Zitat Zitat von Freierfall Beitrag anzeigen
Ich will in einem PnP absolute Handlungsfreiheit haben, und ich will das meine Aktionen in ihrem Ergebnis berechenbar sind (also wie im echten Leben auch.) - und dafür braucht man eine Regelbasis.
Kleiner Nitpick: Ich weiß nicht, wie's bei dir aussieht, aber in der Welt, wie ich sie kenne, sind nur ganz, ganz wenige Handlungen vorher in ihrer Erfolgswahrscheinlichkeit präzise berechenbar. Man kann grob abschätzen, aber in keiner nicht-künstlichen Umgebung kann man sagen: "Ich habe jetzt eine 82%ige Wahrscheinlichkeit, diesen Sprung zu schaffen."
Anhand der eigenen Leistung kann man nur unter Laborbedingungen abschätzen, was für Erfolgschancen man hat, also dürfte der SL einem nie genau sagen, was man jetzt erwürfeln muß, um die Probe zu schaffen. Blöderweise wirkt das dann vollkommen willkürlich.

Wenn man im Rollenspiel auf Realismus Wert legt, darf man sich also gerade nicht immer an die Regeln halten – denn es können immer unvorhergesehene Ding passieren, die alles über den Haufen werfen, was man sich vor der Aktion zusammengeschätzt hat.

Allerdings gibt es gegen diese Argumentation einen guten Konter: Wenn man völlig realistisch spielen würde, würde das Spiel kaum Spaß machen. Vereinfachungen und unrealistische Stellen im System sind oft dazu da, die kalte Grausamkeit der Realität abzufangen. Nimand stirbt gern an Wundbrand, weil er von einem Goblin für 3 HP getroffen wurde und kein Heiler in der Party ist.


Zum eientlichen Thema: Kommt drauf an. Man kann wunderbar eine Runde spielen, in der Regeln gar nicht nötig sind; man kann aber genau so gut eine haben, wo ¼ der Spielzeit auf das Nachschlagen von Regeln entfällt. Beides kann Spaß machen, abhängig von den involvierten Spielern. Wenn man mit Godmodern spielt, die ihre eigene Interpretation der Regeln über das Regelwerk stellen, kann der Spielleiter das Regelwerk als letzte Instanz führen und solchen Unsin unterbinden. Mit erfahrenen, brauchbaren Spielern (und einem ebensolchen SL) kann man oft mittendrin entscheiden, ob und welche Regeln man gerade braucht.

Allgemein tendiere ich zu "so viele wie nötig (oder lustig), so wenige wie möglich". Zu viele Regeln führen zu einer Papierwüste, wo man stundenlang nachschlagen muß, wie genau etwas formuliert war; andererseits bieten oft gerade optionale Regeln oder Addons viel interessantere Möglichkeiten (beispielsweise finde ich Shadowrun 3 mit Mensch und Maschine, Arsenal 2060 und dem Kompendium erst richtig lustig).