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Thema: gerade durchgespielt

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  1. #11
    Tombi!/Tomba!



    Vorsicht Rant incoming:

    Wieder so ein Spiel zu dem ich unbedingt meine Gedanken verschriftlichen muss, weil ich es im Nachhinein unheimlich interessant finde wie sich aus anfänglicher Faszination Abscheu entwickeln konnte.

    Tombi (bzw Tomba im japanischen und amerikanischen) ist ein Spiel von Tokuro Fujiwara bekannt als der Schöpfer von Ghouls 'n' Ghosts und indirekt Resident Evil wenn man bedenkt dass "Sweet Home" den Grundstein dafür gelegt hat. WhooPeeCamp ist ein Entwicklerstudio von Fujiwara selbstständig gegründet, nachdem er Capcom den Rücken gekehrt hat. Mehr als Tombi und Tombi 2 hat das Studio vor seiner Insolvenz nicht fertig bringen können. Tombi 1 aber gerade Tombi 2 haben sich wohl miserabel verkauft und gelten deswegen heute als vergessene Spieleperlen für die PS1.

    Ich selbst kenne Tombi nur aus einer Demo von früher aus meiner Kindheit und war damals unheimlich begeistert von der farbenfrohen Grafik und den witzigen Dialogen und überhaupt diese sehr unorthodoxe Spielstruktur. Ich hatte zwar immer vorgehabt mir das irgendwann zu kaufen aber naja, ich habe noch nie in meinem Leben das Spiel in irgendeinem Einzelhandelsgechäft oder einer Videothek gesehen und irgendwann hatte ich es auch schlichtweg vergessen.

    Naja und jetzt kann man es unter horrenden Preisen online kaufen, so wirklich geändert hat sich die Situation nicht, aber dafür gibt es ja das schöne "E" Wort, hauptsache ich kann es endlich mal spielen.

    Zum Spiel selbst:

    Ich glaube ich habe noch nie etwas ähnliches in der Art wie Tombi gespielt, das Spiel mutet an einem typischen 2D Plattformer und fängt auch so an, lässt aber mit anhaltender Spieldauer nach und nach immer mehr den "Etikettenschwindel" herausscheinen. Das Spiel ist nämlich - und ich hätte gelacht hätte man mir das zu Beginn erzählt - zu 90% ein Adventure und lediglich zu 10% wirklich ein Plattformer, all die Plattforming Interaktionen sind nur Mittel zum Zweck um den Spieler durch die Gegend zu scheuchen und kryptische Aufgebenstellungen zu lösen die es en masse gibt, je weiter man im Spiel kommt desto frequenter wird man am voranschreiten gehindert, weil immer irgendein Scheiss gefunden werden, eine nicht klar kommunizierte Interaktion getätigt, oder man für die Lösung des Problems zufällig auf ein anderes Ereignis stoßen muss.

    "Ereignis" ist hierbei das Stichwort, das Spiel brüstet sich mit seinem einzigartigen "Subquest System". Während des Spiels werden Buchstaben eingeblendet, immer wenn das passiert hat man irgendwas wichtiges für eine Quest gefunden, häufig sind die Beschreibungen sehr vage und man muss sich anhand des gezeigten selbst einen Reim draus bilden, das ist in vielen Fällen auch gut umgesetzt und appelliert an die Eigeninitiative und Kreativität des Spielers. So als einfaches Beispiel kann man sehr früh am Anfang ganz zufällig einen Frosch im Grass finden der sich dem Charakter an dem Rücken krallt: ein Schriftzug plopt auf "Bring mich nach Hause!" und zack schon hat man, ohne es zu wissen eine weitere Subquest. Die Lösung besteht dann darin zu einem bestimmten Teich zu laufen. Die Erfahrungpunkte bekommt man übrigens immer für das finden UND abschließen der Quests so dass schon das Finden dieser allesamt nicht indizierten Quests eine Belohnung an sich darstellt. Über 130 dieser Subquests gibt es im Spiel und viele davon bauen teilweise aufeinander auf, aber leider nicht immer so dass es Sinn machen würde: so gibt es Aufgaben die man erst erhält wenn man irgendeine andere erfüllt hat, die absolut nichts mit der Vorherigen zu tun hat oder bestimmte Questgegenstände lassen sich erst finden wenn man andere Aufgaben gelöst hat, vollkommen wirllkürlich. Was ich am Anfang noch charmant fand macht das Spiel irgendwann so exsessiv, sogar im Rahmen seiner Hauptquest, dass man irgendwann den Verdacht schöpft dass Spiel viel kürzer ist, als es einem weiß machen möchte.


    Das BIld habe ich jetzt nur angehangen damit man sich ungefähr vorstellen kann wie das Spiel aussieht

    Einer der Aussagen die ich zum Spiel häufiger gelesen habe ist dass es ein umfangreiches Open World Spiel sein soll. Beides halte ich für stark überspitzt, man hat zwar viele kleine Aufgaben drumrum, aber der Pfad durch die Spielwelt ist gegängelt und führt durch Flaschenhalse, durch die man nicht durchkommt wenn man bestimmte Aufgaben nicht zwingend löst und das ist mir im Rahmen meines Playthroughs mehrmals passiert, irgendwann war ich an dem Punkt wo ich ungehemmt in Guides reingeschnuppert habe wenn sich auch nur Anzeichen für "Bullshit" angedeutet haben.
    Die Aufgabenstellung des Spiels an sich ist nämlich schon unnötig kompliziert.

    7 böse Schweine Zauberer geordnet nach Farben haben das Land verwüstet man muss das Versteck von jedem ausfindig machen und sie in einen Sack stopfen. Diese Säcke sind alle speziell nach deren Farben sortiert und müssen erst gefunden werden, hat man den Sack mit der entsprechenden Farbe nicht, kann man nicht gegen das Schwein kämpfen, bzw man kann nicht mal den Eingang zum Schwein finden.
    Die Eingänge selbst sind nämlich so unzermoniell wie es nur möglich ist. Es sind Dimensionstore die die random in der Spielwelt rumschweben. Das war auch direkt die erste Stelle wo ich einen Guide zwingend konsultieren musste.
    Das erste Schwein was ich bekämpfen musste (ja musste, nix da Open-World!) befindet sich in einer "Villa" (es sieht nicht mal im entferntesten wie eine Villa aus) diese hat gefühlt 10 tausend Türen die in einzelne schwach texturierte Räume führen. In diesen Räumen muss man mehere Sachen erledigen um sozusagen in der Geschichte voranzuschreiten.
    Hat man das getan ist aber immer noch keine Spur vom grünen Schwein. Stattdessen muss man erst die Tasche an dem Ort finden wo man später nicht weiter kommt, hat man nciht das Grüne Schwein besiegt, das geht erst nachdem man diese meheren Aufgaben in der "Villa" erledigt hat. Danach muss man zurück in die Villa und darf alle Türen erneut durchkämen, wohlgemerkt da es mein erstes Schwein war, wusste ich nichts von random Dimensionstoren -> das wird einem im Spiel nie gesagt! Ich habe daher nach irgendwas gesucht, was ich vielleicht übersehen hätte. Da hilft es auch nicht dass in dieser Umgebung noch zig Türen und Räume waren die man nicht betreten konnte, die sich aus irgendeinem Grund im Stillstand befinden. Wäre ja kein Problem, ich wäre ja schon beim systematischen Abklappern der Räume, die übrigens alle mit immensen Ladezeiten verbunden sind, auf die Tür gestoßen nicht? NEIN! Denn diese EINE Tür, wohlgemerkt die ERSTE Tür eines Schweinezauberers ist auf die man stoßen kann, hat man so BESCHISSEN wie es nur möglich platziert. Nämlich hinter einer Tür, die sich nur öffnen lässt wenn man in dem zuvor betretenen Pilzwald backtracked, einen Lachpilz krallt und die grinsende Tür anlacht. Natürlich ist es ein Raum den der Spieler beim ersten betreten der Villa früher oder später besucht. Und was befindet sich hinter der Tür wenn man den Sack noch nicht hat? Etwa bedeutungsschwangere Leere? Nein haufenweise Bonus-Items die einem sagen "juchu du hast dieses optionale Versteck gefunden, hier deine Belohnung" da es super nervig ist diese Tür zu betreten weil man dafür jedes Mal wieder backtracken durch drölfzig beschissene Ladebildschirme werde ich doch tunlichst die Finger von der Tür lassen, wenn ich doch sowieo nach was zeremoniellen suche, wie in jedem anderen Spiel auch.


    Das ist ganz eindeutig eine Villa, ja!

    Das war der Anfang vom Ende meiner "Freundschaft" mit diesem Spiel, denn ab dort sollte es nur noch weiter bergab gehen. Wann immer man das Gefühl bekam "so jetzt kann es endlich weiter gehen" wird man ein paar Meter weiter doch wieder unterbrochen, weil wieder irgendeine triviale Aufgabe erfordert dass man backtracked damit man eine arbiträre Subquest löst, mit etwas Glück ist sie "nur" trivial mit etwas Pech ist sie trivial und kryptisch, also vermutlich trivial gedacht, aber schlecht kommuniziert. Die paar Plattforming Abschnitte die das Spiel bietet über die rennt man ungelogen 20-30 Mal durch das Spiel, man bekommt irgendwann eine Schnellreise im Verlauf einer Subquestreihe (glücklicherweise schnell genug) und ab da besteht der Hauptteil des Spiels darin Ladebildschirme anzustarren. Tombi selbst bietet keine richtige Story, keine namhaften Charaktere es ist einfach nur eine Aneinanderreihung aus Fetchquest wo in dem besten Fällen die "Rätsel" schon mal Kreativgeist erfordern weil man die "Key Items" aus einem Menü auswählen muss (die zu allen anderen Gegenständen zusammen gesteckt werden was die Navigation mit fortschreitendem Spielverlauf als schwierig gestaltet. Aber immerhin sind die Arten von Gegenständen farblich getrennt, was wenigstens etwas hilft)
    Die wenigen Plattforming Segmente sind uninspiriert gestaltet, wann immer das Spiel das Potenzial für "Gameplay" andeutet überspringt es das einfach. So soll man ein Uhrwerk wieder zum laufen bringen und läuft gen riesiges mechanisches Schloss, statt hier jetzt ein Plattforming Dungeon zu bieten, sind es einfach nur 3 Räume, in 2en davon befindet sich Nichts, die Dritte ist 'wie es der Zufall so will' NATÜRLICH verschlossen und NATÜRLICH muss man wieder 3 Ladebildschirme zurück laufen um nen Typen anzusprechen, der meint man bräuchte ne Bombe für die Tür, die Bombe findet man als Kokosnus getarnt auf dem höchsten Baum des Dschungels (Seht ihr, Willkür!), also rennt man 2 Bildschirme weiter zurück in den Dschungel, springt direkt auf dem nahesten Baum, klettert hoch, holt die Bombe, sprengt die Tür auf und feddich, das "große" Problem wurde gelöst.
    Dieses Muster zeichnet sich wirklich überall ab, das Plattforming sind nur die Zwischenwege bei denen viel zu schnell spawnende Gegner einfach nur den Fortschritt verlangsamen bzw beim Suchen und Backtracken nerven.

    Ich meine um auch mal was positives zu nennen der Humor ist ja ganz lustig und die Animationen putzig, es hat schon einige Ideen und das Coregameplay aus Springen und Greifen und Wegschleudern großer Sprites ist in seinen Grundzügen befriedigend. Trotz etwas ungenauer Kollisionsabfrage gerade bei Stangen zum herumschwingen. So schaltet man auch einen Grappling Hook frei mit dem man wirklich viele Sachen gut abkürzen kann, wenn man weiß wie man ihn nutzt. Das heißt also die Steuerung selbst eignet sich sehr wohl für einen Plattformer und gerade zu Beginn, wenn man so einen dieser viel zu kurzen Wege abläuft hat man seinen Spaß damit, nur um ne Minute später wieder ausgebremst zu werden.
    Die Umgebungen verändern sich nach Besiegen eines Schweins, was ja auch schön ist mal zu sehen dass man die Welt mit jedem besiegten Feind ein Stückchen schöner macht, leider nur visuell, die Figuren verhalten sich genau so wie zuvor und so sind diese Änderungen auch nur Makulatur und nur ein Grund den Spielfortschritt hinter Bossen zu gängeln, irgendnen Grund musste man doch finden den Spieler einzuschränken, obwohl das hier gar nicht nötig war.

    Das Boss-Gameplay passt da auch gut ins Spiel, das ist so ähnlich wie "Titan Souls" um mal nen hanebüchenen Vergleich zu bringen. Die Tasche in die man die Schweine stopfen soll, schweben frei in der Umgebung mit einem festgelegten Muster rum. Die Schweine selbst zaubern irgendwelche Angriffe und teleportieren sich herum. Die Aufgabe ist es die Schweine an der richtigen Position zu packen und in die sich ständig bewegende Schweinetasche zu befördern, ein gezielter Wurf reicht aus um die Bosse zu schlagen. Demnach kann die Kampflänge zwischen 5 Sekunden - 10 Minuten variieren, zumindest könnte ich mir das so vorstellen, aber letztendlich liefen die Kämpfe bei mir immer recht souverän vonstatten. Etwas antiklimatisch aber immerhin eine originelle Idee OK. Nun ist aber gerade der Endboss genau so wie all die anderen Schweine, nein er ist sogar der Einfachste von allen, den steckt man sozusagen "locker in die Tasche" höhö! Und danach... ist es einfach vorbei und am Ende habe ich mich eigentlich gefragt wofür ich das hier mache, egal was man in dem Spiel tut der Payoff kommt nie zu tragen, statt mehr Gameplay gibt es nur mehr Fetchquests.
    Nachdem man die 7 bösen Schweinezauberer besiegt hat und vor dem Eingang zum Finale steht, kann man nicht sofort loslegen, sondern das Spiel zwingt einem noch mal quer durch die Welt zu schnellreisen um 7 "Freunde" ausfindig zu machen. Das mir nicht mal EINE Person eingefallen ist, die irgendwie namhaft eine Revelanz hatte, außer der 100 jährige, der 1000 jährige der 10.0000 jährige und der 1 Million alte Mann, die nur Plot-Devices sind, zeigt wie viel Mühe man sich mit einer anständigen Charakterisierung gegeben hat und dabei lege ich normalerweise nicht so viel Wert darauf. Naja diese 7 "Freunde" sind dann einfach irgendwelche random NPC's die jetzt plötzlich überall in der Welt gespawned sind und die man nicht kennt oder... vielleicht; sie haben halt alle austauschbare Sprites. Bis zu dem Punkt klappert man übrigens gezwungenermaßen schon zum 4. MAL die "Villa" mit den 102ß9ß349ß3q9ßi2ß TÜREN ab! Jede von ihnen mit 2 Ladezeiten FALLS ICH ES NOCH NICHT ERWÄHNT HABE! Ach was laber ich eigentlich habe ich die Villa bestimmt 10x abgeklappert ich habe schon das Zählen verlernt, viele unwichtige triviale Aufgaben im Spiel erfordern es jedes Mal zu diesen scheiss Ort zurückzukehren.

    ...

    Bei meinem Glück war es auch immer wieder genau die letzte Tür wo ich die jeweilige Person gefunden habe von der ich nicht mal sicher war dass sie existiert. Ach und habe ich 7 Personen gesagt. Ach pardon es sind nur 6 Personen die 7. Person ist der fliegende Hund mit dem man schnellreist, dass dieser eine Rolle spielt erfährt man erst wenn man 6 Personen gefunden hat und dann verzweifelt zurück zu der Bosstür geht. (zugegeben der 1 Million alte Mann sagt sowas wie "komm zu mir auch zurück wenn du sie nicht alle gefunden hast", was so viel heißt wie: "komm zu mir zurück wenn du 6 Leute gefunden hast". Stelle mir nur grad vor was mit den Leuten ist die diese Sidequest zufälligerweise nicht abgeschlossen haben, wie auch immer das ohne Schnellreise zu ertragen ist.)

    Bei Gamefaq steht dass das Spiel angeblich 22 Stunden geht, ich hatte am Ende ungefähr 9 auf dem Tacho, vermutlich wurden die ganzen Ladezeiten dabei rausgestrichen, sicherlich waren es 13 Stunden Ladezeiten, so passt es dann wieder. Es hat sich auf jeden Fall mindestens wie 22 Stunden angefühlt, gefühlt aber wie ein 222 Stunden Spiel.

    Plötzlich finde ich es überhaupt nicht mehr schade dass ich das Spiel nie als Kind besessen habe, denn mal ehrlich, nach der Demo wäre ich vermutlich instant stecken geblieben, denn meiner Erinnerung nach hat sie genau da aufgehört wo noch ein Großteil des Plattforming stattfand , strategisch gut platziert. Ich wäre als Kind eh nur blöd rum gelaufen und hätte gar nicht mehr gewusst was Sache ich und wäre ich weiter gekommen, hätte ich mich gefragt wo jetzt all die "Sprungaction" bleibt, naja gut so ein bisschen gefallen hätte es mir wahrscheinlich trotzdem, weils halt schön bunt war.

    Tombi 2 werde ich aber in nächster Zukunft auf jeden Fall nicht anrühren, obwohl mich schon interessiert ob es die Schwächen ausgleicht oder komplett im Wahn der Fetchquests geradeheraus Richtung Insolvenz abdriftet (ok das war gemein. xd)

    Geändert von Klunky (27.09.2020 um 17:31 Uhr)

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