Zitat Zitat von poetBLUE Beitrag anzeigen
Ich finde es einfach auch so geil, dass sich Leute häufig über das Hauptfeature von Videospielen aufregen, um einer scheinheiligen Integrität irgendeiner willkürlichen Zeitepoche gegenüber Willen: um halt eben unübliche Geschichten zu zeigen. Selbst wenn wir so weit gehen und annehmen, dass im 17. Jahrhundert starke Frauen, unterwürfige Männerfiguren (was ich als extreme Übertreibung empfinde, aber naja, man nimmt die Sachen, die man nicht mag halt eben immer extremer & stärker präsent war) und lesbische Paare deutlich versteckter waren, dann sind doch gerade Videospiele, Bücher und Filme doch die Medien, um diese Geschichten zu sehen. Ich persönlich fände es extrem langweilig, immer denselben Alltagskram zu sehen, für sowas würde ich eher Dokumentationen anschauen oder eben historische Spiele raus suchen, in denen man auch gewisse Geschichten nachspielen kann, wie beispielsweise Crusader Kings 3. Es kommt auch in 90% der heutigen Bevölkerung nicht vor, dass ein Mann im Zeugenschutzprogramm ist und sich aus Langeweile und der Antipathie, die er seiner Familie gegenüber hat, in organisierte Kriminalität stürzt und das zusammen mit seinem hillbilly Freund aus vergangenen Tagen, welcher aufgrund seines vorgetäuschten Todes psychisch labil ist. Trotzdem ist es cool, dass es diese Geschichten gibt und ich glaube, wenn wir in modernen Spielen so kritisch drauf achten würden, dass jede Einzelheit genau so sein muss wie in unserem Alltag, weil es sonst nicht authentisch wäre, dann hätten wir unglaublich langweilige Spiele. Gerade das Erleben außergewöhnlicher Geschichten abseits der (gesellschaftlich willkürlich gewählten) Norm ist eine stärke des Mediums und ich verstehe echt nicht, wieso man sich darüber aufregen will. Wenn ich irgendwo starke Frauen und lesbische Liebesgeschichten mit nativer amerikanischer Mythologie erleben kann, dann in einem Videospiel!

Und am Ende kann man immernoch sagen: Das Spiel sagt nie, dass es 1:1 den historischen Kontext der Epoche widergibt. Diesen Anspruch hat es nicht. Die mythischen Kreaturen gibt es wahrscheinlich auch nicht, also können wir davon ausgehen, dass es sich um eine alternative Welt zu unserer handelt, in welcher es gewisse Ähnlichkeiten gibt.
Da stimme ich Dir zu. In einem Fantasy-Spiel - und das ist das Game ja scheinbar - ist auch eine alternative Darstellung geschlechterspezifischer Rollen m.E. kein Problem, ebenso wie wenn ein alternatives 1st World War Szenario im Steampunk skizziert wird. Entleiht sich ja auch Elemente der realen Geschichte und mixt diese mit Fiktion. Die einseitig dümmliche Darstellung von Männern finde ich dennoch genauso schwach wie z.B. Überbevorzugung von Frauen im Beruf, nur um irgendwelche Quoten oder Trends zu bedienen - das hat mit Gleichstellung einfach nichts zu tun sondern ist gezielte Ungerechtigkeit.

Und auch hier nochmal, die künstlerische Freiheit, die ich auch gerne als Argument für keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad anbringe, muss man hier auch gelten lassen. Sollte man dann aber auf der anderen Seite auch andersrum argumentieren, wenn Entwickler ein realistisches Mittelalter RPG schaffen wollen (wie z.B. Kingdom Come) und dort tauchen keine schwarzen Personen auf. Am Ende des Tages können Künstler ihre Kreationen so gestalten, wie sie wollen. Das muss nicht jedem gefallen, es muss nicht überall Zuspruch für jedes Videospiel geben und wenn Person a) sagt, aus Gründen xyz möchte sie ein Spiel nicht spielen oder mögen, dann beeinlusst das ja mich in meiner Wahrnehmung und meiner Entscheidung nicht, wie ich das Produkt wahrnehme.