Es ist ja irgendwie ganz putzig, wenn Leute leicht zusammengeschusterte Gedichte schreiben, schließlich haben wir alle mal so angefangen. Aber für mich ist das schon wieder so ein "ONE WAY! JESUS!"-Ding (übrigens ist das ein reichlich bekloppter Ausspruch, das erste Gebot der Christen ist klar formuliert, vielleicht sollten die Leute mal genau lesen) und ganz ehrlich, das gefällt mir überhaupt nich. Es wäre sogar noch etwas anderes, wenn es um irgendeine niedliche Liebesgeschichte oder so polemisches "Die Welt versteht meine Probleme nicht"-Gehabe ginge, aber im Grunde versteckst du hier deine Enttäuschung über etwas hinter deiner Weltanschauung, die du von mir aus gern Glauben nennen kannst, aber das hier ist auf alle Fälle kein Teil deines Glaubens.

In unserer dir offenbar so verhassten Gesellschaft gibt es zumindest für dich einen Vorteil: Das, an was du glaubst, gehört zu deiner persönlichen Privatsphäre. Und mal ganz ehrlich, ich würde mitlachen, wenn einer meint "Nicht vor der Ehe!" und ich fänd's irgendwie richtig, weil es einfach lächerlich ist. Nicht die Sache an sich, das mag jeder halten wie er will und an dem Aufsparen steckt für meine Begriffe sogar unheimlich viel Poesie und Demut; aber dieses Herauspauken deiner persönlichen Ansichten läuft auf das selbe Problem hinaus wie dieser Text, den ich jetzt mal unter Vorbehalten als Gedicht bezeichnen können möchte: Du machst aus deiner Privatsphäre die öffentliche Sphäre und verleugnest - wohl durch deine Unbeholfenheit im Dichten - aufgeklärte Werte, die letztendlich die Grundlage unserer Gesellschaft und deines Rechtes auf die Freiheit deines Glaubens sind.

Und es sind auch diese aufgeklärten Werte, die dich doof zeihen, den Leuten zu sagen, wie unkeusch und verlottert die Gesellschaft doch ist und wie viel besser doch der Weg der Kirche ist, welcher Konfession du dich da auch immer unterordnen wirst. Es IST doof, denn du stelllst dich damit auf eine Stufe mit den Leuten, die dich auslachen, weil sie das, woran du glaubst als veraltet, verblödet und lächerlich betrachten - mal abgesehen davon, dass du vom Absolutionsgedanken der christlichen Kirche nur oberflächlich Ahnung zu haben scheinst.

Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass du die heutige Gesellschaft so betrachtest, denn sie ist so viel besser und ausgeglichener als die theistische Anschauung das von einer Gesellschaft je hätte erwarten können. Es hat auch etwas veraltet Trauriges, Leute als unkeusch und ihre Unstetigkeit als ängstlich und fehlerhaft zu bezeichnen - das sind unsere persönlichen Freiheiten, die genausoviel zählen wie ein Glaube, oder eine Meinung. Unsere Gesellschaft ist in allem Maße freizügig; in einer anderen würde ich persönlich nicht leben wollen - du etwa?

Letzter Punkt: Deutsche Sprache. Es gibt Dinge, die gehen in keiner Sprache und das sind schlechte Verkürzungen: Ellipsen haben ihren angestammten Platz und es gibt ungeschriebene Regeln, wann man sie einsetzt. Meistens sind sie fehlt am Platz, wenn es doof klingt; -
Apostrophierungen setzt man nur in bestimmten Fällen ein und selbst dann sind sie ein reichlich schlechtes Mittel, weil sie von einem veränderten Sprachgebrauch zeugen, also meistens dialektisch angehaucht sind; -
Partizipien sind im Deutschen viel seltener ein guter Ersatz für Attributsätze, meistens klingen sie veraltet, im schlimmsten Fall klingen sie irreführend.
Es gibt einen Grund, warum man "Er", "Sein", "Ihn" und "Ihm", etc. groß schreibt, nämlich, dass Er Sich abhebt. Das klappt aber nur, wenn du die Regeln der Groß- und Kleinschreibung richtig anwendest.
Inversionen müssen klingen - man invertiert nich, um einen Reim zu schließen, sondern um ein Metrum zu erhalten oder einen Satzteil in den Vordergrund zu rücken.
Und gewöhn dir bitte eine klarere Struktur an, vor allem, was Satzzeichen angeht - ein Vers muss nicht immer auf ein Komma enden und es ist manchmal auch unfreiwillig belustigend, wenn ständig Sinnbrüche zustandekommen und Objekt und Subjekt nicht mehr zu identifizieren sind.