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[...]und letztendlich ist Poesie ein fließendes Bild. Gerade bei solchen Texten hier ist das schwierig zu erklären, weil das ein sehr subjektvies Empfinden und dazu auch nur Gefühlssache ist.
Bukowski hat mal irgendwann gesagt: "Poetry is a wet rag in the sink." Dieser Ausspruch prangt auf meiner StudiVZ-Seite und bei Gott, für solche Aussagen liebe ich diesen Mann. Zwar ist das eher eine Beschreibung für seine Gedichte, die einem wie ein feuchtes Handtuch um die Ohren geklatscht werden. Anders als beispielsweise Pound, dessen Gedicht, wie du oben erwähntes, in Bildern dahinfließen und man so gefangen von den Gefühlen, die hinter den Worten verborgen liegen, ist, dass man zum Schluss trauert, weil das Gedicht zu Ende ist. Aber man liest und liest und liest es immer wieder, man begreift immer mehr und mehr und das Gefühl bleibt bestehen, brennt sich fest ins Gedächtnis. Und Wochen später liest man das Gedicht wieder und – BAM – das Gefühl ist wieder da, es war nur verborgen und ist wieder aufgetaucht. Wie bei einem Fingerschnippen. Zack!

Vielleicht meinst du ja das, was ich oben geschrieben habe, wenn du von "subjektivem Empfinden" sprichst. Gerade das ist das besondere an Gedichten. Es gibt welche, die zwar hohe Kunst sind, aber einem nicht das geben, was man will oder was man braucht, sondern einfach "nur" kunstvoll sind. Mir gibt Baudelaire beispielsweise gar nichts, obwohl die Form seiner Gedichte (in Originalsprache) ein Beispiel für "Perfektion" ist. Durch dieses (ich nenn es mal) Geben-Nehmen-Prinzip erhalten für mich weniger kunstvoll versierte Dichter, die die Wahrheit am Schopfe packen und sie einem vor den Kopf stoßen wie vor eine Wand, mehr Bedeutung als andere. Eigentlich will ich dabei nur auf eins hinaus: Bukowski > Baudelair oder Direktheit > Strukturelle Perfektion. =)

Aber das ist wiederum äußerst subjektiv und da wären wir wieder am Anfang der Diskussion. xD

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Mehr oder weniger nach Gefühl, aber vor allem durch bewusste Enjambements. Das ist, wie Freierfall schon bemerkt hat, sehr subjektiv, meiner Meinung aber verbindet das die Bilder mehr miteinander, wenn du sie verteilst. Bei dir ist es wirklich:
Bild
Bild
Bild

Das kann gut sein, aber gerade hier finde ich, ist es ein wenig kontraproduktiv und auch nicht komplex genug, um das Gefühl zu fassen, dass du beschreiben möchtest (das, wie ich mal stark annehme, eins der Gefühle ist, für die die Menschheit keine Namen gefunden hat).
Das Problem bei mir ist, dass mir andere Versstrukturen derweil zu willkürlich wirken. Ich muss wissen, wonach ich das strukturieren soll. Hab's auch einige Male nach Gefühl versucht, aber das wirkte mir nach mehrmaligem lesen dann irgendwie zu ...hm... "laienhaft".

Wobei:
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Tropfende
Hähne
Jucken
In meinen Ohren, triefende Mäuler
Stopfen mir den Rachen
Voll mit schäumendem Nonsens
Das ist wieder mein subjektiver Eindruck, das gleich mal vorausgesandt. Wenn du schon "tropfend" schreibst, dann lass doch auch deine Worte tropfen; wenn du schon mit Teilen des Körpers sprichst, dann verbinde die doch auf absurde Weise; wenn du schon von "stopfen" sprichst, dann lass dem Leser doch auch Zeit zu würgen.
Ich empfehle dir dazu mal unter allen Vorbehalten Erich Fried, den ich zwar über alles in der Welt nicht ausstehen kann, der aber doch in der Lage ist, die Bilder auch versgerecht zu transportieren.
DAS klingt richtig genial. Diese Versstruktur kann ich auch nachvollziehen. Ich bin beispielsweise noch nicht darauf gekommen, die Verse nach der Wortwahl und der von ihr erzeugten Bilder zu strukturieren. Siehste, wieder was vernünftiges gelernt. ^^

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Das ist jetzt sehr vereinfacht, aber im Grunde liest man in Wirklichkeit in etwa so. Du unterteilst ein Gedicht ja gerade deshalb in Verse, damit du damit eine gewisse Spannung erzeugen kannst und um das weiterzuspinnen: Es gibt gerade deshalb Metren, weil ein Vers eine in sich geschlossene Einheit bildet. Wenn du aber kein Metrum hast, muss das einen Grund haben - bei dieser Art von Gedicht ist es meist die Abstrahierung einiger Bilder untereinander. Wenn du die Bilder nur Vers für Vers aufzählst, wird das deinem Leser bald langweilig.
Wenn ein Vers eine in sich geschlossen Einheit ist (hab ich schon verstanden), dann verstehe ich diese Verseinteilung nicht, die du in einem deiner oberen Posts als Beispiel genannt hast.
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brodelt es
in mir drin und zerfressen
werden jene Prozesse,
die beißend mein Blut
zum Kochen bringen
Enjambements brechen diese Einheit auf, aber was bleibt, darf keine Grütze sein. Und weil ich diese Einteilung nicht durchblicken kann, sieht es für mich wie Grütze aus. Sorry für das Beispiel. ^^

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Erich Fried
Unter Vorbehalt notiert. Vielleicht findet sich was in der Bibliothek.

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(beispielsweise sollten Konnektoren und Präpositionen nur unter bestimmten Bedingungen am Versende stehen - mit "streben nach ... Stimmen." hast du das gemeistert, aber wo ein "und" am Ende steht, ist es meistens fehl am Platz; genauso Relativpronomen, die solltest du nur selten vom Rest des Nebensatzes abkappen).
Klingt logisch. Werde beim Schreiben mal genauer drauf acht geben.

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Für meine Begriffe bist du schon sehr weit vorn und glaub mir, ich persönlich wäre froh, wenn mir öfter solche Einfälle kämen wie dir. Du musst jetzt halt nur noch an manchen Stellen ein klein wenig feilen - das Gesamtbild ist dadurch aber nicht minder gut, nur noch nicht ganz perfekt .
Das geht runter wie Butter.
Danke.