Zitat Zitat von Seiken Beitrag anzeigen
Ich suche mir die unzüchtigsten Stellen aus "Das Bildnis des Dorian Gray" heraus, lese sie laut im Raum vor und warte auf die Reaktionen der anderen. Dann versuch ich doch auch gleich mal, den kupfernen Schlüssel an der Schublade zu benutzen.
Du beginnst im Dorian Gray zu lesen, doch ob der homoerotisch anmutenden Passagen in denen der Jüngling verehrt wird errötest du und legst das Buch wieder beiseite. Du öffnest die Schublade mit dem Schlüssel - er passt tatsächlich - und findest zwei Bücher. Das eine ist eine Art Notizbuch. Es stellt mehrere Zahlen gegeneinander. Erträge und Aufwendungen, einer gewissen "Forsythe Stiftung", der es im Moment überaus gut zu gehen scheint. Über einhunderttausend Pfund Sterling hält sie im Moment auf der Bank of London.
Das andere Buch hat den Einband einer Bibel, doch als du es öffnest merkst du, dass es sich um ein Tagebuch handelt.
Du liest einige der Einträge.

08.10.1901
Ich habe großes vor.
Ich muss mir ein gutes Fundament beschaffen, doch dann werde ich großes schaffen. Die erste britische Schule in Indien. Damit sollte es möglich sein, dass die armen Kinder, vermeintlich Waisen durch den Krieg, der englischen Sprache mächtig werden und vollwertige Mitglieder der Gesellschaft des Empire werden.
Ich habe großes vor.

11.10.1901
Ich werde wieder eine Dinnerparty mit Industriellen veranstalten. Dort werde ich um großzügige Spenden für meine Vorhaben bitten. Darunter sind viele Ladies und Gentlemen mit einem Herz, das ebenso groß ist wie ihr Geldbeutel. Die Party soll aber auch von der Unterhaltung, der Konversation und unser aller innerer Wärme her ein Erfolg werden.

19.10.1901
Aus der Zeitung musste ich es erfahren. Mein Sohn hat sein Unternehmen für Schmiedewaren derart heruntergewirtschaftet, dass die Gläubiger bereits wie gesittete Briten Schlange stehen. Es ist zum Mäuse melken, dabei habe ich ihn so oft finanziell unterstützt. Ich weiß nicht wie das weitergehen soll. Er hat ein reines Herz und ist ein guter Junge, doch wer mit Geld nicht umgehen kann kann kaum meine Stiftung leiten. Ich denke, ich werde die Geschäfte in die Hände von Miles William übergeben. Er ist seit dreißig Jahren mein treuer Butler und immer hat er sich als akurater und pflichtbewusster Mensch erwiesen.
Ich werde nächsten Samstag mit Mortimer darüber sprechen.


am Ende der letzten Zeile wurde offenbar sehr eilig etwas notiert.
Ich habe den Geschmack leider nicht direkt erkannt. Das ist nun mein Verhängnis. Ich hätte es sofort merken müssen. Ich muss schnell verkünden, was noch nicht verkündet wurde, bevor es mit mir zu Ende geht...

Offenbar war er derart englisch, dass er seine kostbare letzte Lebenszeit dazu verwendet hat in sein Tagebuch zu schreiben. Ein echter Gentelman.

Hinweis: Sir Forsythe wollte seine Stiftung nicht an seinen Sohn, sondern stattdessen an seinen Butler vererben