es geht weiter


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Tifa’s Offenbarung
Kapitel XVI
Ein Uraltes Geheimnis

„...es hat nicht funktioniert.“, flüsterte Nanaki.
Die Highwind schwebte still über der Küste Costa del Sols, das Meer unter sich und den roten Himmel über sich aus ihrem Thron in den Wolken bewachend. Cloud, Cid und Shera wurden in ihrer Rettungskapsel, auf dem Meer vor dem Urlaubsort treibend, gefunden, welcher nun aufgrund Meteor’s bedrohlicher Präsenz beinahe wie leergefegt war. Niemand wollte mehr gerne nach draußen gehen. Die Menschen wussten zwar, dass sie auch in ihren Häusern nicht sicher vor Meteor waren, aber das tat nichts zur Sache. Sie wollten sich einfach sicher fühlen. Sie brauchten etwas, an das sie sich voller Hoffnung klammern konnten.
Doch die letzte Hoffnung, die ihnen nun noch blieb, war ein schneller Tod.
„Verdammt. Der is zäh.“, fügte Barret hinzu.
Cloud sah durch die Frontscheibe der Highwind hoch zu Meteor. Der Ultimative Zerstörungszauber starrte auf ihn zurück und tauchte ihn in ein tiefes Rot, als dieses durch das Fenster ins Innere des Luftschiffes drang. „Ich weiß nicht mehr weiter.“, gab er mit einem Seufzer zu. „Ich hatte sogar gehofft, dass ShinRa’s Plan gelingen würde. Ich weiß einfach nicht, wie man etwas so großes bekämpfen soll. Das is ne Nummer zu groß für uns.“
„Hey...warte! Das ist aber nicht dein ernst!“, stieß Cid hervor. „Du gibst auf? Komm schon! Du bist doch noch jung, gottverdammt! Benutz diese Energie und mach etwas produktives draus!“
Cloud ließ seinen Kopf hängen. Er umschlang den Griff seines Schwertes und starrte auf es hinab, als würde er erwarten, es hätte eine Antwort parat. „Ich weiß nicht. Vielleicht hab ich das. Als ich dort oben im unendlichen Weltall in dieser engen Kapsel herumschwebte, hatte ich genug Zeit, über alles nachzudenken. Wie riesig dieser Planet doch ist und wie klein wir im Vergleich zu ihm sind. Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben nutzloser gefühlt.“ Tifa näherte sich ihm langsam von hinten und umarmte ihn. Cloud legte seine Hände auf Tifa’s Arme und blickte mutlos über seine Schulter.
„Bullshit!“, schrie Cid erneut. Er ging nervös im Kreis und stopfte sich eine Zigarette nach der anderen in seinen Mund. „Ok, vielleicht sind wir ja alle winzig! Aber ich habe auch nachgedacht. Und Ja, der Planet ist ziemlich riesig. Aber dann hab ich mir alles andere angesehen – die anderen Planeten, die Sonne und Meteor...und dann hab ich mir gesagt: Der Planet ist gar nicht so groß, wie ich eigentlich immer dachte.“
„Darum sage ich immer, dieser Planet ist mehr wie ein Kind. Ein Kleinkind, das in der Mitte dieses riesigen, furchterregenden Universums schwebt und eine ganze Ladung Probleme am Arsch hat. Meteor über ihm und Sephiroth in ihm, wie eine eiternde Wunde.“ Cid warf seine Zigarette auf den Boden und wandte sich dem Rest der Crew zu. „Er braucht jemanden, der ihn beschützt. Jemanden wie uns! Könnt ihr mir folgen?“
Tifa nickte und lockerte ihre Umarmung. „Cid, du hast recht. Das war wunderschön.“
„Hey, das ging direkt ins Herz, Cid!“, rief ihm Barret zu.
„Also, was sollen wir jetzt tun?“, fuhr Tifa fort.
Cid forschte in seiner Tasche nach einer weiteren Zigarette und steckte sie sich nervös in den Mund. Er zündete sie am Ende an, lehnte sich gegen das Geländer und nahm einen tiefen Zug von ihr. Eine dichte Rauchwolke entkam seinem Mund, als er sich Tifa zuwandte und mit den Achseln zuckte. „Tja...daran arbeite ich noch.“
Vincent beobachtete die anderen still, als diese ein entmutigendes Stöhnen von sich gaben und einer nach dem Anderen die Brücke verließ. Nach einem Moment waren nur noch er und Nanaki übrig. Die rote Bestie ging ans hintere Ende der Brücke, wo Vincent in einem noch unbenutzten Sessel saß. Vincent starrte auf Nanaki herab.
„Beunruhigt dich etwas?“, fragte er.
Nanaki nickte. Sein flammenartiger Schwanz schlug hinter ihm sorgenvoll umher. „Aeris hätte uns helfen können. Sie hätte gewusst, was zu tun wäre.“
Vincent sah ihn weiterhin starr an. „Meinst du?“
„Ganz sicher.“, antwortete Nanaki standhaft. „Sie war eine Cetra. Ich denke, sie wusste viele Dinge von denen wir nicht einmal wussten, dass sie überhaupt existieren. Sie hat viele Geheimnisse für sich behalten...vielleicht zu viele.“
„Was meinst du damit?“
„Aeris war jemand, der immer nur gab. Für sie gab es kein Nehmen. Sie begab sich für uns in Lebensgefahr und opferte Sephiroth selbstlos ihr Leben, um einer Aufgabe nachzukommen, von der sie dachte, sie sei ihr Schicksal. Aus welchem Grund sie das tat, hat sie jedem von uns stets verschwiegen. Cloud war die letzte Person, mit der sie gesprochen hat, bevor sie starb und sogar dann klangen ihre Worte wie ein Rätsel für uns. Ich glaube sie hat deshalb nie mit uns darüber geredet, weil sie fürchtete, dass so viel Wissen uns Schaden könnte. Aber in ihrem Eifer, uns zu beschützen, verweigerte sie es völlig, uns eine Information zu geben, wie wir gegen Sephiroth und Meteor ankommen sollen.“
Vincent schloss seine Augen und lehnte sich etwas nach vorne. „Das unabänderliche Schicksal wird uns den Weg zeigen. Wir haben uns nicht durch Zufall getroffen.“
„Du meinst, es gibt noch Hoffnung?“, fragte Nanaki.
Vincent sah wieder hinab zu Nanaki. Ein leichtes, seltenes Lächeln überkam ihn, doch war es schwer zu erkennen, hinter seinem roten Deckmantel, der beinahe die Hälfte seines Gesichtes verdeckte. „Wir brauchen das Wissen des Alten Volkes. Aber es gibt keine Cetra mehr auf dem Planeten. Wen sonst könnten wir befragen? Einen weisen Mann mit Kenntnis über den Planeten. Jemand, der die Sterne am Himmel liest, wie ein Buch.“
„Großvater!“, unterbrach Nanaki. „Ja, er kennt einen Ausweg!“
Der dunkle Mann nickte und erhob sich aus dem Sessel. Er warf seinen Mantel über seine Schultern und überquerte die Brücke zum Ausgang hin. Nanaki sah ihm nur zu. „Du bist ein weiser Mann.“, rief Nanaki Vincent nach. „Warum bist du so still? Warum teilst du dein Wissen nicht öfter mit uns?“
Vincent stand einen Moment wie erfroren da. Er war absolut still und Nanaki sorgte sich, er habe ihn etwas gefragt, das er ihn nicht hätte fragen sollen. „Früher...lehnte ich es ab zu Schweigen. Dies führte zum Tod der Frau, die ich liebte und zur Geburt meines verfluchten Körpers. Vielleicht versuche ich meine damaligen Sünden durch Stillschweigen wiedergut zu machen.“ Er sah über seine Schulter. „Doch dann denke ich, dass mein Schweigen zu unserem Verhängnis werden könnte. Genau wie bei Aeris. Gehört zu werden, oder einfach nur zuzuhören...nichts davon ist wirklich von Bedeutung, Nanaki. Es gibt mehrere Arten, seine Gefühle zu zeigen, außer durch bloße Worte.“
Nanaki sah zu, wie Vincent die Brücke verließ und die Türen sich hinter ihm schlossen. „Du bist zwar still, aber deine Handlungen beweißen deinen Wunsch, mit uns gemeinsam den Planeten zu retten.“, flüsterte das rote Biest zu sich selbst. „Danke, Vincent. Dein Handeln sagt mehr als tausend Worte es je könnten.“
Er ging zum Pilotensitz und sprach zu Cid’s Co-Piloten. „Ändere den Kurs! Wir fliegen zum Cosmo Canyon. Jetzt!“

„Reno, richte dir deine Krawatte. Oder soll ich das etwa für dich erledigen?“, fragte Elena.
„Fall doch tot um.“, erwiderte Reno. Elena schmollte und wandte sich von ihm ab. Reno beobachtete derweil sein Spiegelbild in der Glaswand des Aufzugs, in dem er sich befand. Er fühlte sich, als ob er seit Tagen nicht mehr geschlafen hätte. Und um ehrlich zu sein, hatte er das auch nicht. Der Zwischenfall im Unterwasserreaktor von Junon lastete noch immer schwer auf ihm. Er erinnerte sich zurück an seine Kindheit in den Midgar Slums. Damals sah er täglich Menschen sterben und seit dieser Zeit kümmerte ihn der Tod Anderer nicht mehr. Seinem ruhigen Gemüt und seiner kalten Art hat er es zu verdanken, dass Tseng überhaupt erst auf ihn aufmerksam wurde, damals, als Reno noch zu den normalen ShinRa Soldaten zählte. Er war für das SOLDAT Programm vorgesehen, doch er bekam etwas noch viel besseres: Die Mitgliedschaft in ShinRa’s Administrativer Einrichtung für Forschung und Entwicklung. Oder, wie man sie später nannte, die Turks.
Hinter dem Glas konnte Reno eine hochsteigende grüne Makowolke erkennen. Sie kam aus dem Mako Reaktor #8, nachdem man in den letzten Wochen beinahe rund um die Uhr Reparaturen an ihm vorgenommen hatte. Heute war der Tag, seiner großen Wiederinbetriebnahme. Natürlich stand es allen Bewohnern der oberen Plattform frei, sich dieses Spektakel anzusehen, doch als Reno erkannte, dass auch viele Menschen aus den Slums daran teilnehmen durften, wunderte er sich etwas. Auf den Flugblättern, die für dieses Ereignis überall in der Stadt aufgehängt wurden, wurde verkündet, dass es sich beim neuen Reaktor #8 um das neue Symbol der Anti-AVALANCHE Bewegung, die Rufus vor einigen Monaten ins Leben gerufen hatte, handele. AVALANCHE wurde nun nicht nur für den Anschlag auf den Reaktor, sondern auch für das Rufen Meteor’s verantwortlich gemacht. Natürlich war das eine Lüge, doch die Menschen brauchten nicht zu wissen, dass in Wirklichkeit ein Kind der ShinRa Inc, nämlich Sephiroth, der wahre Verantwortliche hierfür war. Die Megaphone in den Sektoren verkündeten mittlerweile immer wieder die selbe Botschaft: „ShinRa wird sich um alles kümmern. Vertraut ShinRa! Rufus wird den Planeten retten!“
„Bullshit.“, murmelte Reno verbittert. Beinahe wie eine Reaktion auf seine schlechte Stimmung, ließ der Reaktor erneut eine Rauchsäule, begleitet von grünem Feuer, in den Himmel aufsteigen, als ein weiterer Teich voller Mako aus der Erde unter Midgar geerntet wurde.
„Hast du was gesagt?“, fragte Rude. Sein normalerweise pingelig gepflegter Anzug hatte ein kleines Einschussloch im Ärmel und seine Hand hing schlaff in einem Schulterriemen. Reno schüttelte den Kopf. Wie lange dauerte es wohl noch, bis der Aufzug im obersten Stockwerk ankommen würde? Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde Reno schwören, Rufus hat die Aufzüge im ShinRa Gebäude verlangsamen lassen, nur um ihn zu ärgern.
Im 69. Stockwerk angekommen, öffneten sich die Türen des Aufzuges mit einem sanften Klingeln und machten den drei Turks den Weg ins Büro des Präsidenten frei. Hinter dem riesigen halbrunden Tisch, saß Rufus, zurückgelehnt in seinen Ledersessel und Reno einen drohenden Blick zuwerfend, während dieser über den polierten Marmorfußboden auf Rufus’ Schreibtisch zuging. Es waren Momente wie dieser, in denen sich Reno wünschte, Tseng würde noch leben, denn dann müsste dieser sich mit dem Präsidenten herumärgern.
Die Turks blieben vor dem Tisch stehen und rührten sich. Reno salutierte nicht, auch Rude oder Elena wagten nicht einmal, daran zu denken. Rufus kümmerte das jedoch herzlich wenig.
„Du siehst müde aus.“, sprach Rufus zu Reno mit einer Stimme, so kalt, dass diese beinahe die Luft um ihn herum gefrieren ließ.
„Ich habe in den letzten Tagen nicht sonderlich viel geschlafen...Mr. Präsident.“, fügte Reno nach einer kurzen Pause hinzu. Rufus wandte sich Rude zu. „Wurdest du angeschossen?“
„Einer von Cloud’s Freunden, Sir. Aber die Verletzung behindert mich nicht weiter.“
Der Präsident nickte und starrte nach einem Moment in Elena’s Richtung. „Und was hast du gemacht?“
Elena brachte kurz kein Wort heraus. „Ähhh...also ich war bei Heidegger, Sir. Wir haben mit Frau Scarlet an der kürzlich von ihnen angeordneten Anti-Weapon Technologie gearbeitet. Ich denke, Sie werden mit dem Ergebnis zufrieden sein, Sir.“
Rufus nickte erneut leicht und lehnte sich entspannt zurück. Er gab ein tiefes Seufzen von sich, verschränkte seine Arme und machte einen äußerst gelangweilten Gesichtausdruck. Seine Finger tippten rhythmisch auf seinen Arm, während er über seine nächsten Worte nachdachte.
„Nibelheim, Fort Condor, Corel und Junon.“, er sah rüber zu Reno. „Weißt du was diese vier Orte gemeinsam haben?“
Reno starrte zurück. „...Große Substanz.“, antwortete er.
„Sehr gut.“, sagte Rufus, ein leichtes Lächeln zeigend. „Und genau diese Substanz war dafür vorgesehen, in Rocket Town in eine Rakete geladen zu werden. Nur wo ist sie jetzt?“
Die Turks tauschten sich gegenseitig zögernde Blicke aus.
„Antworte mir!“, brüllte Rufus, mit seiner Faust kräftig auf den Tisch schlagend.
„Sie ist...bei Cloud.“, murmelte Reno.“
„Ja, genau. Das ist richtig. Bei Cloud.“, Rufus erhob sich aus seinem Sessel. „Nun gut. Sephiroth befindet sich im Nordkrater, bewaffnet mit der Schwarzen Substanz. Cloud ist an Bord unseres neuesten Flugschiffes, das er so ganz nebenbei aus Junon mitgehen hat lassen, und überdies hat er alle vier Großen Substanzen!! Das bedeutet sozusagen, die ShinRa steht mit leeren Händen da!!!“, schrie er, als er einen Stapel Papier von seinem Tisch warf. „Wir haben nichts vorzuweisen! Wir sind immer mindestens zwei Schritte hinter jedem! WIR SIND SHINRA! ShinRa! Ich leite nicht nur eine Firma, Reno – ich leite hier diese ganze ver••••te Welt! Und trotzdem krieg ich dieses jämmerliche fehlgeschlagene Projekt Hojo’s nicht in meine Finger, weil ich umzingelt bin von einem Haufen inkompetenter Idioten, die im Finstern nicht einmal ihr eigenes ••••••••• finden könnten, selbst wenn man ihnen ne Taschenlampe in die Hände drücken würde!!“
Reno verlagerte sein Gewicht gelangweilt von einem Fuß auf den anderen. Er sah zur Seite und bemerkte, dass Elena nahe daran war, in Tränen auszubrechen. Sogar Rude begann unter Rufus’ Beleidigungen zu schwitzen. „Wenn Sie erlauben, Sir.“, unterbrach Reno. „Ich glaube, sie sehen das alles völlig falsch.“
Rude und Elena sahen beide rüber zu Reno, als ob dieser nun völlig den Verstand verloren hätte. Versuchte er wirklich, Rufus noch mehr aufzuregen? „Erklär mir das.“, ertönte es leise aus Rufus’ Mund.
„Sie teilen doch mit Ihrem Vater, dem früheren Präsidenten, noch immer diesen selben, verkackten Traum vom Verheißenen Land. Sie glauben zwar, sie hätten es gefunden...und vielleicht haben sie das auch...aber Sephiroth hat es schon lange vor uns entdeckt. Vergessen Sie also mal schön schnell diese Sache mit dem Bau Neo Midgars, weil dies nie geschehen wird.“ Reno sah tief in Rufus’ Augen. „Wenn Sie mich fragen, so glaube ich, Cloud hat eine weitaus größere Chance, Meteor zu stoppen, als wir alle zusammen. Lassen wir ihn tun, was immer er tun muss und Meteor wird zusammen mit der Erinnerung an AVALANCHE aus den Köpfen der Menschen verschwinden.“
Ohne seinen Blick von Reno abwendend, stieg Rufus auf seinen Schreibtisch, trat den Monitor seines Computers hinab auf den Boden und sprang auf der anderen Seite des Tisches herunter. Nun stand er nur ein paar Zentimeter vor Reno und er starrte ihn weiterhin in seine Augen. Der Präsident nahm einen tiefen Atemzug, griff mit seiner Hand an Reno’s Hals und begann, seine gelockerte Krawatte zu straffen.
„Nun gut.“, antwortete er gelassen und ruhig. „Wir versuchen es auf deine Weise. Cloud soll sich um Sephiroth und Meteor kümmern. Alles was wir tun müssen, ist die Barriere am Nordkrater zu zerstören.“
„Und wie stellen wir das an?“, fragte Reno.
Rufus ging einen Schritt zur Seite und führte die drei Turks hinaus zum Hubschrauberlandeplatz, außerhalb seines Büros. Hier oben im 69. Stockwerk schlugen die Winde wie ein eiskalter Hammer gegen die Außenmauern des ShinRa Gebäudes. Rufus deutete mit seinem Finger nach Norden, wo Midgar an die weiten Steppen vor der Stadt Kalm grenzte. Weiter im Norden befand sich das Meer und dahinter ein scheinbar unendliches Gebirge, in dem sich auch der Nordkrater befand. Doch als Reno nach unten auf die Stadt blickte, sah er, dass der komplette nördliche Teil Midgars von einer seltsamen Konstruktion bedeckt war. Hunderte von enormen Eisenträgern ragten aus dem Boden weit in den Himmel hoch und bildeten so ein gigantisches Gerüst, welches in eine einzige Richtung verlief: Nach Norden. Aus den ersten drei Mako Reaktoren kamen riesige Rohre, die sich am hinteren Ende des Gerüstes, bei einer großen Batterie, sammelten. „Was zur Hölle ist das?“, fragte Elena atemlos.
„Unser Ass im Ärmel.“, antwortete Rufus mit einem diabolischen Grinsen.


* * * * * * * * * * * * *

Meteor hing zirka zehn Zentimeter über Cloud’s Kopf und warf seinen verhängnisvollen roten Schein auf die Oberfläche des Planeten. Wenigstens der Mond war noch zu sehen. Doch schon in ein paar Tagen würde auch das bedeutungslos sein.
Währenddessen kreisten die Nachbarplaneten in Bugenhagen’s Planetarium, seelenruhig und ungerührt von der Notlage des kleinen blauen Planeten, auf ihren Bahnen um die Sonne herum. Cloud kniete sich inmitten dieses perfekten virtuellen Sonnensystems hin und holte die vier Großen Substanzen aus seinen Taschen.
„Ich bin froh, dass ihr alle wohlbehütet zurückgekehrt seid, meine Kinder.“, sprach Bugenhagen. Er schwebte neben dem Hologramm des Planeten und seine Stimme hörte sich so an, als ob er die letzten Tage nichts anderes gemacht hätte. „Wann immer ihr meine Weisheit benötigt, seid ihr hier Willkommen.“
„Ja, deshalb sind wir gekommen.“, sagte Cloud.
Bugenhagen lächelte und schwebte neben Cloud her. „Was passiert, wenn wir uns verirren und keinen Ausweg mehr sehen? Wenn so etwas passieren sollte, muss man tief in sich hinein sehen. Es gibt immer irgendetwas im tiefsten Inneren unseres Herzens. Irgendetwas tief Vergrabenes oder längst Vergessenes. Erinnere dich daran, denn es handelt sich um etwas, nachdem ihr alle sehnlichst sucht.“
Cloud schüttelte seinen Kopf. „Das sagt sich so leicht. Ich kann mich an so gut wie gar nichts erinnern...“
„Ich auch nicht!“, schmollte Yuffie. „Ich blicke bei diesem ganzen Wirrwarr sowieso nicht mehr durch!“
„Ich...erinnere mich an Aeris.“, unterbrach Tifa.
„Nein, das ist es nicht.“, Cloud verschränkte seine Hände. „Aeris war immer hier, die ganze Zeit. Sie war immer an unserer Seite. Sie war so nahe, dass wir sie gar nicht sehen konnten. Das, was Aeris getan hat, und die Worte, die sie uns hinterließ...“
Tifa lächelte. „Ja, das selbe habe ich auch gedacht.“
„Ich glaube, wir alle haben das gedacht.“, sagte Nanaki. „Sie meinte, sie wäre die Einzige, die Meteor stoppen könne. Aber jetzt ist Aeris weg. Bedeutet das, es ist nun unmöglich für uns, fortzuführen, was sie begonnen hat?“
„Wir sind keine Cetra, falls du das meinst.“, antwortete Barret.
Cid lächelte, als er sich im Planetarium umsah. Diese Imitation war ja ganz nett, aber nichts im Vergleich zum echten Universum. „Wozu ist sie überhaupt zu dieser Stadt des Alten Volkes gegangen?“
Cloud zwinkerte. „Das ist es.“
„Was? Was ist es?“, fragte Cid, völlig erschrocken vor Cloud’s plötzlichem Ausbruch.
„Wir haben alle keine Ahnung, warum Aeris so gehandelt hat. Aber was wusste sie, was wir nicht wussten? Warum hat sie sich Sephiroth so ausgeliefert?“, fragte Cloud. „Weil sie von der Stadt des Alten Volkes bescheid wusste. Dorthin wollte sie nämlich die ganze Zeit über!“
Bugenhagen lachte wieder, dieses mal noch lauter als zuvor. „Ich verstehe! Vielleicht solltet ihr mich dort hin bringen!“
Alle Blicke waren auf den alten Mann gerichtet. „Warum überrascht euch das so?“, fragte Bugenhagen. „Sogar ich verlasse mein Heim gerne um etwas von der Welt zu sehen. Trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl. Ich frage mich, woher es wohl kommt.“
„Vom Planeten. Der Planet ruft dich!“, sagte Nanaki. Cid knurrte und rollte mit seinen Augen. Der Planet rief ihn...genau. Cid verließ das Planetarium, um eine Zigarette anzuzünden. Das letzte mal, als er versuchte, in Bugenhagen’s Haus eine zu rauchen, hat ihn der alte Mann mit Sprüchen wie ‚Rauchen sei ungesund’ zugetextet. Auf solche Sprüche war Cid nicht besonders scharf, also wartete er draußen auf die Anderen. Nach ein paar Minuten waren schließlich alle draußen angekommen, alle, außer Cloud. Er befand sich noch im Inneren des Planetariums.

„Wir tragen diese Große Substanzen nun schon eine ganze Weile mit uns herum.“, begann Cloud, auf die vier Kristalle deutend, die er vor sich hingelegt hatte. „Wir konnten sie ShinRa nicht überlassen. Ich habe gehofft, ich könnte sie fürs Erste hier aufbewahren.“
Bugenhagen legte seine Hand auf eine der Substanzen und lächelte, als diese ein warmes, empfängliches Glühen ausstrahlte. „Sehr interessant.“, flüsterte er zu sich selbst. „Große Substanz wie diese hier bewahrt mit Sicherheit eine besondere Macht in ihrem Inneren auf. Während normale Substanz das Wissen und die Weisheit des Alten Volkes in sich trägt, besitzt diese Substanz etwas noch Mächtigeres.“
„Mächtiger? Als die Cetra?“, fragte Cloud. „Was um alles in der Welt könnte das sein?“
„Ho hoo hooo!“ Ich habe keine Ahnung! Nur ein Gedanke eines alten Mannes.“ Bugenhagen blickte auf Cloud herab. „Dies ist ein sicherer Ort für die Substanzen. Wenn du jemals das Verlangen hast, sie wieder zu sehen, kannst du jederzeit hierher zurück kommen. Und jetzt sollten wir uns beeilen und zur Stadt des Alten Volkes aufbrechen. Ich habe das Gefühl, dass uns dort viele Antworten auf unsere Fragen erwarten.