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Ritter
Mein Traum
Also, das ist mein Traum.
Ich träume jeden Tag ein Stück von ihm, so zusagen in Fortsetzungen.
Meist erwache ich dann, die Bilder sind noch so deutlich, die Gefühle überwältigen mich, es ist so real.
Doch jede Sekunde, die ich zögere, verblasst der Traum mehr.
Daher kommt es in der Geschichte vor, das ich Textpassagen einfach selbst erfunden habe.
Deshalb wirken manche Stellen realer als andere, meist verblasst auch meine Erinnerung, weshalb ich auch öfters improvisiert habe.
Trotzdem, so hoffe ich, bleibt die Geschichte lesenswert.
Part one: A town called...
Ich bin so müde...
Seit ca. zwei Monaten kann ich nicht mehr schlafen, nichts mehr essen, nur noch Tagträumen.
Ich träume von ihr.
Von ihr, wie sie über eine nasse Straße schwebt, ihre Kleider sacht vom Wind getragen, einem Engel gleich, der tanzenden Schrittes die Welt betritt.
Warm ist die Briese, die hier weht und mit ihr bringt sie den Geruch von Frühling...und Freiheit.
Farben spiegeln sich in den Wassertropfen wieder, die der Regen überall hinterlassen hat.
Ein Ort der Geborgenheit.
Mein Blick schweift wieder zu ihr, gebannt beobachte ich den Engel.
Da dreht sie sich um, sieht mich an... und verzaubert mich mit ihrem Lächeln.
Und ich lächle zurück.
Dann erwache ich, ertappe mich, wie ich noch immer mit starrem Blick den Boden fixiere.
Und mir wird bewusst: Es war wieder nur ein Traum.
Noch immer hocke ich in den Slums der Stadt.
Noch immer umringt von Müll... menschlichem Müll.
Nur Trauer, Trostlosigkeit und keine Hoffnung.
Sieh den Menschen ins Gesicht und du wirst genau das erkennen, ihre Hilflosigkeit wie Neugeborene.
Keinen Funken Stolz wirst du hier erblitzen sehen.
Wozu auch? Der Stolz tötet dich.
Welcher stolze Mensch würde schon mit den Ratten um das bißchen Essen streiten?
Zurück zur Hoffnung.
Sie starb vor langer Zeit gleich mit dem Sonnenlicht.
Denn Staub und Wolken von giftigen Gasen verdunkeln den Himmel und lassen selbst den Tag nur im blassen ``Mondlicht´´ (wie wir es nennen) erscheinen.
Um zu unterscheiden, ob es Tag oder Nacht ist, gehen wir nach dem Nebel.
Dieser alles verätzende, immer des Nachts aus der Kanalisation aufsteigende ``Nebel des Todes´´ ist unsere Uhr.....und unser Richter.
Wehe dem, der es wagt zu spät Zuflucht hinter verschlossenen Türen zu suchen.
Meist passiert das den Neuen.
Sie leben meist nicht länger als einen Tag hier unten.
Schon am nächsten werden ihre Leichen abgeholt.
Wohin sie geschleppt werden weiss niemand.
Aber ein Begräbnis kann sich hier niemand leisten...
Hier lebe ich (wenn man das Leben nennen kann) und hier werde ich wohl auch sterben.
Ich bin gerade einmal 17 Jahre und habe schon jeden Lebenswillen verloren.
Der Tod kann nicht schlimmer sein, eher eine Erlösung.
Aber vom Tod redet hier keiner, da er schon allgegenwärtig ist.
Zusammen mit meinen Freunden versuche ich ihm jeden Tag ein Schnippchen zu schlagen....und gelingt uns dies nicht , so ist es nicht weiter schlimm, denn dann haben wir es hinter uns.
Unsere ``kostbare´´ Zeit verbringen wir damit, Essen für den nächsten Tag zu erbeuten, mit Hilfe von Drogen der realen Welt zu entfliehen oder den grellen Lichtern der Stadt unsere Aufmerksamkeit zu schenken.
Trotz der Entfernung und des Nebels sieht man den Puls der Metropole: zigtausende Leuchtreklamen jeder Farbe, ein Meer aus Licht.
Hierzu träumen wir (unser Ersatz für Drogen, falls Mangel besteht).
Das ist unser Tagesablauf.
``Sai!´´
``Sai, wo steckst du schon wieder?!´´
Sai ist mein Name, er wurde mir gegeben als man mich als kleines Kind in den Slums fand.
Sai hat keine Bedeutung, es waren die letzten zu erkennenden Buchstaben auf dem Wrack, in dem ich hauste.
``Träumst du schon wieder?´´
``Was willst du, Mia?´´
Mia ist ein Mädchen aus den Slums, ich habe sie auf einem meiner Streifzüge kennengelernt. Sie ist für eine 14 Jährige mit einer Größe von 1.65 recht gut gebaut. Sie hat schwarze, kurze Haare und eine niedliche Gesichtsform.
Aber das wichtigste an ihr sind ihre grün schimmernden Augen, die wie Smaragde glänzen, wenn sich eine Lichtquelle darin spiegelt.
Obwohl sie für ihr Alter nicht gerade Zwergenwuchs hat, wird sie von allen nur als ``Kleine´´ abgetan.
Nur ich und der alte Mann nennen sie bei ihrem Namen.
Mia ist eine nette Person, die allerdings auch nerven kann...vorallem, wenn ich meine Ruhe zum träumen brauche.
``Mike hat wieder ein paar Telefonkarten besorgt, wir können uns also wieder ausgiebig zurauchen´´
``Hm, Gras wäre mir lieber....´´
``Alter Nörgler, du weisst doch, das Naturprodukte gut bewacht werden.....und kaufen willst du sie bestimmt nicht, oder?´´
``.....Hm, um mir das zu sagen weckst du mich?´´
``Woher soll ich wissen, das du schläffst, deine Augen sind immer offen und du starrst unentwegt.´´
Sie setzt sich neben mich.
``Willst du eigentlich in den Slums bleiben?´´
``Natürlich nicht´´
``Also hast du einen Traum?´´
Wenn sie wüsste...
``Warum fragst du mich das?´´
``Nur so. Mike und die anderen wollen Heute eine neue Tour machen...willst du nicht mit?´´
``Keine Lust.´´
``Was ist bloss los mit dir, seit geraumer Zeit hast du zu nichts mehr Lust. Du starrst unentwegt und vergisst deine Freunde.´´
Ihr Blick hat sich verfinstert.
``Komm, gib dir einen Ruck´´
``Nein, ich will nicht´´
``Sturer Bock!! Aber ich geh mit, ich will die Welt nicht nur von hier drinnen sehen!´´
Mit diesen Worten steht sie auf und rennt davon.
``Warte doch, was habt ihr vor?!´´
``Wir verlassen die Slums!´´
``Was?! Seid ihr noch zu retten?!´´
Sie bleibt stehen und dreht sich zu mir.
``.....Nein......wir retten uns selbst....´´
``Wers glaubt... Warte auf mich!´´
End of Part one
Part two: Never seen a blue sky
Gerade erreichen wir die Mitte der Slums, eine Kreuzung, von wo aus man fast überall hinkommt, ein Weg führt sogar aus den Slums...oder besser in die Slums (den raus kommen nur wenige, wir wissen nicht einmal, ob die Toten dazu gehören).
Die Alten nennen sie Kreuzung der Entscheidung, warum weiss ich nicht.
Oh man, heute ist Mia wieder besonders gut zu Fuß.
``Warte doch....argh, dieses Weib!!´´
Sie ist natürlich als erste an unserem Treffpunkt, wo Mike und die anderen schon warten.
Mike hält sich für so was wie unser ``Familienoberhaupt´´, dabei ist er gerade mal so alt wie ich.
Mit seinen roten, senkrecht in den Himmel stehenden Harren und seinem stechenden Blick sieht er aus wie ein kleiner Teufel.
Das liegt aber auch an seiner geringen Größe von 1.69m.
(Wir schließen schon Wetten ab, wann Mia ihm endlich auf den Kopf spucken kann.)
Doch was ihm an Größe fehlt gleicht er durch seinen aufbrausenden Charakter wieder voll aus.
Auch wenn man schnell mit ihm aneinander geraten kann, so war er doch immer ein sehr guter Freund, auf den man sich verlassen konnte.
Es heißt, er hätte sich schon mal mit den ``Wächtern´´(bewachen die Grenzen des Slums) angelegt als einer unserer Freunde Probleme mit ihnen hatte.
Aber darauf angesprochen grinst Mike nur in sich hinein und geht seiner Wege.
Mike:``Ah, sieh da, der Träumer kommt.Hat dich Mia also doch überredet.´´
Sia:``...´´
``Hallo Sai´´
Tönt es aus einem Mund.
Ja klar, die Zwillinge sind auch wieder von der Partie.
Ed und Nefen, die beiden munteren Gestalten des Slums.
Sie haben noch Träume und Wünsche, sind dem Leben noch nicht so fremd gestellt wie wir anderen, was vielleicht daran liegt, das sie schon immer einander hatten und nie allein waren.
Die Zwillinge sind unsere Freaks.....Technikfreaks, wenn man so will.
Es gibt kein System, das sie nicht schon gehackt haben.
Unschlagbar für jede Diebestour.
Bewaffnet sind sie immer mit ihren Laptops, einem großen Machtinstrument in dieser Welt.
Zu ihrem Charakter ist nur zu sagen, das sie immer versuchen einzigartig zu bleiben.
Soll heißen: Hat der eine blaue Haare (wie Ed im Moment) trägt der andere seine grün.
Genauso ist es mit ihren Outfits.
Trägt der eine lange Klamotten, muß der andere natürlich kurz angezogen sein, egal ob da der größte Schneesturm im Anmarsch ist.
Zu ihrem Alter ist nichts bekannt, wir schätzen sie auf 16Lenze, wobei sie sich manchmal wie Kleinkinder bekriegen.
Da es zwei ziemlich muntere Gesellen sind, führt das meist ins Chaos....und dann muß selbst ich lachen.
(Ich mag unsere Gang einfach. Sie ist mein ganzer Lebensinhalt, meine Familie.)
Übrigens schweißt uns noch etwas zusammen, wir alle haben unsere Eltern nicht gekannt und wuchsen ``beim alten Mann´´ auf.
Mia:``Wir sind also endlich alle beisammen, bis auf....der Kerl regt mich auf, kann er nicht einmal pünktlich kommen?!´´
``Nur weil du mich nicht siehst, heisst das noch lange nicht, dass ich nicht da bin.´´
Dieser trockene Satz kam von unserem letzten Mitglied Dämion.
Wir wissen nicht viel über ihn, weder Alter noch Augenfarbe oder Größe. Ja, es scheint mir so als wachse er, wenn er vor einem steht und schrumpfe, wenn er in den Schatten eintritt.
Ich schätze ihn trotzdem auf min. 1.85, also in etwa meine Größe.
Dämion besitzt als einziger eine echte Waffe von uns, ein altes Katana, wie es vor Jahrhunderten benutzt wurde.
Erstaunlicherweise hat seine Klinge nichts an Glanz oder Schärfe eingebüsst.
Des weiteren ist er immer in schwarz gekleidet, meist mit einem Mantel oder Umhang versehen.
Da ihn keiner von uns je gegenüber stand, kann ich nur vermuten, das er schwarze Haare hat.
Manchmal kommt es mir so vor, als wenn er noch eine Maske oder Brille trägt, doch jedes Mal, wenn ich ihn anstarre, verbirgt er seinen Blick wieder hinter seinem aufgestellten Kragen, als könne er fühlen, wie meine Blicke ihn durchbohren.
Mia scheint eine persönliche Fede gegen ihn zu führen, denn er scheint sie nur zu beachten, wenn er sie tadeln kann.
Des weiteren lacht er nie oder feiert mit uns.
Ich habe ihn noch nie an einem Joint ziehen sehen, geschweige denn an einer Telefonkarte oder sonstigem Plastikmüll.
Er und Mia sind die einzigen, die sich nicht wie wir anderen mit Drogen in eine bessere Welt flüchten.
Obwohl sie das verbindet beharcken sich die beiden zunehmend.
Ab und zu fällt mir allerdings auf, das Mia ihn aus dem Augenwinkel beobachtet...und manchmal erhalten ihre Augen dann einen komischen Glanz.
Ihre Augen können einen verzaubern, die einzigen Sterne, die ich bisher funkeln sah.
Mia:``Du...´´
Mike:``Wo wir uns jetzt endlich alle hier eingefunden haben, lasst uns über das Vorhaben sprechen.
Also, Ed, Nefen, kriegt ihr das mit dem Sicherheitssystem auf die Reihe?´´
Ed:``Klar Chef, überlass die mechanischen Wächter uns´´
Nefen:``Und dank dem Code, den wir letztens erbeutet haben können wir auch ihre Funksprüche mithören....und sogar abfangen.
Damit können sie keine Verstärkung ordern.´´
Mike:``Wunderbar, damit haben wir ein Problem weniger.´´
Mia:``Aber wie sieht es mit den nichtmechanischen Wächtern aus?´´
Mike:``Kein Problem, Dämion kümmert sich um die Soldaten, falls einige Probleme machen wollen.
Stimmts?´´
Dämion:``...´´
Sai:``Moment.....Wächter? Soldaten?! Ihr wollt wirklich aus den Slums?! Kein Scherz?´´
Mike schaut mich ernst an:
``Du hast es erfasst, kein Scherz.
Es ist die Gelegenheit. Wer konnte auch ahnen, das sich an Bord eines Müllfrachters statt Plastikmist, wie Telefonkarten auch so ein Schatz befindet: Eine intakte Codekarte der Mingcooperation.
Und ich denke nicht daran, diese Chance weg zuwerfen...
Lieber sterbe ich.´´
``Aber...´´
``Was aber?
Sai, du warst es doch immer, der am meisten das Leben hier unten gehasst hat. Du bist doch der Träumer.
Oder willst du mir erzählen, das wir hier bleiben sollen, wo uns nichts ``passieren´´ kann?
Nein mein Lieber, ich bleibe nicht hier.´´
``Reg dich ab, ich habe verstanden.
Aber wir müssen uns noch verabschieden´´
Mike:``Das haben wir schon gemacht, nur du und die Kleine, ihr solltet noch einmal zum alten Mann gehen.´´
Sai:``Warum nur zum alten Mann?
Was ist mit den anderen, Fettman, dem Prof usw.? ´´
Mike:``Desto weniger Bescheid wissen, umso besser für uns....sonst wollen die anderen auch noch mit.
Außerdem wird das jetzt nur eine Erkundungstour.
Wir verabschieden uns, wenn wir uns sicher sind wirklich von hier zu verschwinden.
Es reicht also, wenn der alte Mann Bescheid weiss.
Also, geht zu ihm, verabschiedet euch und schlaft noch eine Runde.
Wir anderen haben noch Besorgungen zu machen.
Wir treffen uns, wenn die Nacht herein bricht.´´
``Aber was ist mit dem Nebel des Todes?´´
``Lasst das mal unsere Sorge sein.
Geht jetzt.´´´
Mia und ich machen uns auf den Weg zur Baracke des alten Mannes.
Auf dem ganzen Weg schweigen wir uns gegenseitig an.
Mia:``Wir sind da´´
``Hm´´
Kaum sind wir eingetreten, schon ertönt eine raue Stimme.
Eine vertraute Stimme, beruhigend und das Herz erwärmend.
``Hallo Sai, kommst du mich auch mal wieder besuchen?
Hast dich lange nicht blicken lassen.´´
``Entschuldige, aber...´´
``Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, schließlich bist du kein Kind mehr.
Also, was führt dich zu mir?´´
Sai:``...´´
Mia: ``Wir wollen uns verabschieden´´
``So? wo wollt ihr denn hin?´´
Mia: ``Raus aus den Slums´´
``Habt ihr euch das gut überlegt?
Man kann bei diesem Unterfangen umkommen.´´
Sein Gesicht legt sich in Sorgenfalten.
Sai:``Und hier sind wir lebendig begraben...wir nehmen es in Kauf.´´
``Gut....jetzt weißt du auch, warum wir der Kreuzung ihren Namen gegeben haben.
Jeder entscheidet für sich und ich finde es gut, das du dich nicht beirren lässt auf deinem Weg. Seit äußerst vorsichtig, sonst habt ihr eure Chance verspielt, bevor ihr sie auch nur genutzt habt.´´
Damit dreht er sich wieder dem Feuer zu.
``Hm......ist das alles? Mehr wollen sie uns nicht sagen.......oder erfragen?
Wir könnten Sie mitnehmen´´
Er blickt weiterhin ins Feuer, ohne Regung nimmt er meine Fragen in Kauf.
Dann, nach ein paar Minuten Stille.
``Mein lieber Freund, ich bin ein Mensch der Wolken sieht....und doch zu müde ist, wie sie zu fliehen.´´
Damit endet unsere Unterhaltung. (Es sollte unsere letzte sein.)
Mia hat sich hingelegt und auch ich habe mich in Decken gehüllt.
Allerdings fällt es mir schwer, loszulassen, zuviele Gedanken schwirren in meinem Kopf.
Jetzt halte ich es nicht mehr aus, ich lege die Decken beiseite und schleiche zu dem grossen Fenster im zweiten Stock.
Zu meiner Überraschung entdecke ich Mia, die ebenfalls am Fenster sitzt und mich auch gleich ausfragt.
``Du kannst wohl auch nicht schlafen?´´
``Ja, bin zu aufgeregt´´
``Hast du Angst, Sai?´´
``Nein´´
``Aha.
Und warum willst du fort von hier?´´
``.....Ich will meinen Traum jagen, er ist da irgendwo da draußen. Er ist real, ich weiss es einfach.
Und du?´´
``Ich.....ich will nicht alt werden hier.
Ich will die Welt sehen, andere Menschen kennen lernen.
Ich habe noch nie den Himmel gesehen.
Ich meine, so ohne Staubwolken....ich will einen glasklaren blauen Himmel sehen.´´
Und bei diesen Worten flackert wieder ein Leuchten in ihren Augen.
End of Part two
Geändert von Dune (21.07.2003 um 03:24 Uhr)
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