-
Ehrengarde
Ihr Gegenüber bedachte sie nur mit einem fragenden Blick. Er würde schon noch herausfinden, was sie gemeint hatte. Sinda wandte sich ab und begab sich wie angekündigt wieder vor die Hütte, wo die Zigeunerin immer noch stand. Sie würde bestimmt schon leicht verärgert zu sein, weil sie sich so viel Zeit gelassen hatte. Da Marxzes nun die paar Stöckchen hatte, die sie aufgelesen hatte, kam sie mit leeren Händen zu der ihr zurück. „Brennholz konnte ich bei dem Wetter leider keines finden.“ Unschlüssig blieb Sinda vor der Frau stehen. Die andere war sicher in der Hütte und erholte sich von dem Wasseranschlag.
-
Neuling
Der Brustkorb hob und sank unkontrolliert und ihm gar zu schnell. Er wollte, dass es endlich enden mag. Seine Augen starrten gebannt auf die Tür. Jederzeit könnte ein Gardist kommen und ihm die Fesseln anlegen. Das hätte Temotshin heute noch zu allem Überfluss der Geschenke an jenem Tage noch gefehlt. Die Tür zitterte immer noch von dem wuchtigen Schlag, die sie von ihm bekam. Diese Bewegung versetze ihn in einen Zustand einer Panik, die ihn am liebsten noch weiter nach hinten hätten kriechen lassen, doch war ein stabiles Brett ihm als Gegenspieler gesandt. Seufzend musste er sich gestehen, dass nur ihm so etwas passieren könnte. Zu letzt warf ihn der Schmied aus jenem Gewerbe. Nun gut er stand wohl im Recht, denn sein Haupt neigte kaum über den Amboss und so schlug er Schwerter die wohl eher zum kochen taugten, als zum anständigem Kampfe. Nun hatte er keinen Sold mehr, kein Heim und kein anständiges Kleid mehr, doch die Zwille wich nicht von ihm. Ein kleines Lächeln schmückte zum ersten Male heute sein Lächeln, oder wollte es jedenfalls. Denn die knisternde Stille wurde von einem ungehobelten Störenfried einfach zerbrochen. Wie konnte man nur so dreist sein? Solch ein Frevel musste er sich bieten lassen. So muss er wohl noch sein gesamtes Leben fristen, in dem er sich von jedem 3 Kera Burschen ansprechen lassen muss. Welch eine Wortwahl ist das denn? Ein Ähm… dies konnten nur die Worte eines Bauernlümmels sein. Doch dann kam Temotshin auf einmal zur Besinnung. Er war der ungehobelte ungebetene Gast, der den Frieden zum Einsturz brachte. Schamesröte stieg in ihm auf. Seine Augen wurden größer und größer, als wollten sie aus seinem Schädel steigen und ihn verlassen. Die Mundwinkel klappten auf und er konnte kaum noch den Speichel fangen. Er begann grässlich zu husten. Alles um ihn herum wurde nässer und nässer. Sofort sammelte sich Wasser in den Augen, ihm war es alles einfach zu viel in diesem Moment und so floss eine Träne über die Wange, bis sie sich im Boden bettete. Er hatte die Konzentration in jenem Momente verloren und bekam nicht mit was er so sprach, irgendetwas von Tüchern. Was wollte er mit Tüchern? Wollte er ihm nun auch noch das Nachthemd rauben? War er an Diebe gekommen? Er schluckte und suchte nach etwas greifbaren, womit er sich wehren könnte, doch fing er außer einem Splitter nichts. Nun war noch Schmerz zu den Leiden des jungen T.. Wie einen Stein musste er nun hinab schlucken, denn Stille trat ein und wer weiß, in welcher Hand der Tunichtgut den Dolch hält. Zum besänftigen räusperte sich Temotshin nur kurz und sprach sofort, als wäre nichts in einem flüssigen tiefen Ton um Kraft zu zeigen: „ Seid mir gegrüßt junger Lord. Verzeiht mein Eindringen zur frühen Stund. Doch wurd ich verfolgt und mich trugen die Füße schneller, als Argus es hätte sehen können. Es ist nun nicht eine Freude für euch, dessen bin ich mir bewusst, einen solchen Gast wie mich ertragen zu müssen. Ich verlange nicht, dass ihr mir das Tafelsilber aushändigt, oder poliert. Bitte poliert auch keinen blanken Stahl an meinen Knochen, ich ersuche euch. Wir können der Bluteslust doch auch beim Feuer und einem Mete frönen. Nun vielleicht auch anderen Gelüsten, wenn ihr mich versteht.“ Er begann einfach lauthals zu lachen. Schloss die Augen und versuchte sich zaghaft aufzurichten, versteckte schön die Zwille hinter seinem Rücken, währenddessen er sprach: „ Wisst ihr mein Dasein hat sicher eine lustige Geschichte jedoch…“ In dem Moment sah er sich eifrig um: „ Was habt ihr nur angerichtet, das ihr solch ein wüstes Durcheinander herrscht? Wurde hier der Krieg der Barbaren ausgefochten? Und überhaupt, was ist das für ein Geruch der tief in meine Nasen steigt? Wollt ihr mich betäuben. Junger Ritter, so lasst bitte ab, ich bin zu klein um genügend Fleisch an mir zu haben, dass ihr genießen könntet.“
-
Ritter
Geff betrachtete seinen zunächst leicht panischen Gast, dessen Zustand von Agressivität zu Unterwürfigkeit zu wechseln schien. Schnell versuchte er, die Situation etwas aufzulösen. „Zuerst ist es wichtig, dass Sie erfahren, dass ich nicht die Absicht habe, Sie mit einer Waffe zu bedrohen. Das ist nicht meine Art. Stattdessen versuche ich häufig eher, die Wünsche anderer zu erfüllen - so auch, als ich eine kleine Demonstrationsvorführung eines Feuerschirmes für einige Kunden abhielt. Dabei fing leider der ganze Laden Feuer... nunja, die Auswirkungen sehen Sie ja.“ Geff blickte sich ein wenig um, und befand dann, dass es für seinen Gast angenehmer sein könnte, unverwüstete Teile des Hauses zu sehen. Ebenjener Gast sah ohnehin nicht so aus, als würde seine Kaufkraft den Umsatz des Ladens erheblich verbessern.
„Wenn Sie möchten, können wir gern zusammen in die Küche gehen. Bei einem gemütlichen Happen zu essen können Sie mir dann ganz in Ruhe erklären, was jetzt eigentlich vorgefallen ist, und warum sie gerade bei mir aufgetaucht sind.“ Natürlich konnte Geff nicht jeden Tag irgendwelche Fremden zum Essen einladen - was hätte schon allein seine Mutter dazu sagen sollen? - doch dieser Kerl tat ihm Leid und noch dazu war er sehr neugierig darauf, zu erfahren, was tatsächlich hinter seinem plötzlichen Auftreten steckte.
Er verließ den Laden in Richtung Küche und bedeutete dem Fremden, der noch immer auf dem Boden verharrt hatte, ihm zu folgen.
-
Puppet Vampire
Mit den wenigen Zweigen, die Sinda gefunden hatte, trottete Marxzes dem jungen Flussmädchen hinterher. Seine Gedanken waren noch immer bei ihren letzten Worten; in der Tat waren nun mit ihm, Sinda, der wohlbeleibten Frau und letztendlich der Zigeunerin mehr Personen zu gegen, als seine bescheidene Behausung in der Lage war zu beherbergen. Es musste also eine Lösung geschaffen werden.
Eine der Frauen konnte in seinem Bett nächtigen, das war für Marxzes kein Problem - nur sollte er selbst lieber festlegen, wer von den Damen sein Nachtlager nutzen dürfte, bevor die beleibte Dame dies für sich beanspruchen würde. Er glaubte zwar nicht all zu fest daran, dass dieser Fall eintreten könnte, doch auf der anderen Seite hatte er auch keine Lust, den Rahmen seines Bettes neu zimmern zu müssen, nur weil der alte Rahmen unter einer zu hohen Last zusammengebrochen ist. Nein, danach stand ihm wahrlich nicht der Sinn. Höchstwahrscheinlich würde er so oder so Sinda sein Lager anbieten, der beleibten Dame mit ein paar Decken ein Lager nahe des Feuers zurecht machen und selbst auf einem Stuhl nächtigen. Die Zigeunerin - so schien es ihm zumindest - würde sich lieber in die eigene Zunge schneiden, als die Hütte zu betreten. Demnach würde sie also so oder so im Freien nächtigen. Damit war dieses Problem also aus der Welt geschafft.
Mit einem zufriedenen Seufzer schloss er zu Sinda auf, die bereits das Wort an die nasse, beleibte Frau und die Zigeunerin gerichtet hatte. Erstere schien sich in seinem Haus an seinen Schränken und Regalen zu schaffen zu machen - ein Akt, der ihm äußerst missfiel.
Nachdem er das wenige an brauchbarem Holz vor der Zigeunerin abgelegt hatte, trat er geräuschvoll in sein Haus und räusperte sich missbilligend. "Entschuldigt, aber wenn ihr hier etwas sucht, könnte ich euch vielleicht weiter helfen. Schließlich ist dies ja mein Haus...".
Geändert von Simon (16.12.2008 um 18:38 Uhr)
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln