Langsam steuerte Alania die Kutsche auf einen kleinen Platz vor dem Haus, sprang vom Bock und löste die Pferde.
" Mädchen, ihr seit fern der Heimat..." sprach sie Sinda an , ohne sie jedoch direkt an zublicken und führte beide Pferde zu den Bäumen.
"...ich nehm an ER hat dich gekauft, hm ? Eine Sklavin, zu nichts anderes würde man Flussmenshen hier brauchen wollen, aber mach dir keine Sorgen. Du kannst etwas Feuerholz sammeln und bei mir hier draussen bleiben. Ich werde uns beiden ein feines Süppchen kochen , hm ? ..sie bringt auch deine Freundin da wieder auf die Beine."
Es war merkwürdig, selten hatte Alania solch gute Tage, das sie freundschatliche, nein fast schon mütterliche Emotionen zeigte aber entweder war es die Gewissheit das Leid jener zu kennen, die eine missverstandene Minderheit in einem fremden Land darstellte oder sie würde ihre bekannten schauspielerischen Künste an diesen Abend noch zu neuen Höhepunkte steigern können.
Sklavin? Heute schien man sie wirklich gering einzuschätzen. Doch Sinda war zu müde, um sich weiter zu streiten und ihr Volk zu verteidigen. Auch hatte sie heute noch nicht wirklich etwas nahrhaftes zu sich genommen und es war gerecht, wenn sie der Zigeunerin beim Holzsammeln half. In ihrem Stamm war es selbstverständlich gewesen, sich gegenseitig zu helfen.
Zudem war Sinda noch immer misstrauisch und wollte endlich etwas Ruhe zum Nachdenken haben. Die Höflichkeit mit der Marxzes ihr begengnete verwirrte sie. langsam kamen auch in ihr Zweifel auf, ob er auch Interresse an ihr als Frau hatte. Auch wenn er sich in die Einsamkeit zurück gezogen zu haben schien, blieb dieser Landmensch doch ein Mann und sie musste zugeben, dass er ihr sympathisch war. Alles keine guten Vorraussetzungen, um sich der Lage klar zu werden in der sie sich befand. Wenn die beleibte reiche Dame Recht hatte, und der verrückte Feuermagier immer noch hinter ihnen her war, sollten sie zumindest auf der Hut sein.
Nach einem kurzen Zögern, das durch ihre Gedanken über die Worte der Zigeunerin geprägt war, erwiderte Sinda in einem undeutbaren gleichgültigen Ton: "Danke für euer Angebot. Ich werde sehen, was ich an Holz finden kann." Ohne die Antwort der Zigeunerin auch nur abzuwarten, wendete sie sich in Richtung des Waldes. Dabei vergewisserte sie sich noch einmal wo der Mond stand und, dass sie den Weg zurück finden würde. Die Ruhe und Einsamkeit der nächtlichen natur würden ihr hoffentlich gut tun und ihre Gedanken abkühlen. Marxzes würde schon alleine klar kommen mit den beiden Frauen. Sie wunderte sich abermals, warum sie sich überhaupt Gedanken um ihn machte.
Schulterzuckend folgte Marxzes’ Blick Sinda, die sich, mit Blick gen Himmel, auf machte, um Holz zu suchen. In der nahe gelegenen Baumgruppe würde sie einige kleine Äste finden. Die würden genügen, um ein Feuer zu entfachen…
Plötzlich hielt er in der Bewegung inne, die er ausführen wollte, um die beleibte Frau unter den Armen zu packen und wenigstens ins Haus zu ziehen, damit sie nicht weiterhin seine Tür blockierte. Wozu in aller Welt sollte Sinda Holz suchen, wo sich doch in seinem Haus bereits ein prasselndes Feuer befand, das fröhlich den Raum mit tanzendem Licht und ebenso tanzenden Schatten belebte? Erneut musterte er die Zigeunerin, die arglos ihre Pferde tätschelte und mit einem Klaps auf die breiten Flanken auf die Wiese trieb, auf der sich irgendwo noch die anderen zwei Tiere befinden mussten, die ihre Flucht ermöglicht hatten. Irgendwie kam ihm die Frau nicht ganz geheuer vor; auch wenn sie seine Hütte bisher nicht betreten haben mochte, so sah man schon aus der Ferne – zumal bei dunkler Nacht! – dass in seiner Hütte ein Licht brannte, das zu hell für Kerzen war. Weiterhin verriet der Rauch, der aus dem selbst gemauerten Schornstein wie eine schwarze Schlange in den Himmel kroch, dass dort ein Feuer brannte; auch wenn es dunkel war, so konnte man durch das Mondlicht die Schwaden aus dem Schornstein sehr gut erkennen.
Er hatte nun zwei Alternativen: sich eines Teils des Feuers bemächtigen, es zu bändigen und die Frau mit einer Feuerkugel im Anschlag dazu zu überreden, die Wahrheit zu sagen; oder dieses Spiel vorerst mit zu spielen und erhöhte Vorsicht walten zu lassen.
Wie zu seiner eigenen Bestätigung, welche der beiden Alternativen er gewählt hatte, ließ er das Schwert mit einer unscheinbaren Bewegung neben der Tür verschwinden. Er würde es, wenn er wieder ins Haus trat, bei aller Geschäftigkeit unauffällig in seiner Nähe platzieren, ohne dass es jemanden auffiel.
„Solltet ihr etwas benötigen, zögert nicht, das Wort an mich zu richten.“, sagte er und setzte das fort, was er begonnen hatte: die dicke Unbekannte ins Haus zu zerren.
Sinda erreichte eine kleine gruppe von Bäumen. Sie wendete sich noch einmal zur Hütte um und bemerkte ihren kleinen Fehler. Natürlich war es etwas seltsam, dass die Zigeunerin sie nach feuerholz geschickt hatte, wenn in der Hütte schon ein Feuer brannte. Doch sie war so zufrieden damit gewesen, dass sie endlich wieder etwas Ruhe finden konnte, dass sie nicht darauf geachtet hatte. Marxzes durfte die Dame jetzt alleine irgendwie weiter schleppen. Sie beneidete ihn nicht darum. Würde aber auch nicht umkehren, um ihm zu helfen. Er würde schon zurecht kommen.
Langsam zogen Nebenschwaden auf, bis man nur noch die Spietzen der Bäume ausmachen konnte. Sinda setzte sich ins nasse Gras und starrte auf das unscharfe Licht, das ihr noch verriet in welcher Richtung die Hütte lag. Schade, der Mond war gerade so schön gewesen. Doch diese feuchte Luft war auch nicht zu verachten, für jemanden, der damit etwas anzufangen wusste. Nach etwa einer halben oder ganzen Stunde machte sie sich leisen Schrittes wieder auf den Weg, um zu sehen, was die anderen während ihrer Abwesenheit getan hatten.
Niemand hatte ihr etwas von einem Flussmädchen erzählt, aber spielte es überhaupt eine Rolle ? Sie hatte ihre Aufgabe, mehr nicht und diese bestand darin die Schachfiguren zu positionieren.
Töpfe und Eisen begannen zu scheppern, als Alania ihre Kochstelle auf zubauen begann und im Schein der flackernden Lampen an ihrer Kutsche darauf wartete das das Mädchen mit dem Holz zurück kommen würde, dabei schweifte ihr Blick immer wieder zur Hütte.
Er hatte sie reingebeten und sie hatte nicht mehr als ein Schmunzeln als Antwort zu geben, eine Rabensängerin würde in kein Haus übernachten ... es war nicht die Art des fahrenden Volks und sie würde sicher nicht damit beginnen alte Traditionen zu brechen, außerdem schränkte es den Plan ein und dieser forderte das nicht Sie rein ging, sondern die andern rauskamen.
Das die Dicke ohnmächtig würde, war jedoch etwas was keineswegs einkalkuliert war und es somit noch wichtiger machte das das Mädchen bald mit dem Feuerholz zurück käme.
Ungeduldig verschränkte sie die Arme und begann mit dem Fuss zu wippen, wohlwissend das sie beobachtet wurde.
Während Marxes versuchte Liudvika in das Haus zu zerren, versuchte und versuchte und keinen richtigen Griff bekam um zu beginnen, vefiel die Dame in einen tiefe Schlaf.
Sie begann zu Schnarchen, erst nur ein kleines bisschen. Doch dann so laut das einem die Ohren weh taten.
Ein ohrenbetäubend lautes Geräusch ließ Marxzes urplötzlich zusammenfahren und sich wie toll die Hände auf seine Ohre pressen; ein Geräusch, das so laut wie Donner zu sein schien, kam direkt von der beleibten Frau vor ihm am Boden. Bei allem nicht namentlich genanntem Übel, wie konnte ein einziger Mensch – dazu noch eine Frau! – einen solchen Höllenlärm veranstalten? Er war sich sicher: würde sie nicht bald damit aufhören, würden sie bald am Horizont Fackeln sehen, die in ihre Richtung drängten. Die Menschen der Stadt, aus der sie mit Ach und Krach geflohen waren, mussten diesen infernalischen Krach mitbekommen.
Einen grausamen, kurzen Augenblick lang, spielte Marxzes mit dem Gedanken, die dicke Frau mit dem zwickenden Kuss einer kleinen Flamme zu wecken, entschied sich jedoch dagegen, da er sein Talent nicht vor der Zigeunerin bloßstellen wollte. Daher rannte er fluchtartig um sein Haus herum zu einem Fass, das an dessen Kehrseite stand; neben diesem befand sich ein hölzerner Eimer. Mit einer schnellen Bewegung öffnete er das Fass und tauchte den Eimer in selbiges ein; kaltes Wasser, das sich in jenem Fass befand, floss in Strömen in den Eimer, bis Marxzes diesen wieder heraus hob. Halb voll dürfte genügen., dachte er sich und ging schnellen Schrittes zurück zur Frau, die weiterhin lautstark schnarchte. Ohne darauf zu achten, ob die Zigeunerin – ihren Namen kannte er ebenfalls noch nicht! – irgendwelche Einwände erheben würde, schüttete er den Inhalt des Eimers mitten ins Gesicht der dicken Frau…
Der Nebel wurde noch etwas dichter. Die paar Äste, die Sinda als Feuerholz hätte nehmen können, waren feucht geworden. Sie hatte beschloßen wenigstens ein bisschen was mitzunehmen, um die Zigeunerin nicht zu enttäuschen. Falls diese sie gar nicht hatte weglocken wollen, hätte sie ihr Unrecht getan. Sie wusste selbst wie schnell man Misstrauisch werden konnte, wenn man auf etwas oder jemanden traf, das man nicht kannte. Sie seufzte. Die anderen würden sicher schon sehnsüchtig auf sie warten. Doch als sie Ludovikas Schnarchen vernommen hatte, verspürte sie noch weniger Drang sich wieder zu der Hütte zu begeben. Ungesehen von den anderen konnte sie hier noch etwas mit den Nebelschleiern spielen. Die sich in ihrer Nähe fast zu Gebilden zu verdichten schienen.
(So lange mir keier den Nebel erwähnt komme ich auch nicht zurück...)
„Verdammter Nebel!“
Geff V. Heimkroch, von Freunden Geff und von seiner Mutter Geffi genannt, lag auf dem Hof seines zum größten Teil selbstgebauten Hauses. Üblicherweise lag er um diese Uhrzeit eigentlich im Bett und schlief, träumte von neuen Erfindungen, die er gleich am nächsten morgen noch vor Sonnenaufgang in die Realität umsetzten wollte.
Doch dieser Abend hatte ihm keine Ruhe gelassen. Seit eine brennende Kutsche ein paar Straßen weiter explodierend durch die Stadt gefahren war, hatte seine Mutter permanent auf ihn eingeredet. Die Stadt sei früher nie so gefährlich gewesen, erst seit er „dieses schwarze Pulver und all den unsinnigen Tand“ verkaufte, gehe es hier zu wie auf dem Jahrmarkt. Es hatte nichts genutzt, ihr zu erklären, dass er zumindest mit dieser brennden und explodierend um die Häuser ziehenden Kutsche rein gar nichts zu tun gehabt hatte, und das plötzliche Auftauchen von allerlei Leuten in seinem Geschäft, die mehr oder weniger gut funktionierende Feuerschirme™ kaufen wollten, um sich für zukünftige derartige Ereignisse zu wappnen, hatte nicht dazu beigetragen, dass es ihm besser ging. Als er Stunden nach seinem eigentlichen Ladenschluss endlich die letzten Kunden erfolgreich vertrieben hatte - ihnen zuliebe hatte er noch einen Feuerschirm demonstrieren müssen und bei dem für eine Demonstration natürlich obligatorischen Feuer die Hälfte seiner Gerätschaften in Brand gesetzt - fing auch noch sein Vater an, auf ihn einzureden, er solle doch beizeiten einen „vernünftigen und anständigen“ Beruf erlernen, und nicht immer solch „krause Ideen“ verfolgen. Um den gut gemeinten Ratschlägen seiner Eltern endlich zu entkommen, hatte er sich mit dem Vorwand, mehr - und vor allem funktionierende - Feuerschirme bauen zu müssen, gemütlich auf den Hof zurückziehen wollen. Natürlich musste er in das Fass mit feuerfestem Schwarzpulver™ treten, mit dem anderen Bein über den letzten Eimer Purpurgrün™ stolpern, und in einem Bottich mit fliegenden Federn™ landen, die sofort erwachten und in alle Richtungen davonflogen. Sollten die Federn nicht von selbst zurückkommen, war seine Idee eines selbstfliegenden Anzugs damit also leider begraben, schließlich verspürte er nicht die geringste Lust, noch einmal tagelang halbtot im Bett zu liegen, nur weil er sich bei dem Verzaubern der Federn viel zu sehr verausgabt hatte.
Ganz ruhig zählte er bis zehn. Dann bis zwanzig, bis dreißig... Mit einem mal machte ihm das Zählen unglaublich viel Spaß, und so dauerte es nicht lange, bis er von feuerfestem Schwarzpulver getränkt in einer Wolke aus nun purpurgrün phosphoreszierenden fliegenden Federn einschlief.
Geändert von Moyaccercchi (06.11.2008 um 22:29 Uhr)
Und plötzlich ergoss sich der Himmel in kaltem Regen auf sie und ihre Zuhörer.
Roh aus ihren Träumen gerissen fand sich Liudvika mit einem spitzen Schrei vor einer Hütte wieder. Es dauerte einige Sekunden bis sie erkannte wo sie war und was passiert war. Die Kutsche, die Pferde, die Hütte, der Wahnsinnige...
DER WAHNSINNIGE!!
Schemenhaft nahm sie den Wagen und die Person daneben wahr, die Pferde versperrten ihr den ganzen Blick, und erinnerte sich das dieser Wahnsinnige hinter ihr her war.
"Aaaaah~", mit einem erneuten spitzen Schrei versuchte sie etwas rückwärts zu kriechen, schaffte es allerdings nicht Fuß zu fassen auf dem Boden.
"Verschwinde, verschwinde, verschwinde, verschwinde!", wiederholte sie abermals und abermals und fuchtelte wild mit Armen und Füßen.
Sie drohte schon wieder in Panik zu verfallen.
„Wir scheinen wohl endlich wieder wach zu sein.“, konnte sich Marxzes nicht verkneifen zu sagen und drängte sich an der hysterisch herumfuchtelnden Frau vorbei, um den Eimer wieder an seinen Platz auf dem Fass zu bringen. Seine Geduld war innerhalb der letzten Stunden wahrlich auf eine harte Probe gestellt worden und war mittlerweile zu einem kümmerlichen Rest zusammengeschrumpft. Während er zur Rückseite seines Hauses ging, fiel es ihm erst auf: dichter Nebel, der beinahe zum greifen dick zu sein schien, war aufgezogen und umhüllte mehr oder weniger alles, was sich in seinem geschrumpften Blickfeld befand.
„Ungewöhnlich“, murmelte er und versuchte, durch den grauen Dunst zu spähen. Auch wenn er nahe bei seinem Haus stand, so konnte er das Licht, das durch die Fenster schimmerte, nur als grobe Lichtkegel erkennen, die relativ schnell verblassten, je weiter man den Blick vom Haus weg wandte.
Plötzlich befiel ihn ein unangenehmes Gefühl und ohne großes Nachdenken setzte er sich in Bewegung; Sinda würde den Weg durch diesen Nebel nie zurück finden.
Pläne , Lysep hasste Pläne , da sie nie wirklich funktionierten.
Das geordnete Chaos regierte die Welt, ein Chaos das man lenken und doch nicht ganz für sich steuern konnte.
Diese Nacht bewies es nur zu gut, ja sie hatten sich genähert...so wie sie es sich dachten, Alania konnte ihr Lager aufbauen doch dann ...
...zog Nebel auf, schleichend strich er erst um ihre Knöchel und nahm zu , kroch ihre Waden hinauf und umstreifte schliesslich in dichten Schwaden ihr Kleid , belegten es mit feuchten Tau.
"....Flussweib," knurrte sie mit verengten Augen und spähte fröstelnd durch die dichte Waschküche," ...den Suppenabend unter Sternen können wir vergessen."
Sie legte ihre Arme reibend um sich und zupfte ihr weiteres Tuch, das ihr um den Schultern lag wärmend enger an ihr Leib.
War dort eben dieser Kerl um das Haus gerannt, sie runzelte die Stirn als sie ihn mit einem Eimer Wasser zurückkommen sah um die Dicke zu wecken. Sie war ungehalten über das sich veränderte Wetter, so plötzlich wie es kam und doch konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen als Luidvika wie vom Affen gebissen aufschreckte.
" Ich würde euch ja gern eine wärmende Suppe anbieten, Gute Frau ...doch deucht mir, das Mädchen hat etwas dagegen, da sie statt Feuerholz nur diesen unseglichen Nebel entsandte," wärmend rieb sie sich die Oberarme und ging auf die beiden zu.