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Drachentöter
wir besuchen ernst und frieda
wir kreiden nicht mehr streifen auf dem sportplatz.
wir kreiden an und verschlingen unsere dürftigkeit mit schlingen aus menschlicher wärme, die unsere bedürftigkeit bloß streifen.
dann fahren wir mit der bloßen hand über die tabula rasa, als ob die rasen unserer vorgärten, über die unsere mäher fahren, nicht schon genug tabus kennen könnten.
können wir uns kennen wollen.
können wir schreien.
wir stimmen darüber überein, dass uns die stimme fehlt, um die stille der vorgärten zu durchbrechen, deren halme nur noch als stummel die nasse erde vor den sprenklern schützen.
aus schutz erwächst ernst.
und ernst ist die gewissheit und die nehmen wir immer, ernst schweigen nennt man das. so gewissenhaft schweigt ernst in unserem vorgarten.
am ende leiden wir an der krankheit selbst. zweifel bleiben verborgen, also borge ich mir deine zweifel, um morgen dem kranksein verloren gegenüber zu stehen, mein gegenüber geht so fort, plötzlicher fortschritt ist ja immer gut, sagt ernst.
er hat es wohl sagen hören. hören wir also auf ernst. zu sagen was wir denken, denn es entsteht ja doch nur stille und stillstand ist ja immer schlecht, sagt ernst jedermann.
jedermann hat es wohl noch jemanden sagen hören. hören wir also auf jedermann. zu glauben.
glauben an was. an was glauben wir schon, wenn wir aus glauben nur klauben, was des klaubens wert erscheint. wenn glauben es wert ist geglaubt zu werden, wer ist dann glaubens genug erscheinenden werten stimmens zu entsagen.
wir stimmten darüber ein, dass uns die stimme fehlte, doch hörten wir jemanden sagen und glaubten jedermann und ernst ... und ernst ist zufrieden, wenn wir schweigen, warum also nicht an das schreien gegen den unfrieden glauben, wenn man uns die stimme schon längst geklaut hat, um zufriedenheit zu schaffen.
frieda kredenzt ernst kapuzinerkresseblätter und ernst blättert in kessen magazinen blatt für blatt, der platzregen der sprenkler sprenkelt nasse tropfen auf die nasse erde unter den stummelhalmen und stumm und zufrieden mähen wir unsere vorgärten nach länge und breite zu brei.
brei macht sinn. damit ernähren wir unsere kinder.
und unsere narrenkinder ernähren die gesellschaft.
und unsere gesellschaft ernährt uns.
und wer uns ernährt, dem müssen wir geben, um später nehmen zu können, also lasst uns doch leben geben und nehmen, was uns gehört, kapuzinerkresse zum beispiel, oder kaffee, wenn wir in diesem kaff eh umkommen, beim ballspiel überfahren von rasenmähern, die uns rasend vor wut und bedürftig nach stille machen.
wir dürfen die anderen in ihrer einfachheit und dürftigkeit nicht stören, warum sollte man uns dann stören, schließlich stürmen nur verstörte menschen nachts halb drei mit dem rasenmäher durch deutsche vorgärten, duschen nach halb drei, rufen na es reicht.
warum sind wir nicht alle wie ernst und frieda. niemand nimmt frieda ernst und ernst ist nie da.
das ist normal. und normal ist super und das ist schon wieder um etliche cent gestiegen, da ist endlich platz für sentimentalitäten und die sprenklertropfen auf ernsts morgenblatt.
Wenn ich bloß fliegen könnte
"Ach, wenn ich doch bloß fliegen könnte,
Frei so frei wie ein Vögelein; -"
Und in des Sommers Abendröte
Wuchsen dir der Flügel zwei'n.
Die Schwingen erhoben entschwindend
Schwebtest du in den Lüften dich windend
Und landetest auf einem Stein.
"Ach, wenn ich doch bloß singen könnte,
Schön wie singt ein Vögelein; -"
Und in des Sommers Abendröte
Wuchs dir ein Schabel krumm und fein.
Das Köpfchen erhoben frohlockend
Krächztest du laut und erschrocken
Und wolltest schon nicht mehr sein.
"Ach, wenn ich doch bloß küssen könnte,
Innig und lieb wie ich war dein; -"
Und in des Sommers Abendröte,
Brach mein Schatz unter Schluchzen und Schrei'n.
In Sorgen ich flehte "Helie, sei gewogen."
Und großer Schwingen, krächzend flogen
In die Wolken der Raben nun zwei'n.
Geändert von Mordechaj (18.01.2009 um 09:08 Uhr)
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