The Alters



Wenn "This War of Mine" und die Filme "Mickey 17" sowie "Der Marsianer - Rettet Mark Watney" kombiniert würden, käme wohl The Alters dabei heraus. Besonders die Nähe zu This War of Mine ist spürbar - kein Wunder, stammt es doch vom gleichen Studio. Man schlüpft in die Rolle des Astronauten Jan Dolski, der auf einem fremden Planeten gestrandet ist und ums Überleben kämpft. Um seine Chancen zu erhöhen, erschafft er Klone von sich selbst - die sogenannten „Alters“. Diese Alters sind keine bloßen Kopien, sondern eigenständige Persönlichkeiten mit eigener (imaginären) Vergangenheit, eigenen Motiven und Konflikten. Genau darin liegt die große Stärke des Spiels: Die Dialoge sind hervorragend geschrieben, es gibt Streit, aber auch Humor, und man wird immer wieder mit moralischen und philosophischen Fragen konfrontiert. Wie weit darf man gehen, um zu überleben? Was ist noch vertretbar - und was nicht? Entscheidungen haben Konsequenzen, und gerade dieser Aspekt macht das Spiel so besonders. Ein besonderes Lob verdient hierbei der Synchronsprecher Alex Jordan, der allen Alters einen eigenen, unverkennbaren Sprechstil verleiht.
Gleichzeitig bleibt es ein Survival-Mix: Ressourcen sammeln, Gebäude errichten und die Gruppe versorgen - dabei stets ein Auge auf Vorräte, Zeit und das Wohl der Alters. Dieses erreicht man nicht nur über Nahrung und Unterkunft, sondern auch durch Gespräche, gemeinsame Aktivitäten oder kleine Gesten, die Vertrauen schaffen. Vernachlässigt man ihre Bedürfnisse, entstehen schnell Konflikte, die das gesamte Projekt gefährden können. Der Zeitdruck ist dabei spürbar, wenn auch nicht übertrieben - dürfte aber manche Spielern trotzdem eher abschrecken. Audiovisuell überzeugt das Spiel ebenfalls. Der Sci-Fi-Stil ist echt schön, die Welt atmosphärisch und die Musik verstärkt die Wirkung vieler Szenen. Besonders im Kopf geblieben ist mir dabei die Gitarren-Szene, die einen emotionalen Moment schafft.

Unterm Strich ist The Alters ein spannendes Erlebnis zwischen Survival und Erzählspiel, das nicht nur spielerisch fordert, sondern vor allem moralisch. Wer tiefgründige Geschichten und Entscheidungen mag, bekommt hier ein intensives, ungewöhnliches Abenteuer geboten. Es ist kein klassisches Action-Spiel, sondern eines, das zum Nachdenken bringt - und genau solche Titel gibt es heutzutage nur noch selten.