spiel richtig beginnt Monikas Datei aus dem Ordner löschen, was dazu führt, dass sie im Spiel am Anfang gar nicht existiert, was wiederrum bedeutet, dass Sayori sofort Präsidentin des Literature Clubs wird und allem Anschein nach ist immer die Präsidentin diejenige, die self-aware ist. Sayori kann mit dieser Realisation am Anfang nicht umgehen (Reizüberflutung? Schock?) und begeht sofort Selbstmord und das Spiel endet... :D

Oder wenn man den gibberish Text aus Yuris Characterfile kopiert und in Base24 dekodiert bekommt man einen 6 Seiten langen Wordtext über irgendein High School Mädchen, welches über ihre Erfahrungen mit Mord schreibt und reflektiert.


Alles in Allem find ich kann man sich Doki Doki Literature Club! ruhig mal geben, auch wenn man nicht Fan von Visual Novels ist. Es braucht (je nach Geschmack) vielleicht ein bisschen zu lange bis es an Fahrt aufnimmt, aber ist auf jeden Fall ein Erlebnis was man nicht vergessen wird.