Ich selbst studiere ja Geschichte, und ich habe schon seit meiner Kindheit ein gewaltiges Interesse an der Materie. Insofern muss ich zugeben, dass mir die Serie gefiel. Natürlich konnten nur bestimmte Aspekte einer Epoche bzw. einer Persönlichkeit beleuchtet werden, aber anders geht es nunmal bei einem 45-minütigen Format einfach nicht. Man hätte z.B. mehr über Bismarcks Außenpolitik erwähnen können, aber in jeder Folge lag der Fokus primär eben auf den Einfluss der jewiligen Persönlichkeiten auf die deutsche Geschichte.

Die genannten Daten und Fakten waren in der Serie größtenteils auch korrekt, und wenn etwas historisch fragwürdig bzw. nicht 100%ig belegbar war, wurde dies auch meines Erachtens erwähnt (z.B. die Frage, ob Heinrich IV. wirklich 3 Tage vor Canossa im Büßergewand verbrachte).

Die meisten Ereignisse, die in dieser Serie besprochen wurde, kenne ich persönlich schon seit Jahren in-und auswendig aufgrund meines großen Interesses, aber für mich war das Faszinierende bei der Serie die Interpretation dieser Ereignisse, deren Visualisierung. So kann Geschichte ein wenig lebendig werden, und bestimmte Aspekte können mal auf eine interessante Art und Weise dargestellt werden - und ich bin mir sicher, dass es jedem klar war, dass die Serie nicht den Anspruch hatte, jedes Ereignis so darzustellen, wie es wirklich war (oder so ähnlich). Zumindest hoffe ich mal, dass der Durchschnittszuschauer der ARD dies nicht als absolute Wahrheit auffasst.

Ich verstehe persönlich auch nicht, was an einer kleinen, aber gesunden Portion Nationalstolz schlimm sein soll. Man kann nicht für immer nur die Jahre 1933 - 1945 betrachten und den Rest der Geschichte ausblenden, egal, wie grauenvoll die Verbrechen der Nationalsozialisten auch waren. Die deutsche Geschichte ist nunmal viel facettenreicher, und es gibt durchaus Ereignisse und Persönlichkeiten, durch die man sich seiner Nationalität nicht schämen muss.
In Frankreich zum Beispiel wird Napoleon I. von vielen immer noch kultisch als einer der größten, wenn nicht DER größte, Franzosen verehrt - was ich ja auch in Ordnung finde und nicht kritisiere. Warum wäre es dann zum Beispiel in Deutschland verwerflich, zum Beispiel einen Otto von Bismarck als brillianten Politiker zu verehren, trotz seiner Fehler? Warum dürfen andere Nationen auf ihre Geschichte stolz sein, aber wir nicht? Zumal wir uns diesen "Verbot" meist selbst auferlegen, weil wir mit Beginn der Schule mit dem Thema Nationalsozialismus förmlich erschlagen werden und irgendwann der Eindruck entsteht, deutsche Geschichte besteht aus nicht mehr als dieser Zeit, und deswegen ist unsere Geschichte automatisch schlecht. Das ist zu billig und einfach.
Die Amerikaner haben sich in ihrer Vergangenheit auch unausprechlicher Verbrechen schuldig gemacht, wie der Diskriminierung der Schwarzen oder natürlich der regelrechten Ausrottung der Indianer (man muss es fast so nennen), und dennoch dürfen die Amerikaner stolz auf ihr Land und ihre Geschichte sein - weil es eben nicht nur schlechte Seiten gibt.

So sehe ich das auch bei uns, und außerdem muss ein gewisser Nationalstolz nicht zwingendermaßen in übertriebenem Nationalismus enden. Vielleicht hätte es sogar positive Effekte, wer weiß...wenn schon Deutschland in der Gegenwart nicht wirklich positiv zu sehen ist (ich sag nur sinkendes Bildungsniveau in bedenkliche Tiefen, Faulheit und Perspektivlosigkeit der deutschen Jugend, Zudröhnung mit verblödendem Müll im privaten UND öffentlich-rechtlichen Fernsehen mit oberflächlicher Scheiße wie Germany's Next Top Model und allerlei anderem Scheißdreck, die suggerieren, dass nur Aussehen zählt, der Verstand aber nichts...).
Viel schlimmer kann unsere deutsche (ich sage bewusst "deutsche", weil Zuwanderer in den meisten Fällen in Sachen Fleiss den Deutschen überlegen sind und eigentlich vorbild sein könnten/müssten) Jugend auch nicht mehr werden, also was hätten wir schon zu verlieren?