Wo war er nur rein geraten? Dabei hatte der Tag so nichts sagend angefangen. Und jetzt? Jetzt sah er sich zum wiederholten Male mit der Äußerung konfrontiert, ein Schürzenjäger oder unsittlicher, unersättlicher Strolch zu sein.
Marxzes seufzte schwer; dabei waren diese drei Frauen – die Zigeunerin mit eingeschlossen – mehr, als er in den 8 Jahren, die nunmehr sein Leben als Einsiedler umfassten, kennen gelernt hatte. Innerhalb der letzten 15 Jahre kam nur noch eine Frau dazu; sie war eine Bauernmagd, die er auf einem Hoffest eines Freundes seiner Eltern kennen gelernt hatte. Ein dralles Ding, damals Mitte 20 und von einer einfachen Schönheit; eine Schönheit, die sie – in Kombination mit etwas Alkohol – dazu nutzte, um an ihm einen wilden, gierigen Akt der Mannwerdung zu vollziehen. Dass sie dabei Dinge mit ihm getan hatte, für die eine Frau, die ihren Lebensunterhalt in einem gewissen Gewerbe verdient, einen saftigen Obolus verlang hätte.
Abermals seufzte der Feuermagier schwer und setzte – mit dem Wissen, dass es nicht das letzte Mal sein würde – wieder zu der Erklärung an, die er bereits der beleibten, nun grade ohnmächtigen Frau, gegeben hatte. „Weder die Dame, die dort zu den Hufen eurer gewaltigen Rösser liegt, noch die junge Dame an meiner Seite sind in keinster Weise dem zuzuordnen, was ihr glaubt.“. Weitere Worte wollte er darüber nicht verlieren, da er schon im Gesicht der Zigeunerin sehen konnte, dass sie seine Erklärung allenfalls für eine äußerst billige Rechtfertigung seiner perversen Neigungen hielt.
Zum dritten Male stieß Marxzes einen Seufzer aus, kam jedoch gleichzeitig auf den Gedanken, wie wohl die Ohnmächtige darauf reagieren würde, wenn sie sich selbst mit den Vorwürfen konfrontiert sah, die sie Sinda vorgelegt hatte. Mit Mühe und Selbstbeherrschung konnte er ein Lächeln von seinem Gesicht fern halten, doch allein diese Vorstellung heiterte ihn etwas auf. „Ihr habt jedoch Recht: es liegt mir fern, des Nächtens wildfremde Menschen – zudem Frauen, die offensichtlich allein zu reisen geruhen – hinterrücks um ihr Leben zu bringen.“. Er wusste nicht, warum er es tat und hatte dabei auch ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, doch fügte er hinzu: „Wenn ihr euch um eure Reittiere gekümmert habt, lade ich euch in die Wärme meines Heimes ein.“.
Damit wandte er sich an Sinda, die die ganze Szenerie mit unverhohlener Skepsis, aber auch mit Interesse verfolgt hatte. „Würdet ihr so gut sein und mir helfen, unsere Unbekannte in mein Haus zu befördern? Ich schätze, dass ich nicht über genügend Kraft verfüge, dies allein zu bewerkstelligen.“





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