Ich finde der Umgang mit Tod und Mord ist in RPGs wirklich zu tiefst schleierhaft und merkwürdig. Auf der einen Seite gibt es den Umgang im Gameplaybereich:
Im "Kampf" verschwinden die Gegner einfach, meist mit einem Leuchteffekt und einem seltsamen Geräusch. Vermutlich hat man gerade jemanden oder etwas getötet, dem Spieler erscheint es allerdings nicht so, da es keine Menschen waren oder im anderen Fall das reine Böse oder ähnliches. Es ist aber auch oft zu sehen, dass nach einer solchen Kampfszene mit diesem Ende der Gegner nochmal in einer Sequenz zu sehen ist und sagt "Oh nein! Ihr habt mich erwischt! Nächstes Mal wird das anders aussehen!" und verschwindet. Sprich, der Umgang mit Tod und Mord ist im Gameplaybereich äußerst konfus, selten kann man sagen, was nun mit den entsprechenden Monstern passiert ist, wo die hin sind usw.
Interessant ist hier noch was passiert, wenn die HP eines Partymitglieds auf 0 sinken. Ist er tot, komatös, bewusstlos? Es ist eine Animation der Person die am Boden liegt gezeigt, regungslos, es gibt jedoch keine Reaktion der anderen Mitglieder der Party, desweiteren scheint die Person wieder topfit, wenn man mal 'ne Nacht drüber geschlafen hat. Ist die ganze Party in diesen undefinierten Zustand verfallen, so ist das Spiel zu Ende. Hier sollte klar sein, dass die Partymitglieder allesamt tot sind. Sie sind es defacto nicht, denn sie können durch Phönixfedern oder bloßes Schlafen wieder geheilt werden.

Auf der anderen Seite gibt es noch den dramaturgischen Einsatz von Tod. Hier sterben Leute wie im echten Leben, sie werden tödlich verletzt und sind entsprechend im Spieln nicht mehr verfügbar. Das ist schon konfus. Im Storyteil kriegen die Helden eine Pfeilspitze in die Brust und sind tot, im Gameplay feuert der Mörderroboter 20 Mal den Ultralaser auf die weibliche Protagonistin und sie scheint keinen äußerlichen Schaden davongetragen zu haben.

Am Ende ist es so, dass RPGs dem Thema Tod mehr oder weniger geschickt aus dem Weg gehen. "Tod" ist hier anders definiert. In einem RPG befindet man sich in einer Welt von Magie und anderen Übermenschlichen/-sinnlichen Fähigkeiten die stets präsent sind. In einer solchen Welt scheint und ist alles möglich, so wird auch das Wort "Tod" völlig neu definiert. Der Tod in RPGs muss nicht mehr zwingenderweise etwas endgültiges sein, dass kann er aber, wenn es dramaturgisch sinnvoll erscheint. Das ist auch gerade das schöne an RPGs: Es geht größenteils um Unterhaltung - unangenehme Themen können schön gebogen werden wie man sie braucht, ohne sich damit auseinandersetzen zu müssen.