@Cipo: Hatte es zwischenzeitlich vergessen, aber jetzt ist mir wieder eingefallen, dass ich dir ja noch antworten wollte.

Dass du bei Schitzler + Catherine nicht viel findest, liegt wohl vermutlich daran, dass die Zielgruppen der beiden Werke wohl eine relativ kleine Schnittmenge haben. Ich weiß auch nicht, wie bekannt die Traumnovelle unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen außerhalb Deutschlands ist. Ich habe sie in der 12. Klasse als Schullektüre gelesen und mochte sie gern, besonders auch von der Aussage und der unidealisierten Darstellung, ohne aber in "Ist doch eh alles scheiße" abzudriften.

Bei Catherine hatte ich nur das "gute Ende" (Katherine). Die anderen kenne ich noch nicht, und da ich's eh nochmal spielen will, mag ich mich auch noch nicht spoilern. Einige Parallelen gibt's zur Traumnovelle aber in der Tat. Die grobe Handlung ist ja recht ähnlich. Okay, Catherine driftet am Ende in übernatürliche Elemente ab, was zwar cool und episch ist, aber der Ausgangshandlung nicht unbedingt zu Gute kommt. Aber Vincent und Fridolin sind schon in einer ähnlichen Situation. Der entscheidende Unterschied ist aber imo, dass Fridolin aktiver nach Aufregung außerhalb seiner Ehe sucht, während Vincent durch unglückliche Umstände und Bindungsangst in eine extrem missliche Situation gelangt, die sich bis zum Ende auch nicht aufklärt. In dieser Hinsicht war die Traumnovelle sehr viel nüchternder und bodenständiger, während Catherine trotz aller intelligenten und sinnvollen Gedanken auch ein Suspense-Drama ist.

Was ich anders empfunden habe als du ist die Darstellung von Vincent. Ich fand ihn nie wirklich unsympathisch. Klar, manchmal war er ein Idiot, aber das wusste er ja stets selbst. Gibt aber imo weit schlimmere indecisive male leads, zumal Vincents Situation, für die er natürlich auch z.T. selbst verantwortlich ist, sich auch sehr ungünstig entwickelt hat, von allen Seiten.

Zitat Zitat von La Cipolla
Warum fand ich das "Good Katherine Ending" nun eigentlich so toll? Hängt wahrscheinlich wieder mit der Traumnovelle zusammen. Das Ganze hatte einfach ein sehr realistisches, lebendiges Gefühl. Das Leben geht weiter, und obwohl es eindeutig ein "happy" Ending war, muss es nicht zwangsweise auch ein idealisiertes "Happy Ending" sein, mit Traumhochzeit und glitzernder Perfektion. Arthur Schnitzler macht das noch einen Tacken besser, weil er den Konflikt des Paares nicht so clear-cut beendet, sondern das aktuelle "Kapitel" abschließt und deutlich macht, dass die Zukunft eben nicht gesichert ist, nur weil man gemeinsam ein großes Hindernis überwunden hat ("Niemals in die Zukunft fragen").
Ja, das fand ich bei Schnitzler auch besser. Catherine ist da schon etwas idealisiert. Aber auch hier gilt wieder: Die Situationen sind unterschiedlich und Vincent und Katherine sind noch viel jünger. Ob ihre Ehe wirklich dauerhaft glücklich verlaufen wird, weiß man ja trotzdem nicht.

Zitat Zitat
Und wenn man dann noch das optische Design des Spiels, die Musik, diese wahnsinnigen Menüs und den Soundtrack betrachtet, wird ein weiterer Vorteil deutlich: Keine Shin-Megami-Tensei-Coolness für die Traumnovelle. Am Ende ist Schnitzler einfach nicht Atlus.
Und dem muss ich natürlich auch zustimmen, weshalb ich Catherine trotz allem als Erlebnis definitiv der Traumnovelle vorziehe.