Dragon Age: Origins
So viele interessante klassische West-RPGs sind gerade in Arbeit, da habe ich mich dazu hinreißen lassen, den modernsten Vertreter dieses Genres noch einmal anzufangen und auch tatsächlich zu Ende zu spielen. Da mein alter Schurkencharakter irgendwann in Kämpfen einfach nur noch gestorben ist, habe ich dieses Mal einen Magier gemacht. Ich möchte mal meine Eindrücke zusammenfassen.
Die Magier-Klasse - Geschichte: Im Vergleich zum Intro meines Stadtelfen hat mir der Anfang hier viel besser gefallen. Es war schön, den Turm ohne eklige Dämonengrütze zu erkunden, und auch das Level im Fade war sehr ansprechend. Jorwand (so hieß er doch?) wirkte viel interessanter als vorher und seine Flucht war toll und tragisch inszeniert. Später haben die vielen Kommentare auf meinen Magier-Hintergrund auch gefallen, auch dass es im Epilog nochmal eine so wichtige Rolle einnimmt (und meine Handlungen etwas Positives für die Magier bewirkt haben).
Die Magier-Klasse - Gameplay: Die Zauber und die nötige Taktik haben mir sehr gut gefallen, außerdem konnte ich mit meinem Magier eine effiziente Heldengruppe benutzen, ohne meine Lieblingscharaktere zuhause lassen zu müssen (Alistair, Wynne, Leliana und dank Plugin auch meinen Mabari). Was mich aber extrem gestört hat war die mangelnde Vielfalt an Items für meinen Magier. Ich hatte ziemlich schnell sowohl den besten Magierstab als auch die beste Robe, die ich finden konnte, und beide sahen einfach hässlich aus und waren von den Boni relativ generisch. Ich beneidete Alistair da um die Vielfalt bei den Rüstungen und Schwertern. Und Magierhauben sehen ja soooo dämlich aus!
Handlungsverlauf: Wohl mein größter Kritikpunkt am Spiel. Ich hasse, hasse, hasse BioWares typischen Handlungsverlauf von "Einführung, große Katastrophe, lange Durststrecke mit 4 großen Nebenquests, Finale". Und hier haben sie sich damit selbst übertroffen. Jede der 4 großen Nebenquests hat mindestens einen riesigen Haken.
Redcliffe: Alistair empfiehlt, hier anzufangen, also folge ich seinem Rat... und muss leiden ohne Ende. Also da liegt dieser Typ im Sterben, den ich retten muss. Aber zuerst muss ich ein Dorf zum Kampf bereit machen. Dann muss ich gegen Zombies kämpfen. Dann muss ich das Schloss infiltrieren. Dann muss ich DEN GANZEN VERDAMMTEN TURM DER MAGIER ABSCHLIESSEN um den Dämon zu töten. Dann muss ich Bruder Genitivi in Denerim aufsuchen. Dann einen Kult vernichten. Dann einen Drachen besiegen und den Test von Andraste durchstehen. Dann, endlich, darf ich den Arl heilen. Und die ganze Zeit denkt man sich nur "ich wette, wenn ich zurückkomme ist er abgekratzt, er MUSS einfach tot sein, ich war MONATE unterwegs!". Meiner Meinung nach ein ganz schlimmes Pacing. Das baut nicht Spannung auf, das gibt mir nur ein Gefühl von "ich muss pissen aber ich kann erst in 2 Stunden aufs Klo". (Spiegelt sich in der allgemeinen Handlung wieder, da ist ne riesige Schlacht und dann lauf ich über ein Jahr umher, während die Darkspawn langsam das Land überfallen.)
Magierturm: Einfach nur dröge. Ein endloser Dungeon pures Hack'n'Slash, dann eine endlose nervige Sequenz im Fade und schließlich ein beschissener Endkampf.
Dalish-Elfen: Auch richtig nervig, weil mir die Dalish unsympathisch sind und die Story nichts zu bieten hat. Bla. Dafür relativ kurz. Aber zu dem Zeitpunkt dachte ich mir wirklich nur noch "Gott, wann ist es vorbei?! Ich will endlich zurück zur Handlung kommen!"
Orzammar: Okay, das war eigentlich ziemlich cool. Der Bürgerkrieg, die Deep Roads, die Geschichte der Zwergen... alles sehr ansprechend inszeniert und mit wahnsinnig tollen Locations. Hatte außerdem dank der Darkspawn auch ein bisschen mehr mit der eigentlichen Story zu tun. Ich streich den Punkt, dass es hier nen Haken gab, der Teil war voll okay.
Finale: Und plötzlich kommen sie, all die wichtigen Entscheidungen. Aber mir werden keine Optionen geboten, mit den involvierten Charakteren zu verhandeln, ihre Meinungen einzuholen und eine Lösung zu finden, mit der vielleicht nicht jeder zufrieden ist, aber die jeder so hinnehmen kann. Alistair meinte selbst schließlich, dass er wohl die Krone nehmen muss, und dann war er trotzdem sauer, dass ich ihn dazu gezwungen hätte?! Alter. Auch schön, dass man ganz am Ende einen ewig langen Kampf gegen den Erzdämon bestreiten muss, nur um dann im letzten Moment zu entscheiden, wer draufgehen soll. So werde ich garantiert nie ein anderes Ende sehen.
Der Epilog war dafür umwerfend. Ich hatte Tränen in den Augen, als meinem Helden die letzte Ehre erwiesen wurde und als ich die (fast nur positiven) Auswirkungen meiner Handlungen geschildert bekam. Das Ende hat für mich wirklich einiges wieder gut gemacht.
Fazit:
Insgesamt war es mir zu viel Hack'n'Slay, viel zu viele Gegnerhorden, viel zu viel Tod überall... irgendwann verliert man einfach sein Interesse an den Personen, die da auf einen zurennen, ob es nun Darkspawn oder Zwergen oder Stadtwächter sind, wenn sie nen roten Zirkel haben, werden sie halt abgeschlachtet. Mein Charakter war streng genommen ein Massenmörder.
Die Story hat mir gefallen, dümpelte aber den größten Teil des Spiels einfach nur vor sich hin. Meine Heldentruppe bei Laune zu halten hat mir auch sehr missfallen. Ständig Geschenke geben, mit ihren Meinungen einverstanden sein, schmeicheln und Honig um den Mund schmieren... das Spiel hat so schöne Dialoge, aber bei einem derart einseitigen System von "diese Antwort mag der Charakter, bei diesen wirst du bestraft" darf ich die meisten nicht erleben, wenn ich am Ende mehr als 3 Helden haben will.
Werde es garantiert nie wieder spielen.