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Ich bin nicht Ezra Pound, ich bin alles andere, aber dieser sagte, dass imagistische Gedichte gegen Analysen immun sind. Analysen können keine Gefühle deuten, die vom Gedicht erzeugt werden. Sie können lediglich formale Strukturen auseinandernehmen und das Gedicht nur an seiner Oberfläche bearbeiten. Das, was dahinter verborgen liegt, vermögen sie nicht zu erfassen. Analysen kratzen quasi auf einer Schale, die es durchzubrechen gilt.
Man kann immer viel über Dinge reden, die man selbst miterfunden hat. Ich finde es auch sehr fragwürdig, Analytiker zu verdammen und gleichzeitig "Ökonomie der Sprache" walten zu lassen.
Ich bin durchaus deiner Auffassung, allerdings ist die Analyse für dich als Künstler unverzichtbar, denn sonst verkommen deine Gedichte zu Texten - nicht alles, was sich Gedicht ruft, ist auch eins.

Zitat Zitat von Gonzo Beitrag anzeigen
Bin für Feedback jeglicher Art dankbar, aber vor allem interessieren mich zwei Dinge:
1. Die Bildgewalt bzw. Bilderwelt des Gedichts (könnt Ihr damit was anfangen? findet Ihr sie gut? zu verwirrend, zu kompliziert, zu haarsträubend? etc.)
2. Eure Gefühle (bewegt euch das Gedicht? Setzt es irgendetwas in Euch frei? mögt ihr das, was das Gedicht bei euch hervorruft? etc.)
Die Bildwelt ist wunderschön nonsenshaltig, allerdings sehr statisch und verfahren und teilweise auch sehr unstimmig. Bleib doch in einer Bilderwelt, such dir ein Bild, um das sich alle anderen fügen. Auch Nonsens gehorcht Regeln, meistens denen deines abstrakten Verstandes. Allerdings braucht es zur Stimmigkeit ein Verbindungsstück, sonst ist die Bildgewalt nichts weiteres, als eine Aufzählung.
Natürlich ist das meine persönliche Empfindung; ich mag dir aber mal ein Beispiel geben, wo ich das sehr gut gemeistert finde:
O geschmeidigster aller Pferderappen! O bläulichster aller verrufenen Köterhunde! O du fasriger Bienenstock! Wo immer derartig entzweite und doch nie ganz vermessene Wortesrufe wie zartblättriges Gelächter durch die Straßen und Straßenhallen hallen, verliert sich der Zahn der Zeit in großartigen Memoiren höchster Schwerkraft. Es ist Winter, O meine Freunde, die triebhafteste aller Zeiten, und die blasseste, äonenschwärzeste noch dazu.
(Moki wird mir böse sein)

Meine Gefühle zu deinem Text sind zweierlei: Einerseits gibt es sehr hübsche Stellen, andererseits kommt es durch die schon erwähnte Unstimmigkeit zu keinem greifbaren Empfinden. Meiner Meinung nach ist das genau die Umkehr von dem, was du erreichen wolltest - es ist nicht fernliegend, doch greifbar, sondern naheliegend und doch unschlüssig. Dadurch wird das Ganze nicht wertlos oder hätte seine Intention erfüllt, ich finde, allein für den Versuch kannst du getrost stolz auf dich sein, allerdings sollten deine Gedanken weniger fragmentiert, als zusammenhängend sein.

Einen Tipp mag ich dir noch geben: Scheue die Analyse eben doch nicht. Das geht auch hinterher, vor allem bei der Art von Gedichten.
Mach Absätze und Sinnabschnitte - teilweise gefällt mir deine Zeileneinteilung unheimlich gut (ich nenne es jetzt mal nicht Vers, ich hoffe, du weißt, was gemeint ist), arbeite doch noch mehr damit. Vor allem schau, was die Absätze mit deinen Bildern machen:
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brodelt es in mir drin und
zerfressen werden jene Prozesse, die
beißend
mein Blut zum kochen bringen.
oder vielleicht lieber:
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brodelt es
in mir drin und zerfressen
werden jene Prozesse,
die beißend mein Blut
zum Kochen bringen
Was baut für dich persönlich mehr Spannung auf?

Letztendlich solltest du deinen Stil etwas vereinheitlichen, von "auf 'ner Bratpfanne" zu "es liebkost die fließende Wunde und grausam zäh bringt es die Blume zum Gedeihen" ist ein weiter Schritt (und das nicht nur, weil es gerade Anfang und Ende des Gedichts sind ).

Übrigens, um meine Herumnörgelei mal zu balancieren:
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gären Gefühle in mir und treiben mich
zum Alkohol.
Absolut genial.