Silent Hill 4, Xbox, Easy, 7h

Ich hatte das Spiel als sehr schlecht in Erinnerung und bereits vor Ewigkeiten mal durchgespielt. Auch jetzt habe ich eine recht zweigeteilte Meinung davon.

Die Idee mit dem Raum ist richtig genial und auch die Story ist mit dem Abtauchen in den gebrochenen Geist eines Serienkillers echt cool gemacht. Dass es nicht direkt in Silent Hill spielt, finde ich sogar erfrischend. In Teil 4 wurde der Mythos der Stadt aufgegriffen, der sich nun auch auf entlegene Gebiete erstreckt. Silent Hill steht für mich auch eher symbolisch für gebrochene Psyche im Allgemeinen als nur für die Stadt selbst. Gut umgesetzt, besonders da die Story anfangs nicht mal was mit Silent Hill zu tun haben sollte.

Die Charaktere waren jedoch alle sehr schwach. Henry ist langweilig und anteilnahmslos. Die Opfer in der 1. Hälfte waren auch zu blass, sodass mich deren Ableben recht kalt gelassen hatte.

Das Spiel selbst ist in der ersten Hälfte total langweilig. Langweilige Gegner, kaum Atmosphäre und uninspirierte Gebiete. Es war handwerklich 'ok', aber absolut unspannend und in keinster Weise gruselig. Die Gegner waren auch merkwürdig, insbesondere die rülpsenden Krankenschwestern. Absurd. Generell ist bei der Sounddirection in Teil 4 irgendwas schiefgelaufen. Die ganzen kranken Sounds aus den Vorgängern habe ich schmerzlich vermisst und deren Abwesenheit erklärt auch die anfangs schwache Atmosphäre. Die 2. Hälfte ist aber durch diverse Stressfaktoren deutlich interessanter. Über die Eskortmission kann man geteilter Meinung sein (und manchmal hätte ich die Gute am liebsten mit Walters Kettensäge zerstückelt), aber die Geister, das vermehrte Gegneraufkommen, der Stalker und endlich mal MUSIK haben in mir teils schon Panik erzeugt. Der letzte Level ist exzellent gelungen und dann ENDLICH eines Silent Hills würdig. Die erste Hälfte war vergleichsweise viel zu zahm und behäbig. Der Exorzismus und der ganze Kram, der im Appartment passiert ist auch sehr atmosphärisch. Am Anfang noch ein sicherer Ruheort, bricht dort in der 2. Hälfte buchstäblich die Hölle los und man ist wirklich nirgendwo mehr sicher. Die Ketten der Haustür dehnen sich hier symbolisch auf das ganze Spiel aus: ein Alptraum, aus dem man einfach nicht entkommen kann und der sich in seiner Intensität immer mehr steigert. Selbst das letzte bisschen Sicherheit wird einem noch genommen. Tolle Idee und rückblickend auch gut umgesetzt.

Ich finde es schön, wie erfrischend das Spiel ist und dennoch Kerngedanken der Serie umsetzt. Es ist ein sehr problembelastetes Gesamtprodukt, dem man die turbulente Entwicklungsgeschichte deutlich anmerkt. Allerdings zehrt es auch enorm von den tollen Ideen, der Story und dem gelungenem Spannungsbogen. Mit mehr Feinschliff wäre mehr dringewesen und somit bleibt es das schwarze Schaf der Team Silent-Teile, das aber durch die interessante Vision noch spielenswert ist.

6,5/10