Wenn man mich fragen würde, ob ich ein Optimist bin würde ich wohl wahrheitsgemäß antworten "Kommt ganz drauf an.". Tendenziell würde ich sagen, dass ich zu einer ziemlich optimistischen Lebensweise neige, was rein faktisch betrachtet auch stimmt. Ich rege mich nur selten über Kleinigkeiten auf, weiß dass es Dinge gibt, die außerhalb meiner Macht stehen, weswegen ich mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren muss, welches ich unbedingt nutzen sollte und dass ich viele Möglichkeiten für meine Zukunft habe. Ob eine Sache gut oder schlecht ist, liegt letztenendes allein in der Wertung die wir ihr zukommen lassen.
Klingt soweit ganz gut, was? Das Problem an der Sache ist nur, dass diese Einstellung nicht zwangsweise optimistisch sein muss. Das letzte Jahr hat mir mehr als einmal gezeigt, dass eine derartige Lebenseinstellung bei mir auch schnell in ein negatives Extrem umschwenken kann und ich selbst nur wenig Einfluss darauf habe. Dann wird das, was mich in stabilen Phasen mit Zuversicht der Zukunft entgegen blicken lässt auf einmal zu einem sehr zweischneidigen Schwert. Wenn mir sonst die kleinen Misserfolge im Leben nicht besonders zusetzen, so sind mir in einer derartigen Episode auch die größten Erfolge egal. Dann entwickelt sich aus einer gesunden Gleichgültigkeit, die einen sonst vor Selbstvorwürfen und Zukunftsängsten schützend abschirmt mit einem Male eine Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenem Leben. Und die Gewissheit, dass auf Regen auch wieder Sonne folgt, macht es dann auch nicht besser, denn man weiß, dass auf diese Sonne auch wieder Regen folgen wird. Diagnose Wunschlos unglücklich.
Mittlerweile hat sich das Ganze wieder stabilisiert und dazu geführt, dass ich nach mittlerweile mehreren derartigen Episoden für mich persönlich einen Schlussstrich gezogen habe und zwar insofern, als dass ich der Meinung bin, dass die bewusste Einstellung gegenüber dem Leben zwar der mit wichtigste Faktor für eine gesunde Seele ist, jedoch nicht immer der entscheidende. Es gibt immer wieder Phasen im Leben eines Menschen wo Zuversicht in die Zukunft zu blankem Hohn verkommt und bei mir habe ich mittlerweile die Gewissheit, dass diese Phasen immer wiederkommen werden und ich mich durch Optimismus allein davor nicht schützen kann. Wenn ich dann jedoch aus diesem Loch wieder draußen bin, ist mir mein Optimismus wiederum umso wichtiger, damit ich diese Zeit genießen und vor allem auch nutzen kann, so lange sie mir noch bleibt.
Wie gesagt, ich sehe der Welt gelassen entgegen. Ich weiß dass diese Welt nicht unbedingt die schönste ist, aber meiner eigenen kleinen Welt tief in mir kann das herzlich egal sein.![]()