Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Joah, wie seit Posts gesagt, die uralte Frage zwischen Freiheit und Sicherheit. In dem Moment, in dem du einen schützt, schränkst du einen anderen (oder den Menschen selbst) ein. Egal, um was es geht, immer. Also sag lieber nicht "nur so weit", sondern eher "in einem Maß, dass". Denn wenn du von irgendetwas abhängig bist, bist du per Definition nicht mehr frei in deiner Entscheidung.
Ich halte übrigens diese prinzipielle "Freiheit des Einzelnen" für veraltet. Die haben wir seit Beginn der Geschichtsschreibung nicht und sämtliche Revolutionen, Kriege, Reformen haben da auch nichts dran geändert. Hierarchie ist nunmal der Grundaufbau eines Bienenstocks, und Bienen können, wie Menschen, auch mit eingeschränkten Entscheidungen glücklich werden. Hölle, Menschen können sogar in einem Jauchehaufen glückich sein, wenn sie nichts anderes kennen. Und dieses "anderes" bleibt leider ein Mysterium.
Es soll aber nicht das Ziel eines Staates sein, den Menschen "irgendwie" glücklich zu machen. Sicher kann ich auch unter einem repressiven Staat in irgendeiner Form glücklich sein, aber wieso nicht das Glück vergrößern, indem dem Bürger mehr Freiheit gegeben wird? Weil dadurch die Sicherheit einiger unselbstständiger Menschen gefährdet wird, wofür dann jeder vernünftige Mensch büßen muss? Das kann nie und nimmer das Ziel sein - in einer noch so humanen Gesellschaft soll niemand (in dem Fall der Raucher) dafür eingeschränkt werden müssen, dass ein anderer (hier die Minderjährigen) geschützt wird, wenn es sich in jedem Fall um freie Entscheidungen handelt (auch der Entschluss eines 14-Jährigen zu rauchen ist eine solche).

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Die Frage bleibt: Kann man einem 14/12/8/16-jährigen zutrauen, für den Rest seines Lebens zu entscheiden, ob er abhängig sein will oder nicht? Ganz ehrlich, es gibt eine gute (!) Chance, dass er diese Entscheidung nicht rückgängig machen wird.
Es ist zwar niemand ein kopfloser Zombie, aber wir sind halt alle Tiere. Andere Sachen sind aufgrund ihrer Direktheit tabuisiert (bspw. mal jemanden nebenbei schwängern), Rauchen dagegen ist ja eine soo ferne, so ungreifbare Gefahr. Gerade auch weil es ja theoretisch "leicht ist, aufzuhören, wenn man einen starken Willen hat". Trotzdem ist die Anzahl der Raucher, die ohnen einen direkten Grund wie Geldsorgen oder Gesundsheitsprobleme damit aufhören, verschwindend gering. Und die Grenze zwischen "nicht wollen" und "nicht können" verdammt klein.

Ich suche schon seit Posts nach einem guten Vergleich. Am besten ist wirklich noch die Schwangerschaft. Nur weil ein 14-Jähriger körperlich im Stande ist, Kinder zu machen, sollte man ihm das noch nicht unbedingt erlauben. Weil sein Erfahrungsschatz einfach mal winzig ist.
Ich meine, klar, mit 14 dachte ich auch meistens, dass ich immer Recht hätte. Heute weiß ich wenigstens, dass das Bullshit war.
Ich hab doch gar nichts gegen das Rauchverbot für Minderjährige. Soll sein, irgendwo muss man ja die Grenze ziehen, wo man jemandem konsequenzbezogenes Denken zutraut - aber dir geht es doch wohl nicht darum, ein bestehendes Gesetz, das hier auch von niemandem angezweifelt wurde, zu verteidigen, sondern darum, die Einschränkung auf das Rauchen an sich auszuweiten, um damit Kinder zu schützen. Und hier frage ich erneut: Wieso sollte das Interesse der Kinder, nicht in die Versuchung des Rauchens geraten zu können (wenn das überhaupt in deren Interesse liegt, aber davon gehen wir eben mal aus), über dem Interesse des freien Menschen liegen, der vielleicht auch mal Rauchen möchte, wenn er Lust dazu hat? Du kannst Sicherheit und Freiheit nicht gegeneinander aufwiegen, ich sage allerdings: Im Zweifel für die Freiheit, und von mir aus sag ich das auch ganz dogmatisch und prinzipiell.

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Die Eltern kann man da außen vorlassen, die sind ja die Instanz, auf die man sich überhaupt verlässt. Wenn die das Kind zuqualmen und das auch noch gut finden, ist eh Hopfen und Malz verloren. Wo dann wieder dieses langsame "Entfernen" ansetzt. In unserer Generation und der davor ist Rauchen nunmal cool und sozial. Und das lässt sich auch nicht so schnell rauskriegen. Aber ich denke, eine Utopie ist es mit viel Zeit nicht. Die letzten Gesetztesänderungen gingen alle in die richtige Richtung, nämlich dahin, das Phänomen des Rauchens langsam gesellschaftlich zu isolieren (man denke nur mal an die winzigen Raucherfleckchen auf dem Bahnhof). Alles andere kommt von selbst.
Wie kommst du darauf, dass die Rauchverbote in die "richtige" Richtung gehen? Irgendwie fehlen mir da die Argumente, die Rauchen als grundfalsch belegen. Es ist gesundheitsschädigend, ja, aber gleichzeitig auch entspannend und angenehm. So wie eben das Essen von Süßigkeiten oder der Besuch von Solarien (die beide übrigens auch süchtig machen können).
Ich hoffe ja immer noch - wahrscheinlich vergebens -, dass diese Repressionsmaßnahmen irgendwann ihr Ende finden und sich der Staat mehr und mehr aus dem Privatleben der Bürger zurückzieht. Ansonsten sehe ich echt Schwarz für unsere Gesellschaft.

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Und "dann wirds halt illegal gemacht" ist allen voran das Gegenargument gegen "Rauchen augenblicklich verbieten!". Ich denke, ein Verbot ist immer nur der letzte Schritt, davor muss man das Problem erstmal aus den Köpfen der Menschen kriegen. Die Antisklavereigesetze wären ohne den Bürgerkrieg auch niemals so schnell in Amerika durchgekommen, erstmal musste klar werden, dass die Sache nicht toll ist. Was am besten geht, wenn viele Leute daran verrecken. Beim Rauchen tun sie das leider unauffällig und vielen gehts auch nur scheiße.
Ist richtig, wenn es sich beim Rauchen um ein unmenschliches Problem wie das der Sklaverei handeln würde. Tut es aber nicht, da die Konsequenz des Rauchens nur die eigene Person betrifft, nicht unbeteiligte Dritte. Rauchen ist also ein direkter Ausdruck persönlicher Freiheit, steht also hundertprozentig konträr zur Versklavung anderer.

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Und ich glaube übrigens niemandem, der meint, er würde für den Genuss rauchen (nicht für den Rausch!). Man kann sich an alles gewöhnen (und es am Ende auch genießen), aber mein Gott, es gibt auch Leute, die an Kacke schnuppern.
Ehm... Rausch = Genuss? Was ist ein angenehmer Rausch (eine Zigarette resultiert wohl kaum in einem Horrortrip) denn anderes als ein persönlicher Genuss?